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Die Zollfeste

Abwesend betrachtete ich den goldenen Dukaten in meiner Hand, während ich auf dem Deck der Thalaria, dem Schiff das Ardo besorgt hatte, an einem Mast lehnte. Wir waren nun schon eine ganze Weile lang unterwegs und dadurch, dass wir auch noch bei der Insel des Vergessens gehalten hatten, war noch mehr Zeit verloren gegangen. Jedoch hatten Ardo und Dielbrack, der Kapitän dieses Schiffes, darauf bestanden, dass wir uns den Segen des Flussvaters einholten.

Ich seufzte leicht. Dieser Aberglaube war wirklich übertrieben.

Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte diesen Zwerg mit Muscheln im Bart, welcher mich bei meiner Ankunft in Nadoret angesprochen hatte, gar nicht erwähnt. Doch dafür war es nun zu spät.

Ardo hatte mit 'Bruder Emmeran', so wie er sich vorgestellt hatte, ein langes Gespräch geführt, ehe wir hatten weitersegeln können. Doch kurz bevor wir ablegten, hatte der Zwerg mich angesprochen und mir angeblich etwas prophezeit. Von wegen ich würde mich in einer dunklen Höhle mit fauligem Wasser wiederfinden und Tentakeln, die nach mir greifen. Ach ja, und als Wahrer von Hoffnung und Macht, und Angelpunkt im Gefüge der Leben hatte er mich auch bezeichnet. Fayris hatte mir zwar geraten über seine Worte nachzudenken, aber ich glaubte absolut nicht an so einen Blödsinn. Phex war sowieso der einzige Gott, dem ich vertraute, also war mir der Flussvater herzlich egal. So ging es im Übrigen auch Cuano und Forgrimm, die das ganze ebenfalls für reinen Aberglauben hielten. Dies war wohl der einzige Punkt in dem die zwei sich einmal einig waren, denn seit wir losgefahren waren, waren die beiden nur am Streiten. Ich hatte es ja vor der Ankunft in Nadoret auch schon ansatzweise bemerkt, doch dass es so schlimm war, hätte ich nicht gedacht. Dass Ardo das so lange ausgehalten hatte...

"Was ist an dieser Münze so interessant, dass du sie die ganze Zeit anstarrst?" Fayris war zu mir getreten und blickte fragend zwischen mir und dem Dukaten in meiner Hand hin und her.

Ich schmunzelte leicht.

"Nichts eigentlich. Sie war ein Geschenk meiner Gildenmeisterin. Sie hat mich überredet mein Leben Phex zu weihen und als ich zugestimmt habe, hat sie es mit dieser Münze besiegelt."

"So so.", hörte ich es da hinter mir und ich drehte mich um zu Cuano, der interessiert zu uns trat, "Also seid Ihr nun auch eine Phex-Geweihte? Ich gratuliere."

"Auch?", fragte Fayris verwirrt, doch ich erkannte die Andeutung.

"Genau wie Ihr.", sagte ich an Cuano gewandt, welcher daraufhin leicht grinste.

"So ist es. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich das von Euch nie gedacht hätte.", sagte er und ich verengte leicht die Augen.

"Denkt Ihr etwa, dass Frauen nicht fähig genug sind dem Pfad des Fuchses zu folgen?", fragte ich herausfordernd, was ihn leicht die Hände heben ließ.

"Ganz und gar nicht. Nur habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich ein schönes Äußeres nur sehr selten mit einem wachen Verstand paart." Er lächelte entschuldigend und auch ein wenig herablassend, was sich jedoch verflüchtigte, als ich einen kleinen Lederbeutel hochhob, den ich soeben von seinem Gürtel gezogen hatte.

"Ist das Eurer?", fragte ich und lächelte süffisant als seine Gesichtszüge entgleisten und ich das Säckchen leicht in meiner Hand wog, "Ist ziemlich leicht. Es läuft wohl gerade nicht so gut in der Schneiderlehre?" Etwas mürrisch nahm er mir den Geldbeutel aus der Hand, jedoch sah ich die Anerkennung in seinen Augen.

"Na schön. Vielleicht habe ich mich geirrt.", gab er zu und erneut lächelte ich.

"Tut mir leid, dass ich Euer Weltbild durcheinandergebracht habe.", sagte ich gespielt bedauernd, was ihn direkt zu mir aufblicken ließ. Sein grüner Blick bohrte sich in meinen und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er echt schöne Augen hatte.

"Wenn Ihr nur wüsstet wie sehr.", sagte er leise, doch laut genug, dass ich es hören konnte und augenblicklich erstarb mein Lächeln. Wieso nur versuchte er es immer wieder?

"Übertreibt nicht.", sagte ich kopfschüttelnd, ehe ich mich abwandte und nach vorne zum Bug lief. Wann würde er endlich mit diesen Andeutungen aufhören?

"Hier muss man sich ja vor den Funken in Sicherheit bringen.", sagte Fayris, die mir gefolgt war, belustigt und trat neben mich. Ich warf ihr einen bösen Blick zu.

"Blödsinn.", murmelte ich und konnte einen gereizten Unterton nicht unterdrücken. Fayris schmunzelte leise.

"Dir missfällt offenbar Cuanos Interesse an dir.", stellte sie fest, was mich kurz über die Schulter blicken ließ, um sicher zu sein, dass der Schwarzhaarige uns nicht belauschte. Doch dieser hatte sich etwas weiter entfernt auf dem Boden niedergelassen und beobachtete mich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.

"Ja, tut es.", antwortete ich Fayris und wandte den Blick wieder ab.

"Darf man fragen weshalb?" Ich spürte wie mich die Halbelfe neugierig anblickte, vermied es jedoch sie direkt anzusehen. Es war mir unangenehm über so ein Thema zu sprechen, zumindest wenn ich ehrlich war und nicht irgendetwas vorspielte.

"Er ist einfach nicht mein Fall.", sagte ich schulterzuckend, doch Fayris durchschaute meinen schwachen Ausweichversuch.

"Wirklich nicht? Ihr beide scheint charakterlich vom gleichen Schlag zu sein und hässlich ist er auch nicht gerade.", erwiderte sie und nun sah ich sie doch an.

"Das stimmt wohl, jedoch bin ich schon oft in meiner Vergangenheit an Männer wie Cuano geraten.", Fayris hob fragend die Augenbrauen und ich fuhr fort, "Männer, die sich leicht von einem hübschen Gesicht beeindrucken lassen und dann alles tun, um diese eine Frau in ihre Gemächer zu kriegen. Und wenn sie es dann geschafft haben, lassen sie sie die Frau einfach fallen."

"Ist dir das etwa schon passiert?", fragte Fayris und sie klang ehrlich erschrocken, was mich kurz lachen ließ.

"Um Phexens Willen! Nein!", sagte ich kopfschüttelnd, "Ich bin doch kein Bordellmädchen. Ich nutze meine äußerlichen Vorzüge und flirte des Öfteren mit Männern, um gewisse Vorteile zu erlangen, doch an mich herangelassen habe ich noch niemanden."

"Vielleicht ist Cuano ja genauso.", sagte Fayris und ich blickte sie zweifelnd an, "Oder bist du dir sicher, dass er lediglich an deinem Äußeren interessiert ist?" Ich atmete hörbar aus und überlegte kurz, ehe ich antwortete.

"Ich habe noch nie einen Mann getroffen, bei dem es anders war.", erwiderte ich leise und Fayris nickte verstehend.

"Ich weiß, was du meinst.", murmelte sie und blickte auf das Wasser hinaus, "Bei mir sehen die meisten Menschen auch nur meine Ohren und sonst nichts."

"Ja.", sagte ich nickend und blickte ebenfalls aufs Wasser, als wir durch ein großes Wassertor in eine Bucht einfuhren, "Die meisten Menschen sind eben oberflächlich. Bei den Männern ist es am Schlimmsten." Daraufhin schwiegen wir fürs Erste und beobachteten, wie sich unser Schiff langsam auf den Hafen am Land zu bewegte. Wir waren fast da.

"Vielleicht solltest du jedoch Cuano erst einmal besser kennenlernen, bevor du solch ein Urteil über ihn fällst.", sagte da Fayris plötzlich und lächelte mich leicht schelmisch an, was mich die Stirn runzeln ließ.

"Wieso bist du so davon überzeugt, dass er ein guter Mann für mich ist?", fragte ich skeptisch, was sie noch breiter lächeln ließ.

"Nenne es elfische Intuition.", sagte sie schulterzuckend, ehe sie sich abwandte und zur Mitte des Schiffes ging, wo der Rest der Gruppe sich bereits zusammengefunden hatte und darauf wartete, dass wir anlegten.

Ich schüttelte nur den Kopf, musste jedoch ebenfalls lächeln. Ich wünschte, ich könnte auch so zuversichtlich sein wie Fayris. Vielleicht hatte sie ja Recht. Vielleicht sollte ich Cuano wirklich besser kennenlernen, danach konnte ich mich ja immer noch entscheiden.

Schnell schüttelte ich nochmals den Kopf, um meine Gedanken loszuwerden.

Wieso dachte ich über sowas überhaupt nach? Wir hatten schließlich Wichtigeres zu tun.

"'Landungsbrücke raus!'", befahl Kapitän Dielbrack da und ich blickte auf. Wir hatten angelegt. Also konnte es jetzt losgehen.

Langsam trat ich zu dem Rest der Gruppe und blickte zum Steg, wo bereits zwei Soldaten auf uns warteten.

"'Hallo Thalaria!'", grüßte uns einer von ihnen, "'Wer von Euch ist für den Zoll verantwortlich?'"

"'Und wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!'", fügte der andere hinzu, bevor auch nur einer von uns die Chance hatte zu antworten, "'Beeilt Euch oder es gibt Ärger!'"

"Wie nett.", bemerkte ich leise und hob leicht die Augenbrauen.

"'Nicht so unfreundlich. Ich komme ja schon.'", erwiderte Ardo ruhig und trat etwas vor, ehe er sich leicht zu Cuano und Forgrimm drehte, "'Ich werde den beiden mal auf den Zahn fühlen. Ihr seht euch schon mal um. Aber macht keinen Ärger.'", flüsterte er. Damit ging er an Land und führte die beiden Wachen mit einem "'Dann wollen wir mal...'" von uns weg.

"'Nun dann werde ich mal einen diskreten Blick auf die Festung werfen.", sagte Cuano und grinste leicht, ehe er ebenfalls an Land trat und auf die große Festung zulief, die direkt am Hafen lag.

"'Du gehst nirgendwo alleine hin, Schleicher! Ich will dich im Augen haben!'", rief Forgrimm ihm hinterher, bevor er ihm auch schon nachlief.

Oh je...

"'Mit den beiden wird das nicht lange gut gehen.'", murmelte Fayris, die noch neben mir stand, "'Eigentlich ein Wunder, dass sie sich nicht schon während der Fahrt an die Gurgel gegangen sind.'"

"Ein paar Mal wäre es fast so weit gewesen.", sagte ich und blickte die Rothaarige leicht von der Seite an, welche leicht seufzte.

"'Lass uns beide wenigstens zusammenhalten.'", sagte sie, was mich zum Lächeln brachte.

"Immer doch, Fay.", erwiderte ich neckisch, was auch sie zum Grinsen brachte.

"Dann lass uns gehen, Kat.", sagte sie im gleichen Tonfall und wir lachten beide, ehe wir uns in Bewegung setzten.

"'Besser ihr beide geht den zweien nach und passt auf, dass sie sich zusammenraufen.'", sprach uns Ardo, da von der Seite an. Offenbar hatte er den aufkommenden Streit zwischen Cuano und Forgrimm mitbekommen, "'Ihr wisst ja wie sie sind. Ich muss mich hier erstmal um die Formalitäten kümmern.'"

"Wir machen das schon.", antwortete Fayris, während ich leicht nickte, aber innerlich seufzte. Jetzt durften wir auch noch Kindermädchen für die Streithähne spielen.

"'Hey, wir sind hier noch nicht fertig!'", rief da einer der Wachen hinter Ardo und seufzend wandte sich der Blonde wieder ihnen zu, ehe Fayris und ich Richtung Festung gingen, wo ich schon von Weitem Cuano und Forgrimm erblickte, die lauthals streitend kurz vor dem Haupttor standen.

"'Was du da vorhast, ist töricht, Forgrimm!'", rief Cuano aufgebracht, "'Du wirst die gesamte Festung in Aufruhr versetzen!'"

"'Unsinn, Ardo will wissen, was los ist!'". erwiderte Angesprochener, "'Also gehe ich da rein und stelle die Kerle zur Rede!'"

"Vielleicht könntet ihr noch lauter schreien.", unterbrach ich da die beiden sarkastisch und trat mit Fayris zu ihnen, "Ich glaube, es haben euch noch nicht alle in der Festung gehört."

"Das wird bald nicht mehr nötig sein, wenn unser Kurzer hier seinen 'Plan' in die Tat umsetzt.", sagte Cuano verärgert und setzte das Wort "Plan" mit den Fingern in Anführungszeichen.

"Er ist immerhin effektiver als deiner, Dieb!", grummelte Forgrimm und ich seufzte leise.

"Hey, beruhigt Euch mal.", ergriff Fayris das Wort, "Ardo will, dass wir zusammenarbeiten, also versucht doch einmal nicht zu streiten!" Darauf schien den Männern keine Erwiderungen mehr einzufallen, weswegen sie sich einfach nur giftige Blicke zuwarfen. Vielleicht sollten wir erstmal den Grund ihres Streits klären.

"Erklärt doch mal genau, was Ihr vorhabt, Forgrimm.", sagte ich und blickte den Zwerg fragend an.

"Naja, also ich gehe da rein und stelle den Kerlen ein paar Fragen!", sagte der Zwerg, "Und wenn sie nicht wollen, bringe ich sie mit ein paar handfesten Argumenten zum Reden!"

Oh je. Das verstand Forgrimm also unter unauffällig umsehen? Er wollte jeden Soldaten hier so lange zusammenprügeln bis sie auspackten?

"Er will direkt am Haupttor anklopfen!", sagte Cuano kopfschüttelnd und schien wohl das gleiche zu denken wie ich, "Wir werden innerhalb kürzester Zeit die gesamte Wache am Hals haben."

"Ist eine bewährte Methode und spart Zeit!", warf Forgrimm ein und Cuano stöhnte genervt.

"Herr der Nacht stehe mir bei...", murmelte er nur und ich konnte ihn absolut verstehen. Diebe wie er und ich wussten genau, dass man viel schneller und mit weniger Kämpfen und Toten an Informationen gelangen konnte.

"Und was schlagt Ihr stattdessen vor?", fragte Fayris nach und blickte zu dem Schwarzhaarigen.

"Wir sollten uns unbemerkt Zugang zur Festung verschaffen. Wenn die Wachen hier Dreck am Stecken haben, werden wir ungesehen eher darauf stoßen, als wenn sie wissen, dass wir kommen und-"

"Und alle Beweise vorher vernichten.", unterbrach ich ihn nickend. Da hatte er absolut Recht.

"Ganz genau.", erwiderte er, doch Forgrimm schnaubte nur.

"War ja klar, dass ihr Turteltauben zusammenhaltet!", rief er wütend, woraufhin ich ihn verwirrt anblickte, obwohl ich eigentlich genau wusste worauf er anspielte, "Dann kriecht doch zusammen durchs Gras! Ich feg hier mit meiner Axt durch und dann ist wieder frische Luft im Stollen!" Damit brauste er davon direkt auf das Haupttor der Festung zu.

War das sein Ernst?!

"Forgrimm! Nicht!", rief ich ihm nach, doch Cuano hielt mich zurück indem er mich am Arm griff.

"Spart Euch die Mühe. Er ist ein Zwerg. Die sind sturer als Esel.", sagte er.

"Und anscheinend auch dümmer.", murmelte ich kopfschüttelnd, ehe ich mich zu ihm und Fayris wandte.

"Okay, neuer Plan: Forgrimm wird wahrscheinlich für etwas Aufruhr am Tor sorgen. Die Wachen werden also abgelenkt sein.", sagte ich und blickte zu Fayris, "Kannst du dafür sorgen, dass er uns nicht in allzu große Schwierigkeiten bringt? Dann können Cuano und ich in der Zeit einen anderen Weg in die Festung suchen." Fayris zögerte kurz, ehe sie etwas nickte.

"Na schön, ich kann es versuchen. Aber sucht die Schuld nachher nicht bei mir, wenn ich diesen Hitzkopf von Zwerg nicht unter Kontrolle halten kann!", sagte sie, was mich kurz lächeln ließ.

"Danke!", sagte ich noch, ehe die Halbelfe sich seufzend abwandte und dem Zwerg hinterherlief, welcher schon laut schreiend vor dem Tor stand.

"Folgt mir.", hauchte da Cuano von hinten in mein Ohr und gegen meinen Willen durchfuhr mich ein Schauer, als ich mich zu ihm drehte. Er grinste nur, ehe er sich abwandte und einen steilen Weg hinunterlief, was ich ihm so gleich nachtat. Der Weg führte direkt unter die Zugbrücke, auf welcher Forgrimm und nun auch Fayris standen.

"Wo wollt Ihr denn hin?", fragte ich Cuano, als dieser dicht am felsigen Fundament der Festung entlangging.

"Hier gibt es sicher irgendwo einen Zugang.", antwortete er leise und ich runzelte die Stirn.

"Woher wollt Ihr das wissen?", fragte ich nach, als er plötzlich stehenblieb und sich lächelnd zu mir drehte.

"Nennt es Instinkt.", sagte er und deutete auf eine kaum sichtbare Gittertür, die in der Felswand eingelassen war. Leicht beeindruckt sah ich ihn an. Er war gut.

"Nicht schlecht.", sagte ich anerkennend, als er die Gittertür leicht öffnete.

"Nur angelehnt.", murmelte er, ehe er sie ganz aufmachte, "Darf ich bitten, meine Dame?" Er deutete eine Verbeugung an und machte eine einladende Handbewegung in Richtung der schwarzen Höhle, die hinter dem Gitter lag.

Ich sah ihn nur herausfordernd an, ehe ich an ihm vorbei in die Schwärze trat, wo mir sogleich ein furchtbarer Gestank entgegenschlug.

"Kanalisation.", murmelte ich und verzog kurz das Gesicht, ehe ich mich wieder fasste.

Cuano trat hinter mir ein und blieb ebenfalls ruckartig stehen.

"Na klasse.", fluchte er, als plötzlich die Gittertür hinter ihm mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss fiel. Erschrocken fuhren wir beide herum, als Cuano auch schon die Gitterstäbe packte und an ihnen rüttelte.

"Es lässt sich nicht mehr bewegen.", sagte er kopfschüttelnd und ich seufzte.

Na, danke Phex!

"Großartig.", sagte ich und zog eine Spange aus meiner Tasche, "Jetzt sind wir in dieser stinkenden Dunkelheit auch noch gefangen!" Damit griff ich meine Haare und band sie mithilfe der Spange zusammen, damit sie mir nicht störend im Gesicht hingen.

"Wenigstens haben wir angenehme Gesellschaft.", erwiderte Cuano und selbst bei dem schlechten Licht konnte ich sein anzügliches Grinsen sehen.

"Wirklich? Selbst hier unten hört Ihr nicht mit den anzüglichen Bemerkungen auf?", fragte ich so kühl wie möglich und trat langsam durch den dunklen feuchten Gang vor uns.

"Wenn es Euch stört, kann ich sie natürlich unterlassen.", erwiderte er und trat neben mich. Kurz überlegte ich. Störten sie mich? Eigentlich ja nur, falls er die Absicht hatte mich lediglich in sein Bett zu kriegen.

"Mich interessiert nur, was ihr mit ihnen bezwecken wollt.", sagte ich mit etwas gedämpfterer Stimme, während sich meine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnten und ich ein wenig mehr erkennen konnte.

"Nun, man könnte davon ausgehen, dass, wenn ein Mann einer Frau gegenüber, anzügliche Bemerkungen äußert, er ein gewisses Interesse an dieser Frau hat.", sagte Cuano nun ebenfalls leiser und ich wusste, dass wir von unserem derzeitigen Gespräch abgesehen, an das gleiche dachten: An so einem Ort konnte man sich nie sicher sein, ob man wirklich allein war.

"Und habt ihr Interesse an mir oder an meinem Körper?", fragte ich nach, als ich plötzlich leise Stimmen hörte. Bevor Cuano dazu kam mir zu antworten, unterbrach ich ihn mit einem leisen "Scht!", ehe wir um eine Ecke bogen und durch ein kleines Loch in der Mauer auf eine Art Lagerraum blicken konnten, aus welchem auch die Stimmen zu kommen schienen.

Ich wechselte einen kurzen Blick mit Cuano, der mir zunickte, ehe wir beide uns sehr vorsichtig dem Loch nährten. Schließlich war ich nah genug, um hineinzusehen. Als erstes sah ich ein sehr groß gewachsenes Wesen, bei welchem ich keine Ahnung hatte, ob es ein Mensch, ein Oger oder ein Tier war. Er hatte eine gebeugte Körperhaltung, trug nur zerfetzte Klamotten am Leib und war so verdreckt, dass er von dem Wort "Waschen" wahrscheinlich noch nie gehört hatte. Trotzdem ließen seine muskulösen Arme und die riesige Keule in seiner rechten Hand vermuten, dass er damit wahrscheinlich nur einzigen Hieb brauchte, um mich totzuschlagen.

Dem seltsamen Wesen gegenüber stand ein sehr kleingewachsener unheimlich fetter Mann, der mich stark an Baron Dajin erinnerte, begleitet von zwei Wachen.

"Ja, du bist so ein guter junge Ontho! Hast du ganz brav alle Ratten eingefangen?", fragte der fette Mann und verstellte seine Stimme dabei so, als würde er mit einem Kleinkind reden.

"Ja! Ontho Ratten in Falle gefangen, so wie Blumfold sagen! Ontho auch Schlüssel in Truhe getan, genau wie Blumfold wollen!", antwortete das Wesen, das anscheinend Ontho hieß, und grinste dümmlich. Da hatte ich mit dem Ogervergleich wohl gar nicht so daneben gelegen.

"Sehr gut, Ontho. Jetzt hör mir zu! Bei uns sind ein paar Schnüffler angekommen. Es könnte sein, dass sie versuchen sich hier in die Festung zu schleichen! Ich will, dass du alle, die du hier triffst, erledigst, verstanden?! Du machst kurzen Prozess mit ihnen!", befahl der fette Mann und ich meinte einen Hauch Ärger in seiner Stimme zu hören. Verdammt, sie wussten bereits Bescheid!

"Ja, ja! Ontho alle kaputt machen, die kommen! Und gehen gucken nach Fallen! Alles wie Blumfold wollen! Ontho immer so machen, dass Blumfold glücklich!", sagte Ontho nickend, als Cuano mich am Arm griff und langsam wegzog.

"Wir müssen uns beeilen.", flüsterte er und ich nickte, ehe wir zusammen weiter dem Gang folgten. Währenddessen zog er einen dünnen tiefschwarzen Kapuzenumhang aus seiner Tasche und warf ihn sich über die Schultern, und auch ich zog mir meine Kapuze nun tief ins Gesicht.

"Das war also der Kommandant der Zollfeste.", sagte ich leise und Cuano nickte, als wir um eine weitere Ecke bogen, "Da hat Gerling aber mit seiner Beschreibung als "Fetter Moppel" ganz schön untertrieben."

"Ich mache mir momentan eher um sein Haustier Sorgen.", erwiderte Cuano und ich nickte.

"Der wird die Gänge hier patrouillieren. Wir müssen vorsichtig sein.", erwiderte ich.

"Eine Vorsicht, die gar nicht nötig gewesen wäre, wenn ein gewisser jemand sich mit seinen Nachforschungen etwas zurückgehalten hätte.", sagte der Schwarzhaarige kopfschüttelnd und auch ich seufzte. Forgrimm sollte echt langsam lernen sich zu zügeln. Es war ja nicht das erste Mal, das die Gruppe wegen ihm fast aufflog.

Da fiel mir plötzlich etwas ein, das Ontho eben gesagt hatte und reflexartig glitt mein Blick zu Boden.

"Halt!", zischte ich und Cuano hielt sofort inne.

"Was ist?", fragte er alarmiert und ich deutete auf den Boden auf eine kaum erkennbare rostige Metallvorrichtung.

"Da ist eine Falle. Dieser Ontho sagte doch, er habe Fallen für die Ratten hier ausgelegt.", sagte ich, als Cuano sich vor die besagte Falle kniete, "Was habt Ihr vor?"

"Ich entschärfe sie. Dann macht sie uns später keine Probleme, falls wir auf diesen Weg fliehen müssen.", murmelte er konzentriert, während er vorsichtig an dem Metall herumschraubte.

"Seid vorsichtig! Wenn das Ding zuschnappt, kommt Ihr da nicht mehr raus!", sagte ich angespannt, als die Spannung des Auslösers plötzlich nachzulassen schien und die Falle mit einem leisen Klicken zuschnappte, jedoch ohne, dass Cuano von ihr verletzt wurde.

"Na bitte.", sagte er triumphierend und richtete sich wieder auf, während ich ihn erleichtert ansah.

"Phex sei Dank.", murmelte ich und wir gingen weiter.

"Hörte ich da etwa Sorge?", fragte der Schwarzhaarige amüsiert und ich warf ihm einen bösen Blick zu, ehe ich zu einer Antwort ansetzte. Jedoch kam ich nicht so weit, als Cuano mich plötzlich mit beiden Händen an den Schultern packte, in einen dunklen Seitengang zog und dort gegen eine Wand drückte.

"Wa-", begann ich erschrocken, als er einen Finger auf meine Lippen legte und mir bedeutete still zu sein. Ich hielt kurz inne und keinen Moment später hörte ich schwere schlurfende Schritte, die rasch näherkamen. Sofort wurde mir klar, was Cuano da tat. Er hatte mich in die Dunkelheit gezogen, damit er uns beide mit seinem schwarzen Umhang in der Dunkelheit verstecken konnte.

"Na wo ist Ratte? Sehr schnelle Ratte, ja, ja.", grunzte Ontho, als ich hörte, wie er immer näherkam. Gut, dass Cuano so schnell reagiert hatte. Ohne ihn wäre ich mit Sicherheit entdeckt worden.

Dankbar blickte ich den Mann vor mir an und er war mir so nah, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte, was bei mir eine Gänsehaut verursachte.

Cuano erwiderte meinen Blick und wieder einmal musste ich feststellen wie schön das Grün seiner Augen war. Sie sahen fast aus wie schillernde Smaragde.

"Ich glaube, er ist an uns vorbeigegangen.", murmelte er da und ließ den Finger, der bis jetzt auf meinem Mund gelegen hatte sinken, ehe er einen Schritt von mir zurücktrat und vorsichtig um die Ecke in den Hauptgang spähte, "Die Luft ist rein. Das ist unsere Chance, komm!" Ich nickte nur, bevor ich ihm schnellen Schrittes durch die dunklen Gänge folgte, während ich versuchte mir meine Gedanken von eben aus dem Kopf zu schlagen.

Ich musste mich konzentrieren.

Schließlich kamen wir endlich in dem Lagerraum an, welchen wir zuvor durch das Loch in der Mauer gesehen hatten.

"Ontho sagte etwas von einem Schlüssel in der Truhe.", murmelte Cuano und ich sah mich suchend um, ehe mein Blick auf eine faulige Kiste fiel. Ohne darüber nachzudenken öffnete ich sie, ehe ich erschrocken Luft schnappte und angewidert einen Schritt zurücksprang.

"Igitt!", entfuhr es mir und Cuano sah zu mir.

"Was? Was ist passiert?", fragte er nach und ich deutete angeekelt auf die noch geöffnete Kiste.

"Da sind Rattenschwänze drin! Riesige halbverweste Rattenschwänze!", sagte ich und schluckte hörbar, als Cuano ebenfalls einen Blick in die Kiste warf.

Auch er verzog das Gesicht, jedoch fasste er sich schnell wieder, als er in die Kiste hineingriff und einen verrosteten Schlüssel herauszog.

"Das ist dann wohl der gesuchte Schlüssel.", sagte er und ich schluckte nochmals.

"Lass uns bitte schnell von hier verschwinden, bevor ich mich übergebe.", sagte ich noch immer angewidert und Cuano nickte, ehe wir uns zu der Treppe am Ende des Raumes wandten und diese nach oben liefen. Hier ließ der Gestand endlich nach und mein schon sehr strapazierter Magen gab ein wenig Ruhe.

Die Treppe endete schließlich an einer verschlossenen Holztür und Cuano setzte schon an sie mit dem Schlüssel aufzuschließen, als ich ihn zurückhielt.

"Warte kurz.", murmelte ich und legte ein Ohr an die Tür. Tatsächlich konnte ich Stimmen wahrnehmen und als Cuano es mir nachtat, verstand ich, was sie sagten.

"'Hey Bogenschützen! Genug gefuttert! Da draußen ist ein Zwerg mit einem Spitzohr als Rückendeckung, die alles kurz und klein schlagen! Ich will, dass ihr sie aufhaltet!", rief eine herrschende Stimme und ich spannte mich an. Das klang gar nicht gut!

Es folgte lautes Gelächter.

"Habt ihr den Oberzöllner gehört, Männer? Da greifen ein Zwerg und ein Elflein die Festung an! Jetzt geht es uns wohl an den Kragen!", sagte eine andere Stimme amüsiert, verstummte jedoch als man einen lauten Knall hörte. Der Mann, der zuerst gesprochen hatte, hatte wohl mit der Faust auf den Tisch geschlagen.

"Ruhe!", rief die erste Stimme, "Wenn wir auffliegen, sind wir alle dran! Koch, du bleibst hier und verriegelst die Tür! Jungs, holt euch die Schnüffler!" Darauf folgten lautes Stimmengewirr und viele Schritte, bevor es wieder vollkommen ruhig wurde.

Langsam ließ ich von der Tür ab und wechselte einen besorgten Blick mit Cuano.

"Dieser sture Zwerg ist tatsächlich in die Festung eingedrungen. Und offenbar hat er sich mit der gesamten Garnison angelegt.", sagte er kopfschüttelnd, "Bei Phex, ich würde mich kaputtlachen, wenn ich nicht so entsetzt wäre!"

"Und er hat auch noch Fayris mithineingezogen!", sagte ich verärgert, "Ich schwöre dir, wenn ihr etwas passiert, mache ich diesen Zwerg noch kürzer als er ohnehin schon ist!"

"Da kann ich dich absolut verstehen, jedoch können wir ihr momentan nicht zur Hilfe kommen, ohne sofort entdeckt zu werden.", erwiderte Cuano.

"Das stimmt. Dann sollten wir wenigstens die entstandene Ablenkung nutzen und uns an diesem Koch vorbeischleichen.", schlug ich vor.

"Ganz deiner Meinung.", sagte der Schwarzhaarige zustimmend, ehe er die Tür schließlich aufschloss und beinahe lautlos öffnete.

Kurz blickte ich prüfend durch den Raum. Hier aßen und tranken wahrscheinlich die Soldaten des Kommandanten.
Ich entdeckte eine verriegelte Tür auf der anderen Seite des Raumes und ein paar Meter weiter, einen in weiß gekleideten Mann mit Kochmütze, der aus dem Fenster sah. Das war wohl der Koch.

"Heilige Mutter, das gibt es doch nicht!", fluchte er und ich entdeckte einen silbernen Schlüssel, der lose an seinem Gürtel hing. Das sollte einfach werden.

Ich wies Cuano stumm an schon einmal zur Tür zu gehen, während ich mich nun langsam und lautlos auf den Koch zu bewegte, der ganz gebannt nach draußen starrte.

"Schon wieder daneben!", fluchte er erneut, als ich bei ihm ankam und ihm den Schlüssel mit einer fließenden Bewegung vom Gürtel zog, ohne dass er auch nur das geringste mitbekam.

Ich lächelte kurz, ehe ich zur Tür hinüberschlich, wo Cuano bereits wartete und mir anerkennend zunickte, als ich ihm den Schlüssel in die Hand drückte. Vom Koch noch immer unbemerkt traten wir nach draußen, wo uns sogleich lauter Lärm entgegenschlug. Es hatte zu regnen begonnen und da wir nun hoch oben auf den Wehrmauern der Festung standen, ging auch ein starker Wind, jedoch kam der hauptsächliche Lärm vom Burghof, der sich vor uns erstreckte.

Auf der Mauer, auf welcher wie uns befanden, konnte ich unzählige Bogenschützen erkennen, die auf irgendetwas im Hof zielten und mich beschlich eine böse Ahnung.

Zögerlich trat ich an die Brüstung nur um erschrocken Luft zu holen, als ich in den Burghof blickte.

Forgrimm und Fayris waren dort umzingelt und wurden von dutzenden Bogenschützen beständig beschossen. Und als wäre das nicht schlimm genug stand im Tor zum Burghof auch noch eine große Balliste, die auf die beiden zielte.

"Oh Phex! Nein!", hauchte ich entsetzt und blickte besorgt zu Fayris, die aber soweit unverletzt zu sein schien.

Hilfesuchend sah ich zu Cuano, der neben mich getreten war.

"Was sollen wir tun? Sie werden sie umbringen!", fragte ich und der Schwarzhaarige schien zu überlegen.

"Das Fallgitter!", sagte er schließlich und deutete auf das Tor, in dem die Balliste stand, "Wenn wir das Gitter runterlassen, zerstören wir die Balliste und die beiden kommen raus!"

Ich begriff, was er meinte und nickte. Das war ein guter Plan. Nur war der Hebel für das Tor, genau auf der anderen Seite der Mauer. Also mussten wir vorher an den unzähligen Bogenschützen vorbei und das würde uns Zeit kosten.

"Renn du vor. Ich kümmere mich um sie.", sagte Cuano da, als hätte er meine Gedanken gelesen und unsicher sah ich ihn an, "Die sind sowieso alle auf Forgrimm und Fayris fixiert, keine große Herausforderung." Kurz zögerte ich, ehe ich zustimmte. Er würde das schon hinkriegen.

"Okay. Aber sei trotzdem vorsichtig.", sagte ich, was ihn grinsen ließ.

"Dein Wunsch ist mir Befehl, meine Dame.", erwiderte er neckisch und gegen meinen Willen musste ich kurz lächeln, ehe ich mich abwandte und so schnell ich konnte über die Mauer rannte. Cuano behielt recht, die Bogenschützen waren so sehr auf das Geschehen im Hof konzentriert, dass mich tatsächlich keiner von ihnen wahrnahm.

So erreichte ich in noch nicht mal einer Minute das Torhaus, wo ich sogleich den Hebel für das Fallgitter nach unten zog. Wie erwartet schlug das Gitter mit voller Wucht auf die Balliste, welche daraufhin in der Mitte zerbrach und die Männer, die sie bedient hatten, schreiend weglaufen ließ.

Erleichtert blickte ich zu Fayris und Forgrimm, die nun durch die entstandene Lücke zwischen Balliste und Fallgitter nach draußen gelangten.

"Sehr gut.", murmelte Cuano, der mich eingeholt hatte, und ich sah, dass er alle Bogenschützen, die auf der Mauer gestanden hatten, niedergeschlagen hatte.

"Das wäre fürs Erste geschafft.", sagte ich schwer atmend und sah zu dem Schwarzhaarigen, der meinem Blick mit einem seltsamen Ausdruck erwiderte, ehe er etwas lächelte und nickte.

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