[3] ~Veritaserum
»Guten Morgen«, begrüßte der Professor die Klasse.
Nachdem sich das Gerede der Schüler gelegt hatte, und er seinen Unterricht soweit vorbereitet hatte, hob Slughorn eine Phiole mit klarer Flüssigkeit hoch.
»Weiß einer von Euch worum es sich hier handelt?«, fragte er.
Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung. Alle Köpfe drehten sich erwartungsvoll zu Hermione und warteten auf ihre Antwort. Doch bevor sie ihre Hand überhaupt heben konnte, rief der Meister für Zaubertränke ihren Namen schon auf. »Miss Granger.«
»Das ist Veritaserum, Sir.«
»Sehr gut. Ich nehme an, Ihr wisst was es bewirkt?«
Hermione nickte, »Es bringt den Trinker dazu, solange die Wahrheit zu sagen, bis die Wirkung nachlässt. Umso mehr man trinkt, desto länger hält die Wirkung an.«
»Sehr gut, zehn Punkte für Gryffindor. Jetzt werde ich Sie paarweise auf Grundlage Ihres
Niveaus paaren. Die Paare sind: Miss Greengrass und Miss Greengrass, Mr. Zabini und Mr. Potter, Mr. Weasley und Miss Parkinson, Mr. Malfoy und Miss Granger, Mr. Longbottom und Miss Patil. Das sind die Gruppen, und jetzt möchte ich Sie bi—«
»Professor!«, rief Ron.
»Sie können Malfoy nicht mit Hermione zusammenstecken!«, fügte Harry hastig nickend hinzu.
»Er hat recht", stimmte Zabini zu. „Die bringen sich in den ersten zehn Minuten um!«
»Es tut mir leid, aber die beiden sind nun mal auf selbem Niveau. Miss Granger ist Klassenbeste und Mr. Malfoy ist mit zehn Punkten direkt hinter ihr. Danach Mr. Potter, fünfzig Punkte hinterher«, erklärte Slughorn.
»Aber Sir—«
»Keine Widerrede. Die Paare werden nicht geändert. Na los, auf zu Ihren Partnern! Los, Los! Ihr werdet Veritaserum brauen. Das Rezept ist auf Seite dreiundvierzig. Wenn Sie fertig sind, sagen Sie mir Bescheid und Sie bekommen die nächsten Anweisungen. Auf, anfangen.«
Hermione seufzte und stand von ihrem Sitz zwischen Harry und Ron auf. »Viel Glück, 'Mione.«
»Wenn ich sterbe, dann schlagt ihn einfach —so wie ich im dritten Jahr«, murmelte die Gryffindor grinsend, während sie nach ihrer Tasche griff.
Die Jungs schauten sich für eine halbe Sekunde in die Augen, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen. Hermione verdrehte ihre Augen und lief rüber zu Malfoy.
»Warum haben Potter und Weasley gelacht?«, fragte er, als Hermione sich neben ihn setzte und ihr Buch 'Zaubertränke für Fortgeschrittene' rausholte.
»Ich habe ihnen gesagt, dass sie dich schlagen sollen, wie ich dich im dritten Jahr, wenn du mich töten solltest«, murmelte sie abwesend.
Malfoy grinste und lehnte sich in seinen Stuhl, »Du weißt, dass du mir die Nase gebrochen hast?«
»Gut.«
Er lachte leicht, »Also, was brauchen wir?«
»Hier«, Hermione schob ihr Buch zu Malfoy, »wenn du es wissen willst, dann les selber. Ich habe es schon auswendig gelernt.«
»Hast du?«
»Ja«, seufzte die Brünette, »Ich hole die Zutaten.«
Überrascht schaute Malfoy seiner Partnerin hinterher, als sie zum Regal mit den Zutaten lief. Nachdem sie sich setzte, starrte er sie immer noch an wie ein Fisch.
»Was?«, fragte sie mit erhobenen Augenbrauen. Erst nach einer halben Minute hatte sie realisiert, dass er sie ununterbrochen beobachtete.
»Nichts.«
Schweigend arbeiteten die beiden an ihrem Zaubertrank und führten sorgfältig jeden Schritt aus. Nach einer guten Stunde waren sie fertig.
»Professor Slughorn! Wir sind fertig!«, teilte Hermione ihrem Lehrer mit.
»Sehr gut, sehr gut. Ich sollte euch zwei öfter zusammentun!« Hermione und Draco stöhnten genervt auf, was der Lehrer mit einem Schmunzeln quittierte.
Malfoys Hauslehrer kam näher, um den Trank zu untersuchen. »Wow! Der Trank ist perfekt, ich sollte euch wirklich öfter zusammen arbeiten lassen«, wiederholte er seine Worte triumphierend.
Sie schauten sich an und unterdrückten ein belustigten Blick. »Wirklich gelungen. Jetzt werdet ihr exakt einen Tropfen des Gebräus schlucken. Nicht mehr, nur einen. Dann wird Ihr Partner Ihnen Fragen stellen, die Sie beantworten müssen. Die ersten Fragen habe ich ausgesucht, den Rest dürfen Sie sich aussuchen. Viel Spaß. Wenn ihr fertig seid, bringt bitte den Trank an mein Pult, Madame Pomfrey hatte mich um etwas Veritaserum gebeten.«
Der Lehrer entfernte sich, als Malfoy grummelte, »Ich trinke zuerst.«
»Gut«, sagte Hermione, »Was ist dein voller Name?«
»Draco Lucius Hyperion Malfoy.«
»Was ist deine Lieblingsfarbe?«
»Rot.«
»Ernsthaft?«
»Ja.«
»Okay, uhm, was sind deine Hobbys?«
»Quidditch und Lesen.«
»Du magst Lesen?«
»Ja Granger, es gibt auch noch andere Menschen, die lesen.«
»Was auch immer. Noch eine Minute. Uhm... wenn du dir eins aussuchen dürftest, in welches Haus wärst du gerne gekommen?«
»Gryffindor. Ich würde gerne das blöde Grinsen meines Vaters von seinem Gesicht wischen! Außerdem sind Gryffindors knallhart.«
»Sind sie?«
»Ja, sind sie. Du zum Beispiel. Alle sehen dich als den Bücherwurm und die Besserwisserin und BOOM, du kämpfst gegen Voldemort.«
»Ähm.. danke, denk ich. Letzte Frage«, sagte sie leicht verblüfft, »Ich muss überlegen..«
Hermione dachte für ein paar Sekunden nach, ehe sie ihre Frage aussprach.
»Warum hasst du mich?«
»Tu' ich nicht« Sein Gesicht nahm einen panischen Ausdruck an, konnte sich aber wieder beherrschen.
»Tust du nicht?«
»Nein.«
»Aber warum hast du mich dann über die Jahre hinweg beleidigt?«, fragte sie interessiert; sicher, dass er sie hasste.
Malfoys Gesicht färbte sich verräterisch rot und er schaute weg. Als der Trank ihn dazu zwang zu antworten, presste er hervor, »Um dich zu beschützen.«
Hermione starrte ihn nur an. Jederzeit könnte der Trank seine Wirkung verlieren, also nutzte sie ihre Chance.
»Um mich zu beschützen? Warum musstest du mich beschützen?«
»Weil«, setzte mit Furcht in im Gesicht an, »Ich mag dich wirklich sehr und wenn mein Vater es herausgefunden hätte, würde er dich töten. Ich wüsste nicht was ich machen sollte, wenn er dich töten würde.«
Malfoy drehte seinen Kopf zu ihr, hoffend auf eine Reaktion ihrerseits. Hoffend darauf, ihr Gesicht analysieren zu können. Doch sie starrte ihn nur emotionslos an.
»W-was meinst du mit 'du magst mich'?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort nicht hören wollte, doch sie war zu gespannt auf seine Antwort.
Malfoy schaute ihr in die Augen, jedoch zeigte sein Gesicht diesmal Bedauern und Kummer. Keine Angst war mehr vorhanden, »Ich meine, ich liebe dich.«
»Nein!«, rief Hermione zu laut. »Nein, nein, nein, nein, nein. Du lügst.«
»Tut mir leid, Granger, ich habe nicht gelogen. Verdammter Trank! Könnte er nicht zwanzig Sekunden früher aufgehört haben?« Mittlerweile wurden die beiden von der kompletten Klasse angestarrt.
Hermione öffnete immer wieder ihren Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch sofort wieder. »Hör auf mich zu verarschen!«
Er seufzte, »Ich verarsche dich nicht, Granger. Ich wünschte, ich würde es. Und jetzt trink den blöden Trank.«
Die meisten hatten sich zwar schon wieder weggedreht, dennoch schenkten Harry und Ron ihr hin und wieder fragende Blicke. Sie gab ihnen einen 'ich-erzähle-es-euch-später' Blick und drehte sich zu Malfoy.
»Okay. Zur Hölle mit diesem Spiel«, fluchte Hermione, bevor sie einen Tropfen des Trankes schluckte.
»Also gut, was ist dein voller Name?«
»Hermione Jean Granger.«
»Was ist deine Lieblingsfarbe?«
»Silber.«
»Wow.«
»Ja, ich mag die Farbe, sie ist wirklich hübsch. Sie erinnert mich an den Mond.«
»Gut, dann... was sind deine Hobbys?«
»Ich mag es zu lesen. Shoppen gehe ich aber auch gerne.«
»Shoppen?«
»Ja, Ginny liebt Klamotten. Sie hat mich wohl etwas angesteckt«, antwortete Hermione.
»Wenn du wählen könntest, welches Haus?«
»Hufflepuff.«
»Hufflepuff? Geht's dir gut?«
»Ja, ich fühle mich super, danke.«
»Warum Hufflepuff?«
»Weil sie wirklich loyal und einfach nett sind. Diese Art von Person, die dich nicht verletzen würde, weil du langweilig bist. Das mag ich an dem Haus.«
Malfoy fand die Antwort zwar ziemlich komisch, fragte aber nicht weiter nach. »Also, jetzt kommen meine Fragen. Das wird lustig!«, grinste er und wackelte mit den Augenbrauen.
Das Mädchen stöhnte, denn sie wusste dass er das ausnutzen würde, um sie alles mögliche zu fragen.
»Erzähle mir dein größtes Geheimnis.«
Ihre Augen weiteten sich, ihr Gesicht wurde rot und sie versuchte ihre Stimme zu kontrollieren. Doch ihre Antwort kam zu schnell, »Ich mag dich.«
Malfoys Grinsen verschwand augenblicklich, »Warte, was?«
»Ich sagte, ich mag dich«, wiederholte sie sich selbst. In ihren Augen pure Angst und Scham.
»Meinst du das ernst? Warte, ja, tust du. Der Trank lässt dich die Wahrheit sagen... Seit wann?«
»Drittes Jahr. Als ich dich geschlagen habe, habe ich.. habe ich mich dezent in dich verliebt. Über die Jahre ist es dann gestiegen.«
»Granger«, sagte der blonde langsam, »Sag mir, dass du lügst.«
»Geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Der Trank verhindert es.«
»Ich hasse diesen Unterricht.«
»Ich auch.«
Er schaute sie die letzten Minuten an, bis der Trank die Wirkung verlor.
»Habe ich das wirklich gesagt?«, flüsterte sie.
»Hast du.«
Sie schmiss ihren Kopf nach in den Nacken und grummelte hörbar. Nachdem ihr Kopf auf die Tischplatte geknallt war, murmelte sie, »Ich hasse dich, Malfoy.«
Draco füllte den Trank in die Phiole und stand auf. »'Liebe dich auch, Granger«, lächelte er keck und lief zum Professor.
Sie schrie frustriert auf, was Malfoy nur zum Lachen brachte und ihr viele Blicke einbrachte. Hermione schaute Malfoy grimmig an. Er rollte nur mit den Augen und hob seine Tasche auf, nachdem die Klingel ertönte.
»Bis später, Liebes.«
»Klappe, Malfoy!«, schrie sie ihm hinterher.
»Was immer du sagst, Hermione«, rief der Slytherin über seine Schulter, als er aus der Tür schritt.
Jedermanns Kiefer berührte mittlerweile den Boden.
»Hat Malfoy dich gerade Hermione genannt?«, fragte Harry mit aufgerissenen Augen.
»Jap«
»Warum?«, mischte sich nun auch noch Ron ein, »Er nennt dich nur Granger«
»Weil er ein arroganter, selbstverliebter Idiot ist, welcher Veritaserum getrunken hat«, antwortete sie, als sie aus dem Raum traten. Gerade als das Trio um die Ecke bog, stolperte sie direkt in Malfoy.
Schnell fing er sie ab, bevor sie Bekanntschaft mit dem Boden machte. »Pass auf, Liebes, du möchtest doch nicht dein hübsches kleines Gesicht verletzen, oder?«
»LIEBES?!«, riefen Harry und Ron.
»Lass mich los, Malfoy.«
»Bitte, nenn mich Draco«, grinste er, bevor er ihre Lippen mit seinen versiegelte.
Kurz versuchte sie, ihn wegzuschieben, erwiderte seinen Kuss aber schließlich.
»Ich glaub ich werd ohnmächtig«, sagte Harry. »Ron?«
Harry sah hinunter um nach seinem Freund zu sehen. »Du bist schon in Ohnmacht gefallen?«
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