Kapitel 7 - Der Regen über uns
Suhan geht durch das leere Schulgebäude. Es ist still und sie genießt die Ruhe. Sie schlendert über den leeren Schulflur und bleibt vor dem Musikraum stehen. Sie öffnet die Tür und lugt hinein. Es ist auch leer.
Sie geht hinein und fährt mit den Fingern über den Klavier entlang. Sie macht die Klappe vom Klavierdeckel auf und tippt sanft auf eins der Tastaturen. Es gibt einen Klang von sich. Sie lächelt und setzt sich auf den Klavierhocker.
Nur ein einziges Mal, nur einmal möchte sie wieder den Klang eines Klaviers hören. Wie lange hat sie schon nicht mehr gespielt? Es müssten sieben Jahre her sein! Sie war damals zehn Jahre alt als sie mit ihrer Mutter zum letzten Mal am Klavier gespielt hatte. Suhan schließt ihre Augen und spiele den Song Back von Infinite auf dem Klavier.
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Sie kann sich an jede einzelne Note erinnern. Leise Summt sie dazu mit. Sie spielt die letzte Note und spürt wie sich neben ihr jemand setzt. Sie öffnet die Augen, dreht ihr Gesicht und blickt in das lächelnde Gesicht von Hoseok. „Schön hast du gespielt", stellt er fest.
Suhan beißt sich auf die Unterlippe. Sie steht auf und will gehen. „Wohin?", fragt er sie und greift nach ihrer Hand. „Ich muss nach Hause, es ist schon spät", meint sie zu ihm und reißt sich aus seiner Hand los. Er steht sofort auf. „Ich begleite dich. Es wird bereits langsam dunkel."
Sie holt tief Luft und geht einfach. Hoseok folgt ihr. „Seit wann kannst du Klavier spielen?", fragt er neugierig während sie zur Bushaltestelle gehen. „Das ist egal", meint sie und bleibt an der Haltestelle stehen. Er schaut sie an. „Wieso hast du überhaupt dieses Lied gespielt? Da geht es doch um das retten, erinnern und warten?", will er wissen.
Suhan beißt sich abermals auf die Unterlippe. „Du kennst die Melodie?", fragt sie ihn. Er nickt. „Ja." Er schaut sie wieder an. „Willst du deine verflossene Liebe zurück?", hackt er nach. Sie sieht in wütend an. „Warum soll ich das für einen Kerl spielen. Warum muss es um einen Typen gehen. Ich hab kein Ex. Ich war noch nie verliebt und hatte noch nicht mal meinen ersten Kuss", keift sie ihn laut an. Ein paar Leute schauen die beiden an.
Hoseok reibt sich verlegen am Hinterkopf. „Tut mir leid Su. Ich dachte nur", entschuldigt er sich bei ihr. Suhan sieht wie der Bus endlich vorfährt und stehen bleibt. Sie steigt ein und er folgt ihr. „Du sitzt im falschen Bus", brummt sie. „Ich fühle mich unwohl, wenn ich dich alleine nach Hause fahren lasse", gesteht er und schaut sie an. Sie blickt aus dem Fenster.
Die ganze Fahrt lang starrt sie aus dem Fenster, während Hoseok die ganze Zeit quatscht. Sie sieht dass es ihre Haltestelle ist und steht auf. Hoseok springt ihr sofort nach und folgt ihr aus dem Bus.
Er geht neben ihr her bis sie an einem Hochhaus stehen bleiben „Auf Wiedersehen", verabschiedet sie sich und verbeugt sich bei ihm. „Bis morgen Su", ruft er. „Morgen ist Samstag und wir haben keine Schule", stellt sie klar. „Ach so. Aber vielleicht sehen wir uns ja", meint er daraufhin und winkt ihr zu, während sie das Gebäude betritt.
Sie fährt den Aufzug hoch und macht die Wohnungstür auf. Ihr Vater ist unerwartet schon zu Hause. „Suhan kommst du mal her?", ruft er aus dem Wohnzimmer. Sie geht zu ihm rüber, sobald sie in ihre Hausschuhe geschlüpft ist.
„Ihr habt heute doch ein Test zurückbekommen oder nicht?", will er wissen. Sie nickt. „Dann gib es mir", befehlt er ihr. Sie holt aus ihrer Schultasche den Test heraus und reicht es ihm. Er sieht es sich an und dann sie. „Willst du mich verarschen? Was soll das?", schreit er sie an. Sofort zuckt sie zusammen. „Das ist eine eins", murmelt sie kaum hörbar.
Ihr Vater hat es dennoch gehört. „Eins, aber du hast da 98 Punkte. Wo sind die fehlenden zwei Punkte. Du musst 100 Punkte haben. Ich will immer 100 Prozent von dir sehen. Mit wenigem bin ich nicht zufrieden", brüllt er sie an und gibt ihr eine kräftige Ohrfeige. „Vater bitte nicht", fleht sie ihn an und spürt schon einen weiteren Schlag auf ihrer Wange.
„Vater", bittet sie unter Tränen. „Du bist zu nichts zu gebrauchen. Du bist wie deine Mutter. Ich hätte dich schon längst umbringen sollen. Du Taugenichts", schreit er und zieht sie an den Haaren. Er wirft sie zu Boden und sie wirft dabei eine Vase um. Die Vase geht sofort zu Bruch.
„Du dummes Kind", brüllt er und beschimpft sie. Er zieht sie wieder an den Haaren und schleift sie in die Küche. „Ich bringe dich jetzt sofort um", droht er und wirft sie gegen den Tisch. Sie fällt auf das Geschirr das auf dem Tisch steht. Manches fällt zu Boden und gibt ein lautes klirrendes Geräusch von sich.
„Vater bitte", fleht sie ihn an, während Tränen über ihre Wange rollen. Man hört plötzlich die Klingel an der Haustür und lautes Klopfen an der Tür. „Suhan. Suhan bist du da?", ruft eine Männliche Stimme und hämmert weiterhin gegen die Tür. „Suhan ist alles in Ordnung bei dir?", ruft dieser.
„Wer ist dieser Kerl?", keift ihr Vater sie an und packt sie an den Haaren. Er schleppt sie in eine Kammer und sperrt sie dort ein. Ihr Vater geht zur Tür und schaut den Typen vor ihm an. „Was wollen sie?", brummt ihr Vater ihn an. „Ist bei ihnen alles in Ordnung? Ich hab hier schreie und poltern gehört?", fragt der junge Mann ihn.
„Alles bestens", brummt ihr Vater und will die Tür zumachen, doch dieser drückt es zur Seite und schiebt sich durch den Türspalt. „Suhan?", ruft der Junge nach ihr. „Meine Tochter ist nicht da?", lügt ihr Vater ihn an. Der Junge sieht ihn an und glaubt es nicht. Er sieht das ganze Chaos in der Wohnung und sofort weiß er dass hier etwas nicht stimmt.
„Suhan?", ruft der Junge wieder. Er hört ein Klopfen und folgt dieser. Er macht die Tür der Kamer auf und sofort stößt sie ihn zu Boden und rennt davon. „Suhan?", ruft er und sieht wie sie aus der Wohnung verschwinden will.
Ihr Vater packt sie am Arm. „Wo willst du hin?", schreit er seine Tochter an. „Weg von hier", brüllt sie unter Tränen. Der Junge geht zu ihnen und befreit sie aus dem Griff ihres Vaters. Sofort rennt sie aus der Wohnung raus. Der Junge folgt ihr aus der Tür. „Suhan ich bin es doch, dein Nachbar. Oppa Kang Choel?", ruft er ihr zu.
Suhan läuft schluchzend durch die Straßen. Über ihr fängt es an zu donnern und dann fallen schon bereits die ersten Regentropfen auf sie herab. Nach wenigen Sekunden gießt es wie aus strömen. Nach weiteren Sekunden ist sie völlig durchnässt. Sie überquert den Zebrastreifen und bleibt mitten auf der Straße stehen. Sie hebt ihren Kopf und lässt den Regen auf ihren Körper prasseln.
Das Licht eines Autos leuchtet auf sie. Sie blickt in das blendende Licht. Normalerweise man springt man sofort an die Seite, doch Suhan reagiert nicht. Nicht mal als der Wagen laut hupt. Sie schließt die Augen und rechnet damit dass ihr Körper gegen die Windschutzscheibe vom Auto kracht und dann spürt sie schon dass etwas sie zu Boden reißt.
Zögerlich öffnet sie die Augen und rechnet damit dass sie bereits tot ist, doch sie blickt in die Augen von einem sehr bekannten Jungen. „Wieso bleibst du stehen Su?", fragt Yoongi sie und rappelt sich auf. Er zieht sie in hoch in die Beine. „Ich bin nicht tot" stellt sie fest. Er packt sie an den Schultern. „Wieso solltest du Tod sein? Wolltest du dich etwa umbringen?", fragt er sie mit besorgter Stimme. Er sieht wie sie ihren Kopf senkt. Er rüttelt sie ganz fest. „Bist du verrückt Su?", schreit er und bemerkt erst jetzt dass sie am Knie blutet. Er lässt ihre Schulter los. Er dreht sich um und zieht sie einfach rauf auf seine Schulter. „Lass das", beschwert sie sich und versucht sich von ihm zu befreien. „Hör auf zu zappeln. Du hast dich verletzt", meint er und geht mit ihr los. Der Regen fällt immer noch auf sie herab.
Sie kommen an einem Gebäude an. Er trägt sie zwei Stockwerke hoch und klingelt an einer Tür. Kurze Zeit später geht diese auf und ein verwirrter Jin öffnet ihnen die Tür. Er lässt die beiden in die Wohnung rein. „Was ist passiert?", fragt Jin die beiden.
Yoongi geht mit ihr ins Wohnzimmer und lässt sie dort wieder auf ihre Füße. „Wieso seid ihr so nass?", fragt Taehyung die beiden. „Weil es draußen vielleicht regnet Pabo", antwortete ihm Yoongi sarkastisch. Er richtet seinen Blick auf Jungkook, als dieser ins Wohnzimmer kommt. „Holl man den Verbandskasten aus dem Badezimmer und gleich ein Handtuch", bittet er ihn. Jungkook nickt und geht.
„Setzt dich Su", bittet Yoongi sie und schiebt sie auf das Sofa auf dem Jimin und Namjoon sitzen. Diese beiden machen sofort etwas Platz. „Wieso ist sie bei dir?", will Nam Joon wissen und sieht Yoongi an. „Eine lange Geschichte", meint Yoongi nur und legt ein Handtuch um ihre Schulter als Jungkook wieder ins Wohnzimmer kommt und ihm diese Reicht.
Yoongi kniet sich hin und will ihr Knie verarzten. „Ich mach das schon selbst. Wo ist das Bad?", fragt sie ihn und schiebt seine Hand von sich. Hoseok betritt das Wohnzimmer und schaut Suhan verwirrt an. „Seit wann bist du hier?", fragt er sie. „Sie ist mit Hyung Yoongi hergekommen", antwortet ihm Jimin und reibt sich an der Stirn.
Hoseok geht zu Suhan rüber. Nimmt sich das Handtuch von ihrer Schulter und rubbelt ihre Haare trocken, als er feststellt das kleine Tropfen von ihren Haarspitzen herunterfallen. „Ich kann das selbst", stellt sie klar und schlägt seine Hände von sich. Sie steht auf. „Wo ist bitte das Badezimmer?"
„Geradeaus durch den Flur und gleich Rechts", antwortet ihr Jin und zeigt mit dem Finger in den Flur hinein. Suhan nickt und geht nach der Beschreibung nach. Sie findet auch sofort das Badezimmer.
Die Jungs wenden sich an Yoongi. „Was ist nun genau passiert?", wollen sie wissen. Yoongi setzt sich auf das Sofa und schaut kurz zum Flur eh er wieder seine Freunde ansieht. „Ich hab sie mitten auf der Straße gesehen. Wenn ich sie nicht weg gezogen hätte, hätte es schlimm geendet. Und als ich sie fragte, was das soll! Sagte sie tatsächlich dass sie nicht Tod sei. Ich hab das Gefühl das sie das mit Absicht gemacht hat. Jeder normale Mensch würde weg springen wenn ein Auto auf einen zurast. Sie stand aber da", erzählt er ihnen.
„Ich hab doch schon von Anfang an gesagt dass etwas nicht mit ihr stimmt", bemerkt Jin. „Sie ist bestimmt verrückt", meint Jimin und kassiert von Namjoon einen Schlag auf den Hinterkopf. „Das glaube ich nicht. Es steckt bestimmt etwas dahinter. Jeder Mensch richtet sich nach seiner Umgebung. Schlechter Einfluss von Familie oder Freunden, bringt einen selbst in diese Richtung", erklärt ihm Namjoon. „Du glaubst dass etwas mit ihrer Familie nicht stimmt?", hackt Hoseok nach und Namjoon nickt mit dem Kopf.
Eh Namjoon weiter sprechen kann betritt Suhan das Wohnzimmer. Die Jungs sehen sie an. Ihre nasse Schuluniform klebt an ihr. „Das geht so nicht", stellt Hoseok fest und nimmt ihre Hand. Er zieht sie Richtung Flur und zieht sie in sein Schlafzimmer. Er lässt ihre Hand dort los und geht zum Kleiderschrank. Nach ein paar Sekunden reicht er ihr Kleidung von sich. „Geh diese anziehen. Am besten duscht du dich noch warm, sonst wirst du noch Krank."
Suhan beißt sich auf die Lippen und nimmt es zögerlich an. „Danke", bedankt sie sich und geht wieder Richtung Badezimmer. Hoseok geht wieder zu den anderen ins Wohnzimmer und nimmt Platz auf einem Sessel.
„Was wollen wir mit ihr machen?", fragt Jungkook seine Freunde. „Wenn sie von zu Hause abgehauen ist, sollte sie irgendwo hin. Freunde hat sie ja nicht", antwortet ihm Namjoon. „Sie ist immer allein und ich finde es traurig", meint Taehyung und schaut traurig rein.
„Sie kann doch hier bleiben?", ruft Hoseok und lächelt. „Sie kann mein Zimmer gerne haben", fährt er fort, da er schon weiß, was seine Freunde sagen würden. „Wenn niemand was dagegen hat?", hackt Jin nach und schaut alle an. Sie schütteln mit dem Kopf. „Gut. Sie bleibt hier" „Aber wir können sie nicht zwingen hier bleiben zu wollen", stellt Namjoon klar. „Es ist ihre Entscheidung auch wenn wir es nicht wollen." Die Jungs nicken wiederwillig.
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