21. Streit
Auf dem Weg zu ihrem nächsten Termin beginnt Conall damit, über das Leben in einem Wolfsrudel zu reden und was es einem Wolf wie ihm bedeutet. "Es ist wie in einer riesigen Familie, nur viel besser. Du kannst jedem vertrauen und wenn es einen starken Alpha gibt kann das Rudel zusammen arbeiten wie eine Einheit." Seine Schwärmerei kommt bei seinem Freund nicht so gut an. "Vergiss nicht, dass es unter ihnen einen Verräter gibt, vielleicht sogar mehrere. So viel zum Thema Vertrauen." Felix muss sich erneut mitten unter viele Wölfe begeben und mag das überhaupt nicht. Aber noch viel schlimmer für ihn ist die Sehnsucht, die er aus den Worten seines Partners heraus hört. Das macht ihn besonders unsicher und deshalb wütend. Er ist eigentlich immer der ruhige und nette Junge der nach friedlichen Lösungen sucht. Aber wann immer seine Welt erschüttert wird tendiert er dazu um sich zu beißen. Dann kommt der Einzelgänger in ihm zum Vorscheinen, der alle vertreiben will, so dass er mit seiner Misere alleine bleiben kann.
Alles was er jetzt gerade benötigt ist eine Bestätigung seines Liebsten, dass er ihn mehr braucht als alles andere. Aber statt ihn zu beruhigen und ihm seiner Liebe zu versichern, reißt der die Wunde nur noch mehr auf und gießt Öl ins Feuer seines Zorns. "Faol ist ein starker Anführer und mit Irven hat er einen guten Beta an seiner Seite. Leider braucht ein so großes Wolfsrudel auch einen Omega, mit einer Triade hätte er diese Probleme nicht." Sein Wolf ist mit dem, was Conall tut, überhaupt nicht einverstanden. <Was macht du da? Hör auf ihm weh zu tun und sag ihm, dass wir ihn lieben.> Der Beifahrer wird still und auch der Fahrer hört nicht auf sein Tier sondern konzentriert sich statt dessen auf das Fahren.
<Er will das auch für sich, er möchte ein Teil davon sein. Ich bin es, der ihn davon fern hält.> Nachdem er erfahren hat, dass Conall heute ein Teil dieses Rudels sein könnte, wenn er nicht gewesen wäre, ist er noch unsicherer doch sein Puma lässt sich davon nicht beirren. <Das ist nicht wahr. Er liebt uns. Sein Wolf liebt uns. Er will nichts daran ändern.> Sein Problem ist, dass die Zufriedenheit seines Partners für ihn an erster Stelle steht. Aber könnte er wirklich mit ihm in einem großen Rudel leben? <Wenn es mich damals nicht gegeben hätte, wäre er zwischen ihnen aufgewachsen.> Das Biest in ihm lässt ihn nicht nur fühlen, dass das keine Alternative gewesen wäre. Es ist auch absolut davon überzeugt, dass Felix sich hier etwas einredet. <Er ist nicht ohne Grund bei uns geblieben. Er kann unsere Verbindung genauso fühlen wie wir. Wir gehören zusammen.>
Der Katzenwandler leidet unter seinen Sorgen. Er will Conall nicht an dieses Rudel verlieren und doch sind sie jetzt erneut auf dem Weg dorthin. "Lass uns diesen Termin so schnell wie möglich hinter uns bringen." Am Rudelhaus angekommen werden sie vom Beta begrüßt. "Conall, Felix, was macht ihr den hier?" Seine Überraschung triggert in dem Braunhaarigen die Wut, die sich auf der Fahrt hierher in ihm aufgebaut hat und die sich jetzt in einem zornigen Ausruf entlädt. "Was wir hier machen? Ist das ein Scherz?" Sein Gegenüber hebt fragend eine Augenbraue an während der Mann an seiner Seite versucht, ihn etwas zu beruhigen. "Felix, bitte, vielleicht ist er nicht über unseren Termin informiert." Irvens überraschte Frage, mit wem sie heute einen Termin haben, bestätigt dies und heizt die Stimmung noch mehr an.
"Ich glaube das einfach nicht. Gestern hat er uns zweimal in Gefahr gebracht und jetzt versetzt er uns wenn wir hier sind um ihm zu helfen?" Seine Stimme wird lauter und seine Blicke verschießen verärgerte Blitze. Seine sonst so ruhige, freundliche, empathische Art weicht einem feurigen Temperament und nimmt fast schon aggressive Ausmaße an. Erneut versucht Conall ihn zu beruhigen in dem er sanft seinen Arm berührt. "Felix, reg dich doch nicht so auf, es ist sicher nur ein Missverständnis." Hat wohl jemals irgendwann irgendwo jemand auf diese Worte anders reagiert als damit, sich nur noch mehr aufzuregen?
Irven schaut sich um und entdeckt zu viele neugierige Beobachter. Deshalb entschließt er sich die Situation zu deeskalieren in dem er die beiden hinein und in Faols Büro führt. "Bleibt hier und bleibt bitte ruhig. Ich will nachsehen wo er ist." Damit verlässt er die beiden und Felix, ganz im Modus eines aufsässigen Einzelgängers, setzt sich hinter Faols Schreibtisch, einfach nur um respektlos zu sein. Sein Partner wandert statt dessen unruhig im Raum herum, bleibt immer wieder mal unerwartet an unterschiedlichen Stellen im Raum stehen um auf seine Uhr zu schauen, und macht damit um so deutlicher, dass man sie warten lässt. Verärgert schiebt er alles, was auf dem Tisch steht, herum, bringt es in Unordnung und versucht sogar, die abgeschlossenen Schubladen zu öffnen. Schließlich lehnt er sich im Sessel zurück und platziert seine Füße auf dem Tisch.
Conall steht jetzt mitten im Raum und schaut hinauf zur Lampe an der Decke. Er rollt mit seinen Augen als er Felix anschließend wieder ansieht. "Felix, benimm dich. Wir wollen dieses Rudel nicht zu unserem Feind haben." Der so Gescholtene seufzt auf und setzt sich wieder anständig hin. Langsam und widerwillig räumt er auch das Chaos auf dem Tisch wieder auf. Sich dem fügen zu müssen reduziert seine innere Anspannung aber nicht. Deshalb steht er auf und geht zum Fenster um hinaus zu sehen. Auf der Suche nach jemandem, den den er ärgern kann, hofft er darauf, dass es wirklich einen Spion gibt, der sie gerade jetzt abhört.
"Du w...., ich ha... es ... Wöl... ..ringt .. sein." Sagt er zu seinem Freund und teilt ihm den vollständigen Satz gleichzeitig per Mind Link mit. <<Du weißt, ich hasse es von Wölfen umringt zu sein.>> Der ist langsam echt genervt von dem Verhalten seines Partners und seiner Ablehnung von etwas, dass so schön sein kann. "Du gewöhnst dich besser daran. Irgendwann werde ich mein eigenes Rudel gründen." Felix dreht sich abrupt zu ihm um und schreit ihn mit zornigen Blicken an. "Ist das der wahre Grund warum wir hier sind? Um eine Gefährtin für dich zu finden damit du dein eigenes Rudel gründen kannst?" Sein ganzer Körper ist angespannt und steht auf Angriff und sein Freund macht automatisch einen Schritt rückwärts und beißt seine Zähne zusammen. Sein Kiefer mahlt deutlich während er seinen eigenen Ärger zurück hält, denn er will nicht mit ihm kämpfen. "Ich bin mir sicher, dass wir unsere Seelenverwandte hier finden werden. Und behaupte nicht, dass du das nicht auch willst." Felix schließt die Lücke zwischen ihnen erneut mit einem großen Schritt auf ihn zu und starrt Conall mit feurigen Blicken an.
"Wir hätten nicht wieder herkommen sollen. Du willst das haben, was Faol jetzt hat." Seine Wut überdeckt dabei den Schmerz, den er bei dieser Erkenntnis empfindet. In diesem Moment öffnet sich die Tür wieder und Irven erscheint erneut auf der Bildfläche. Besorgt sieht er mit in Falten gelegter Stirn zwischen den beiden hin und her. Er konnte Faol nicht auftreiben und fragt die beiden Ermittler jetzt, ob sie den Termin nicht irgendwie verwechselt haben könnten. Allein die Tatsache, dass er nichts darüber weiß, macht es für Felix unwahrscheinlich, dass er existiert, doch weder Irven noch Conall lügen, sein Biest würde das spüren können und somit ist seine sichtliche Verwirrung verständlich.
"Und wieso zur Hölle benutzt du nicht euren verdammten, ach so grandiosen Rudel-Mind-Link um ihn zu fragen?" Felix lässt seine Wut jetzt an dem Beta aus in dem er vor ihn tritt und ihn einmal gegen die Schulter schubst. Er bekommt nur ein einziges, kurzes Knurren als Warnung bevor der Weißhaarige den aufsässigen Katzenwandler ergreift und aus dem Büro zieht um ihn zu seinem Auto zu schleifen. "Genug jetzt. Du gehst besser und kommst lieber nicht so schnell wieder." Seine Stimme ist dabei ebenso laut wie die von Felix, aber mehr von einer kalten Wut beseelt, dazu bestimmt ihm Grenzen zu ziehen. Ganz anders als der Ärger, der heiß in Felix brennt und ihn genau gegen diese Barriere anrennen lässt. "Super. Conall bekommt seinen Willen und dich benutzt er dafür. Gefällt es dir herumkommandiert zu werden?" Ein weiteres Knurren entkommt dem 2. Anführer des Rudels. "Wie kannst du es wagen ..."
Der weiße Wolf schimmert bereits dicht an der Oberfläche durch und macht deutlich, dass der alte Mann den Kampf mit dem jüngeren nicht scheuen wird, wenn der sich jetzt nicht fügt. Um sie herum hat sich eine verärgerte Menge versammelt die ebenfalls zu knurren beginnt. Plötzlich übertönt eine harte Stimme die streitenden Männer und die unruhige Masse. Nicht laut aber doch weit genug tragend so dass alle ihn hören können und nicht nur gewohnt Befehle zu erteilen sondern auch absoluten Gehorsam einfordernd. Es besteht kein Zweifel, dass sein Wort hier Gesetz ist.
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