[11] ~Magie für einen Kuss
Wütend starrte er auf sie hinab. Ginny jedoch wirbelte triumphierend ihren Zauberstab umher. Auch Harry, Hermione und Ron sahen eher belustigt aus und mussten sich Mühe geben, dies nicht allzu offen zu zeigen. Sogar seine eigenen besten Freunde hatten ein Grinsen auf dem Gesicht. Am liebsten würde der Blonde es ihnen herutnter wischen.
»Ich. Hasse. Dich.« Draco starrte seine Gegenüber mit einem drohenden Gesichtsausdruck an, der seinem Vater Konkurrenz machte. Doch die rothaarige Weasley kümmerte das nicht. Sie sah nach wie vor ziemlich amüsiert von ihrer Tat aus.
»Oh, ich weiß«, sagte sie deshalb nur schelmisch. »Es ist Mitternacht. Lasst uns gehen, bevor Filch kommt.«
Grummelnd sah Draco auf die Uhr und stellte fest, dass sie Recht hatte. Das Wöchentliche Spiel, das sie jeden Samstag im 7. Stock neben dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten spielten, endete immer um Mitternacht. So auch dieses Mal. Filch kam immer kurz nach Mitternacht an ihrem Ort vorbei und um dieser Gefahr auszuweichen, machte sich die Schülertruppe immer rechtzeitig aus dem Staub.
Harry und Ron suchten schnellstmöglich das Weite mit Ginny. So schnell die drei konnten sprinteten sie in den Gryffindor Turm. Blaise und Theo machten sich ebenfalls auf den Weg, jedoch in die Kerker. Pansy wartete schon ungeduldig auf die beiden. Fluchend redete die Slytherin auf ihre Mitschüler ein, konnte sich aber nicht lange halten und musste lachen.
Als auch Hermione und Draco ihren Schulsprecher Turm erreichten und das Porträt hinter sich geschlossen hatten, verlor Hermione die Kontrolle und lachte lauthals los. Draco funkelte sie daraufhin böse an.
»Klappe, Granger!«, herrschte er sie an. Warum musste sie denn jetzt auch loslachen? Es reichte doch, dass Ginny ihm diesen bescheuerten Fluch aufgehalst hatte.
»Zabini«, korrigierte sie ihn und fuhr fort, »Und 'Klappe'? Malfoy, Ginny hat dich verhext, so dass du kannst nicht mehr in der Lage bist zu zaubern, bis du die Person geküsst hast, die du liebst!« Hermione kicherte erneut. Für sie war es köstlich mit anzusehen, was ihm gerade passierte.
Draco jedoch sah das nicht so locker wie seine Kollegin. ''Magia Oscula'', auch bekannt als Magischer Kuss -auf Latein, war ein von Ginny selbst entwickelter Fluch. Er war ziemlich bekannt an der Schule für Hexerei und Zauberei, aber nur Ginny beherrschte ihn. Normalerweise war es der Fall, dass wenn man selber mit diesem Fluch verhext wurde, ihn als Rache auf die Person zurückfeuerte. Jedoch traute sich keiner gegen Ginny anzutreten.
Der Zauberspruch war sehr simple aufgebaut. Man verfluchte eine Person damit, und diese war nicht mehr in der Lage zu Zaubern, bis sie denjenigen geküsst hatte, den sie liebte.
Draco murmelte etwas Unverständliches und ließ sich auf die Couch fallen. »Danke, ist mir echt nicht aufgefallen.« Der Malfoy war sichtlich angefressen und legte den Kopf in den Nacken. Doch er zeigte es nicht wirklich.
Innerlich war er am Glühen. Er wusste genau, dass er das Mädchen liebte, welches sich gerade den Arsch über seine momentane Situation ablachte. Aber vielleicht könnte er das auch als Vorteil nutzen. Er würde sie dazu bringen, ihn zu lieben. Und dann würde er sie küssen. Dadurch bekäme er seine Magie wieder zurück, und sie würde es nicht merken. Somit wären sie dann wahrscheinlich zusammen. Das war ein guter Plan, redete er sich ein.
»Hallo, Erde an Malfoy!« Hermione schnippte belustigt mit ihrer rechten Hand vor seinem Gesicht. »Was?«, schnappte er bissiger als beabsichtigt. Hermione ging automatisch auf Abstand.
»Kein Grund zickig zu werden..«, murmelte sie. Augenrollend fuhr sie fort. »Ich habe gefragt, wen das Frettchen küssen muss.«
»Würdest du wohl gerne wissen«, grinste Malfoy. Hermione verlor langsam die Geduld. »Hmpf... deshalb hab ich gefragt, Trottel! Komm schon, ich dachte wir sind Freunde. Freunde verheimlichen nichts voreinander.«
Draco wand seinen Blick nachdenklich ab und biss sich auf die Lippe. Er konnte es ihr nicht einfach sagen. Geistesabwesend sah er sie an. Hermione wartete immer noch gespannt auf seine Antwort. Ja, sie waren Freunde. Aber für ihn war es mehr. Aber Hermione sah ihn nun mal nur als einen Freund an. Bis jetzt, dachte er. Er musste sie nur dazu bringen ihn zu mögen —nein, lieben.
»Ich— ich habe keine Ahnung.« Malfoy starrte ihr fest in die Augen. Sie sollte nicht merken, dass er log. »Ich kann ja schlecht jeden hier in der Schule küssen«, lachte er nervös.
»Das wäre lustig mit anzusehen. Aber okay, wenn du Hilfe brauchst, komm ruhig zu mir. Ich war schon immer gut darin Geheimnisse zu entblößen«, zwinkerte Hermione.
Draco nickte. Er wusste, dass er ihren Tricks nicht ausweichen konnte. Wenn er es täte, würde sie misstrauisch werden. Draco könnte Blaise oder Theo fragen, jedoch würden die ihm raten, es ihr einfach zu sagen. Die verstanden aber auch nicht wirklich was von Liebe.
Sie würden ihm raten, endlich erwachsen zu werden, und dass er Hermione einfach küssen sollte. Nein, er brauchte jemanden, der wirklich etwas davon verstand.
Er war nicht gut genug mit Harry oder Ron befreundet, und außerdem zweifelte Draco daran, dass sie Hilfe seien. Plötzlich kam ihm ein Name in den Kopf. Und dann noch einer.
Erst als sich der Slytherin sicher war, dass Hermione in ihrem Zimmer verschwunden war und die Tür geschlossen hatte, gab er ein tiefes Seufzen von sich.
Es klang komisch, aber er würde Ginny und Pansy um Hilfe bitten, Hermione zu bekommen.
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Pansy betrat die Bibliothek Hogwarts' und sah sich suchend um. In ihrer Hand hielt sie ein Blatt Papier. Heute Morgen war eine Eule eingetroffen und hatte der Slytherin einen mysteriösen Brief hinterlassen. Nun stand sie hier in der Bibliothek, am vereinbarten Treffpunkt und las den Zettel erneut. Pansy hatte sich schon gefragt, warum das Pergament so groß war, und der Text nur einen geringen Teil des Briefes beanspruchte, doch nun erschienen weitere Zeilen.
Stirnrunzelnd folgte sie den Anweisungen des Zettels und lief um die Ecke. Dann sollte sie hinter zwei Bücherregalen nach rechts abbiegen und an der dritten Kreuzung nach links laufen.
Pansy war ja nun wirklich nicht oft in der Bibliothek von Hogwarts —geschweige denn in überhaupt irgendeiner Bibliothek— aber diese Ecke hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen. Zwischen zwei deckenhohen Bücherregalen stand ein gemütliches rotes Sofa, neben dem eine alte Stehlampe eine mollige Wärme ausstrahlte. Vor dem Sofa lag ein weißer, flauschiger Teppich, der den knarrenden, braunen Holzboden verdeckte. Auf diesem stand ein Tisch, ebenfalls aus Holz. Umrandet wurde die gemütliche Sitzecke von zwei anderen Regalen, die die Sicht in das kleine, eigene Bücherparadies der Bibliothek verdeckte.
Pansy trat staunend ein, und sah sich um. In dem ''Raum'' war es noch einmal viel wärmer, als in der Restlichen Bücherei. Es war ein kompletter Kontrast zu der sonst so dunklen, und kühlen Bibliothek. Als die Slytherin um die Ecke sah, erblickte sie Ginny, die in einem roten Katzenohrensessel saß. Diesen hatte Pansy bei ihrem ersten Blick gar nicht bemerkt. Zu ihrer Rechten befand sich ebenfalls einer. Als sie hinter sich blickte, vernahm die Slytherin einen hohen, edlen Kamin. Das Feuer war entfacht und knackste. Eigentlich fehlten nur noch Kakao und ein paar Marshmellows.
»Du hast auch einen gekriegt?« Ginny deutete auf den Brief in Pansys Hand. »Oh, ja. Ja, das habe ich. Aber ich habe keine....« Pansy schaute auf das Pergament, bei welchem nun kein einziger Tintenklecks mehr zu sehen war. Verwirrt drehte sie es, doch— nichts.
»Ach, das war bei mir auch so.« die Schwarzhaarige beäugte ihre Mitschülerin argwöhnisch. Irgendwie konnten die beiden zwar miteinander auskommen, aber die Parkinson konnte ihren Hass auf die Weasleys nur schwer unterdrücken.
»Hast du eine Ahnung, von wem der Brief sein könnte?«, fragte Pansy.
»Von mir.« Draco Malfoy betrat das kleine Räumchen. »Schön, dass ihr es einrichten konntet. Wie ich sehe, habt ihr meinen Geheimplatz auch gefunden«, schmunzelte er und setzte sich auf die Couch. Mit einem Kopfnicken deutete er Pansy an, sich ebenfalls zu setzen. Diese verstand, während Draco die Süßigkeiten, welche er hinter einigen Büchern versteckt hielt, hervorholte. »Bedient euch.«
»Genug mit den Spielchen, Draco. Wir wissen beide, dass du nie so höflich bist. Also, warum hast du uns hergeholt?«, wollte Pansy wissen. Draco sah sie an. Klar, er war nicht wirklich der Gentleman, aber das so direkt von seiner Freundin zu hören war unerwartet. Dennoch machte Draco sich nichts daraus.
»Es geht um Weaslette's Zauberspruch. Ich brauche eure Hilfe.« Draco griff nach einem der Süßigkeiten.
»Unsere?«, fragte Weasley in purer Ungläubigkeit. »Warum sollten wir dir helfen können? Hermione kennt sich mit sowas aus. Zum Beispiel Liebestränke, Zaubersprüche, Pflanzen, und auch so ein Muggel Zeugs. Hippose.«
»Hypnose«, korrigierte Pansy.
»Ja, mein ich doch«, pflichtete Ginny nickend bei.
Draco schüttelte den Kopf. »Das Problem ist nicht herauszufinden wer es ist.« Er sagte das, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. »Ich weiß es doch schon. Das Problem ist, dass sie mich nicht so mag, wie ich sie mag. Wenn ich sie einfach küssen würde, wäre das total peinlich!«
Draco stieß einen verzweifelten Laut aus, und fuhr sich mit seinen Händen übers Gesicht. Ginny sah ihn mitfühlend an, aber sie bereute ihre fiese Tat dennoch nicht. Es würde großes Aufsehen in Hogwarts erregen. Pansy hingegen war tief in ihren Gedanken versunken.
»Wer ist es?« Pansy sah ihren Kumpel fragend an. Malfoy vergrub nun sein Gesicht in den Händen. »Nicht lachen... es ist«, fing er an. Draco zögerte. Er musste es ihnen sagen. Sonst könnten sie ihm nicht helfen. »Granger.«
»Zabini«, korrigierten die beiden Mädchen automatisch. Dann schien es klick zu machen. »Warte, du liebst Hermione?!«
»Salazar sei Dank, hat diese Ecke einen Lautstärke-Spruch«, stöhnte Draco. Der arme Junge war schon ganz rot im Gesicht und Nacken. Auf Pansys Gesicht hingegen verbreitete sich ein dreckiges Grinsen. Draco meinte etwas wie, »Blaise schuldet mir ne Galleone« verstanden zu haben.
»Das ist ja auch schön und gut so, Pansy. Aber was bringt mir das? Ich kann nicht einfach zu ihr gehen und sie küssen! Sie würde sofort verstehen warum. Und dank deinem beschissenen Zauber, kann ich auch keinen anderen küssen!«, erklärte er. Mittlerweile war er etwas lauter geworden, doch dank den Zaubern, die auf dem Eck lagen, drang kein Wort an die Bibliothekarin oder die restlichen Schüler. Madame Pince hätte ihnen bestimmt schon Hausverbot erteilt.
»Und was gedenkest du zu tun?«, fragte sie daraufhin schnippisch. Draco seufzte und erklärte den beiden seinen Plan nach kurzem Zögern. Er würde sie dazu bringen ihn zu lieben, damit es nicht komisch aussah, wenn er sie einfach küsste. Er wollte ja nicht, dass sie falsche —oder in seinem Fall richtige— Schlüsse zog. Nein, sie musste sich erst in ihn verlieben. Dann würde er es einfach durchziehen. Es würde nicht auffallen, wenn sie eh schon zusammen wären.
»Also willst du sie rumkriegen? So, verführen und alles?«, gluckste Ginny.
»Was?! Nein!«, unterbrach Draco den Rotschopf empört. »Ich will sie doch nicht ins Bett locken! Sie soll mich nicht in einem Sexuellen Weg mögen. Sie soll mich so mögen— lieben, wie ich es tue.«
»Aww, kann sein dass ich mich gerade in dich verliebt hab..« Pansy sah Ginny geschockt an. Ebenso Draco, der leicht verstörend ein wenig zurück wich. »Ruhig«, sagte Ginny schmunzelnd, »Ich hab Blaise.«
Immer noch etwas verwirrt von Ginnys Aussage, begann Pansy mit dem Plan. »Mach einfach kleine Sachen. Zeig ihr, dass du dich um sie kümmerst. Zeig ihr, dass sie es wert ist. Kauf ihr ein paar ihrer Lieblingsbücher. Warte auf sie, wenn sie mal zuspät kommt. Nimm ihr ihre schweren Bücher ab, die sie immer dabei hat, oder sowas in der Art.«
»Jaah, vielleicht könnte das funktionieren...«, murmelte Malfoy. Pansy nickte, »Aber wir sollten jetzt ins Bett gehen. Wir haben morgen Unterricht.«
»Toll. Ich freu mich schon.« Draco klang sarkastisch und lief zwischen den Regalen durch, zum Ausgang.
Ginny erwiderte auf Pansys Aussage, »Du klingst ja schon wie Hermione.« Draco schmunzelte. Dieses Grinsen verschwand allerdings, als Pansy sagte, dass sie aufpassen solle, dass er sich nicht auch noch in sie verliebe.
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»Guten Morgen, Schüler. Heute werden wir den selben Spruch üben, den wir letzte Woche gelernt haben. Hopp Hopp, auf zu den Tischen.« McGonagalls scharfe Stimme durchbrach das Gemurmel der Klasse schlagartig. »Jeder kommt einzeln nach vorne und versucht mich, einen Menschen, in ein beliebiges Tier zu verwandeln. Miss Granger, kommen sie vor, falls irgendetwas schief gehen sollte.«
Die Klasse erhob sich und stellte sich in eine Schlange. Hermione stand daneben, sie würde helfen, sobald was passierte. Draco war der Einzige, der nicht vorne stand. Er saß gelangweilt auf seinem Stuhl und betrachtete seinen funktionslosen Zauberstab.
»Mister Malfoy! Warum stehen Sie nicht an?« McGonagall hatte ihn anscheinend bemerkt. »Ich kann nicht zaubern.« Malfoy sah sie nicht einmal an. Die Professorin sah ihren Schüler entgeistert an. »Mister Malfoy. Sie schauen mich bitte an, wenn ich mit Ihnen rede«, herrschte sie.
Langsam schwang er seinen Kopf in Richtung Lehrerpult. Seinen Zauberstab hatte er auf dem Tisch abgelegt. Stufenweise wiederholte er seine Worte für die Lehrerin. »Ich kann nicht zaubern.« Sein Kopf drehte sich vorwurfsvoll zu Ginny.
McGonagall seufzte. »Bitte, küssen Sie doch einfach die Person, die Sie lieben.«
»Ich... Ich kann nicht. Ich weiß nicht, wen ich küssen soll.« Sein Blick war starr auf den Zauberstab gerichtet. Jedoch schien die alte Hexe ihm zu glauben, denn sie klagte erneut.
»Na super. Miss Granger, bitte helfen Sie Mister Malfoy mit Ihren Methoden. Und Miss Weasley, warten Sie demnächst bis zur Pause.« McGonagall setzte wieder ihre ernste Miene auf und deutete Granger an, aufzupassen, falls etwas schiefginge.
Ginny grinste Malfoy ein letztes mal an, bevor sie sich wieder ihrer Aufgabe widmete.
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»Okay. Also, wir müssen jetzt herausfinden, wen du liebst!«, sagte Hermione euphorisch. Sie und Draco saßen zusammen in der Bilbliothek. Nachdem Draco ihr den Platz gezeigt hatte, war sie erst einmal hin und weg, doch nach einigen Minuten fiel ihr wieder ein, weshalb sie überhaupt dort waren.
Hermione hatte sich gestern, als sie und Draco zusammen am See saßen, Notizen gemacht, um herauszufinden, in wen er verliebt war. Heute trafen sie sich, um diese Methoden durchzuführen.
»Als erstes haben wir Amortentia.« Hermione zog eine Phiole hervor und zog den Korken. Draco kam sofort dieser bekannte Duft in die Nase. Dieser verstärkte sich, als sie ihm das Fläschchen direkt unter sein Riechorgan hielt.
Malfoy inhalierte den Geruch. Es war sein Lieblingsduft, es roch einfach perfekt. Bücher, Vanille, Regen und frischgemähtes Gras. Der Regen und das Gras war ein bisschen komisch für ihn, aber zu dem fühlte er sich hingezogen. Er konnte daran nichts ändern.
»Und? Was riechst du?«, riss ihn die neugierige Stimme von Granger aus den Gedanken.
Sie musste sich eingestehen, dass sie eifersüchtig war. Ihre ''Liebe'' zu dem blonden Jungen vor ihr wuchs Tag für Tag. Es tat ihr weh, ihm zu helfen, ein anderes Mädchen zu finden. Aber sie würde es machen. Er war immer noch ein Freund von ihr. Sie würde sogar sagen, dass sie eine beste Freundin von ihm war, und deshalb würde sie alles tun, um ihn zu unterstützen.
»Uhm... Regen, Gras und.. Vanille«, murmelte er. Er musste einen Moment überlegen er was er sagen sollte, damit er sich nicht verriet. Draco musste vorsichtig sein. Wenn er 'Bücher' gesagt hätte, würde sie die Zusammenhänge erkennen. Sie müsste nur noch eins und eins zusammen zählen, und so wie er Hermione kannte, würde sie es schnell herausfinden.
»Das hilft uns auch nicht weiter.« Hermione stöhnte. »Aber gut, das Nächste.«
Granger holte einen Gegenstand aus ihrer Tasche. Das Objekt sah aus wie ein Traumfänger, vor allem wegen der Kreise im Inneren. Es war künstlerisch verziert und schien nicht mehr allzu neu zu sein.
»Was zur Hölle ist das?« Hermione grinste. »Das, lieber Draco, ist ein Liebesfänger. Es war mal ein Traumfänger, aber Luna hat es verzaubert, und es scheint sogar zu funktionieren! Ich werde das jetzt vor dein Gesicht halten, und jeder Stein taucht in einen bestimmten Teil deiner Seele ein. Es wird dich dazu bringen, den zu küssen, den du liebst.«
Hermione sprang aufgeregt von ihrem Sessel und stellte sich direkt vor ihn. Plötzlich war sie ihm so nahe, dass er all ihre kleinsten Sommersprossen zählen konnte. »Schließe deine Augen.«
'Das möchte ich aber nicht', sagte eine Stimme in Dracos Kopf. Sein Blick lag tief in ihren Augen. Hermione schluckte, als Draco dann doch seine Augen schloss. Ein bisschen enttäuscht, dass er sie nicht geküsst hatte, war sie schon.
Malfoy sah nichts. Nur die klare Stimme Hermiones konnte er hören. Mit der Zeit verschwamm diese aber. Nein, besser gesagt, sprach sie nun in einer anderen Sprache. Draco konnte dem ganzen nicht mehr so wirklich folgen. Jedenfalls war ihre Stimme beruhigend und er fühlte sich geborgen. Ihr Ton blieb immer der selbe, was Draco noch ruhiger stimmte. Er saß entspannt auf dem Sofa in seiner kleinen Ecke in der Bibliothek, während Hermione beruhigend auf ihn einredete. Für ihn klang es wie Musik.
Nach ein paar Minuten spürte er eine angenehme Wärme in seinem Bauch. Diese breitete sich aus, bis zu seiner Brust. Dort wurde es zu einem unangenehmen Ziehen. Dieses Gefühl machte ihn wahnsinnig. Alles was er tun wollte, war dieses Mädchen zu sich auf seinen Schoß ziehen und sie zu küssen. Alles in ihm schrie danach. Er hatte seine Arme schon ausgebreitet, ehe er sich in letzter Sekunde daran hindern konnte. Er würde auffliegen. Dennoch, das Ziehen war zu stark.
Er breitete seine Arme aus und zog Granger näher zu sich. Mit geschlossenen Augen war das nicht ganz so einfach, aber es ließ sich machen. Mit seinen Händen umfasste er ihre Hüfte und setzte sie auf seinem Schoß ab. Er hörte sie kurz aufquieken, und Draco öffnete die Augen. Dadurch, dass sie auf ihm saß, hatte sie den Liebesfänger fallen gelassen, weshalb der Zauber des Objektes langsam nachließ. Draco war wieder Herr seiner Sinne.
Hermione, die noch immer auf seinem Schoß saß, blickte ihn nervös an. »W-was machst du?« Draco reagierte nicht. Er schaute sie bloß an. Am liebsten mochte er ihre Augen. Draco liebte diese verschiedenen Brauntöne. Er liebte ihre langen, natürlichen Wimpern, die ihr Auge so perfekt umrandeten. Er liebte das Glänzen in ihren Augen, wenn sie sich freute.
Langsam nahm er seine Hand von ihrer Hüfte und legte sie an ihren Hals. Sanft streichelte er diesen, ehe er weiterwanderte. Von ihrem Hals, bis zum Kiefer und an die Wange. Dort streichelte sein Finger zärtlich über ihre fein geschwungenen Lippen, von denen er den Blick nicht abwenden konnte. Seine andere Hand lag on ihrem Nacken.
Er starrte ihr lange ins Gesicht. Seines war nur einige Zentimeter von ihrem entfernt, und doch wusste Draco, dass wenn er ihr jetzt in die Augen sehen würde, er sie ohne darüber nachzudenken, küssen würde. Vorsichtig, als könnte sie zerbrechen, fuhr er mit seinem Daumen weiter über ihre Lippen. Näher, immer näher kam Draco ihrem Gesicht.
Hermiones Augen weiteten sich. Sie hatte das definitiv nicht erwartet. Es konnte einfach nicht sie sein, die er liebte. Es musste ein Trick sein. Sie tat ihr bestes, um seinen Berührungen nicht zu verfallen, doch sie konnte einfach nicht widerstehen. Noch nie wurde Hermione so zärtlich berührt. Sie schaute ihm in die Augen, doch er erwiderte ihren Blick nicht. Sein Finger, der ihre Lippen streifte, war nur wie ein Windhauch auf ihrer Haut, doch sie hatte allein dadurch Gänsehaut an den Armen.
Unbewusst befeuchtete sie ihre Unterlippe, bevor sie sie öffnete. Ihr Gesicht war rot wie eine Tomate, und ihre Augen vermutlich so weit aufgerissen, wie wenn sich ihre Eltern wieder an sie erinnern würden, aber ihr machte das ganze nichts aus. Sie wollte ihn beinahe küssen.
Draco lehnte sich langsam vor, bis er nur noch einen Zentimeter vor ihren Lippen war, und stoppte dann. Ein leises Kichern drang aus seinem Mund, als er sich von ihr entfernte. Er schmiss sich in die Lehne des Sofas und lachte.
»Du.. —du hättest dein Gesicht sehen sollen!«, brachte er unter Tränen hervor. Hermione öffnete ungläubig ihren Mund etwas weiter.
»Bastard!« Hermione schlug ihm schmerzhaft auf den Oberarm. »Weißt du eigentlich, was für einen Schrecken du mir eingejagt hast?!« Nun lachte sie auch etwas. Jedoch war es falsch. Genauso falsch wie seins.
Sie war enttäuscht, dass er sie nicht geküsst hatte. Sie war enttäuscht, dass er nicht sie liebte. Aber über sich selbst war sie mehr enttäuscht. Wie konnte sie unter seinen einfachen Berührungen dahinschmelzen wie Wachs? Wie konnte sie zulassen, dass er ihr überhaupt so nahe kam? Wie konnte sie auch nur daran denken, dass er sie lieben würde?
»Nein, aber dein Gesicht war unbezahlbar«, lachte er weiter. Hermione konnte nur mit den Augen rollen. »Hast du wenigstens bei dem Liebesfänger etwas gefühlt?«
»Nein.« Er hatte sie vorhin schon angelogen, warum also nicht noch einmal? Auf seine hilfreiche Antwort ächzte die Gryffindor. »Super. Dann habe ich nur noch eine Möglichkeit für heute.« Sie zog ihren Zauberstab und richtete ihn auf Draco. »Mit diesem Zauberspruch werde ich deine Haare in die so färben, wie die des Mädchens, in das du verliebt bist.«
Draco nickte. Sein Gesichtsausdruck war gleichgültig, so wie es ihm gelehrt wurde. In ihm schrie es aber danach, abzulehnen. Es würde ihr sofort auffallen. Doch kurz bevor er ihr das sagen konnte, hatte sie seine Haare auch schon gefärbt.
»Hm.. sieht braun aus. Das sind zirka ein Drittel der Schule! Das bringt uns auch nicht weiter. Und was wenn sie garnicht auf Hogwarts ist?«, bemerkte Hermione verzweifelt. »Doch, Granger. Das ist sie. Ich habe da so ein Gefühl...«
»Zabini«, korrigierte sie. Er würde sie nie Zabini nennen. »Okay, wir sollten schlafen gehen. Es ist schon spät.« Die brünette Schulsprecherin stand auf und steuerte in Richtung Ausgang. Draco stimmte ihr grummelnd zu und folgte ihr.
Im Turm angekommen verkrochen sich die beiden in ihren Betten. Draco lächelte in sich hinein. Er hatte Hermiones Reaktion genau gesehen. Sie schien ihn schon ein bisschen zu mögen. Pansy hatte recht, was die kleinen Gefallen betraf, die sie ihm empfohlen hatte. Sie halfen wirklich gut.
Draco grinste, bevor er langsam ins Land der Träume glitt. So leicht würde der Slytherin Prinz seine Gryffindor Prinzessin nicht aufgeben.
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»Malfoy, hast du meinen Zauberstab ge— Oh.« Dankend nahm sie ihm den Stab ab, den er ihr hinhielt.
Hermione war erst spät eingeschlafen und dementsprechend auch erst spät aufgewacht. Nun hetzte sie durch die Räume im Schulsprecher Turm, und suchte vergeblich nach ihren sieben Sachen. Was sie nicht wusste, war, dass Draco ihre Sachen versteckt, oder eingesteckt hatte, um sie ihr wieder zu geben. Er tat alles um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen.
»Bei Merlins Bart«, murmelte Hermione. »Wo hab ich meinen— Danke!« Draco schnappte sich den Aufsatz vom Tisch und überreichte ihn ihr. Hermione drehte sich um 180° und sah sich erneut suchend um. Von hinten schlich sich der Malfoy an sie ran und legte ihr die fehlende Gryffindor Krawatte um den Hals. Er rückte noch etwas näher und streichelte mit seinen Händen über ihre Schulter. Draco wanderte weiter runter, an ihr Dekolleté und knotete sie langsam, aber ordentlich, zu.
»Granger. Du bist heute aber verschlampt«, lachte er. Hermione stöhte genervt. »ZABINI!«
Dann drehte er sie sanft zu sich und zog die Krawatte sorgfältig ein wenig enger um ihren Hals. Mittlerweile war er etwas in die Knie gegangen, da sie doch ein weites Stück kleiner war als er. Nebenbei öffnete er geschickt den obersten Knopf ihrer weißen Bluse. Danach stand er wieder aufrecht.
»Es macht kaum einen Unterschied.« Draco rollte mit den Augen, als Hermione ihren Mund öffnete, um zu protestieren. Seiner Meinung nach, sah es so aus, als ob sie in ihrer Bluse ersticken würde, wenn alles zugeknöpft war.
Hermione atmete langsam aus und wusste, dass sie keinen Streit gewinnen würde. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und erschrak. Schnell nahm sie ihre Bürste zur Hand und richtete, so gut es ging, ihre Haare. Draco lachte leise. Er fand es süß wenn sie halb schlafend versuchte, Multitasking zu betreiben. Also nahm er ihr die Bürste weg und kämmte ihr vorsichtig die Haare. Nun konnte sie sich darauf konzentrieren, ihre Schuhe zu binden.
Als er fertig war, flocht er ihre Haare zu einem hübschen Zopf und nahm ein Haargummi, das er ihr sorgfältig umband. Er stellte sicher, dass links und rechts einige Strähnen rausstanden. Er fand das viel süßer, als wenn Hermione einen strengen Zopf hatte.
»Dein Ernst? Hättest du nicht alle mit rein flechten können?« Hermione deutete auf die beiden Strähnen. »Nein, so siehst du süßer aus.« Eine verräterische Röte zierte ihre Wangen.
Die brünette Schönheit war nicht einmal überrascht, dass Malfoy ihr half. In den vergangenen Tagen hatte er ihr in jedem Moment geholfen, in dem sie Schwierigkeiten hatte. Als sie zu spät dran war, im Unterricht, beim Lernen, als ihre Bücher zu schwer waren —und sogar beim Essen. Diese kleinen Tätigkeiten blieben der Gryffindor aber auch nicht unbemerkt. Nächtlich grübelte sie darüber und ihr stellte sich immer wieder die Frage: warum so plötzlich? Es veranlasste sie dazu, ihm mehr und mehr zu verfallen.
»Wie auch immer.. Sei bitte um sechs wieder hier, ich würde es gerne noch mit Muggelpsychologie probieren. Das könnte vielleicht helfen.« Hermione wand sich von Draco ab und schnappte sich einen Apfel, den sie auf dem Weg essen würde. Als sie sich umdrehte, hielt er ihr ihre Tasche hin.
»Danke...«, nuschelte sie verlegen. Einen Moment überlegte sie, doch dann entschied sie sich einfach dafür, es zu tun. Lächelnd stellte sich Hermione auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Doch ehe der blonde Slytherin realisierte, wie ihm geschah, war Hermione schon aus dem Raum gestürmt.
Er stand wie eingefroren da, und versuchte sich an seinen Namen zu erinnern. Erst, als eine Welle des Leuchten durch das Schloss ging, das signalisierte, dass die erste Klassenstunde begann, erwachte Draco aus seiner Trance. So schnell er konnte, rannte er mit dem Gedanken an eine brünette Schülerin in die Kerker.
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»Und, wie weit bist du mit Hermione?« Ginny ließ sich herzlich in einen der Sessel fallen. Wie so oft, saßen sie, Draco und Pansy in ihrem geheimen Versteck der Bibliothek. Wie immer strahlte der Kamin ein gemütliches Winterfeeling aus und wärmte das ungewöhnliche Trio.
»Gut, denke ich.« Draco griff nach einem der Plätzchen, die auf dem Tisch standen. »Heute Morgen«, begann er, nachdem er das Stück heruntergeschluckt hatte, »da hat sie mir einen Kuss auf die Wange gegeben.«
»Immer noch zu freundlich.« Ginny seufzte auf. Er sollte sich langsam beeilen. »Wir haben dir alle schon mal einen Kuss auf die Wange gegeben. McGonagall wird echt ungeduldig mit der Zeit. Gib ein bisschen Gas!«
»Ja, ja.. Ich weiß. Wir haben für heute Nacht noch eine andere Möglichkeit, die wir ausprobieren wollen.« Pansy hob eine Augenbraue. »Draco, du musst dich wirklich beeilen. Versuche sie möglichst bald zu küssen.« Die Slytherin überlegte kurz, »Wie viel habt ihr denn schon ausprobiert?«
»Uhm... Zehn?«
»Sie wird misstrauisch werden! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie herausfindet, dass du sie angelogen hast«, warf Ginny ein und erhob sich aus ihrem Stuhl, um im Raum umherzulaufen. Draco wurde langsam auch ungeduldig. »Gib mir nur mehr Zeit... Bitte, vielleicht fünf Tage, oder so. Dann wird sie sich bestimmt in mich verlieben. Dann kann ich es ihr sagen, ich verspreche es.«
»Wir können dir keine Tage geben. Du kannst sie dir nur geben.« Damit verschwand die Rothaarige ohne ein weiteres Wort aus der Bibliothek. Erschöpft ließ sich Draco wieder auf die Couch fallen. Er wusste, dass sie recht hatten. Pansy warf Draco noch einen mitfühlenden, aber warnenden Blick zu, und verschwand ebenfalls. Er würde es ihr sagen. Bald.
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»Also, da nichts anderes geholfen hat, werden wir es nun damit versuchen. Es ist eigentlich nur ein einfaches Spiel. Wenn das nicht klappt, hypnotisiere ich dich.« Hermione setzte sich neben dem Slytherin aufs Gras am Schwarzen See. Draco sah sie verständnislos an. »Und wie funktioniert das?«
»Schließe deine Augen. Das wird dir bei der Konzentration helfen. Ich sage etwas, und du erwiderst das Erste, was dir in den Sinn kommt.« Hermione drehte sich so, dass sie ihm gegenüber war.
Erneut nickte der Blonde und schloss die Augen. Danach begann die Gryffindor sofort mit den Fragen.
»Eis«, sagte Hermione.
»Kälte«, antwortete er.
»Blatt«
»Baum«
»Mädchen«
»Junge«
»Duft«
»Vanille.« Hermione lächelte sanft und fuhr fort.
»Herz«
»Liebe«
»Augen«
»Schokolade.« Draco errötete leicht. Er wusste nicht wieso er sofort Schokolade gesagt hatte. Er hatte noch nicht mal einen Gedanken daran verschwendet, und dennoch hatte er es gesagt.
»Umarmung«
»Zuneigung«
»Kuss«
»Versprechen.« Er war sich nicht sicher, was er damit sagen wollte, doch ihm viel nichts Besseres ein.
»Liebe«
»Dich.« Seine Antwort war zu schnell. Viel zu schnell. Direkt nachdem er es gesagt hatte, bereute er es und öffnete die Augen.
»Trottel. Ich will doch nicht das hören, was du zu ihr sagst«, rollte sie mit den Augen. »Aber egal.. weiter. Name.«
»Wunderschön«
»Hmpf. Das hat nichts gebracht«, grummelte sie nach einiger Zeit. »Entschuldige...« Hermione hob ihren Kopf. »Nein! Es ist nicht deine Schuld. Nur, das hat bisher immer geklappt. Normalerweise denkt das Gehirn automatisch an den Namen der Person. Vielleicht sollten wir Hypnose probieren. Dann wirst du den Namen sagen, ob du es willst oder nicht«, überlegte sie.
»NEIN!«, widersprach Draco ihr sofort mit aufgerissenen Augen. Das konnte er nicht riskieren. Er durfte unter keinem Zauberspruch sein. Sie würde es herausfinden, und ihn hassen. Er würde seine beste Freundin— nein, seine große Liebe verlieren. Draco würde das nicht zulassen.
»Warum nicht?«, fragte Hermione verwirrt. »Wir könnten den Namen herausfinden. Es muss dir auch nicht peinlich sein. Ich werde es niemanden sagen.«
»Das— das weiß ich..« Draco senkte unwohl seinen Blick. Hermione sah ihn daraufhin mit einem undeutlichen Blick an. »Warum hast du dann solche Angst?«
»Na ja... Es ist so — Ich.. kann« Draco murmelte einige Satzanfänge, aber er wusste nicht was er sagen sollte. Hermione hingegen wusste es. Sie hatte ihn für einige Momente beobachtet und wusste, wie ihm geschah. Sie hatte beobachtet, wie seine Augen den See studiert hatten, und wie er alles um sie ansah, außer sie. Mit einem kalten Gesichtsausdruck stand Hermione auf. Dracos Blick folgte ihr nicht.
»Du weißt wer sie ist. Du wusstest es die ganze Zeit und hast mir nichts gesagt.« Sie klang gekränkt. Gekränkt, weil er es ihr verheimlicht hatte. Das wusste er. Schnellstens stand der Slytherin auf, um sich schmerzfrei aus der Situation zu retten.
»Nein, das stimmt nicht. Nein— ich meine, doch, es stimmt. Aber es ist nicht... Nicht so, also —du«, stammelte er vor sich hin. »Es ist nicht so wie— wie du denkst!«
»Natürlich nicht.«
Sie setzte an, wegzulaufen. Wegzurennen. Doch Draco hielt sie am Arm fest, und sah sie flehend an. »Lass es, Malfoy.« Dass sie ihm beim Nachnahmen nannte, war Absicht. Auch ihm blieb es nicht unbemerkt. Es versetzte ihm einen solchen Stich, dass er vergaß, sie festzuhalten. Dass er vergaß, ihr die Situation zu erklären. Dass er nicht bemerkte, wie sie davon rannte. Und das, mit tränenüberströmtem Gesicht.
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Draco rannte durch die Korridore. Jeder konnte ihn sehen, aber es machte ihm nichts aus. Es war ihm egal. Das einzige was zählte, war, dass er Hermione fand. Das war sein einziges Ziel.
Er hatte bestimmt schon halb Hogwarts abgesucht und Seitenstechen plagten ihn wie die Hölle, aber er musste sie einfach finden. Nun konnte sie nur noch außerhalb des Gebäudes sein. Mittlerweile regnete es stürmisch. Aber auch das hielt den Malfoy nicht auf.
Wenig später hatte Draco das Quidditchfeld erreicht und versuchte nun dort sein Glück. Tatsächlich sah er in der Mitte eine Gestalt. Sie stand alleine im Regen, hatte keine Jacke an, und bei genauerem Hinsehen, stellte Draco fest, dass die Haare der Person komplett durchnässt waren. Als er näher auf sie zuging, erkannte er Hermione.
Nun rannte er auch noch die restlichen Meter weiter, die sie von ihm trennte. Immer schneller rannte er auf sie zu, bis er direkt vor ihr stoppte. Jetzt konnte er sie vom Nahen betrachten. Sie sah noch so viel Schöner aus, wenn sie im Nassen stand.
»Zabini!«, rief Draco. Diesmal hatte er absichtlich ihren korrekten Nachnamen benutzt. Er konnte es sich nicht leisten, wenn sie noch saurer auf ihn war, als eh schon. Ein wenig überrascht drehte sie sich um, aber als sie bemerkte, dass er es war, drehte sie sich erneut weg. »Malfoy? hau ab!«, schrie sie.
»Nein! Hermione, lass es mich erklären.« Draco schritt weiter auf die zierliche Gestalt zu. Er konnte nicht verstehen, warum sie so aufgewühlt war. Na klar, er hatte ihr verheimlicht, dass er den Namen längst kannte, aber warum war sie dann so sauer? »Und wenn du dann immer noch sauer auf mich bist, dann sei es. Dann kannst du gehen, und ich werde dich nie wieder belästigen.«
»Also gut«, brummte sie nach langer Zeit. Draco war erleichtert, und begann zu erzählen. »Es gibt einen Grund, warum ich dir nicht erzählt habe, wer es ist. Ich wusste es die ganze Zeit. Sie ist meine beste Freundin und ich wollte sie nicht verletzen, indem ich ihr das sage. Ich wollte unser Verhältnis nicht zerstören... weil, weil ich sie liebe. Ich konnte sie nicht einfach küssen, und den Zauber brechen, weil sie zu schlau für ihre eigene Gesundheit ist. Sie würde wissen, dass ich sie meinte. Sie würde wissen, dass ich sie geliebt habe. Immer noch liebe. Sie war die Erste, die mir vergeben hat. Sie hat andere davon überzeugt, das Gute in mir zu sehen. Immer wenn ich traurig, oder wütend war, war sie die Erste und Einzige, die mir in diesen Situationen half— die mich aufgemuntert hat. Sie ist alles für mich. Sie ist eine hübsche, wunderbare, schlaue, starke, mutige, junge Frau, und ich liebe sie. Kannst du jetzt verstehen, warum ich ihr nichts gesagt habe? Warum ich dir nichts gesagt habe? Ich liebe dich, Hermione. Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut. Es tut weh, zu wissen, dass du niemals das Monster in mir lieben wirst. Dass du niemals mich lieben wirst. Es tut weh, dass du meine einzige beste Freundin bist und ich dich so viel mehr mag als das. Ich liebe dich, Hermione. Das tue ich wirklich.«
Draco nahm einen tiefen Atemzug, der einem Schluchzen ähnelte. Mittlerweile waren auch seine Haare vom Regen durchnässt. Sein Gesicht war übersät mit Regentropfen —oder Tränen, er wusste es nicht.
Hermione stand da wie eingefroren. Sie konnte nicht sagen, ob es abertausende Tränen waren, die sich den Weg an ihren Wangen herunter gebahnt hatten, oder doch der Regen. Aber etwas sagte ihr, dass es ein bisschen von Beidem war. Draco schloss aus ihrem Schweigen und ihrem erstarrten Ich, dass er die ganze Zeit recht hatte. Scharf atmete er ein.
»Herm— Granger. Ich weiß, dass du mich nicht liebst. Und ich werde auch zu meinen Worten stehen, und dich in Frieden lassen, aber... bevor ich dich gehen lasse, kann ich.. könnte ich vielleicht —uhm.. den Zauber rückgängig machen? Ich würde einfach nur gerne meine Magie wieder—«
»Halt die Klappe!«, schrie sie ihm entgegen. »Halt doch endlich die Klappe und küss mich.« Nun war Hermiones Stimme ein leises, raues Flüstern, als sie sich schluchzend in seine Arme warf. Kurz bevor sich ihre Lippen trafen, murmelte sie, »Ich liebe dich auch, Trottel.«
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