Kapitel 47
"Setzt dich doch", bot mir mein Vater an, mit einer Handgeste zum Tisch.
Ich biss mir leicht auf die Unterlippe und ließ mich in den Sessel sinken.
Die nächsten zwei Minuten vergingen schweigend. Mein Vater stellte den Teller voll dampfender Spaghetti vor mir ab und setzte sich neben mich. Keiner wusste wie er anfangen sollte, aber schließlich nahm ich mich zusammen und sprach ohne langes Drumrumreden den Hauptpunkt an:
"Dad, ändere das Gesetz der Sognatore!"
Der Satz hatte in meinem Kopf ein bisschen besser geklungen, aber jetzt war es sowieso zu spät um ihn zurückzunehmen.
Als Antwort seufzte er nur auf und fuhr sich durch die Haare. Nach weiteren zwei Minuten fand er aber doch ein paar Worte...
"Mäuschen, ich weiß, dass dir diese Sache nicht gefällt, aber diese Gesetzte, wie du sie nennst, sind das Beste für dich, für alle Sognatore. Ich kann sie zwar ändern, aber ich will es nicht. So eine Veränderung würde höchstwahrscheinlich die ganze Gemeinschaft der Sognatore auflösen"
Meine Gabel landete mit einem lauten Klirren auf dem Tisch.
"Und wenn schon!", schrie ich so laut, dass mein Vater zurückschreckte.
"Sag mal, kapierst du es nicht?! Du hast mit deinen beschissenen Gesetzen meine Kindheit ruiniert! Ich durfte ohne Mutter aufwachsen, hab sie ohne Grund gehasst, Dank dir!"
Abrupt stand ich auf, sodass der Sessel nach hinten kippte und ging drohend auf meinen Vater zu.
"Weißt du was? Ich habe mit Louis geschlafen und es interessiert mich einen Scheiss ob das verboten ist oder nicht"
Das stimmte zwar nicht, aber ich war so wütend auf meinen Vater, dass die Worte nur so aus mir heraussprudelten, ohne dass ich richtig darüber nachdachte, was ich eigentlich sagte.
Mein Vater schnappte nach Luft und wurde leichenblass.
"Du hast ...was?", flüsterte er entsetzt und sein ganzer Körper zitterte leicht.
"Was hast du getan? Wiederhole es!"
Seine Stimme wurde lauter, klang aber immer noch beherrscht.
"Ich habe mit Louis, meinem Freund, geschlafen.", erwiderte ich klar und deutlich.
Mit einem Krachen fiel der Tisch zusammen als die Faust meines Vaters darauf landete. Er nahm die Sessel und schmiss sie mit voller Kraft auf den Boden. Sein Kopf war hochrot und er schrie wie ein Verrückter um sich.
Geschockt von der heftigen Reaktion meines Dads, stand ich einfach nur da und beobachtete ungläubig, wie er unsere, nein, seine Küche verwüstete.
Als ein Holzsplitter vom Tisch mich traf, erwachte ich aus meiner Starre. Ich rannte zu Dad, packte ihn an den Händen, aber er riss sich sofort wieder los.
"Stop! Bitte Dad!"
Ich weinte schon fast, als ich sah wie ein Glas nach dem anderen am Boden in lauter Scherben zerbrach.
"Wie konntest du nur!!", schrie er. Aus seinen Augen schienen Funken zu sprühen als er mich dabei anschaute.
"Weil genau diese Regel die beschissenste und unnötigste Regel überhaupt ist und meiner Meinung nach nichts mit den Sognatoren zu tun hat!", schrie ich genau so laut zurück, was aber ein Fehler war, denn meim Vater ging auf mich zu und schlug mit seiner Hand so hart auf meine Wange, dass ich ein paar Sekunden nicht mehr atmen konnte.
"Dad", flüsterte ich entsetzt als seine rote Hand erneut ausholte. Als sie mich nochmal traf, sank ich auf den Boden und für eine Zeit wurde mir schwarz vor den Augen.
Ich schmeckte Blut in meinem Mund.
Als sich der Schwindel leicht gelegt hatte und ich wieder etwas sehen konnte, schaute ich mich um. Mein Vater stand noch immer über mir aber...er weinte.
Kurz überlegte ich auf mein Herz zu hören und meinen Vater in den Arm zu nehmen. Dennoch siegte mein Kopf der wollte, dass ich mein Handy nahm und schleunigst die Polizei anrief.
"Ich geh mal ins Badezimmer", brachte ich heraus obwohl sprechen höllisch weh tat.
Mein Vater ging zur Seite und ließ mich wortlos vorbei.
Im Badezimmer sperrte ich mich schnell ein, falls mein Vater wieder einen Wutanfall bekommen sollte, kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und tippte den Notruf...
Schnell und leise schilderte ich die Situation und legte dann schwer atment auf.
Erst jetzt wagte ich einen Blick in den Spiegel.
Die Hälfte meines Gesichtes war rot, aus meinem Mund rann Blut und mein rechtes Auge konnte ich nicht mehr ganz aufmachen, so geschwollen war es. Wie konnte mir nur mein eigener Vater so etwas antun?
Die Sirenen der Polizeiautos rissen mich aus meinen Gedanken und ich schloss schnell das Badezimmer um die Polizisten in die Wohnung zu lassen.
Kurz vor der Haustür aber hielt mich mein Vater auf...
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