25. Asyl
Conall startet den Wagen umgehend und fährt sie zu sich nach Hause. "Er hat mich einfach rausgeschmissen. Es gibt keine Verbindung mehr. Ich bin alleine. Wie soll irgendetwas jemals besser werden?" Mit für seine Verhältnisse viel Geduld und beruhigender Stimme versucht er sie in ihrer Litanei zu unterbrechen. "Er hat es getan um dir eine Chance zu geben das Richtige zu tun." Sie schüttelt nur den Kopf denn sie kennt nicht einmal die Hälfte der Hintergründe hinter diesem Spiel und hat keine Ahnung, dass sie darin nur eine Figur ist, die herum geschoben wird. "Und was denkst du ist das? Soll ich das erste Mitglied deines Rudels werden?" Trotz ihrer Situation klingt in ihrer Stimme nicht nur Sarkasmus sondern auch eine geringe Hoffnung mit die beweist, wie verzweifelt sie wirklich ist. <Ich will sie nicht,> stellt der Wolf sicherheitshalber klar und bringt seinen Menschen damit zum grinsen.
"Ich habe nicht vor, ein eigenes Rudel zu gründen. Felix und ich suchen nach dem einen Mädchen dass uns in einer Triade komplettiert und wir haben sie in dieser Stadt gefunden." Ihre Augen weiten sich. "Ich?" <NEIN!> "Nein, tut mir leid. Du gehörst zum Stadtrudel." Daraufhin fängt sie wieder an zu weinen und Conall legt ihr tröstend einer Hand auf die Schulter, während er die andere am Lenkrad hat. "Nicht mehr," schluchzt sie und er versucht sie erneut, aus diesem Gedanken Karussell heraus zu bringen. "Sabia, ich weiß, dass du einen Fehler gemacht hast, aber ich denke, dass du dazu gezwungen wurdest. Womit hat er dich erpresst?"
Diese Worte bringen sie tatsächlich dazu, inne zu halten und sich statt dessen vollkommen zu verspannen, während sie ihn ängstlich ansieht. "Wer?" Das sie dabei weiter trocken aufschluchzt weil ihr Körper nach Luft schnappt, kann sie nicht verhindern. Bevor sie erneut in Tränen ausbrechen kann versucht es der Ermittler mit einem Schuss ins Blaue und beschreibt den Verdächtigen. Ihre Augen werden noch größer und sie keucht auf. "Wie kannst du ...? Woher weißt du das?" Seinen Stolz kann er nicht ganz verbergen doch er hat nicht vor, sich ihr zu erklären und zwinkert ihr daher nur zu. "Das ist mein Geheimnis." Mittlerweile sind sie am Wohnwagen angekommen und er stellt den Motor ab und wendet sich ihr zu um sie eindringlich zu beschwören. "Ich möchte, dass du mir einfach eine Weile vertraust, okay? Wenn du mir bei meiner aktuellen Aufgabe hilfst dann wird der Tag kommen, an dem Faol dich zurück nehmen wird. Dessen bin ich mir ganz sicher."
Sie schüttelt ungläubig den Kopf aber hört wenigstens auf zu weinen. "Oder willst du vielleicht gar kein Teil seines Rudels mehr sein? Ich habe gehört die Schwachen haben eine schwere Zeit dort." Jetzt legt sich ein winziges Lächeln auf ihre Lippen - nur für einen kurzen Moment aber es entgeht dem Wolfwandler nicht. "Er ist einer von den Guten und versucht sein Bestes. Aber ohne eine Frau oder wenigstens einen Omega ist er derjenige mit den Problemen. Und er ist immer so einsam. Kannst du dir etwas schlimmeres vorstellen als in einem riesigen Rudel allein zu sein?" Diese sanften Worte voller Zuneigung von einer jungen Frau gesprochen, die gerade eben erst ihren Status als Erwachsene erlangt hat und so schäbig behandelt worden ist, überraschen Conall über alle Maßen. "Du magst ihn. Ich dachte die Schwachen fühlen sich nicht genug geschützt und machen den Ärger in dem sie mit den Jägern zusammen arbeiten."
Jetzt wird das junge Mädchen regelrecht trotzig. "Tue ich nicht und ich glaube auch nicht, dass die anderen das tun. Aber einige von uns haben ein paar falsche Entscheidungen getroffen, als der alte Alpha starb und einige der niederen Wächter wissen davon und erpressen uns seitdem damit. Sie behandeln uns echt mies und es gibt für uns niemanden, zu dem wir gehen können."
<Wenn sie seine Tochter wäre könnte sie seine Omega sein.> Conall findet diese Idee nicht mal schlecht und lässt es seinen Wolf auch wissen. An Sabia gewandt fragt er sie weiter nach dem Erpresser aus. "Also wer ist der Mann, den ich vorhin beschrieben habe?" Sie hat jetzt keinen Grund mehr, die Geheimnisse zu bewahren und antwortet ohne zu zögern. "Er ist einer der niederen Wächter mit hohen Ambitionen, sein Name ist Maccus." - "Und wer hat deinem Verteidiger geholfen und ihm von dem erzählt, was im Büro passiert ist? Weißt du das auch?"
Ihre Bewunderung für den fremden Wolfwandler wächst erneut an. "Es ist, als ob du die Gedanken von jedem lesen könntest," haucht sie, doch er schüttelt nur lachend den Kopf. "Kann ich nicht - ich bin nur ein sehr aufmerksamer Beobachter." Sie nickt verstehend und beantwortet ihm dann auch diese Frage. "Maccus hat all seinen Untergebenen die Aufnahmen aus dem Büro gezeigt um uns gegen euch aufzubringen. Einige von ihnen haben versucht, mir mit diesen Informationen zu helfen." Der Mann nickt zufrieden, denn das passt perfekt in das Bild, dass er sich gemacht hat. "Seine Untergebenen, wie du sie nennst, sind sie alle wie du? Oder steht jemand loyal zu diesem Maccus?" Sabia zuckt zusammen, bei dem Vorwurf der Illoyalität doch Conall beschwichtigt sie mit einem Blick. "Er nennt uns ... sie ... so, und ich kenne nur eine, die ihm überall freiwillig hin folgen würde. Sie glaubt, seine Gefährtin zu sein und will, dass er sie irgendwann markiert. er nutzt das jedoch nur gnadenlos zu seinem Vorteil aus."
Plötzlich klopft es an die Fensterscheibe und Sabia schreit erschreckt auf doch Conall lacht nur und öffnet die Tür um seinen Liebsten anzuschauen. "Wollt ihr noch den ganzen Tag im Wagen verbringen oder kann ich ihn haben um zum Markt zu fahren?" Die beiden steigen daraufhin aus und die Jungs tauschen noch einen innigen und langen Kuss, bevor Felix sich hinters Steuer schwingt und davon fährt. Er muss ein paar Zutaten für den Salat besorgen, den sie zum Grillen mitbringen wollen. "Ihr seid ein Paar? Wow, ich hätte nicht gedacht ..." Sie hält verlegen inne und er lacht. "Was? Dass wir schwul sind?" Sie errötet und nickt aber er lächelt nur und zwinkert ihr zu. "Es ist nichts, was jeder sofort erfahren muss und es ist auch nur die halbe Wahrheit."
Dann geht er voraus und lädt das schüchterne Mädchen in den Wohnwagen ein, der ihr vorübergehend Asyl bieten wird. "Also komm, Sabia, ich zeige dir unser Heim und wir setzen uns und reden etwas über dich, deine schlechten Entscheidungen in der Vergangenheit und wie wir uns jetzt gegenseitig helfen können."
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