Post-Credit-Szene
Sechs Monate später
Atreus:
Die kühle Abendluft schwer über der Insel der Beschützer des Flügels, während ich wie gebahnt in die Flammen es kleinen Lagerfeuers blickte. „Seid ihr euch sicher mit... all dem hier?", fragte ich leise und schielte aus den Augenwinkeln zu Mala, die gemeinsam mit Trok am Rand der kleinen Lichtung stand. „Natürlich, du kannst ruhig etwas mehr Vertrauen in unsere Heilungsmethoden haben", erwiderte die Königin der Beschützer und lächelte dabei aufheiternd. „Aber wenn... es doch nicht funktioniert hat und er wieder die Kontrolle bekommt, dann... werde ich vielen Leuten hier wehtun", murmelte ich und blickte sie besorgt an. Ich durfte es einfach nicht soweit kommen lassen, nicht schon wieder. „Atreus, wir haben einen ganzen Trupp Krieger um diese Lichtung herum stationiert und jeder von ihnen kennt das Risiko, trotzdem haben sie sich freiwillig hierfür gemeldet. Du wirst also ganz sicher niemanden verletzen können, der nicht dazu bereit war dies in Kauf zu nehmen", erinnerte mich Trok und stützte sich dabei etwas mehr auf seine Axt. „Na gut... Wenn ihr Beide euch so sicher damit seid...", lenkte ich schließlich ein und sah sie kurz an, ehe ich auf meinen rechten Arm schielte, der mit einigen Stoffbahnen umhüllt war. „Dann los", meinte Mala und trat einen Schritt um das Feuer herum auf mich zu, um sich schließlich neben mir auf den felsigen Boden hinzuknien. „Feuer", sagte sie daraufhin mit fester Stimme und fast im selben Moment spürte ich genau, wie er in mir wach wurde, um nach der Kontrolle über meinen Körper zu greifen. „Ich glaube, dass... das scheitern wird", murmelte ich leise und sah die Königin der Beschützer besorgt an, jedoch ließ sie sich davon nicht beirren.
„Glutschale", fuhr Mala fort und stellte so ihn augenblicklich mit mir auf eine Höhe, wobei mir auch einige Erinnerungen wiederhochkamen. Ich erinnerte mich genau daran, wie der Orden mich damals gefunden, meine Wunden auf schmerzhafteste Weise behandelt und zum Schluss zu Drachenkralle instruiert hatte. „Amboss", sagte Mala nur weiter und weckte damit weitere Erinnerungen, an die Zeiten, in denen ich für den Orden und seine perfiden Vorstellungen morden musste. So viele hatten wortwörtlich durch meine Klauen den Tod gefunden, während ich im besten Fall nur unfähig zusehen konnte, da er die volle Kontrolle hatte. „Pflicht", nannte Mala das vorletzte Wort von den fünf, nach denen ich für gewöhnlich nur noch Zuschauer in meinem eigenen Körper war. Damit weckte sie gleichzeitig die Erinnerung an einen ganz bestimmten Moment, nämlich genauer gesagt den, als er fast meine Schwester, Aliena, umgebracht hätte. Es war der schlimmste Moment in meinem gesamten Leben gewesen, vor allem natürlich, weil ich wie immer ja nur zusehen, aber nicht eingreifen konnte. Es war jedes Mal dasselbe, wenn er nur einmal die Kontrolle erlangt hatte, ich konnte tun, was ich wollte, aber mich durchsetzen konnte ich niemals. Nicht ein einziges Mal hatte ich eingreifen können. Doch heute würde das anders sein, es musste anders sein, denn diesmal hatte ich von Anfang an die Kontrolle und ich würde sie ganz bestimmt nicht mehr hergeben. Nein, niemals wieder.
„Verhängnis", beendete Mala den Test und ganz kurz erwartete ich schon, dass er jetzt aufspringen würde, um die Königin mit bloßen Händen zu erdrosseln, doch dies geschah nicht. Tatsächlich bemerkte ich schnell, dass es sich nur deswegen so anfühlte, als hätte er die Kontrolle über mich, weil ich wegen meiner Erfahrungen bisher davon ausging, dass es sie hatte. In Wahrheit waren unsere Rollen diesmal aber vertauscht, er war zwar noch weiterhin wach, aber konnte nichts weiter tun, als zuzusehen, was ich entschied. An dieser Erkenntnis zerbrach ich fast, natürlich hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, allerdings musste ich mir doch eingestehen, dass ich nicht wirklich damit gerechnet hatte. Es dauerte ein Weilchen, bis ich es schlussendlich schaffte, glücklich zu lächeln und Mala freudig anzublicken. „Ich gratuliere", meinte die Königin daraufhin und lächelte ebenfalls, „jetzt bist du wirklich frei."
Irgendwo im ewigen Packeis des Nordens
???:
Mehr als nervös ging ich durch die weitläufigen Gänge unserer Festung direkt in Richtung des Thronsaals. Alle Diener, Krieger oder auch Sklaven mit Begleiter, die mir auf dem Weg begegneten machten mir respektvoll Platz, einer der Vorzüge daran, der Stellvertreter des Einen zu sein. Ganz kurz viel mir dabei eine der Sklaven, die gerade mit ihrem Aufseher in einen der Nebengänge abbog, ganz besonders ins Auge. Eine Frau mittleren Alters mit braunem Haarschopf, die mein Herr in letzter Zeit zu bevorzugen schien, um warum auch immer einmal genau zu sein. Obwohl ich ebenfalls zugeben musste, dass diese Sklavin gute Arbeit leistete und vergleichsweise wenig Ärger verursachte, konnte ich meinen Lord in seiner Meinung nicht verstehen. Solches Verhalten unter den Sklaven hatte meiner Meinung nämlich mehr mit ihrer Angst gefressen zu werden und weniger mit wirklicher Unterwürfigkeit zu tun. Kopfschüttelnd vertrieb ich diese sinnlosen Gedanken wieder und konzentrierte mich lieber wieder auf das anstehende Gespräch mit meinem Meister, sofort wurde ich wieder nervös. Besonders, weil ich jetzt schon an meinem Ziel angekommen war und mich die Wachen vor dem Tor einfach durchwanken, offenbar hatte mein Herr also gerade viel Zeit... Tief durchatmend öffnete ich also die gewaltigen Torflügel, trat hindurch und fand mich in einer gewaltigen, langgezogenen Halle wieder, an deren Ende sich auf einem stufenartigen Aufbau der Thron meines Meisters befand.
Anscheinend wollte er sich gerade etwas Ruhe gönnen, jedenfalls saß er zurückgelehnt in dem Stuhl aus dunklem Gestein und hatte die Augen geschlossen. Kaum hallten meine Schritte jedoch durch die Halle, setzte er sich gerade hin und öffnete seine feuerroten Augen, aus denen er mich eindringlich musterte. Ich hatte indessen die Mitte des Saals erreicht und kniete dort respektvoll vor meinem Lord nieder. „Erhebe dich", schallte seine dunkle Stimme durch den ganzen Raum und sofort leistete ich Folge. „Mein Herr, ich komme mit bedrückenden Nachrichten über eine unserer wichtigsten Stellungen...", berichtete ich vorerst vage und schluckte dabei leicht. Wie würde er wohl reagieren, wenn ich ihm erst mitteilte, was geschehen war? „Was ist denn jetzt wieder passiert?", fragte er nur desinteressiert, lehnte sich dabei nach vorne und blickte zum Boden, offenbar war er mehr als nur etwas gelangweilt. „Nun mein Gebieter... Es geht um einen eurer treuesten Diener, Dragona... Er ist tot", erklärte ich ihm so schnell und für mich weiter hoffentlich schmerzlos. „Was?", hakte mein Gegenüber nur erschreckend ruhig nach und hob seinen Blick wieder. „Es war dieser neue Nachtschattenkrieger, Rowin... Er und seine Freunde haben die Pläne Dragonas sowie seiner Gefährten durchkreuzt und sie letzten Endes... alle getötet. Einzig Drachenkralle scheint überlebt zu haben, doch unsere Spione berichten, dass seine weitere Loyalität Euch gegenüber... anzuzweifeln ist", gab ich eine umfangreichere Antwort. „Unmöglich. Eine Hand voll Personen hätte es niemals gelingen können Dragona zu besiegen, dafür ist er viel zu gerissen", erwiderte mein Herr.
„Es ist ihnen auch nicht allein gelungen... Viel mehr konnten sie ihren Plan am Ende nur so durchführen, weil Johann Dragona in den Rücken gefallen und so verraten hat. Hätte er sich an das Bündnis gehalten, wären sie vielleicht siegreich sein können, doch diese Made von einem Mensch musste anscheinend in erster Linie an sich selbst denken", erklärte ich und verschwieg dabei lieber, dass er vorher hinter unsere Pläne gekommen war, die Pläne meines Herrn für Johann ändern würde es eh nicht. „Diese dreckige Ratte! Kontaktiere die Drachenkrallen und ruf sie her, ganz egal was sie gerade auch zu tun haben, es kann sicher warten. Ich will nur den Kopf dieses Verräters auf einem Silbertablett, verstanden?", stellte mein Herr klar. „Ja, mein Gebieter", antwortete ich augenblicklich, „jedoch gibt es noch ein Problem. Nämlich haben dieser Rowin und die Seelenkrieger unser Eingreifen sowie folglich auch unser Überleben erkannt. Als Reaktion darauf haben sie sich dann mit den Wikingerstämmen der dortigen Inselreiche verbündet und sind somit stärker, als jemals zuvor. Sie jetzt anzugreifen würde also bedeuten, dass... wir einen Krieg beginnen würden." Vor der Reaktion meines Herrn auf diese Nachricht hatte ich mit am meisten Furcht gehabt, doch entgegen meiner Erwartungen bekam er keinen seiner Wutanfälle. Stattdessen lächelte er einfach nur, erhob sich von seinem Thron, wobei ihm sein Umhang imposant von den Schultern fiel und trat zur obersten Stufe des Aufbaus seiner Empore. „Ich bin der Krieg", sprach der Dämonenkönig anschließend kraftvoll.
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