Kapitel 16 ~ Wir bekommen es hin
Ich erwachte in einem hellen Raum.
Dieser ist aber viel ruhiger. Der Schmerz in meinem Herz ist unbeschreiblich stark. Sogar stärker als der in meinem Bauch.
"Miss? Wie geht es ihnen?" Jemand leuchtete mir in mein Auge rein und ich verzog das Gesicht.
"Wo ist Karl?", fragte ich und versuchte aufzustehen, scheiterte aber.
Die Frau schüttelte ihren Kopf. "Tut mir leid, Miss.", sagte sie nur und fing an mich weiter zu beleuchten. Ich weinte leise, sie sprizte mir etwas rein und lächelte mich warmherzig und mitfühlend an.
"Wo ist Karl?", wiederholte ich meine Frage. "Was ist mit ihm?" Sie seufzte und suchte nach Worten. "Wir konnten ihn nicht mehr retten, liebes. Es tut mir furchtbar leid für ihren Verlust, aber wir konnten echt nichts mehr tun. Wir haben alles in unserer Macht getan."
Ich schluckte hart, drehte mein Gesicht weg. Es durfte nicht stimmen. Nicht Karl. Nicht mein bester Freund. Er hatte mir versprochen, beim großziehen des Kindes zu helfen. Karl und Nick liebten sich. Sie hatten noch so viel vor sich, und wie ich Karl kenne hatte er schon bereits ihre Zukunft geplant. Er hatte mir immer Mal gesagt dass er reisen möchte. Er wollte eine ruhige Hochzeit haben, ohne den vielen Menschen. Nur die engste Familie und wir.
Er sollte glücklich werden. Er hatte es verdient, glücklich zu werden.
Die Stimme der Frau brachte mich zurück. "Miss, falls sie es wissen wollen, geht es dem Baby gut." Als ich mich zu ihr drehte, lächelte sie mich an.
Ich konnte dem Blick nicht standhalten und brach ihn ab. Jedes Lächeln erinnerte mich nur an Karl.
"Danke..", murmelte ich und war wieder den Tränen nahe. Mein Kind würde nie Karl kennenlernen. Meinen besten Freund, und den Menschen der mir so oft geholfen hatte.
Die Frau redete unbeirrt weiter. Sie sagte mir wie ich mich besser ernähren sollte, was ich tun soll um es dem Kind besser zu machen. Was ich nicht machen soll, sagte sie auch.
Irgendwann ging sie endlich und ließ mich mit meinen Gedanken alleine zurück.
Warum genau Karl?
Die Tür zu meinem Zimmer schwang auf und Clay kam rein.
Eigentlich hatte ich auf Nick gehofft, da er der einzige ist der mich verstehen würde.
Clay setzte sich auf einen Stuhl neben mich hin raufte sich die Haare und stieß die Luft geräuschvoll aus.
"Wie geht es dir?" "Hört doch mal alle auf, mich das zu fragen! Scheiße. Es geht mir verdammt nochmal scheiße!", ich wollte brüllen aber meine Stimme klang brüchig und die Kehle schmerzte.
Anstatt etwas zu sagen, nahm er mich in den Arm. Ich fühlte mich schuldig, die Umarmung erwidert zu haben. Aber genau das brauchte ich nun mal.
Ich krallte mich an Clays Hoodie fest und weinte.
Als er mich Minuten später losließ, sah ich die Flecken die ich auf dem Hoodie niedergelassen habe.
"Also", Clay nahm meine Hand in seine und sofort durchfuhr mich ein Schauder und Gänsehaut. Karl hatte das noch gerade eben gemacht.
"Es tut mir echt leid. Aber ich muss jetzt mit dir darüber reden.. ich bin ein Egoist, ich weiß aber ich brauche nun Mal die Antwort" er holte tief Luft, "Ist Karl der Vater?"
Clay weiß es.
Die Frau muss es ihm bestimmt gesagt haben.
Clay hatte gerade Karls Namen ausgesprochen. Mir wurde wieder übel. Ich würde Karl nie wieder sehen können. Nie wieder ihn umarmen, geschweige denn mit ihm reden können.
Wir werden nie wieder einen Filmabend haben wo wir über Jungs lästern. Wir werden uns nie mehr die Nägel lackieren können.
"Ich weiß es nicht.", flüsterte ich und blinzelte paar mal.
Clay nickt nur, kommt zu mir in das Bett und legt eine Hand auf mein Bauch.
Ich lege meinen Kopf langsam auf seine Schulter und fange wieder an zu weinen.
Karl sollte hier sein. Bei mir. Stattdessen ist er tot und wir werden uns nie wiedersehen.
Was wenn er der Vater des Kindes ist? Ich weiß nicht mehr was ich denken soll.
~Time Skip~
Nach endlosen Tagen, die ich im Krankenhaus verbracht habe konnte ich endlich raus. Sie haben mich nur zur Kontrolle hier fer gehalten. Aber ich wollte nicht mehr hier sein. Nicht da, wo mein bester Freund sein Leben verloren hatte.
Als ich mit Clay nach Hause kam, strömte ich nach oben zu Nick. Er war mich noch nicht einmal besuchen gekommen, was aber verständlich ist. Er trauert, genauso wie ich.
Zum Glück hatte sich Clay etwas um ihn gesorgt während ich nicht hier war. Er wird sogar bei uns für eine Weile einziehen.
Ich mache die Tür zu Nicks Zimmer auf und sehe wie er mit dem Rücken zu mir gedreht auf dem Bett liegt.
Ich höre das weinen bis hier hin. Er schnieft kurz als ich mich auf das Bett setze. Er setzt sich ebenfalls etwas aufrechter hin, und ich nehme die blutunterlaufenen Augen wahr. Sie sind glasig, genauso wie meine.
Ohne etwas zu sagen, umarme ich ihn.
"Es sollte mich treffen..nicht ihn.", sagte er. Ich schüttelte den Kopf, schluchze kurz und lächelte. "Es sollte keinen von euch treffen..Karl hatte aber nun mal Pech." Ich dringe mit mir selber. Ich kämpfe gegen die Selbstbeherrschung an. Ich darf nicht zusammenbrechen. Ich muss für Nick da sein. Ihm helfen über Karl hinweh zu kommen.
"Karl hat es nicht verdient. Ich sollte jetzt tot sein nicht er-" "Hör zu. Karl hätte bestimmt nicht gewollt dass du dich jetzt wegen ihm runtermachst. Er liebte dich, und hätte gewollt das du dein Leben weiterlebst. Glücklich." Meine Stimme wurde schwach aber ich schaffte es.
Nick schniefte und Tränen rannen aus seinen Augen, er presste sich an mich und ich streichelte seinen Rücken. Es tut so weh, Karl nicht mehr hier zu haben. Aber wir müssen nach vorne sehen..ich muss es auch endlich mal verstehen. Aber definitiv noch nicht jetzt.
~Time Skip~
Heute ist Karls Beerdigung. Der Tag, vor dem ich mich so sehr fürchte.
Heute würden all die Verwandten von Karl kommen, und sogar paar seiner Freunde aus dem Internet.
Sie sind zu uns gekommen, haben wieder einmal gefragt wie es uns geht. Diese Frage geht einem langsam ziemlich auf die Nerven.
Clay, Nick, Quackity, Corpse und Wilbur machen sich gerade fertig. Während Tina, Niki und ich unsere Kleider anziehen.
Wir versammeln uns unten. Alle tragen schwarz.
Ich halte die Tränen zurück obwohl die Augenlider brennen.
Da Karl keine großen Menschenmengen mochte, dachten wir uns dass wir nur die engsten Freunde und Familie einladen würden.
Wir sitzen eine Stunde später hier, und halten die Trauerreden.
Jetzt war ich dran. Ich stand auf und bewegte mich zum Mikrofon.
Ich wusste noch nicht einmal was ich sagen soll. Mir ist durch die Wochen nichts eingefallen..
Es schmerzt über Karl zu reden, und ich hasse es so sehr. Die Luft ist stickig und es ist eng im Raum.
"Karl war ein guter Freund", beginne ich mit schwacher Stimme, "ein wahrer, treuer Freund. Er war lustig konnte jeden zum lachen bringen, und hilfsbereit. Die Menschen in seinem Umfeld konnten immer auf ihn zählen...er wollte Glück in seinem Leben, genau wie jeder einzelne von euch. Jedoch ist auch er zu früh gestorben. Vielleicht wird er nicht mehr alt, und kann nicht das erleben was er immer erleben wollte, aber er war auf jeden Fall glücklich. Er ist in Frieden gestorben." Ich legte eine kurze Pause ein, um mir die Wangen abzuwischen. "Er hätte sicherlich gewollt, dass wir ebenfalls glücklich sind. Wir haben ihn alle geliebt, und das werden wir auch weiterhin tief in unseren Herzen tun."
Eine Träne fand den Weg nach draußen, und ich ging zurück auf meinen Platz. Tina war an der Reihe aber ich hörte gar nicht mehr richtig zu. Karls Eltern weinten, und Karls Dad nahm seine Mutter in den Arm.
Ich konnte mir nicht mal annähernd vorstellen, wie sehr sie wohl leiden müssten, jetzt wo ihr Kind gestorben ist.
Ich umarmte Nick neben mir, während Clays Finger sich mit meinen verschränkten. Ich lächelte ihm kurz zu, ehe ich wieder leise anfing zu weinen.
Vielleicht ist es ja Karls Ende, aber es ist definitiv unser Anfang.
Unser neuer Anfang.
Egal wie viel Schmerz wir noch zusammen durchstehen müssen, wir schaffen das. Wir ziehen das Kind groß. Ich helfe Nick sich wieder einzukriegen.
Wenns nötig ist, verkaufen wir sogar das Haus.
Ich weiß dass wir vor Karl und den Erinnerungen an ihn, nicht flüchten können. Aber wir müssen wenigstens versuchen glücklich zu leben.
Karl hätte es so gewollt, das weiß ich. Er hätte gewollt dass wir unbeirrt weiter leben und ihn vergessen.
Sogar jetzt spüre ich wie er mich von der anderen Seite aus stolz anlächelt. In Gedanken lächelte ich zurück.
Alles wird gut. Hoffentlich. Wir schaffes es schon. Wir bekommen es irgendwie hin.
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