Kapitel 51
Tagelang hämmerte ich mit aller Kraft gegen die Wand und war dankbar dafür, dass ich offensichtlich in einem Keller festgehalten wurde, denn so würde man den Lärm nicht hören. Gottseidank ließ sich der Entführer nicht blicken, doch trotzdem war ich am ganzen Körper angespannt. Was ich nicht verstand.
Einerseits war ich unruhig, hektisch, verzweifelt, ängstlich, panisch. Doch auf der anderen Seite war ich ruhig, kontrolliert, rational, wachsam, arbeitete ununterbrochen, ohne Gefühle und Emotionen, verspürte keine Angst. Mein Gehirn sagte mir, dass ich eigentlich nichts zu verlieren hatte. Entweder würde ich sterben und in Frieden Ruhen können, frei sein, loslassen, oder ich würde befreit werden und das harte Leben weiterführen müssen, mit oder ohne Malfoy, mit Harry und Ron, würde gegen Voldemort kämpfen, Hogwarts weiter besuchen...
Gewiss würden Harry und Ron es nicht gut verkraften, wenn ich von ihnen ginge, doch ich konnte nicht nur auf andere achten! Es war an der Zeit, für mich zu handeln, allein für mein bestes, andere zu ignorieren und keine Rücksicht zu nehmen, wenigstens einmal im Leben! Ich merkte wie die Emotionen zurückkehrten und verdrängte diese, darin hatte ich Übung. Sie waren unwichtig, ich musste mich konzentrieren!
Entweder starb ich, oder ich blieb am Leben. Es gab nur diese zwei Wege, doch trotzdem entschied ich mich für den Mittelweg, den ich mir langsam erarbeitete. Es war nicht so, dass ich unbedingt sterben wollte, wenn jemand versuchen würde, mich umzubringen, würde ich mich wehren, mit aller Kraft. Doch wenn es passierte, wenn ich diese Entführung wirklich nicht überleben sollte, wäre es mir gleich, auch, wenn ein Teil in mir sich weigerte, diese Tatsache zu akzeptierenein. Ich schuldete niemandem etwas, ich konnte ohne schlechtem Gewissen gehen.
Mit dem Holzbrett schlug ich weiter auf die Wand ein, wendete alle Kraft auf, die mir trotz fehlender Nahrung zur Verfügung stand, auch, wenn es mir seltsam erschien, mit einem Brett eine Wand zu schlagen. Generell kam mir alles, was diesen Sommer passiert war, seltsam vor. Ich hätte nie gedacht, dass ich, Hermine Granger, Gryffindor, Streberin und Jahrgangsbeste, zu Draco Malfoy, Slytherin, Muggelhasser, Reinblutfanatiker und größtes und eingebildetes Arschloch überhaupt ziehen müsste, um sich dort in ihn zu verlieben, mit ihm zu schlafen, sich Schmerz, Leid und Verletzungen, körperliche, sowie geistige, zuzuziehen und dann von irgendeinem verrücktem Mann entführt zu werden und nicht zu wissen, wie lange ich noch leben würde. Hätte mir das irgendjemand gesagt, ich hätte ihm nicht geglaubt, niemals.
Doch nun war es so und ich konnte nichts dagegen machen. Ich konzentrierte mich wieder auf die Wand, die inzwischen Risse bekommen hatte und verdrängte die Gedanken. Ein Rhytmus bildete sich, Schlag, Schlag, Schlag, Schlag, immer mehrmals auf verschiedene Stellen der Wand, mit meiner gesamten Kraft.
Nach gefühlten Ewigkeiten, in denen nur mein Atem und der Nachhall der kontrollierten Schläge mit dem Brett auf Betong zu hören waren, vernahm ich ein Knacken, inzwischen verteilten sich viele tiefe Risse auf der Wand. Ich schlug weiter ein, nur, um dann mittem im Schlag inne zu halten. Es knackte und knackte, neue Risse bildeten sich und durchschnitten die alten, bildeten ein Muster - und dann fiel die Wand in sich zusammen.
Staub wirbelte auf, sodass ich mit der Hand vor Augen ein paar Schritte zurück trat und hustete. Als der Husten verstummt war, öffnete ich die Augen wieder und nahm die Hand herunter, um das Werk zu betrachten. Die Decke war zum Glück nicht eingestürzt und nur ein Teil der Wand war zu Boden gestürzt und hinterließ ein klaffendes Loch, ungefähr einen Meter breit.
Vorsichtig ging ich ein paar Schritte vor und lauschte. Da alles ruhig war ging ich weiter und stand nun mittem im Raum, der sich mir neu aufgetan hatte. Es war dunkel, doch trotzdem konnte ich alles erkennen. Die Wände und der Boden waren ebenfalls aus Betong, doch von der nuedrigen Decke hingen ein paar ausgeschaltete Glühlampen und an einer Wand stand ein hölzerner Schreibtisch, allerdings ohne Stuhl.
Doch was mir Angst machte, hing an der Wand beim Schreibtisch. Entsetzt ging ich darauf zu und blieb vor dem Tisch stehen. Wie konnte jemand bloß so etwas tun? Wie? Vor Schock wagte ich es nicht, mich zu rühren, konnte nur die Wand anstarren.
Denn an der Wand hingen, dicht aneinander gedrängt, Fotos - von mir. Sie zeigten mich, wie ich schlief, wie ich aß, wie ich Malfoy küsste, wie ich mich umzog, wie ich mich wusch, mich frisierte. Wie ich im Garten saß, die Augen geschlossen und die Sonne auf meiner Haut genießend. Dieser Mann war also ein Stalker. Und er hatte mich den ganzen Sommer über im Malfoy Manor gestalkt und fotografiert. Wie krank konnte man bitte sein?
Wut, Rachegefühle und Angst stiegen in mir auf. Dennnoch konnte ich mich noch immer nicht rühren und spürte, wie ich die Augen weit aufgerissen hatte, den Mund entsetzt geöffnet und Gänsehaut bekam, während ein Schauder den anderen über meinen Rücken jagte.
"Schöne Bilder, nicht wahr?"
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