Wer?!
Annika machte eine schwungvolle Handbewegung, als würde sie ihn durchwinken:"Und wer?"
"Es gibt nur einen, der sich vielleicht an ihm rächen möchte.", erwiderte er mit ruhiger, kontrollierter Stimme.
Mrs. Chenningway sah ihn überrascht an und als sie ahnte, was kommen würde, starrte sie ihn böse an, um ihn davon abzuhalten, diese Worte auszusprechen.
"Wie wär's mal mit euren Ideen? Ich platze nicht einfach mit der Wahrheit raus."
Annika entgegnete sofort:"Wir haben keine Zeit für solche Spielchen! Wenn es jemand ist, der vorhat, Dreamheart nach Amerika oder so zu bringen, dann dauert das nicht mehr lange!"
Adrian sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. "Amerika?"
Annika erklärte:"Es gibt viele, die englische Pferde aus England nach Amerika importieren, wo sie für Unsummen verkauft werden. Diese Pferde bekommen eine andere Identität und treten teilweise sogar unter Namen anderer Pferde auf. Sie sind sozusagen die falschen Doppelgänger, die amerikanische Pferde berühmt machen. Dreamheart ist ein erstklassiges Turnierpferd, egal in welchem Zustand, in Amerika wird er Riesenerfolge erzielen, wenn er da hinkommt. Und wenn er dorthin kommt, sollte er seinen eigenen Namen berühmt machen und nicht den eines anderen Pferdes."
"Dreamheart...", murmelte Ivy benommen.
"Scheiße, die haben ihr definitiv zu starkes Beruhigungsmittel gegeben.", fluchte Adrian.
Annika sah ihn mit fragend hochgezogener Augenbraue an.
" Worauf willst du da hinaus?"
"Dass sie mitkommt, natürlich. Sie ist Dreamhearts Besitzerin. Oder denkst du, die kaufen dir bei deinem Akzent ab, dass du Ivy bist?"
"Ich habe nie behauptet, derart gut schauspielern zu können. Das kann ich nämlich nicht. Aber in dem Zustand kommt Ivy nicht mit. Das Risiko ist zu groß.", meinte Annika.
Mrs. Chenningway stimmte schnaufend zu. "Da bin ich derselben Meinung. Langsam fange ich an, dich zu mögen, deutsches Mädchen."
"Tja, das trifft sich gut. Adrian, wenn du sie tragen kannst und auf sie aufpasst, kannst du sie mitnehmen, ist wahrscheinlich keine so schlechte Idee. ", sagte Annika ohne mit der Wimper zu zucken und sah Adrian an.
Er verstand sofort, dass Annika von Anfang an seiner Meinung war und nur einen kleinen Plan gehabt hatte, um Ivys Mutter vorsichtshalber zu täuschen. Er nickte und zwinkerte ihr unauffällig anerkennend zu.
Dann nahm er einen Rollstuhl aus der Ecke des Raumes und setzte Ivy vorsichtig hinein.
Dann schob er den Rollstuhl vor sich her, aus dem Zimmer raus, während er Ivys Mutter ignorierte, obwohl sie lautstark protestierte.
Annika schloss ihr Auto auf und öffnete die hintere Tür zur Rückbank.
"Setz sie rein und dann nimm neben ihr Platz, damit du dich um sie kümmern kannst, wenn was sein sollte."
Nach diesen Worten wartete sie ab und nahm dann den Rollstuhl in Empfang, verstaute ihn im Kofferraum und stieg auf der Fahrerseite ein. Sie startete den Motor und schnallte sich an, bevor sie aufs Gas trat und den Parkplatz schnell verließ. Auf der Straße gab Annika noch mehr Gas als zuvor und schien ein Rennen gegen die Zeit zu fahren. Adrian war beeindruckt, weil er nie gedacht hätte, dass in Annika eine Rennfahrerin stecken könnte. Doch ihr Können bewies ihm das Gegenteil und es gefiel ihm, denn so konnte er ihr vertrauen und wusste, dass Dreamhearts Schicksal noch lange nicht entschieden wurde und nicht nur Hoffnung bestand, sondern auch die Möglichkeit gab, ihn noch lebend wieder zu finden.
Ivy lehnte ihren Kopf vor Schmerzen stöhnend an seine Schhlter und Adrian legte vorsichtig seinen Arm um sie. Er war zwar ein paar Jahre älter als sie, aber dennoch konnte er sie nicht nur gut leiden, weil er wusste, dass er sie liebte.
Langsam schlief Ivy erschöpft von dem Beruhigungsmittel in seinen Armen ein und Annika sah durch den Rückspiegel Adrian ernst an.
"Wen hast du in Verdacht?"
"Woher... Wieso jetzt die Frage? "
"Weil ich glaube, dass Mr. Reynolds etwas mit Dreamheart vorhat."
"Woher kennst du Reynolds?"
"Unangenehmes Kennenlernen auf einem Turnier.", antwortete Annika verlegen und etwas angespannt.
"Welches?"
"Kentucky Championship."
"Ein Turnier in Amerika?!"
"Ja... es ist noch nicht lange her, als ich da war. Nur etwa einen Monat. Ich bin da geritten. Auf Coconut Diamond. Eines meiner Berittpferde. Mr. Reynolds hatte ziemliches Interesse und wollte wissen, woher Coco stammte. Sie ist ein Hannoveraner und na ja, sie wurde halt in Großbritannien gezüchtet. Aber sein Interesse an ihr war mir zu verdächtig, deshalb war ich nicht von ihrer Seite nach dem Turnier mehr gewichen, bis wir wieder bei ihren Besitzern waren. Die wissen auch, dass sie mich mit Coco nicht mehr für eine Weile international auf Turniere schicken können, weil das Risiko zu groß ist, dass sie gestohlen werden könnte. Deshalb bin ich aktuell mit Coco nur bei den CHIO in Aachen gemeldet. Aber Mr. Reynolds ist schon eine große Nummer, hier und in Amerika. Ich habe über ihn etwas nachgeforscht und der Typ ist einfach unberechenbar. Er hat unterschiedlichste berühmte Pferde teilweise vorgeführt auf manchen Turnieren und es waren nicht die echten Pferde mit den Namen. Es waren irgendwelche Doppelgänger aus dem Ausland, ebenfalls erfolgreich im Sport und verblüffend ähnlich zum Aussehen der amerikanischen Pferde. Er ist sozusagen immer auf der Suche nach erfolgreicheren Pferden, die die Pferde in Amerika für eine Weile sozusagen ersetzen, für die sie unter dem Namen dann auf Turnieren sämtliche Preise abräumen und sie noch berühmter und wertvoller machen."
"Scheiße, echt?"
"Ja, aber das darf Ivy erstmal nicht erfahren. Wir wollen sie nicht in Panik versetzen."
"Es ist besser, wenn sie es gar nicht erfährt. Sie kennt Reynolds und weiß genau, dass er ein guter Geschäftsmann ist, wie sie es ausdrückt.", brummte Adrian missmutig. "Sie sagt immer, er ist brilliant."
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