23. Wild Thing
"Was geschieht jetzt?" Wieder unter sich wendet sich Felix fragend an seinen Partner der jedoch auch keine genaue Antwort geben kann. "Das ist jetzt allein Faols Entscheidung. Nun weiß er, dass etwas faul ist und kennt zumindest eine darin verwickelte Person. Du kannst in einem Rudel nichts wirklich geheim halten. Zumindest nicht direkt vor den Augen des Alphas, wenn diese auf dich gerichtet sind." Diese Information sorgt für viele Falten auf der Stirn des Braunhaarigen. Seine Unterarme liegen auf seinen breit aufgestellten Beinen, seine Hände sind gefaltet und er lässt den Kopf hängen. "Was wird aus uns, wenn wir eine Triade gründen? Wenn wir zu einer Familie heran wachsen?" Das Erlebnis dort im Rudel hat ihn regelrecht schockiert und seine Abneigung gegen große Gruppen erneut geschürt. Conall, der noch immer neben ihm sitzt, legt ihm eine Hand auf den runden Rücken und streichelt ihn beruhigend mit kreisenden Bewegungen.
"Ich glaube nicht, das wir zu etwas wie einem Wolfsrudel mutieren. Die Struktur einer solchen Gruppierung ist in vielerlei Hinsicht nützlich, aber keine dieser sinnvollen Eigenschaften passt zu uns und unserer Lebensweise." Er macht eine kleine Pause, damit diese Worte erst einmal bei seinem Freund einsinken können, bevor er klar stellt: "Ich will auch überhaupt nicht der Alpha-Wolf eines großen Rudels, geschweige denn ein Mitglied davon werden. Niemals werde ich zu irgendeinem Rudel größeres Vertrauen haben als zu dir. Außerdem liebe ich dich und unsere Partnerschaft viel zu sehr und möchte nichts daran ändern. " <Wir sind Gefährten.> Die Biester bestätigen es gleichzeitig ihren Männern, als ob das alles erklärt, und für sei tut es das auch.
Sein Geliebter ist noch immer nicht ganz überzeugt. "Aber sie wird es möglicherweise trotzdem tun." Dem kann der Dunkelhaarige nicht widersprechen. "Ich weiß, aber wir haben beschlossen dem ganzen eine Chance zu geben und nun gibt es keinen Weg mehr zurück. Nicht ohne die Harmonie mit unseren Tieren noch mehr zu zerstören. Felix, ich verspreche dir, wir finden einen Weg. Wir haben es bis jetzt ziemlich gut hinbekommen und das werden wir, wenn sie wirklich unsere Seelenverwandte ist, auch mit ihr." Er wirft ein Bein über die Bank auf der sie sitzen um rittlings darauf und Felix zugewandt zu sitzen und zieht ihn nun, endlich, in seine Arme und Felix lässt es zu und sich von ihm halten und trösten.
"Sie sind heute wirklich ruhig geblieben, oder?" Felix lächelt und Conall weiß, wovon er redet. Seit sie dieser Frau im Restaurant begegnet sind verspürten die Jungs den ständigen, unterschwelligen Drang ihrer Tiere, sie wiederfinden zu müssen, der jedoch nachgelassen hat. <<Ich warte auf den Sonntag.>> Die einheitliche Antwort der beiden Biester, die von einem starken aufleuchten der Augen begleitet werden, lässt die Männer auflachen.
Heya sitzt auf ihrem Bett, ihr Rücken lehnt gegen die Wand hinter dem Kopfende des Bettes, ihre Knie sind angezogen, die Füße auf der Matratze abgestellt. Auf ihrem Schoss liegt ein Kissen und darauf steht ihr Laptop. Ein arbeitsreicher Tag liegt hinter ihr, denn endlich konnte sie sich wieder auf ihre Schreiberei konzentrieren ohne dauernd an die beiden Männer aus dem Restaurant zu denken. Nun öffnet sie ihren heimlichen Blog. Dort gibt es bereits viele Nutzer, die ihre Geschichten lesen und kommentieren, und neue kommen jeden Tag hinzu. Als sie sich die Liste der neu Registrierten anschaut stößt ein Name dabei auf ihr Interesse.
"Strong Wolf, was für ein Name ist das denn?" Ihre Phantasie beschwört sofort das Bild eines Menschen herauf, der sowohl ein starker Mann als auch ein wildes Tier sein will. "Was für ein Glück, dass ich dazu neige, mir etwas schönes und aufregendes vorzustellen." Lacht sie laut auf. Immerhin könnte sich dahinter genauso gut ein Monster verbergen, der sein Selbstbewusstsein unbedingt aufputschen muss, in dem er ein sowieso schon starkes Tier mit diesem Attribut noch extra stark machen muss um sich selbst zu bestätigen. Heyas Erfahrungen mit Männern waren nicht besonders angenehm und das begann bereits mit ihrem Vater, als sie noch ein kleines Kind war. Trotzdem hat sie nie aufgehört, auf den richtigen Mann zu hoffen. Sie mag Männer und das lässt sich nicht ändern, obwohl sie es schon einmal versucht hat.
Heya erinnert sich lieber an das Mädchen aus diesem Versuch zurück als an ihren Vater. Ihre Freundin war so liebevoll und so in sie verknallt, dass Heya sich als etwas Besonderes gefühlt hat. Die Hitze steigt ihr noch heute in die Wangen, wenn sie an diese eine Nacht zurück denkt und welche Befriedigung sie dabei erfahren hat. "Leider konnte ich ihr das nicht auf die selbe Weise zurück geben. Und ich habe etwas sehr wichtiges vermisst." Wieder springen ihr die beiden Männer aus dem Restaurant ins Gedächtnis. "Oh nein, ich dachte ich wäre über sie hinweg. Ich hab mich noch nie zu irgendwem so hingezogen gefühlt wie zu zu ihnen. Und dabei hab ich sie nur für ein paar Minuten gesehen. Was passiert, wenn ich eine Stunde oder mehr mit ihnen verbringe?"
Sie beschließt, dem Wolf auf seinen Wegen durch ihren Blog zu folgen um zu sehen, ob er selbst etwas verfasst oder irgendwelche Kommentare zu ihren Geschichten hinterlassen hat. Das Ergebnis sorgt jedoch für einige Unruhe bei ihr. "Nur zwei Kommentare und den ersten zu meiner letzten Spionagegeschichte im Restaurant." Gespannt überfliegt sie, was er geschrieben hat.
Zwischen allen Kommentaren gibt es immer ein paar, die in eine Rolle schlüpfen um zu antworten oder ihre Geschichte mit eigenen Ideen fortführen. Aber Heya erkennt augenblicklich, was sonst kein Leser dieser Nachricht erahnen kann. "Er ist einer von ihnen. Sie haben mich gesehen und gehört, aber mich nicht aufgehalten. Und jetzt suchen sie mich? Habe ich etwas gesehen oder gehört, von dem sie nicht wollen dass ich es weiß?" Trotzdem passen ihre Gedanken nicht ganz zu den Worten. Wie sie es dreht und wendet, das Ganze ergibt irgendwie keinen Sinn. "Die Männer von denen er schreibt scheinen keine Bedrohung zu sein und waren lediglich unaufmerksam. Aber diese Biester, die so nach einer Bedrohung klingen, mögen mich? Ich versteh es einfach nicht."
Ihr Herzschlag beschleunigt sich und sie erzittert. Sie liest seine Zeilen noch ein paar mal bevor sie beschließt auch den zweiten Kommentar zu lesen. Vielleicht bringt der ja etwas mehr Licht ins Dunkel. "Zu meiner Geschichte von Ihnen über die perfekte Arbeitspause. Das kann kein Zufall sein, oder?"
"Sie begehren mich? Warum? Wofür? Und was steckt hinter diesen Biestern?" Ihr Verstand ist alarmiert wegen dieser für sie offensichtlichen Drohung aber ihr Herz beginnt bei diesen Worten zu flattern und sie versteht einfach nicht warum. "Sind diese schönen Worte dazu gedacht, mich hervor zu locken? Aber warum erschreckt er mich dann mit dem Gerede über Biester? Oder mag er mich wirklich? Aber wie sollte er das erkennen? Nur von einem kurzen Blick in die Dunkelheit?" Sie ist total überfordert von den widersprüchlichen Gefühlen in ihr und den ebenso wirkenden Worten dieser Texte. Dabei entgeht ihr völlig, dass die Männer aus dem Restaurant eigentlich nur in ihrer Fantasie an diesem Ort gewesen sind und somit verpasst sie deren Verbindung zu den Campern in dem silbernen Wohnwagen.
"Zumindest ist es eine Aufforderung, mich meinem Schicksal zu stellen." Die Neugier ihrer inneren Autorin drängt sie dazu, ihm eine private Nachricht zu schicken, aber ihre schlechten Erfahrungen mit Männern stärken die Sorgen ihres Verstandes. "Sollte es mir wirklich vorherbestimmt sein, dann wird dieser sonnige Tag kommen. Und wenn du einer der Guten bist, dann wirst du es schaffen mich zum bleiben zu bewegen."
Sie kuschelt sich noch tiefer in ihre Kissen und seufzt. Wieso kann sie sich nur einfach nicht mehr von den Gedanken an diese zwei lösen? Nie zuvor hat sie der Anblick eines Mannes so nachhaltig in den Bann gezogen. Sie sinkt mit den Bildern der beiden Männer vor Augen in einen tiefen Schlaf voller Träume.
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