Kapitel 43
Die nächsten Tage verliefen in Turbogeschwindigkeit, eine Stunde schien eine Minute zu dauern. Draco und ich vertrugen uns wieder, und ich hatte nichts bereut. Mein Unterbewusstsein schrie mich in Endlosschleife an, dass ich gefälligst meinen Stolz verteidigen sollte. Aber das hatte ich, in dem ich mich gewehrt hatte und mich nicht einschüchtern ließ. Doch das reichte meinem Unterbewusstsein offenbar nicht, im Geiste hatte es mich schon tausendmal umgebracht.
Draco machte sich immer mehr über die Sache mit seinen Eltern Sorgen, denn der Zahlungstermin rückte immer näher. Tagelang saßen wir in der Bibliothek und wältzten Bücher über eventuelle, legale und offiziele Lösungen, die illegalen wollten wir erst im Notfall ergreifen.
Es wurde immer deutlicher, wie wenig Draco wollte, dass seine Eltern aus Askaban zurück kerhrten. Sie mussten grausam und vernarrt in die dunkle Magie gewesen sein und es musste noch schrecklicher sein, mit ihnen zusammen zu leben und gezwungen zu werden, jemand brutalem und skrupellosem zu folgen und zu gehorchen, ihn sogar zu verehren, den man selbst zutiefst verabscheute. So überheblich und verwöhnt, genauso wie verweichlicht er in Hogwarts immer gewirkt hat, war er nie gewesen. Er hatte sogar seinen Freunden nichts anvertraut, musste jahrelang die Sorgen für sich behalten und die perfekte Maske aufsetzen.
Seine Eltern selbst hatten ihn dazu gezwungen, den dunklen Lord zu akzeptieren und zu verehren, jeden einzelnen Wunsch von ihm zu erfüllen. Er musste immer perfekt sein, durfte keine Makel haben, keine Fehler machen. Sein Vater hatte ihm eingebläut, was es hieße, ein Malfoy zu sein - listig, unabhängig, stark und loyal zur "richtigen" Seite, nämlich der dunklen. Für all das hatten seine Eltern all die Jahre lang gesorgt, doch sein Vater warf ihm seine größte Angst vor - ein Schwächling zu sein. Diese Kindheit konnte und wollte ich mir nicht vorstellen und so versuchte ich auch nachts, bei Kerzenlicht die einzelnen Zeilen eines Buches zu entziffern. Die Bibliothek war groß und wir hatten noch eine Menge vor uns.
Zwischendurch bekam Draco Besuch von Snape, allerdings zog ich mich bei seiner Anwesenheit immer zurück, er würde mich nur beleidigen, direkt wie auch indirekt. Ich wusste nicht, über was die beiden redeten, doch ich ging davon aus, dass Snape sich nach seinem Wohlergehen erkundete, schließlich war er sein Patenonkel. Ob Draco ihm wohl von seinen Eltern erzählte?
Doch so schnell die gute Stimmung gekommen war, verschwand sie wieder. Wir saßen in der Bibliothek, ich in meinem üblichen Sessel und er am Tisch. Neben mir stapelten sich die Bücher auf dem Boden bis zur Sessel-Lehne, Draco hatte sie auf dem Tisch verteilt. Ich blätterte eine Seite des alten Pergaments um und versuchte, die einzelnen Wörter zu entziffern. Da es schon spät war, war die Sonne fast verschwunden und nur wenig Licht kam noch durch die Fenster, die ich aus Langeweile einmal geputzt hatte.
Plötztlich stöhnte Draco genervt auf und warf das Buch, welches er in der Hand hielt, gegen ein Bücherregal, sodass dieses umfiel und ich zusammenzuckte. "Was ist los?" fragte ich geschockt und klappte das Buch zu. Er hatte den Zauberstab gezückt, damit hatte er das Bücherregal umgeschmissen.
"Das macht doch keinen Sinn! Seit Tagen tun wir nichts anderes, als diese Bücher nach einer geeigneten Lösung zu durchsuchen, doch wir finden nichts, wir machen uns nur selbst etwas vor! Ich weiß, du wirst mir jetzt wiedersprechen, aber du kannst es nicht leugnen, dass wir zu keinem Ergebnis gelangen werden!"
"Ich kann dich zwar verstehen, du bist mutlos, da es um deine Eltern geht, aber es gibt hier noch so viele Bücher, die wir noch nicht einmal angesehen haben und bis zum Zahlungstermin haben wir sicherlich eine Lösung gefunden."
"Nein, haben wir nicht! Ich kenne diese Bücher seit Jahren, sie beschäftigen sich hauptsächlich mit schwarzer Magie, Zaubereigeschichte und Zaubertränken und mit nichts anderem, sieh es ein, wir machen uns etwas vor! Wir sollten anscheinend gleich zu den anderen Wegen greifen!"
Ich konnte ihn zwar verstehen, doch er rastete grundlos aus. Er ließ sich einfach zu leicht provozieren und hatte in diesen Dingen keine Geduld, doch die musste er haben! Wir hatten noch nicht einmal die Hälfte der Bibliothek geschafft, es musste einfach Bücher über legale Lösungen hier geben.
"Du möchtest, das deine Eltern nicht freikommen, ich weiß, aber das ist noch lange kein Grund, zu verzweifeln und auszurasten! Wir können nicht einfach zu illegalen Mitteln greifen, wenn sie uns erwischen, wird das nicht gerade angenehm für uns, außerdem wollten wir uns die für den Notfall aufheben und der ist noch nicht eingetreten. In den Büchern für Geschichte gab es vielleicht schon einmal so einen Fall, noch ist nicht aller Tage Abend. In Muggelbibliotheken..."
Draco unterbrach mich mit einem Schnauben. "In Muggelbibliotheken, denkst du, ich lasse mir von Muggeln helfen?" Ich schaute ihn entsetzt an. Er hatte doch gesagt, dass er nichts gegen Muggelstämmige und somit Muggel hatte und jetzt behauptete er, dass er zu stolz dafür war, sich von Muggeln helfen zu lassen, auch wenn es für ihn wichtig war, überhaupt irgendeine Lösung zu haben? "Ich dachte, du hättest nichts gegen Muggel." fauchte ich und stand auf. "Vielleicht hat sich das geändert."
Er stand ebenfalls auf und funkelte mich herausfordernd und wütend an. "Ich glaubs nicht, hast du mich schon wieder angelogen?" "Kann sein." zischte er zurück. "Und das du mich liebst war auch nur eine Lüge? Eine einfache Lüge?" Ich schrie ihn an und meine Stimme hallte von den Wänden wieder. "Wenn ich darüber nachdenke, könnte das wahrsein. Du machst einfach nur noch Ärger, wenn du nicht gewesen wärst, wären Zabini und ich noch befreundet, ich müsste das dämliche Geld für das St.Mungo nicht bezahlen und..."
Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Was? "Und was?" schrie ich immer noch. "Ich hätte mich nie so oft gestritten, wie in diesen Ferien und ich hätte mich nicht in ein Schlammblut verliebt." Ich starrte ihn entgeistert an, unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. "Ach, ich hatte ja ganz vergessen: Ich hätte nie die Strapatzen gehabt, einem Schlammbut das Herz zu brechen." Er hatte Recht, er hatte mir das Herz gebrochen und es war in tausend kleine Scherben zersprungen, in die mit Händen und Füßen hineinstolperte und mich schnitt.
Langsam schüttelte ich den Kopf, wollte es nicht wahrhaben, wie skrupellos er sein konnte. "Du wolltest mich doch, nicht ich dich!" fauchte ich, meine Stimme war immer noch erhoben. "Ich wollte diese bescheuerte Wette gewinnen, mehr nicht!" "Du hast mich die ganze Zeit nur angelogen, die ganze, verdammte Zeit! Glaubst du mir geht es gut bei dir, oder wie?" Nun schrie ich wieder, senkte meine Stimme jedoch wieder, da meine Kehle langsam heiser wurde. Ohne eine Antwort abzuwarten, sprach ich weiter, diesmal in Zischlauten, die mir unänhlich sahen.
"Du bist genauso wie dein Vater und die anderen Todesser und du wirst immer so bleiben und nie besser sein als sie, du bist ein Todesser, durch und durch, Malfoy! Ich weiß nicht, wie ich dir jemals vertrauen konnte, doch ich werde es nie wieder tun, sei dir da sicher! Ich hasse dich!"
Ohne ihn noch eines einzigen Blickes zu würdigen, stürmte ich aus der Bibliothek, die Treppe hinunter und durch die unverschlossene Haustür hinaus. Genau wie damals, als ich seinen Brief an Zabini gelesen hatte, kletterte ich über das Tor und rannte hinaus aufs Feld, sodass der Wind mir ins Gesicht pfiff. Mir war es egal, wo hin ich lief und ob ich zurückfinden konnte, doch ich wollte Malfoy nicht mehr sehen, am besten nie wieder!
Er hatte mir das Herz gebrochen, schon wieder und diesmal endgültig. Doch statt Trauer und Verzweiflung empfand ich Wut und...Hass. Puren Hass. Wuttränen stiegen mir in die Augen und ich beschleunigte meine Schritte, er sollte mich bloß nicht finden. Ich würde mich von ihm nicht verletzten lassen, nie wieder! Ich würde kämpfen und ihn, wenn nötig, auch verletzten...und in diesem Moment wollte ich, dass er Schmerzen hatte.
Doch statt über mich selbst entsetzt zu sein, empfand ich Genugtuung, bei dem Gedanken daran, ihn so weh zu tun, wie er mir. Ich bereute auch nicht, ihn Todesser genannt zu haben und ihn womöglich verletzt zu haben - Nein, ich bereute all die "schönen" Stunden miteinander, wo ich ihm Vergnügen bereitet hatte und er mir. So etwas würde es nie wieder geben!
Ich blieb mitten auf dem Feld stehen, um Luft zu holen, auch, wenn ich noch gut weiter rennen konnte. Mit aller Kraft versuchte ich, einen hysterichen Lachanfall zu unterdrücken und biss mir auf die Lippe, doch ein halb ersticktes Lachen bahnte sich einen Weg meine Kehle hinauf und entschlüpfte meinen Lippen. Und dann konnte ich es nicht mehr halten. Ich richtete mich zu voller Größe auf, warf den Kopf in den Nacken und lachte hemmungslos, auch, wenn ich nicht wusste, warum.
Plötztlich traf mich etwas hartes am Kopf und aus dem Lachen wurde Kreischen. Ich stürzte zu Boden und das etwas schlug weiter auf mich ein, auf meinen Rücken, auf meinen Hinterkopf und mein Gesicht, sodass mein Auge und meine Nase schmerzhaft getroffen wurden. Noch bevor ich den Angreifer erkennen konnte, wurde alles schwarz.
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