
47. Verhör
Conall, Felix und Tigran vom FBIS sehen sich gemeinsam die Aufnahme des Verhörs mit dem gefangenen Jäger Nr. 4 an, in dem der Agent versucht, den jungen Mann zu knacken und zur Mitarbeit zu bewegen. Angespannt beobachten die beiden Ermittler das Geschehen weil der Agent nicht bereit ist ihnen zu sagen wie es ausgegangen ist. "Ihr müsst schon alles ansehen damit ihr euch eure eigene Meinung bilden könnt." Conall knurrt leise aber er zwinkert auch und auf den fragenden Blick ihres Gastes hin tätschelt Felix beruhigend die Hand seines Freundes, die immer noch auf seinem Oberschenkel ruht, und erklärt lapidar: "Ungeduld! - Wölfe halt." Das bringt den Agenten zum Lachen.
"Also bist du bereit die Verantwortung für all ihre Taten zu übernehmen, in der Hoffnung dadurch deinen Bruder zu beschützen?" Der Unglückliche zuckt nur ergeben mit den Achseln. "Das ist alles was ich noch tun kann." Der Agent schüttelt ungläubig den Kopf, lehnt sich nach hinten gegen die Wand und verschränkt seine Arme vor der Brust. "Aktuell können wir dir alle Verbrechen mit den Kindern zur Last legen. Wir haben bereits eine Tonaufnahme von dir, die deine Beteiligung an einer Entführung beweist. Wir finden sicher auch DNA-Spuren von Sabia an deiner Kleidung und du wurdest mit einem der Kinder gesehen." Der Agent hofft noch immer, den Mann zum einknicken zu bringen, indem er ihm das ganze Ausmaß der Situation vor Augen führt doch wieder interessiert es den Mann in der Mitte nicht, was aus ihm wird.
<Wer schützt seinen Bruder wenn er für die Männer in den Knast geht, hat er sich das überlegt?> Conalls innerer Beschützer findet die Haltung des jungen Mannes nicht gerade vernünftig aber im Video kommt jetzt doch noch Bewegung ins Spiel weshalb er das Thema erst einmal nicht weiter erörtert.
Faol wäre nicht der Alpha der er ist, wenn er nicht noch etwas in Petto hätte. Dabei nutzt er erneut einen Winkelzug der nicht unbedingt zu einem Wolfs-Hybriden passt, doch Lügen, oder wie in diesem Fall Halbwahrheiten, sind für einen Menschen ja auch nicht so leicht zu erkennen wie für einen Gestaltwandler. "Unglücklicherweise wird ihn dass nicht vor Conall und Felix schützen. Die beiden kennen alle beteiligten Jäger, wissen wo euer Hauptquartier ist und wo die versteckte Tür zu den vermissten Kindern ist."
Diese Aussage lässt den Gefangenen erschreckt aufhorchen und endlich zeigt sein Blick einen Anflug von besorgtem Interesse während er mit seinen Handflächen über den Overall an seinen Oberschenkeln reibt und endlich etwas Nervosität offenbart. "Was haben die beiden vor?" Der Alpha zeigt nur mäßiges Bedauern für die Konsequenzen, die dessen Entscheidung nach sich ziehen. "Sie sammeln gerade ein paar Verwandte der vermissten Kinder um sich um euer Hauptquartier zu stürmen und sie zu befreien. Dein Bruder versorgt diese Kinder, richtig?"
"Hm, Du weißt schon, dass wir weder Monster noch Killer sind, oder?" Der Agent vor dem Laptop nickt auf Conalls belustigte Aussage hin und grinst verlegen. "Hab ihm gesagt dass ihr zu den guten gehört." Felix lacht auf. "Aber?" Wieder deutet er nur auf das Video.
"Sie arbeiten für das Gesetz und werden sicherlich alles tun um Gewalt zu vermeiden." Diese Worte des Agenten im Video könnten den Mann vielleicht beruhigen, wenn sie etwas überzeugender ausgesprochen würden. Stattdessen relativiert Faol diese Versicherung noch weiter mit einer skeptischen Anmerkung die er kopfschüttelnd vorbringt. "Aber ob sie es wirklich schaffen die verärgerten Mütter davon abzuhalten deinen Bruder lebendig zu zerreißen wenn er zwischen ihnen und ihre Kids gerät? Ich wage das zu bezweifeln." Auf einmal kommt Leben in den Mann im Overall als er aufspringt und beginnt, rastlos im Raum auf und ab zu laufen und leise vor sich hin zu fluchen. Die beiden anderen bleiben scheinbar gelassen und beobachten ihn mitleidig.
Was wirst du jetzt tun? Auf diese Weise kannst du deinen Bruder nicht retten. Welche Bedrohung ist jetzt größer? Die der Jäger oder die der Gestaltwandler? Die Ermittler müssen ihre Gedanken dazu nicht austauschen, ein kurzer, wissender Blickkontakt reicht ihnen aus, bevor sie sich wieder auf das Video konzentrieren, das jetzt eindeutig eine Wendung genommen hat, die ihnen besser gefällt.
Faol schlägt jetzt einen sanfteren Ton an und spricht mit einer ruhigen, tiefen Stimme zu dem Verzweifelten. "Es gibt einen Weg sicher zu stellen, dass dein Bruder unbeschadet und am Leben bleibt." Und endlich haben die beiden die Aufmerksamkeit des großen Bruders. Sie zeigen ihm die Fotos, eins nach dem anderen, und zählt die Fakten auf, die sie bisher gesammelt haben.
Nr. 1 - Kidnapper: Multimillionär, Landbesitzer, einflussreicher Geschäftsmann und involviert in die Entführungen.
Nr. 2 - Trapper: Geschäftsmann und Hobby-Jäger mit wenig Einfluss aber großer Gewaltbereitschaft. Er kümmert sich um die Fallen und ist mit Sicherheit ein Mörder.
Nr. 3 - Richter: Als solcher hat er die Macht und den Einfluss die anderen zu beschützen.
Der Kurier zittert am ganzen Körper als er die Bilder der drei sieht und begreift: "Ihr wisst von ihnen allen? Sogar von dem Richter?" Der Agent nickt und zeigt noch die letzten beiden Bilder. "Genauso wie von dir - dem Kurier und deinem Bruder - dem Pfleger und Spion." Bewusst lässt er das Bild des Jüngsten offen als er das Handy auf den Platz auf der Bank legt, wo der Gefangene vorhin gesessen hat.
"Was wollt ihr von mir?" In seiner Stimme liegt soviel Resignation, dass man fast Mitleid mit ihm bekommen könnte, während sein Blick wie geplant auf dem Bild seines Bruders hängen bleibt. Die Männer bleiben bewusst sitzen und lassen sich von der Unruhe des Gefangenen in keinster Weise beeinflussen. Noch immer mit verschränkten Armen und angelehntem Rücken erklärt Tigran nüchtern, was sie so dringend für ihren morgigen Plan brauchen. "Einen Grund für ein Durchsuchungsbefehl für das Hauptquartier und ein komplettes Geständnis von dir und dem, was du wirklich getan hasst!"
Faol beugt sich lässig vor, die Unterarme auf den Oberschenkeln abgestützt schaut er mit eisblauen Augen von unten zu dem vor ihm stehenden Mann hoch und fordert außerdem alle Informationen ein, die er über die Nachbarschaft geben kann aus der er gekommen ist als sie ihn hops genommen haben. "Versprecht ihr mir, meinen Bruder zu beschützen?" Die Hände des Kuriers öffnen und schließen sich immer wieder nervös an seinen Seiten doch tapfer hält er dem Blick des Wolfwandlers Stand wärend Tigran ihm sogar mehr als das verspricht. "Wir werden ihm die Möglichkeit geben uns zu helfen und sich so Pluspunkte für sein Gerichtsverfahren zu verdienen." Das lässt ihn erneut zusammen zucken doch dann gibt er auf, denn natürlich werden sie alle vor Gericht landen, davor wird er auch seinen Bruder nicht schützen können. "Okay, wo soll ich anfangen?"
Zur gleichen Zeit wird Heya mit jeder weiteren Stunde ohne eine Nachricht der beiden immer unsicherer. "Wieso haben sie mir erst Hoffnung gemacht, wenn sie nicht an mir interessiert sind?" Sie erinnert sich an Felix, der sie unbedingt heim fahren wollte, damit er sie wiederfinden kann. Dabei fällt ihr plötzlich siedend heiß ein, dass sie ganz vergessen hat die Rezeption zu informieren, dass ihre Männer durchgelassen werden sollen. Schnell greift sie zum Haustelefon und wartet, bis der Manager sich meldet. Dann gibt sie ihm ihren Namen und die Apartment-Nummer durch und beauftragt ihn, Felix Cougar und Conall Wolf von CF Ermittlungen jederzeit zu ihr hoch zu schicken. "Und wehe ihnen, wenn sie oder ihre Lakaien sich hierbei wieder zu irgendwelchen kindischen Streichen hinreißen lassen."
Sie läuft mit dem Hörer in der Hand in der Wohnung auf und ab und stärkt damit noch ihren Zorn, den sie in diese Drohung legt. "Wenn sie das versauen werde ich sie persönlich und ihre Firma verklagen, denn diese Sache ist wichtig." Und weil sie gerade so schön in Fahrt ist setzt sie noch ein paar weitere Drohungen oben drauf. Sie hatte immer das Gefühl, dass der Manager einfach nur zu faul ist, um seine Mitarbeiter anständig zu führen aber sie ist sich sicher, dass er nicht zulassen wird, dass er wegen deren Einstellung selbst Ärger bekommt. "Ich werde dieses Mal nicht klein beigeben und wenn es sein muss werde ich dieses ganze Haus kaufen und ihren Vertrag kündigen. Oder noch einfacher, ich werde ihre Firma kaufen und sie dann rausschmeißen, haben sie mich verstanden?"
Zum ersten mal zeigt sie keinerlei Bereitschaft klein bei zu geben oder einen Rückzieher zu machen. Sie lässt nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie das tun kann und auch wird. Und zum ersten mal wird sie von dem Mann wirklich ernst genommen. Ihr Auftrag wird noch einmal wiederholt und dann bestätigt. Der Manager versichert ihr, dass er die Wichtigkeit an alle Angestellten weiter geben wird. "Sie können sich auf mich verlassen."
Weil er es wohl gewohnt ist, dass die Wohnungseigentümer selbst auflegen, sobald sie fertig sind, bemerkt er nicht, dass die Leitung noch steht, als er sich mit seinem Auftrag dem Rezeptionisten zuwendet. Auf diese Weise bekommt Heya im Hintergrund eine Auseinandersetzung mit, der sie mit angehaltenem Atem und wachsender Begeisterung lauscht..
"Wow, eine Anordnung dieser fetten Kuh? Ups, die Notiz ist versehentlich in den Mülleimer gefallen." Der verächtliche Tonfall des jungen Mannes wird jäh unterbrochen vom wütenden, schneidenden Ausruf des Managers. "Jetzt reicht es mir aber endgültig mit dir, pack deine Sachen und verschwinde, du bist gefeuert." Daraufhin beginnt der junge Mann zu zetern und sich aufzuregen. Wieso auf einmal schert es den Manager, was diese Frau sagt? "Du hast selbst gesagt sie sei nur unbedeutend." doch der Chef bleibt ruhig und unversöhnlich. "Ich habe dir auch gesagt, du sollst es nicht zu weit zu treiben. Sie ist immer noch weit bedeutender als du. Und nun raus hier. Ich will dich hier nie wieder sehen."
Heya legt endlich auf und fragt sich zufrieden grinsend, ob der Mann sich jetzt wohl die Mühe macht und mal ihren Hintergrund überprüft um heraus zu finden, wie wichtig sie wirklich sein könnte. "Wenn sich einer von denen zwischen mich und meine Männer stellt, werden sie noch ihr blaues Wunder erleben."
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