Until Dawn
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»Sicher, dass Ihr das alleine tun wollt?« Die Stimme meines Butlers riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah zu ihm auf und nickte dann.
»Ja, ich muss das alleine machen. Außerdem würden sie dich und Willow nicht hineinlassen. Dort wo ich hinwill, haben nur Vampire und Menschen, die von diesen als ... sagen wir Spielzeug mitgebracht werden, Zutritt. Hexen und Andersartige dürfen dieses Haus nicht betreten.« Langsam erhob ich mich aus meinem Sessel am Kamin und ging hinüber zum Fenster, vor dem sich in der Ferne ein Unwetter zusammenbraute. »Dazu kommt, dass es besser ist, wenn wir uns aufteilen. Umso schneller werden wir ihn finden ... hoffentlich.«
Ich musste zugeben, es fiel mir schwer, an meine eigenen Worte zu glauben. Ihn zu finden, war das überhaupt noch möglich? Wie lange versuchten wir das schon? Bisher vergeblich.
Sebastian nickte stumm. Was sollte er auch anderes tun? Mein Entschluss stand fest, seit mir die Gerüchte zu Ohren gekommen waren. Ich musste dem nachgehen.
»Gut, dann werde ich mich mal auf den Weg machen. Hoffentlich komme ich noch trockenen Fußes dort an.«
»Soll ich Euch nicht wenigstens fahren?«, fragte mein Butler und ich konnte die Sorge in seiner Stimme hören.
Mit einem Ruck drehte ich mich um. »Sei nicht albern. Ich nehme mir ein Taxi, wenn es nötig werden sollte. Ihr zwei ...« Mein Blick streifte Willow, die neben Sebastian stand und mich mit hochgezogener Augenbraue und zusammengepressten Lippen musterte. Der Unmut, dass ich sie nicht dabei haben wollte, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ging es ja auch um ihren besten Freund. »Ihr zwei ... habt anderes zu tun.«
Mit diesen Worten schob ich mich an den beiden vorbei, nahm meinen Mantel von der Garderobe und verließ, während ich in diesen hinein schlüpfte, das Haus.
Auch wenn mir bewusst war, wie viele Sorgen die beiden sich machten, das hier musste ich alleine durchziehen. Es war einfach zu riskant.
Den Kragen hochschlagend, bewegte ich mich kurz darauf in Richtung Hampstead Heath. Dorthin, wo alle Hinweise zusammenliefen. Dieser Teil Londons war eine ganze Ecke weg von meinem Zuhause. Zum Glück schien sich das Wetter noch zu halten. Bisher war lediglich der Wind aufgefrischt. Die schwarzen Wolken hielten den Regen zurück, aber in der Ferne konnte ich Blitze zucken sehen und ganz leise drang das Grollen des Donners an meine Ohren. Das würde ein nettes Unwetter geben, wenn es einmal hier angekommen sein würde. Ich unterdrückte ein Gähnen. So etwas konnte ich gerade überhaupt nicht gebrauchen. Die Müdigkeit, die der Regen unweigerlich mit sich bringen würde, durfte mich nicht übermannen. Egal wie, ich musste dagegen ankämpfen. Das durfte mir nicht meinen Plan zunichtemachen und Teufel, das würde es auch nicht.
Es reichte schon, dass ich mir den Kopf zerbrach, wie ich ihn, falls ich ihn wirklich an diesem Ort finden würde, dazu bewegen könnte, mit mir nach Hause zu kommen. Sicherlich, ich konnte ihn dazu zwingen, mir zu folgen, aber das wollte ich eigentlich nicht. Seufzend schüttelte ich die negativen Gedanken ab und blieb stehen. Ein paar Meter vor mir war ein Taxistand und ich entschied mich, mich doch besser fahren zu lassen. Also ging ich hinüber und stieg in den Fond des ersten Wagens der Reihe. Als ich dem Fahrer die Adresse nannte, zog dieser die Augenbrauen zusammen.
»Sicher, dass Sie da hinwollen, Sir? Da ist doch nichts außer Wald und Wiese.«
»Absolut sicher«, erwiderte ich und lehnte mich zurück in den Sitz. Der Chauffeur gab einen murrenden Laut von sich, fuhr aber los. »Des Menschen Wille ...«
Darüber musste ich lediglich schmunzeln und richtete meinen Blick aus dem Seitenfenster.
Nach einer Weile, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam, erreichten wir das Ziel.
»Soll ich vielleicht hier warten, Sir?«
Mit einem Lächeln auf den Lippen verneinte ich, bezahlte den Fahrer und stieg aus. Ich wartete noch bis das Taxi in der Dunkelheit verschwunden war, dann betrat ich den weitläufigen Park.
Es war stockduster und ein normaler Mensch wäre vermutlich sofort wieder umgekehrt. Selbst meine guten Vampiraugen konnten außer einer einfachen, riesigen Parkanlage nichts ausmachen. Keine Spur von einem Gebäude. Nur Wege, Gras und Bäume. Wo zum Teufel sollte denn hier ...? Dann fiel mir wieder ein, was mein Informant mir gesagt hatte.
Dieses Haus ist vor allen Geschöpfen verborgen, außer uns Vampiren, und auch wir müssen uns in einem gewissen Radius befinden, um es zu erkennen.
Ich seufzte und setzte mich wieder in Bewegung. Wie hatte ich auch erwarten können, dass das hier einfach werden würde.
Fast eine halbe Stunde lief ich durch den Park und spielte schon mit dem Gedanken aufzugeben, als es plötzlich aus dem Nichts vor mir auftauchte. Ein Château, ähnlich meinem eigenen, das ich in Frankreich besaß, nur viel düsterer. Der breite Pfad, der zwischen den Grünflächen zur Haupttreppe führte, war von Fackeln gesäumt, die im mittlerweile stürmisch auffrischenden Wind bedrohlich flackerten. Ich lief den Weg entlang und die Stufen zu dem großen Portal hoch. Es wunderte mich ein wenig, dass hier keine Security abgestellt war, aber das machte es mir nur leichter.
Ich öffnete die schwere Eingangstür und schlüpfte in das Gebäude. Vor mir lag ein, ebenfalls nur von Fackeln erleuchteter, Gang. Lautlos huschte ich diesen entlang. Alles schien wie ausgestorben. Vor den schmalen Fenstern konnte ich die Blitze zucken sehen und das Krachen des Donners kam immer näher. Bald würde das Gewitter genau über mir sein. Ich riss mich von dem Spektakel außerhalb des Gebäudes los und konzentrierte mich wieder auf das, warum ich hier war. Leise bewegte ich mich durch die Gänge, bis ich vor einer weiteren Türe stand, die von einem breitschultrigen Vampir bewacht wurde. Dieser musterte mich kurz abschätzend, ließ mich dann aber passieren. Ich nickte ihm zu und betrat den riesigen Raum hinter der Eisentür. Schlagartig fühlte ich mich wie in eine andere Welt versetzt. Es war, als käme man aus einer einsamen, leeren Gasse in eine belebte Hauptstraße. Überall in dem von dunkelrotem Licht durchfluteten Saal standen breite Sofas, auf denen sich Vampire mit ihren menschlichen Spendern vergnügten. Es gab auch einige, die das Ganze einfach nur beobachteten und sich nebenbei dem Alkohol hingaben. Die Luft war geschwängert vom Geruch nach Blut, Marihuana und Sex.
Ich versuchte, die ganze Szenerie irgendwie zu erfassen, aber die verschiedenen, teils verlockenden Düfte, machten es mir schwer, einen klaren Kopf zu behalten. Vor allem der Blutgeruch zerrte an meinen Eingeweiden und ich konnte ein leises Knurren nicht unterdrücken. Ein junger Mann, der vermutlich zu tief ins Glas geschaut hatte, kam bedrohlich schwankend auf mich zu. Doch da ich nicht zu meinem Vergnügen hergekommen war, ließ ich ihn gar nicht erst an mich herankommen, sondern setzte meinen Weg fort.
Am anderen Ende des Raumes hatte ich nämlich einen weiteren Ausgang ausgemacht, der fast vollständig von schweren schwarzen Vorhängen verdeckt war. Man musste schon sehr genau hinsehen, um es als das zu erkennen, was es war: Ein Durchgang zu einem weiteren, etwas kleineren Zimmer. Ich betrat dieses und blieb erneut stehen. Dieser Raum war nur von schummrigem Kerzenlicht erleuchtet. Die Luft war etwas weniger schwer, aber auch hier konnte ich den Hauch von Blut wahrnehmen. Allerdings gab es, im Gegensatz zum letzten Zimmer, zwei große Flügelfenster von denen eines ein kleines Stück geöffnet war. Der Wind spielte mit den langen Gardinen und der Geruch des Regens, der mittlerweile eingesetzt hatte, wehte herein. Ich versuchte das bei Regen typische Kribbeln meiner Haut zu ignorieren und verfluchte mich selbst dafür, bei so einem Wetter losgezogen zu sein - vermutlich auch noch ganz vergebens. Ich ließ den Blick schweifen. Auch in diesem Zimmer tummelten sich einige der ungleichen Vampir-Mensch-Pärchen, allerdings sah es hier nicht aus, als ob eine Orgie stattfinden würde.
Am Ende des Zimmers konnte ich ein großes Himmelbett ausmachen, auf dem drei oder vier Personen saßen beziehungsweise lagen. Ich seufzte leise. Was machte ich hier? Am besten war wohl, wenn ich diesen Sündenpfuhl schnellstmöglich hinter mir ließ.
Langsam drehte ich mich um, um den Raum wieder zu verlassen, stutzte aber plötzlich. Dieser liebliche Geruch, der mit einem Mal in meine Nase drang, war mir wohlbekannt und vertraut. Der unverkennbare Duft von Sandelholz. Diesen hatte ich bisher in meinem Leben nur an zwei Vampiren wahrgenommen und der eine war definitiv nicht in London, nicht mal in England zurzeit. Sollte ich doch nicht vergeblich hierhergekommen sein?
»Willst du wirklich schon wieder gehen? Jetzt, wo du gefunden hast, was du seit Wochen suchst?!«
Wie elektrisiert fuhr ich herum und mein Blick wanderte wieder in Richtung des Bettes.
»Na, nun komm schon her«, sprach die Stimme weiter auf mich ein und ein Schauer lief über meinen Körper, als ich ihr folgte und vor der Schlafstätte stehenblieb.
Da war er! Luca, mein Luca! Sich auf der Matratze räkelnd, ließ er sich von einem blonden Bengel einen Blowjob verpassen, während ein weiterer, dunkelhaariger seinen Oberkörper mit Küssen bedeckte. Ich konnte nicht verhindern, dass mir dieses Bild einen Stich versetzte.
Offensichtlich konnte man den Schmerz auf meinem Gesicht ablesen, denn Luca grinste mit einem Mal, zog den Dunkelhaarigen zu sich hoch und bohrte dann betont langsam seine Fänge in dessen Hals, ohne den Blick von mir zu wenden. Ein gequältes Stöhnen kam über meine Lippen und ich drehte den Kopf weg von dieser Szenerie. Ich wollte das nicht wahrhaben. Alles in mir rebellierte dagegen.
»Was ist denn los, Darling? Ist es so schlimm für dich, mich so zu sehen? Das muss es nicht. Komm her zu uns. Du kannst gerne mitmachen.«
Ich schaute Luca erneut an und schüttelte den Kopf. »Nein! Das ist nicht das, was ich will.«
»Nein, natürlich nicht.« Mein blonder Zögling lachte spöttisch auf. »Wie könnte es?! Also, was willst du hier? Mich zurückholen? Zurück in meinen goldenen Käfig? Nein! Das kannst du vergessen!« Luca packte den Jungen, der immer noch seine Erektion mit dem Mund bearbeitete, am Nacken und schleuderte ihn vom Bett. Den anderen schob er ebenfalls von sich, bevor er von der Matratze sprang und im nächsten Moment neben mir stand. Lucas schlanke Finger öffneten meinen Mantel und schoben ihn über meine Schultern, von wo aus er zu Boden fiel. Dann schmiegte dieser blonde Teufel seinen nackten Körper an meinen.
»Vielleicht geht es aber gerade nicht darum, was du willst.«
»Was soll das werden?«, fragte ich fast tonlos. Sicher, ich hätte ihn einfach von mir wegschieben können, aber wollte ich das wirklich? Wenn ich ehrlich war, nicht. So blieb ich stehen und wartete ab, was er vorhatte. Wie weit würde er gehen?
»Nun«, schnurrte er mir ins Ohr, »was denkst du, was das wird?« Mit einem Ruck riss er mein Hemd auf und bevor ich reagieren konnte, hatte er mir einen derben Stoß versetzt, durch den ich rücklings auf der Matratze landete. In der nächsten Sekunde war Luca neben mir, zog mir meine Hosen aus und warf sie zu meinem Mantel auf den Boden, bevor er den Blick durch den Raum schweifen ließ, wo sich immer noch zwei andere Pärchen ihrer Leidenschaft hingaben.
»Ihr anderen ... raus hier. Sofort!«, knurrte er diese an und umgehend verließen sie den Raum.
Ich richtete mich ein Stück auf und stützte mich auf den Unterarmen ab. »Nun, deren Respekt hast du jedenfalls.«
Mit einem Grinsen auf seinen sinnlichen Lippen, wandte Luca sich mir wieder zu. »Und deinen nicht?« Seine Finger strichen sanft über meinen Bauch, während er mir in die Augen sah.
Ich hielt seinem Blick stand. »Nicht, solange du dich wie eine reißende Bestie benimmst. Jeden tötest, der dir im Weg ist oder dessen du überdrüssig bist. Wenn du so weitermachst, werden sie dich jagen und wenn sie dich kriegen ...« Ich atmete tief durch, bevor ich weitersprach, »... werden sie dich umbringen.«
»Falls ... sie mich kriegen, Darling.«
»Luca, das hier ist kein Spiel. Das ...«
»Sssht. Ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken, was vielleicht passieren könnte«, unterbrach er mich und schwang sich rittlings auf meinen Schoß. »Aber darüber, was wir jetzt tun werden, was ich mit dir tun werde, darüber mache ich mir gerne ein paar Gedanken.«
Er beugte sich zu mir herunter und berührte meine Lippen mit seinen, was einen heißen Schauer durch meinen Körper jagte. Gleichzeitig drückte Luca mich wieder auf die Matratze und umfasste meine Handgelenke. Er zog meine Arme über meinen Kopf und bevor ich wusste wie mir geschah, hatte er mich am Kopfteil des Bettes angebunden. Zwar waren es nur feine Seidenschals, mit denen er mich fixierte und die ich mit einer einzigen Bewegung hätte zerreißen können, aber trotzdem gab er mir damit ein Stück weit das Gefühl, mich zu beherrschen. Mein Körper reagierte entsprechend. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihm aus und ich spürte, dass ich hart wurde. Luca blieb das natürlich nicht verborgen und kichernd löste er unseren Kuss.
Mein Zögling hatte seine Hände überall, streichelte meine Haut und kratzte mit seinen Nägeln darüber, was mir ein leises Stöhnen entlockte, während er immer weiter nach unten rutschte, bis er sich schließlich zwischen meinen Beinen positionierte. Federleicht ließ er seine Finger über meine Erektion gleiten, bevor er sie fest darum schloss und zu massieren begann. Und als wäre das nicht genug, beugte er sich hinunter und ließ seine Zunge über die Spitze wandern, was mich unkontrolliert zucken ließ. Wimmernd biss ich mir auf die Lippe.
Allerdings gönnte er mir diese Wonnen nicht lange, dann ließ er von mir ab und streichelte wieder über meinen Bauch, wanderte langsam hinauf zu meiner Brust. Seine Hände schickten lauter kleine Stromstöße durch meinen Körper und ich bäumte mich unter lautem Keuchen auf. Ich schloss die Augen und intensivierte so jede Berührung noch. Luca presste sich an mich und rieb sich an mir. Seine Erregung war deutlich zu spüren. Und dann war er über mir, drang mit einem dunklen Knurren tief in mich ein, während er mit den Fängen die Haut an meinem Schlüsselbein anritzte.
"Das ... fühlt sich so verdammt gut an", stöhnte er mir ins Ohr, während er sich stärker in mir zu bewegen begann. Ich gab ihm recht indem ich nickte, zu mehr war ich nicht fähig.
Dieses Gefühl, ihn so nah bei mir zu haben nach all den Wochen der Ungewissheit, des Suchens, der Angst war einfach überwältigend. So gaben wir uns einander hin, mehrfach in dieser Nacht.
Als die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer fielen, war Luca vor Erschöpfung eingeschlafen. Ich zog ihn an mich und streichelte seinen Rücken. Wie sehr ich ihn vermisst hatte, das konnte ich nicht in Worte fassen. Aber mir war klar, dass ich den Kampf noch nicht gewonnen hatte nur aufgrund einer leidenschaftlichen Nacht. Ich seufzte leise und schloss die Augen. Später würde, musste, ich das mit ihm klären. Aber jetzt wollte ich nur eins: Mit ihm in meinen Armen schlafen.
~ Ende ~
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