Bekannte Gesichter
Die Kneipe zu finden, von der Mrs. D gesprochen hatte, war eine Qual ganz für sich. Niemand schien sie zu kennen. Auf Stadtplänen sämtlicher Art war sie nicht verzeichnet, die Touristeninformation konnte darüber keine Auskunft geben. Es war zum Mäuse melken!
Giselle beschloss also sich in der Londoner Innenstadt auf die Lauer zu legen. Sollte ein Typ aus "Voldemorts" Zauberer-Sekte sich blicken lassen, so würde sie das sicher erkennen. Es wäre ja nicht das erste mal, dass sie ein Ziel müseelig ausfindig machen musste, trotzdem war es der Teil ihrer Arbeit, den sie am wenigsten mochte. Es war schon eine Schande, dass sie keine unterstützung aus der Datenbank mehr bekam. Damit wäre es eine Leichtigkeit gewesen, nach Terroristen, die sich für Zauberer hielten, zu suchen.
Giselle stöhnte genervt auf und stopfte sich einen Kaugummi in den Mund. Diese verdammte Sucht sollte sie sich vielleicht einmal abgewöhnen, aber sicher nicht heute. Erneut ließ sie ihre Augen über die Menge wandern. Verdammt, diese dämliche Warterei war ein Ehlend. Außerdem machte die Menge an Menschen sie nervös. Es war praktisch unmöglich sie alle im Auge zu behalten. Jeder von denen könnte ein Attentäter sein, der es auf sie abgesehen hatte. Beschissene Paranoia.
Eine Eule flog am Himmel vorbei. Seltsam. Giselle richtete ihr Gewehr auf den Vogel, der am helligen Tage wirklich nichts in London zu suchen hatte, doch die Eule war bereits verschwunden, bevor die Auftragskillerin beschließen konnte, ob sie sie herunter schießen sollte. Die Eule und das... Papier, das sie in ihren Klauen trug. Sehr verwirrend.
Gerade als Agent Redhorn ihre Augen wieder auf Londons überfüllte Straßen richtete, entdeckte sie ein bekanntes Gesicht, oder eher, einen bekannten Ohrring. Das Victoria Cross. Der höchste militärische Orden Englands. Giselle hatte sich ihre ganze beschissene Karriere nach dem Ding gesehnt, es aber nie bekommen. Und dann? Dann hatte die Scharfschützin Alxandre Popek, diese ehlende Wahninnige mit einem Männernamen, es erhalten und es propmt ihrer launischen Tochter, die nichts mit ihr zu tun haben wollte, gesteckt.
Dieses ehlende Mädchen, hatte Popek, die mitlerweile vom MI6 abgeworben worden war, selbst gesagt, dass sie keine Mutter wollte, die für die Regierung tötete. Dann hatte sie den Orden ihrer Mutter, den diese mit eben jenen Tötungen verdient hatte, doch genommen, und eine Ohrring daraus gemacht. Und das obwohl, Kathrin, oder "Baby Popek", wie die anderen Soldaten sie genannt hatten, an so ziemlich jede Verschwörungstheorie der Welt glaubte. Vermutlich hatte sie sogar einige davon erfunden.
Giselles Finger zuckten am Griff des Gewehres. Sie persönlich mochte Alexandres adoptierten Sohn Aldebaran ja viel mehr... aber Baby Popek könnte... ja, wenn jemand etwas von einer verrückten Sekte voller möchtegern Magier wusste, dann Baby Popek. Giselle verstaute das Gewehr und ließ sich zurück in die Menge gleiten. Ihre kalten, blauen Augen hefteten sich direckt an den Ohrring. Möglichst unauffällig folgte sie den schwarzen buschigen Haaren Baby Popeks, bis sie sie eingeholt hatte.
Giselles blasse, vernarbte Hand legte sich fest wie ein Schraubstock um Kathrins dunkelbraunen, markellosen Arm. "Mitkommen, Baby Popek", flüsterte sie und drückte der Tochter ihrer Kollegin eine Pistole in den Rücken, "Und kein Mucks zu niemandem." Kathrin gab mit einem abgehackten Nicken zu verstehen, dass sie verstande hatte. Giselle zog die junge Frau in eine Gasse.
"Hallo Baby Popeck, nett dich mal wieder zu sehen", grüßte Giselle und verstaute ihre Waffe, jedoch ohne Kathrins dünnen Arm los zu lassen. "Redhorn. Womit habe ich das jetzt verdient. Bitte sag mir, dass Alexandre dich nicht nach mir suchen lässt. Ich will nichts mit ihr zu tun haben!", fauchte die junge Frau wütend.
"Nein, ich bin in eigener Angelegenheit hier", entegnete die Attentäterin kühl. "Ach? Wer zahlt für meinen Tod? Ich habe das doch wirklich richtig gehört, oder? Du tötest doch für Geld?", zischte Baby Popek. Giselle musste lachen. "Ja, aber doch nicht dich. Ich brauche ein paar kleine Informationen von dir. Du kennst dich doch mit einem Haufen Spinnerkram aus? Ich muss etwas über einen Wahnsinnigen namens "Lord Voldemort" herausfinden."
Baby Popek zuckte panisch zusammen. "Das... Er ist doch nicht etwa dein Ziel, oder?", wimmerte sie. Ein wölfisches Grinsen breitete sich auf Giselles Gesicht aus. Kathrin wusste etwas. "Oh doch", antwortete sie. "Der ist eine Nummer zu groß für dich Redhorn!", winselte Popek mit weit aufgerissenen Augen. Die ehemalige Agentin schnaubte. "Wohl kaum. Ich habe schon Terroristen umgeschossen, bei dem Gedanken an die würdest du dich einscheißen. Wo ist er?"
Kathrin schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Ich bin schließlich kein Todesser, aber wenn ich du wäre, würde ich sofort aufhören ihn zu suchen. Wir Hexen und Zauberer sprechen nicht enmal seinen Namen aus, so gefährlich ist er und du... naja, du bist ein Muggel. Du hättest nicht einmal den Anflug einer Chance gegen ihn." Giselle lachte. "Lass das mal meine Sorge sein."
Natürlich hielt Baby Popek sich auch für eine Hexe, wer auch sonst? "Weißt du wenigstens, wo ich so einen Todesser herbekomme? Mein Auftraggeber hat etwas von einem Tropfenden Kessel erwähnt." Kathrin Popek schüttelte den Kopf. "Im Tropfenden Kessel sind sie nicht. Das ist... kein schwarzmagischer Ort. Ich würde es in der Nokturngasse versuchen. Da treibt sich haufenweise dunkles Gesindel herum."
Giselle verdrehte genervt die Augen. Wie komme ich da hin. "Wenn ich dich hinbringe... lässt du mich dann in Ruhe?", fragte Baby Popek vorsichtig. Giselle nickte. Wieso sollte sie sich auch mit dem harmlosesten Popek Kind herumschlagen.
Gemeinsam traten die Auftrafskillerin und das Kind ihrer ehemaligen Kollegin zurück in die Straßen Londons. Baby Popek schlängelte sich erstaunlich geschickt durch die Menschenmassen, mit Giselle dicht auf ihren Fersen. Dass diese Wahnsinnige bloß nicht glaubte, sie könne sie abschütteln...
Baby Popek wuselte durch die Straßen, bis zu einem großen Kino und einem Buchladen, den sie schleunigst ansteuerte. Doch sie betrat den Laden nicht sondern einen schäbigen Pub, in direkter Nähe, den Giselle vorher gar nicht wargenommen hatte. Seltsam. Ihre Paranoia ließes normalerweise nicht zu, dass sie ganze Gebäude übersah. "Man sieht ihn nur, wenn man weiß, dass er da ist.", säuselte Mrs. Ds spöttische Stimme in Redhorns Hinterkopf. Sie schüttelte den Gedanken ab. Magie gab es nicht. Das war Quatsch!
Sobald Giselle und Kathrin den Pub betreten hatten, änderte sich die Atmosphere. Die Menschen trugen bunte, ausladende Gewänder und lasen selzame Zeitungen, deren Bilder sich, vermutlich durch irgendeine technische Spielerei, bewegten. Der ganze Ort stank förmlich nach Spinner-Sekte. Nun zog Baby Popek einen dünnen Stab aus ihrer Tasche und tippte sich zwei mal auf den Kopf, woraufhin ihre Kleidung sich ebenfalls in eine lange, gelbe Robe verwandelte.
Giselle versuchte nicht zu genau darüber nahzudenken, aber ihre Paranoia und die PTBS fanden die Situation gerade gar nicht witzig. "Kommst du?", fragte Kathrin plötzlich vom anderen Ende der Schankstube. Erst jetzt realisierte Giselle, dass sie wie erstarrt stehen geblieben war. "Natürlich.", murmelte sie und folgte Kathrin durch die Hintertür nach draußen, nur um zu sehen, wie eineige letzte Steine beiseite glitten, um einen breiten durchgang freizugeben. Giselle hasste diesen Ort jetzt schon...
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Was halted ihr von dem Kapietel? Denkt ihr, dass Redhorn die Magie akzeptiert? Und was hat ess wohl mit "Baby" Popek / Kathrin auf sich?
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