24. Kapitel: Die Zwischenwelt
Rowin:
Erneut riss es mich von den Füßen, als Onyx mich zum gefühlt hundertsten Mal nicht an sich vorbeiließ und stattdessen einfach zurückschleuderte. „Ah, verdammt nochmal!", fluchte ich erneut und stand wieder auf. „Irgendwie schaffst du das schon Ro-", versuchte Aliena wohl noch mir Mut zu machen, wurde aber abrupt unterbrochen, weshalb ich den Kopf zu ihr drehte, doch was sah, gefror mir das Blut in den Adern. Denn insgesamt drei in schwarz gekleidete Gestalten hatten Aliena scheinbar überwältigt und hielten sie mit ihren silbrigen Schwertern in Schach. „Bleib schön liegen, Kleines. Wir sind sowieso nicht wegen dir gekommen...", meinte einer von ihnen und drehte seinen Blick zeitgleich genau in meine Richtung. Schon bevor ich nun seine feuerroten Augen sah, hatte ich vermutet, dass die Drei zum Orden des Ewigen Feuers gehörten, doch nun war ich mir ganz sicher. „Ja, genau wegen dir sind wir hier...", fügte derselbe Mann wie vorhin noch hinzu und einen Moment später stürmten sie alle mit erhobenen Waffen auf mich zu. Ein verzweifelter Schrei verließ meine Kehle, als ich zurück zum Eingang des Tempels hastete und meine Hand auf den kalten Stein legte. Augenblicklich verblassten meine herannahenden Feinde und ich fand mich wieder in diesem dunklen Raum bei Onyx wieder. „Ah Ha, Ha, Ha! Ich hätte nie gedacht, dass du nochmal hierherkommen würdest... Obwohl ich eigentlich so langsam mit deiner unglaublichen Sturheit hätte rechnen müssen", hörte ich eben Onyx spotten. „Bitte, hör endlich auf das Ganze als Spiel zu betrachten, denn das ist es nicht... So langsam geht mir einfach die Zeit aus...", klärte ich ihn auf. „Hm, ich auf der anderen Seite hingegen habe alle Zeit der Welt...", murmelte Onyx lächelnd. „Ich sagte, dass du es ernst nehmen sollst..., wenn ich es nicht schaffe in den Tempel zu kommen, dann werde ich vermutlich sterben!", fügte ich noch hinzu. „Das würde dir nur recht geschehen, bisher hast du in deinem Leben sowieso nichts Gutes zustande bekommen, da würde dich sicherlich niemand vermissen...", meinte Onyx.
„Hör auf... Du weißt doch überhaupt gar nichts über mich...", entgegnete ich kleinlaut. „Oh, ich weiß mehr als genug, um zu wissen, dass du ein Schandfleck für die edle Linie der Nachtschattenkrieger bist und nur dazugehörst, da Feuerblitz Mitleid mit dir hatte", gab Onyx nur zurück. „Genug davon! Von mir aus kann die Linie der Nachtschattenkrieger zum Dämonenkönig fahren, aber ich muss jetzt sofort in diesen Tempel!", konterte ich in einem plötzlichen Anfall von Selbstbewusstsein. „Sicherlich nicht, solange ich noch lebe", stellte Onyx eiskalt fest. „Dann ist es ja gut, dass du schon längst in deinem Grab liegst! Deine Geschichte endete bereits vor 400 Jahren und jetzt bin ich an der Reihe, meine eigene zu schreiben!", erinnerte ich ihn. „Bedauerlicherweise kann ich dir das unmöglich gestatten!", meinte Onyx selbstsicher und trat näher zu mir, bis er den Abstand zwischen uns fast vollkommen überbrückt hatte. „Deine Erlaubnis ist mir egal!", schrie ich zurück und schlug ihm gleichzeitig gegens Kinn. Mit einem leisen, von Schmerz gepeinigten Schrei wich Onyx ein Stückchen zurück, hielt sich die linke Hand vor den Mund und schien etwas auszuspucken. Eine Sekunde später konnte ich sehen, wie der wirklich uralte Nachtschattenkrieger einen perlweißen Zahn zwischen den Fingern hielt und ihn ungläubig ansah. „Das ist... ein Zahn. Du hast mir einen Zahn...", stotterte er leise und blickte mich wohl überrascht an. „Äh... Tschuldigung", erwiderte ich nun wieder kleinlaut, ehe Onyx plötzlich anfing zu... lachen? „Ich dachte schon, du würdest niemals so weit kommen!", meinte er schließlich und blickte mich auf einmal warmherzig an. „Warte, dann... dann war das Alles nur eine Art... Test?", fragte ich verwirrt. „Ja... und du hast ihn gerade bestanden... wenn auch nach einigen Rückschlägen, aber... ich persönlich finde ja, dass man aus Scheitern oft mehr lernt, als aus Siegen", bestätigte Onyx lächelnd.
„Wieso?", fragte ich ratlos. „Der Tempel der Nacht ist mehr als nur ein Zufluchtsort, er ist ein Ort der Ruhe und des Einklangs. Damit das aber auch gewährleistet ist, muss sich jeder, der diese Tore öffnen will, auch selbst in der Lage sein, sich seinen Dämonen zu stellen", erklärte Onyx bereitwillig. „Meine Dämonen waren es, dass ich niemals den Titel wert wäre, den ich trage", murmelte ich, als mir gefühlt eine ganze Lichterkette aufging. „Ja, genau das ist dein größter Dämon... Ein Dämon, dem du gerade ohne zu zögern ins Gesicht geschlagen hast", entgegnete mir Onyx nochmal. „Oh, tut mir leid wegen...", wollte ich mich sofort entschuldigen, wurde aber von meinem Gegenüber unterbrochen. „Ist schon gut. Hier drin spielen Verletzungen sowieso keine große Rolle, also mach dir keine Gedanken darüber", beruhigte mich der Nachtschattenkrieger. „Gut, aber... wo wir gerade beim Thema sind, was ist das hier für ein Ort?", fragte ich daraufhin. „Wir sind in einer Art von... Zwischenwelt. Ein Ort wo Raum, Zeit und Tod keine Rolle spielen, ein Ort an dem man bisweilen die Geister der Verstorbenen treffen kann, ein Ort an dem es keine Geheimnisse gibt", erklärte Onyx und machte eine ausladende Geste mit der linken Hand. Daraufhin erschienen unzählige Kreise aus schwarz, grauem Rauch um uns herum und in ihnen konnte ich nach einer Weile die verschiedensten Momente aus meinem Leben erkennen. „Ich habe dich beobachtet, von dem Tag deiner Seelenwahl an bis heute... Aber nicht nur das, ich habe mir auch unzählige, alternative Möglichkeiten angesehen, wie dein Leben noch hätte verlaufen können", erzählte Onyx und deutete auf die Kreise um sich. „Wie... Wie ist das nur möglich?", fragte ich ungläubig. „Ich sagte doch, dass es hier drin niemals auch nur im entferntesten Geheimnisse geben kann, sofern man etwas Macht hat, versteht sich. Diese Macht habe ich als ein Fragment von Onyx Geist allerdings, weshalb ich mich hier nach Herzenslust umsehen kann", erläuterte Onyx.
„Dann bist du gar nicht der echte Onyx?", hakte ich verwirrt nach. „Nein, ich bin ein in den Mauern einer Tempels erhaltenes Stück seines Geistes und seiner Seele...", wiederholte er nochmal und wandte sich dann wieder zu den Bildern um uns herum. Interessiert folgte ich seinem Blick und betrachtete diese Szenen meiner Vergangenheit, darunter erkannte ich meine Seelenwahl, die Zeit als Heidrun mich nach meiner Vergiftung gepflegt hatte und auch den Moment, als wir uns dann wieder vertragen hatten. Lächelnd sah ich diese Bilder an und wollte mich gerade dem Nächsten zuwenden, als mein Lächeln mit einem Mal erstarb. Diese nächste Szene vor mir hatte ich nämlich niemals erlebt, auf ihr sah ich mich selbst in einer typischen Festtagsrüstung meines Volkes und Heidrun, die ebenfalls eine solche Rüstung trug, vor einem Altar stehen und... Ehedolche austauschen? Im Seelenreich? „Ich sagte doch, dass man hier drin auch andere mögliche Abläufe vom Leben einer Person sehen kann", meinte Onyx, als er plötzlich neben mich trat. „Ich... ich hätte sie heiraten können?", fragte ich erstaunt. Nicht, dass mir dieser Gedanke nicht irgendwie zusagte, aber es so zu sehen... „Ja, in dieser Welt währt ihr jetzt bereits zwei Jahre lang glücklich verheiratet und auch schon... fleißig gewesen", antwortete Onyx und sah mich bei den letzten Worten vielsagend an. Ich riss nur ungläubig die Augen auf und suchte danach weiter die Bilder nach Szenen ab, die ich nichts kannte. Natürlich konnte ich die meisten davon nicht in einen logischen Kontext bringen, bis ich auf eine Szene stieß, wo ich mit Heidrun auf der Berserkerinsel stand. Schon wieder vor einem Altar und ganz nach der Tradition der Wikinger in helles Weiß gekleidet... Hektisch suchte ich die weiteren Bilder nach noch so einer Szene ab und entdeckte schließlich eines, auf dem wir Beide auf der Drachenklippe genau vor einem Altar standen. Diesmal trugen wir wieder leicht abgewandelten Festtagsrüstungen meines Stammes, allerdings fielen mir sofort noch etwas anderes auf. Nämlich, dass die Zuschauermenge im Gegensatz zu den vorherigen Szenen nicht aus Menschen, sondern aus Drachen bestand, was mich ziemlich verwunderte. Noch mehr als ich erkannte, dass der Mann hinter dem Altar mit seinem braunen, verwuschelten Haar und den grünen Augen ziemlich gut auf Astrids Beschreibung von Hicks passte.
Wie vom Donner gerührt taumelte ich etwas zurück und fiel danach zu Boden. „In wie vielen alternativen Versionen meines Lebens... passiert das?", fragte ich zu Onyx gewandt und zeigte dabei auf eines der Hochzeitsbilder. „Nur die mitgezählt, in denen dein Leben vor nicht durch einen... tragischen Unfall beendet wird... in allen", antwortete der Nachtschattenkrieger leise. „In jeder anderen Version meines Lebens... heirate ich sie also irgendwann...", murmelte ich ungläubig. „Ja, aber... ich rate dir trotzdem es mit dieser Heidrun nicht anders anzugehen wie bisher... Vergiss nicht, dass diese Verläufe seines Lebens völlig anders ablaufen, als dieser hier, den du kennst. Ihr beide habt euch unter teilweise völlig anderen Umständen kennengelernt... einmal wolltest du sie bei eurem ersten Treffen sogar umbringen... Was ich sagen will, gib euch beiden einfach die Zeit, die ihr dafür braucht, eure Beziehung zu festigen", gab mir Onyx einen doch recht einleuchtend klingenden Rat auf den Weg. „Gut, ich werde es versuchen... Aber wenn du so viel weißt, dann weißt du sicherlich auch, wo der Stein des Aufstiegs ist und was der Orden des Ewigen Feuers plant?", erkundigte ich mich vorsichtig. „Ja, das weiß ich in der Tat, aber ich werde es dir wohl nicht verraten können. Die Sache mit Heidrun war schon grenzwertig, aber ich kann dir unmöglich etwas verraten, was einen solchen Einfluss auf die Geschichte hätte", erklärte Onyx und sah mich ernst an. „Na schön, gibt es denn sonst etwas, das du mir erzählen kannst?", fragte ich daraufhin etwas enttäuscht. „Sobald du dieses Reich verlassen hast, werden dich gleich drei schwerbewaffnete Mitglieder des Ordens erwarten... Der mit den vielen Messern ist Kelbek, einer ihrer stärksten Kämpfer, der zusammen mit seinem Waffenbruder Dragona schon so einige unserer Krieger niedergestreckt hat", erzählte Onyx. „Kelbek und Dragona? Die Beiden aus der Legende, die ich Heidrun vorgelesen habe?", hakte ich verwundert nach.
„Genau die. Durch den Fluch können sie nicht mehr sterben, zumindest nicht an Altersschwäche, somit haben sie bis heute überlebt. Auch Dragona bist du übrigens schon begegnet, er hat dir damals in der Höhle des Drachenjägerstützpunkts aufgelauert und Heidrun vergiftet", bestätigte er nur. „Oh... zu blöd, dass die Zwei damals nicht durch eure Armeen getötet wurden...", murmelte ich. „Ich habe mich immer dafür geschämt, diese Leute getötet zu haben... Letztendlich waren sie ja auch nur Sklaven und Opfer der Dämonenflügler... Man könnte ganze Heerscharren von ihnen in ihrem eigenen Blut ertränken und hätte trotzdem nicht einen erwischt, der dieses Schicksal verdient hätte...", erzählte Onyx mit reuevoller Stimme. „Das... das hatte ich nicht bedacht...", gestand ich kleinlaut. „Ist schon in Ordnung, du hast diese Geschichte ja auch nicht hautnah erlebt... Gegen die Drei wird es aber ziemlich eng, sogar für dich und sogar obwohl du noch um einiges stärker bist, als du es selbst glaubst", stellte er besorgt fest. „Ja... das ist mir bewusst", erwiderte ich leise. „Gut, blindlings stürzt du dich schonmal nicht in den Kampf... Wenn du möchtest, dann kann ich dir helfen, aber das geht nur, solange du mir auch vertraust", meinte Onyx, drehte sich zu mir um, nahm den Stab in die linke Hand und streckte mir die Rechte entgegen. „Das tue ich", erwiderte ich entschlossen und nahm den angebotenen Handschlag an.
Sigfrid:
Eilig flog ich in die Richtung, die mir Rowin in seinem Brief genannt hatte und erkannte schließlich eine kleine Insel am Horizont. „Das muss sie sein", murmelte ich leise und zog das Tempo noch etwas an. Kurze Zeit später blieb mir dann das Herz fast stehen, als ich den auf der Insel tobenden Kampf bemerkte. Eine ganze Truppe Drachenjäger war dabei es mit Astrid, Heidrun und ihren Drachen aufzunehmen, während ich genau sah, dass drei schwarz verhüllte Gestalten einen Bergpfad nach oben hasteten. Etwas verwundert folgte ich ihrem Weg nach vorne und erkannte Rowin und Aliena am Ende des Weges. Sofort änderte ich meinen Kurs in die entsprechende Richtung und hoffte inständig, dass ich noch rechtzeitig ankommen würde. Leider schaffte ich das nicht, Aliena war bereits überwältigt worden, als ich mich noch im Landeanflug zurückverwandelte und auf dem Boden aufkam. Rowin hastete hingegen zu einer gerade aufragenden, sehr hohen Felswand und legte seine rechte Hand darauf, während ich nach meinem Schwert griff. Doch ehe ich es blankziehen konnte, leuchtete von Rowins Körper auf einmal ein hellrotes Licht auf, das mich selbst genauso blendete, wie die drei Männer vor mir. Als ich endlich wieder etwas erkennen konnte, stockte mir vor Erstaunen der Atem, denn dort wo Rowin eben noch stand, stand nun ein großgewachsener, auf einen schwarzen Stab gestützter Mann, in einem dunklen Kapuzenumhang. Ganz langsam drehte sich dieser Mann schließlich um, nahm den Stab in die rechte Hand und starrte uns aus seinem rotglühenden, rechten Auge an. Das Linke hatte er wohl irgendwie verloren, jedenfalls klaffte dort nur noch ein schwarzes Loch. Bevor auch nur irgendjemand der Anwesenden reagieren konnte, hob er seinen Stab und stieß ihn kraftvoll wieder auf den Boden, was eine unglaublich starke Druckwelle erzeugte, die mich fast von den Beinen riss.
Die drei Männer vor mir, die offensichtlich zum Orden des Ewigen Feuers gehörten, hatten da weniger Glück und bis auf den Vordersten fielen sie alle zu Boden. „Onyx...", murmelte der eine noch Stehende daraufhin ungläubig und richtete sich vorsichtig wieder auf. „Kelbek", gab der Angesprochene nur zurück und da erkannte ich das Gesicht aus den Büchern meines Stammes wieder. „Der erste Nachtschattenkrieger...", murmelte ich genauso ungläubig, wie dieser Kelbek und ging sofort auf die Kniee. Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie Aliena wohl aus Vorsicht dasselbe tat und Kelbek... Der Kerl hatte die brillante Idee mit gezogenen Klingen auf Onyx zuzustürmen und kurz vor ihm zum Sprung anzusetzen. Der Nachtschattenkrieger stieß jedoch die kugelartige Spitze seines Stabes nach vorne, sodass sie seinen Gegenüber genau in der Brust traf und ihn mit einer Druckwelle weit hinter mich auf den Gebirgspfad zurückschleuderte. Währenddessen hatten sich die anderen Beiden wieder aufgerappelt und stürzten sich nun ebenfalls auf Onyx. Dieser wehrte ihre Klingen jedoch ganz einfach mit seinem Stab ab und hatte binnen Sekunden einen der Beiden mit der scharfen Spitze am unteren Ende seiner Waffe erstochen. Anschließend hob er die noch immer an seinem Stab hängenden Körper einfach über sich hinweg und schleuderte ihn auf seinen zweiten Gegner, was diesen fast bis zur Felswand zurückdrängte. Ehe sich dieser wieder neu orientieren konnte, hatte Onyx den Abstand zwischen ihnen bereits überbrückt und seine Brust mit der Stabspitze durchstoßen, dass er an die Felswand dahinter festgenagelt war. Ganz leise hörte ich daraufhin ein ungläubiges Keuchen hinter mir und aus den Augenwinkeln sah ich, dass sich dieser Kelbek wieder aufgerichtet hatte und völlig erschrocken zu Onyx starrte. Keine Sekunde später machte der Kerl dann auf dem Absatz kehrt und rannte den schmalen Weg hinunter vom Berg.
Vor Erleichterung lächelte ich schmal und blickte danach wieder zu Onyx, der nur zufrieden lächelte und mit dem unteren Ende seines Stabs nochmal auf den Boden stieß. Kaum war dies geschehen wurde sein Körper auch schon wieder in diesem hell leuchtenden Rot eingehüllt, weshalb ich den Blick von Neuem abwenden musste. Als ich schließlich nicht mehr geblendet wurde, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass dort wo Onyx vorhin noch war, nun wieder ein völlig entkräfteter Rowin stand. Ganz kurz blieb dieser noch aufrecht stehen, ehe seine Kniee schließlich nachgaben und er einfach in sich zusammenfiel. „Rowin!", rief ich und sah kurz zwischen ihm und Kelbek hin und her. Einerseits war Rowin mein Freund und ich konnte ihn dementsprechend nicht einfach so dort liegenlassen, aber andererseits musste Kelbek viel über seinen Orden wissen, wenn er so lange überlebt hatte. „Na los, schnapp ihn dir! Ich kümmere mich schon um Rowin!", hörte ich Alienas Stimme neben mir und ehe ich mich versah, rannte sie auch schon an mir vorbei. „Danke!", erwiderte ich und folgte Kelbek eilig. Dieser war den Pfad bereits ein gutes Stück weit hinuntergeeilt, doch er schien mir erschöpft, was ich angesichts der Tatsache, dass Onyx ihn einmal durch die Luft geschleudert hatte nachvollziehen konnte. So konnte ich Kelbek trotz seines Vorsprungs schnell einholen, packte ihn dann schließlich am Saum seines Mantels und warf ihn dann einfach über die Kante der Weges. Dort führte ein doch recht steiler Abhang, den der Kerl ziemlich ruppig zurücklegte, direkt nach unten und schließlich schlitterte Kelbek am angrenzenden Wäldchen sofort gegen einen Baum, ehe er bremsen konnte. Grinsend rutschte ich den Abhang ebenfalls hinter, wobei ich mit meine linke Hand in den Schutt krallte, um meine Geschwindigkeit etwas zu bremsen. Unten angekommen zog ich noch immer lächelnd mein Schwert vom Gürtel und trat zu meinem sich gerade aufrichtenden Feind.
„Na, war wohl nicht besonders angenehm der Abstieg, was?", fragte ich provozierend. „Halt... die Klappe!", giftete Kelbek nur zurück und zog seine Klinge etwas unsicher blank. „Willst du das wirklich versuchen? Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass du den größten Teil deiner Kraft bereits an Onyx verloren hast, also könntest du auch gleich aufgeben", versuchte ich diese Sache ein wenig abzukürzen. „Lieber sterbe ich!", rief er aus, stolperte in meine Richtung und hieb mit seinem Schwert nach mir, ich stieß die Klinge mit Leichtigkeit mit meiner zur Seite. „Du kannst mich nicht überwältigen, also bitte beweise mir deine Intelligenz und ergib...", bevor ich zu Ende sprechen konnte, traf mit auf einmal ein Pfeil in der linken Schulter, natürlich an genau dem einen Punkt, den die Panzerplatten nicht mehr schützten. „Schnappt ihn!", hörte ich eine tiefe, raue Stimme und im nächsten Moment stürmten gut sechs bis an die Zähne bewaffnete Drachenjäger auf mich zu. „Na sieh mal einer an, wer jetzt hier wen braucht", spottete der Sprecher in dem roten Lederhemd dann noch in Kelbeks Richtung, während dieser nur wütend knurrte und ich mich schon mit dem ersten Jäger rumschlug. Sie alle zu überwältigen dauerte an sich nicht lange, höchstens eine Minute, aber wegen des Pfeils war es außerordentlich kräftezehrend. So stand ich am Ende keuchend zwischen den leblosen Körpern der gefallenen Jäger und starrte Kelbek, der zusammen mit diesem Mann im roten Lederhemd in den Wald flüchtete, nur noch handlungsunfähig an. „Ja... lauft nur ihr Feiglinge", murmelte ich kaum hörbar und sackte am Stamm eines nahen Baumes zusammen.
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