26. Kapitel: Ein tödlicher Feind
Drachenkralle:
„Nach unseren Informationen müsste sich das Quartier von den Drachenreitern irgendwo hier in diesem Bereich liegen", erklärte mir Kelbek und deutete auf eine mit einem roten Kreis markierte Inselgruppe auf der Karte vor uns. „Wir können unmöglich sagen, was dich dort erwarten wird, vielleicht nur eine Ansammlung von einfach gebauten Hütten, aber vielleicht auch ein kleines Dorf. Für jemanden wie dich sollte das aber keine Rolle spielen... Sonst noch irgendwelche Fragen?", erkundigte sich Kelbek, nachdem er mir schließlich alles erklärt hatte. „Ja, wie genau soll ich dorthin kommen, immerhin habt ihr ja nicht mein bevorzugtes Schiff mit hierhergebracht?", fragte ich. „Wir können dir ein Schiff von Johanns Flotte geben, sowie einen seiner Jäger, der dir helfen kann, das Ding zu segeln", erwiderte Dragonas Waffenbruder. „Na ja, besser als nichts... Wo genau sind meine Waffen?", hakte ich etwas ungeduldig nach. „Ich hatte schon fast Angst, du würdest nie fragen...", entgegnete Kelbek und pfiff einmal kurz, woraufhin einer unserer beiden anderen Krieger mit einer großen Truhe in den Händen zu uns trat. Bereitwillig öffnete er anschließend den Deckel und offenbarte darin meine eigens für mich gefertigten Waffen. Darunter waren insgesamt zwei Messer mit dünner, gerader Klinge, ein leicht gekrümmtes Kurzschwert, ein dunkler Langbogen mit einem Köcher voller metallener Pfeile und einem langstieligen Morgenstern. Schmal lächelnd befestigte ich als erstes Bogen, Köcher und den Morgenstern von der linken Schulter zur rechten Hüftseite quer über den Rücken. Danach hängte ich mir das Kurzschwert zusammen mit den Dolchen waagerecht an die Rückseite meines Gürtels, bei allem achtete ich darauf, dass ich es schnell mit der linken Hand greifen konnte.
Einige Tage später
„Bist du sicher, dass das hier die richtige Insel ist?", fragte dieser Drachenjäger, der mich begleitete. „Bist du hier, um mir nervtötende Fragen zu stellen, oder um dafür zu sorgen, dass sich diese Nussschale von einem Boot vom Fleck bewegt", fragte ich nur zurück. „Na schön...", stellte der Junge sein Handeln ein und brachte das Schiff weiter in Richtung der Insel. Wenig später kamen wir endlich an und ich sprang sofort von Bord, Hauptsache weg von diesem Trottel. „Nur aus Interesse, wenn du diese Drachenreiter gefunden hast, was genau hast du dann vor zu tun?", fragte er dann aber noch. „Was ich am besten kann", antwortete ich knapp. „Und was genau ist das?", hakte der Kerl nach. „Das!", erwiderte ich leicht zornig und packte mit meiner rechten Hand eine Möwe, die zu dumm war, um Abstand von mir zu halten. Ganz langsam wandte ich mich wieder zu dem Drachenjäger um und drückte den Hals des Tiers immer weiter zusammen, bis er schließlich knackend brach.
Aliena:
„Na, wie geht es dir und deinen Kleinen heute so?", fragte ich Ayla, die auf der Steinplatte neben dem Ofen meiner Hütte lag und sich um ihre Eier zusammengerollt hatte. Zur Antwort erhielt ich von meiner Freundin ein hohes Gurren, während sie den Kopf etwas weiter in Richtung des warmen Feuers bewegte. Rowin hatte mir vor ein paar Tagen erklärt, dass Schattendrachenweibchen wohl auch noch Wochen nach der Eiablage besonders viel Wärme brauchten. Deshalb hatten wir, oder besser gesagt Ohnezahn, Aylas Schlafplatz so nah wie möglich an die Feuerstelle gerückt und noch um eine weitere Platte erweitert, damit unser Nachtschatten bei seiner Freundin sein konnte. „Freut mich zu hören", erwiderte ich und wandte mich wieder meinem neuen Schwert zu, um es etwas zu putzen. „Wann Ohnezahn wohl mit den...", bevor ich den Satz beenden konnte, hörte ich ein lautes Klopfen, das in der Form nur von einem Drachen kommen konnte, an der Tür. „Wenn man vom Nachtschatten spricht...", murmelte ich nur leise und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Wie erwartet stand draußen ein vor Ungeduld ganz nervöser Nachtschatten mit einem Maul voller frisch gefangener Fische. „Komm rein, Kleiner. Ich glaube Ayla ist schon halb verhungert", meinte ich und gab den Weg frei. Sofort hastete Ohnezahn an mir vorbei zu seiner Freundin und legte seinen überraschend großen Fang vor ihr auf dem Boden ab. Lächelnd schloss ich die Tür wieder und sah gerührt dabei zu, wie sich Ayla über ihr zweites Frühstück hermachte und sich Ohnezahn an ihre Seite kuschelte. Die Beiden sahen aneinander gekuschelt einfach so süß aus, dass man glatt dahinschmelzen könnte. In diesem Moment fragte ich mich plötzlich, wie das wohl aussehen würde, wenn die Jungen erstmal geschlüpft waren und die ganze Familie so daliegen würde...
Kopfschüttelnd fuhr ich damit fort Lichtklinge von dem bisschen Dreck, der sich an ihr angesammelt hatte, zu befreien. In diesen Positionen blieben wir eine Weile und gerade als ich den letzten, besonders hartnäckigen Dreckklumpen von der Klinge meines Schwertes gekratzt hatte, erhob sich Ohnezahn von seinem Platz. Mit einem leisen Gurren deutete er zur Tür, um mir zu bedeuten sie für ihn zu öffnen, was ich mit einem leichten Lächeln auch gerne tat. So legte ich also Lichtklinge auf meinen kleinen Schreibtisch ab, ging zu dem kleinen Rolltor und öffnete es für den Nachtschatten, der dankend nickend hinaustrat. Gerade wollte ich schon die Tür wieder schließen, als plötzlich eine Gestalt in dunkler, kompakter Kleidung rechts neben dem Hals von Ohnezahn landete. Was mir an dem Kerl sofort auffiel, waren die Metallarmschiene um seine rechte Hand, sowie die Waffen, die er auf dem Rücken trug, darunter ein Morgenstern und ein Bogen aus dunklem Holz mit passendem Pfeilköcher. Noch bevor ich, oder auch Ohnezahn, irgendwie reagieren konnte hatte dieser Kerl den Nachtschatten auch schon in die Seite seines Nackens gegriffen und fest zugedrückt. Wie als hätten sich alle Knochen in Ohnezahns Körper aufgelöst, brach er plötzlich zusammen und wurde ganz einfach von dem Angreifer über den Rand des Stegs gewuchtet. Entsetzt starrte ich die Gestalt an, welche nun ihr Gesicht zu mir wandte, oder besser gesagt wandte sie die stählerne Maske, die ihr Gesicht verdeckte in meine Richtung. Auf dem kalten Metall waren einige Linien eingraviert, wodurch eine leicht verzehrte Drachenfratze entstand, nur seine feuerroten Augen stachen darunter hervor. Länger Zeit, um darüber nachzudenken hatte ich jedoch nicht, denn schon stürmte er auf mich zu und stieß mich grob zurück in die Hütte. Hinter mir hörte ich Ayla zornig knurren und Sekunden später schoss sie auch schon einen Plasmablitz auf den Angreifer, welcher aber einfach auswich, so als wäre es nichts.
Gleich im nächsten Augenblick zog der Kerl mit der rechten Hand seinen Bogen vom Rücken, legte einen Pfeil aus dunklem Metall auf die Sehne und schoss ihn auf mein Mädchen. Diese hatte selbstverständlich keine Chance auszuweichen, weshalb der Pfeil sich direkt neben ihrem Flügelgelenk fast bis zur Hälfte des Schaftes in ihr Fleisch bohrte. Schmerzvoll schrie Ayla dabei auf und kauerte sich fast wie ein frisch geschlüpftes Drachenjunges zusammen, während ich nur entsetzt keuchen konnte. Der nächste Schreck ließ nicht lange auf sich warten, denn unser Angreifer legte schon einen Pfeil ein und zielte diesmal auf Aylas Kopf. Bei diesem Anblick schaffte ich es dann endlich mich aus meiner Schockstarre zu befreien und mich von hinten auf diesen Mistkerl zu stürzen. Dies führte natürlich dazu, dass der Pfeil sein Ziel um ein gutes Stück verfehlte und sich stattdessen nur in das Holz der Hüttenwand bohrte. Mein Pech bestand nur darin, dass ich nicht wusste, wie stark unser Angreifer eigentlich war. Das zeigte sich sofort auch darin, dass er mich einfach it der linken Hand packte und über seinen Kopf hinweg auf den Boden zu schleudern. Nur ganz knapp schaffte ich es irgendwie auf den Füßen zu landen, mich zu dem Typen umzudrehen und ihm den rechten Ellenbogen gegen den Kopf schlug. Allerdings hatte das nur zur Folge, dass der Kerl ganz kurz den Schädel zur Seite bewegte und mich daraufhin zornig anstarrte. Noch bevor ich irgendetwas machen konnte, hatte ich auf einmal die Sehne des Bogens vom diesem Kerl hinter meinem Nacken und seinen Fuß in meinem Bauch. Das Holzstück des Bogens hielt er dabei soweit wie es die Sehne ermöglichte von mir entfernt vor seiner Brust und ließ dann plötzlich los, um den massiven Griff gegen mein Kinn schleudern zu lassen. Ächzend musste ich daraufhin zurückweichen und wurde von dem folgenden Schlag mit der rechten Metallfaust meines Gegners zu Boden geschickt.
„Was bei Odin!", hörte ich auf einmal die Stimme von Astrid rufen, offenbar war sie gerade auf dem Weg zu mir und hatte die ganze Szene mit angesehen. Mein Gegner reagierte darauf, indem er mit einem großen Schritt in meine Hütte trat, sich zum Rolltor wandte und die Kette desselbigen mit den scharfen Krallen seines Handschuhs durchtrennte. Als Ergebnis davon fiel das Tor ratternd zu Boden und schnitt meine Freundin so automatisch von mir ab, womit ich nun völlig auf mich allein gestellt war. Noch während ich mir darüber klar wurde, drehte sich dieser Mistkerl wieder in meine Richtung und schloss die Finger seiner Metallfaust, wodurch die Klauen eine Art Dorn bildeten. Damit holte er aus und schlug nach meinem Kopf, welchen ich nur noch ganz knapp zur Seite in Sicherheit bringen konnte. So blieb die Hand nur in den hölzernen Dielen stecken, was ich ausnutzte, um ihm ein weiteres Mal gegen den Kopf zu schlagen, jedoch wieder ohne großartigen Erfolg. Das einzige Ergebnis war, dass mein Gegenüber mich mit der linken Hand am Hals packte und quer durch den Raum gegen meinen Schreibtisch donnerte. Leise lachend zog er daraufhin seine Hand aus dem Boden, richtete sich wieder auf und starrte mich hasserfüllt an, während ich hastig nach Lichtklinge griff. Mein Gegner erkannte meine Absicht, konnte aber nichts mehr dagegen tun, als ich nach ihm hieb, dachte ich zumindest. Denn tatsächlich fing der die Klinge ganz einfach mit seiner Metallhand ab, packte fest zu und zog gleichzeitig mit der linken Hand das Kurzschwert von der Rückseite seines Gürtels. Schon fast zu spät konnte ich mit einem Schritt nach hinten ausweichen, als mein Gegner mit seiner neuen Waffe nach mir schlug. Besonders viel brachte es mir aber auch nicht, als er mir einen weiteren Schlag mit seiner Metallfaust versetzen wollte und erneut schaffte ich es nur knapp dem zu entgehen.
Insgesamt hatte ich immense Probleme damit, gegen diesen Kerl mitzuhalten, da ich es nicht gewohnt war, mit jemandem zu kämpfen, der seine Waffe mit der linken Hand führte. Noch dazu hielt er das Schwert auch rückhändig, entsprechend lag die Klinge unten und nicht oben an seiner Hand, was mir noch niemals begegnet war. Dementsprechend dauerte es nicht sonderlich lange, bis ich seinen andauernden Angriffen unterlag und gegen die Wand geschmettert wurde, woraufhin ich einfach nur schlaf zu Boden fiel. Aus den Augenwinkeln konnte ich schwach erkennen, wie dieser Mistkerl seelenruhig seinen Bogen aufhob und ihn wieder an der Halterung auf seinem Rücken befestigte. Seine schmierige Gelassenheit brachte mich regelrecht zur Weißglut, doch leider konnte ich nichts anderes tun, als zuzusehen, wie er näherkam und den Rückhandgriff an seinem Schwert gegen einen normalen Griff wechselte. Anschließend drehte mich mein Gegner mit einem leichten Fußtritt um und legte die Klingenspitze an meinen Hals. „Bestätigung Nummer eins", hörte ich ihn mit dunkler Stimme murmeln. Ein kleiner Teil von mir wollte sich noch wehren, obwohl ich dafür keine Kraft mehr übrighatte, aber glücklicherweise wurde ich im letzten Moment gerettet. Nämlich von Rowin, der meine Hüttentür aufgestemmt hatte, damit meine anderen Freundinnen mit gezogenen Waffen hereinstürmen konnten. Der in schwarz Gewandte über mir knurrte nur leise und stürzte ihnen entgegen, wobei er mit seinem Schwert wieder zu seinem anscheinend bevorzugten Rückhandgriff wechselte. Astrid war die Erste, die mit ihrer Axt angriff, was der Mistkerl aber einfach mit seiner Klinge zur Seite lenkte, um sie anschließend mit seiner Metallfaust niederzuschlagen. Auch Heidrun erging es nicht besser, als sie ihn angriff, denn er schlug das vordere Blatt ihrer Axt einfach mit seinem Handschuh zur Seite, während er das Zweite Blatt mit seinem Schwert, bevor er meine Freundin mit dem Knauf ebenfalls niederschlug.
Erst Rowin, der das Tor inzwischen wieder fallengelassen hatte, konnte unseren Feind aufhalten, als er seine Metallfaust einfach abfing und ihn zurücktrat. Davon ließ sich der Kerl jedoch nicht sehr lange aufhalten, weshalb er mit einem wütenden Gegenangriff fortfuhr, den Rowin glücklicherweise abwehren konnte. Schließlich packte er den Fremdling und schleuderte ihn an sich vorbei, wodurch er glatt durch das Tor flog und sich nur gerade so am Rand des Stegs mit seiner Metallhand in den Holzbrettern festhalten konnte. Indessen hatten sich meine beiden Freundinnen wieder aufgerafft und standen nun mit erhobenen Äxten neben dem Seelenkrieger. „Beim Dämonenkönig nochmal!", fluchte er nur noch, ehe er sein Kurzschwert wieder wegsteckte. Daraufhin sprang er mit einem Rückwärtssalto hinunter, überkreuzte dabei seine Arme vor der Brust und fiel so gerade wie ein Pfeil in Richtung des Ozeans. „Na toll, der wird vermutlich nochmal auftauchen...", meinte Rowin leise, offenbar von diesem doch recht spektakulären Abgang überrumpelt.
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