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Mera erwachte mit einem verwirrten Schreckenslaut und versuchte sogleich hoch zu kommen, furchtbar irritiert, weil sie immer noch lebte. Doch der Krieger, der gerade über ihr Kniete und ihre Arme zusammenband, gestattete ihr das nicht und drückte sie nur wieder leise aufknurrend zu Boden.
Götter... Wie stark der doch war...!
Sie schrie laut auf und versuchte ihn von sich zu stoßen, ihn zu schlagen, sich irgendwie gegen seine Hände, die die fesselten zu wehren...
Aber verglichen mit ihm war sie nun mal entsetzlich schwach. So schwach das sie letztlich kaum mehr tun konnte als nur dazuliegen und zu zittern.
Bei allen Göttern ... was war denn nur geschehen?
Das Monster hatte sie doch gefressen, oder?
War dies also nun ihr neues Leben?
Der Druide hatte mal gesagt, dass Mut im nächsten Leben belohnt und Feigheit bestraft werden würde. Würde sie nun also bestraft, weil sie lieber davon gelaufen war statt sich dem Feind mutig entgegenzustellen und gegen ihn zu kämpfen, wie eine stolze Clanfrau der Fann?
Der Kerl war endlich fertig, zog noch den letzten Knoten fest. Mera konnte ihre Finger nun kaum noch ausmachen unter all den dicken Stricken die sich von ihren Armbeugen bis über die Hände nach oben wanden. Viel zu dick um da etwas durchzubeißen, aus stabilem mehrfach in sich gedrehtem Leder und mit so vielen Knoten festgezurrt wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. „Steh auf!", befahl der Berserkergleiche Krieger ihr nun ausdruckslos und zerrte sie bereits unsanft auf die Füße.
Mera konnte also nicht anders als zu gehorchen. Seine Kraft war unglaublich groß. Doch als sie schreckensstarr zu ihm aufblickte erkannte sie tatsächlich wieder den Jungen Krieger aus dem Fluss.
Doch noch kein erwachsener Mann...
Aber doch einer der Berserker, wie die intensive Farbe seiner Smaragdgrünen Augen ihr verrieten.
Sein Schwarzes, langes, zotteliges Haar viel ihm ungebändigt auf die Schulternund er zerrte sie nun einfach mit sich.
Götter...
Mera stolperte gegen ihn, als er sie in eine düstere Felsenhöhle brachte. Sie hatte nur noch ganz kurz Gelegenheit sich umdrehend flüchtig umzublicken. Irgendein Wald, ... ihr indes unbekannt, wie auch diese hohe Felsenhöhle.
In d er Nähe gab es zudem viele knorrige, abgestorbene Bäume mit verdorrten vertrockneten Blättern am Boden.
Und das in der Warmen Zeit.
Doch schon wurde sie auch noch am Kragen und Haar gepackt und musste wieder nach vorne schauen
Der Junge zog sie an den gefesselten Händen in diese riesige hohe Höhle im Berg hinein. Zuerst war es noch ziemlich dunkel, doch dann um eine Ecke herum wieder taghell erleuchtet, dank der vielen Felsspalten im Gestein die bis nach Außen führten.
Der Stein war hier indes ganz schwarz und es roch rußig, nach Feuer und Rauch.
Mera stolperte erneut vor Schwäche, und weil soviel lose große Steine am Boden lagen, fiel gegen seine Seite und diesmal streckte der Junge die freie Hand blitzschnell vor, um sie aufzufangen.
„Pass auf, was du tust!", warnte er sie grollend. Es klang wie Donnerhall. Seine Augen glühten dann kurz unheilvoll golden auf, Dämonengleich ... und Mera erzitterte wieder.
„Warum ... lebe ich noch? Ich müsste doch Tod sein.", stieß sie bebend heraus. Der Junge aber antwortete nicht zog sie nur immer weiter mit sich mit, bis zu einer Felsennische, dort angekommen stieß er sie auf ein kleines Lager aus Stroh, band das lose Ende des Strickes an einem dicken Eisenring fest, der in den Fels gehauen worden war, bevor er sich wieder mit absolut ausdrucksloser Miene zu ihr umwandte.
„Ein weiteres Eingreifen in deine Lebenszeit, durch deine eigene Hand, wird für dich starken Schmerz zur Folge haben. Dein neuer Herr toleriert weder deinen Mutwillen, dich selbst zu vernichten, statt ihm zu dienen, noch wird er deine erste Tat ungestraft lassen. Weitere Versuche und du wirst dir erst recht wünschen gestorben zu sein, hast du das verstanden?", fragte er sie schon beinahe zornig.
Mera sah ihn allerdings nur störrisch an. „Ich bin Mera von den Fann. Du hast mich vielleicht gefangengenommen, doch meinen Geist kannst du nicht brechen, Berserker.
Lieber sterbe ich als einem von euch zu dienen, wie es euch gefällt! Ich bin frei geboren worden... und ich habe die Gabe des zweiten Gesichtes... verliehen von den Göttern selbst.", herrschte sie ihn erbost an.
Er stand abrupt auf und starrte ausdruckslos auf sie herab. „Und doch wirst du nun tun was man dir sagt, ... Mera von den Fann.", unterbrach er sie lediglich kalt. „Wenn du es nicht tust wirst du leiden, bis du es tust. Einen Tod, wie auch immer geplant von dir wird es nicht geben, denn hier herrschen andere, weit mächtigere Kräfte als du es dir auch nur im entferntesten vorstellen kannst.", warnte er sie noch einmal nachdrücklich.
Mera riss aber nur erneut zornig an ihren Fesseln und versuchte aufzustehen, doch dazu war das Seil zu kurz.
„Ihr könnt mich hier gefangen halten, bis ihr schwarz werdet, aber ich finde einen Weg meiner Familie zu folgen... Ihr Monster!", zischte sie erbost.
Ein schwaches Lächeln glitt über seine so ausdruckslosen Züge. „Ich bin schon gespannt auf deine Versuche!", forderte er sie fast schon amüsiert heraus. Dann wandte er sich um und ging davon, einfach so.
Oh dieses Monster!
Mera riss erneut laut brüllend an ihren Fesseln doch er kam nicht zurück. Schließlich, nur um etwas zu versuchen, begann Mera die dicken Lederriemen an dem Felsen zu reiben, jedoch ohne viel Hoffnung dass es die Seile tatsächlich auch aufscheuern würde, doch einen Versuch war es zumindest wert.
Sie mühte sich und schwitzte... und dann erklang ganz in der Nähe ein lautes lang anhaltendes Donnergrollen. Ein gewaltiger Stampfer markierte den Eintritt der wahren Bestie in seinen Hort.
Mera lief es heiß und kalt zugleich den Rücken hinab.
Der Drache...!?
Oh... Das musste der Drachen sein, den sie im Fluss gesehen hatte.
Ein kehliges Schnauben erklang und wirbelte ihr die Haare ins Gesicht. Mera scheuerte wieder ganz sachte ihre Arme an den Felsen, bis der Drache plötzlich horrend laut aufbrüllte dass es die bis ins Mark hinein erschütterte, doch sie drehte sich nicht zu ihm um... weigerte sich!
Statt dessen brüllte Mera nun ebenfalls laut auf und versuchte ihre Ohren zu bedecken. Ihre Nase fing an zu bluten, ihr schwindelte. Der Kopf schmerzte und sie sank wimmernd in sich zusammen.
„HÖR AUF DU BESTIEN-DÄMON!", schrie sie so laut sie nur konnte, da stampfte der Drache erneut mit dem Fuß auf, so heftig das sich über ihr lose Steine aus der Decke lösten und auf sie herab zu prasseln begannen. Zugleich hob der Drache seine Klaue und zerfetzte das Seil, das sie am Felsenring hielt. Mera versuchte natürlich sofort aufzustehen und die Gunst der Stunde zu nutzen, doch kaum stand sie auf den Füßen, schloss sich schon die gewaltige Klaue des Drachen um sie herum und presste ihr sämtliche Luft aus dem Leibe heraus.
Mera konnte noch nicht einmal mehr schreien, schon trug das Monster sie mit sich, noch viel tiefer in die Höhle hinein bis zu einem Lichtdurchfluteten Platz, wo der Drache sich dann einmal umdrehte und dann mit einem schweren Ächzlaut nieder sank. Mera blieb derweil gefangen in der Klaue und nur noch ihr Kopf und ihre Schultern guckten oben heraus, obwohl sie sich verzweifelt in der fest geschlossenen Klaue wand.
Außerdem waren die Krallen des Drachen höllisch scharf. Schon fühlte sie wie frisches Blut an ihren Armen und Beinen hinab lief, spürte auch den Schmerz der Schnitte und keuchte unter den Versuchen sich zu befreien laut fiepend auf. Doch es hatte keinen Zweck, sie war gefangen.
Der Drache musste nur ein wenig fester zudrücken um sie zu töten, doch das würde er vermutlich nicht tun. Im Gegenteil er schien nun wahrlich seinen Spaß daran zu haben sie zu quälen.
Zornige Tränen sprangen Mera aus den Augen. Auch wenn sie sich dagegen wehrte schwach zu sein, sie war es.
Schwächer zumindest als das Monster. Ein Drache... ein richtiger, lebendiger Drache mit hellbraunen Schuppen und langen spitzen Dornen im Gesicht, der mit seinem Gefolge ihren Clan getötet oder verschleppt hatte.
„Wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme dich umzubringen bist du tot, elender Drache!", brüllte sie ihn zornig an.
Doch der Drache wirkte kein bisschen bewegt über ihre Worte. Wahrscheinlich verstand er sie auch gar nicht. - Schließlich war er nur ein Tier, kein Mensch. Doch die Art und Weise wie er sie hielt war seltsam. Mit dem gewaltigen Kopf aufgestützt auf seiner Klaue, sie beäugend als wäre Mera eine interessante Missgeburt, gar ein Kalb mit zwei Köpfen.
Oh und es tat weh...
Der Junge Berserker hatte recht behalten. Sich zu wehren tat weh und doch würde Mera nicht damit aufhören, oh nein. Wenn sie sich schon an seinen scharfen Klauen schnitt würde es vermutlich auch irgendwie zu bewerkstelligen sein die Fesseln los zu bekommen, sie musste sich nur genug winden...
„AHHHH...", schrie Mera plötzlich schmerzvoll auf. Sie hatte sich gerade einen Teil des Fingers abgeschnitten... auf jeden Fall fühlte es sich nun ganz so an.
Vor Schmerz keuchte sie immer schneller, zitterte, wand sich nun fast schon hysterisch vor Pein... und lag dann plötzlich losgelassen und niedergefallen am Boden, presste die gefesselten Hände an die Brust und stöhnte qualvoll auf. Der Drache aber sprang nun ebenfalls auf, kam über sie.
„TÖTE MICH ENDLICH DU UNGEHEUER!", brüllte sie das Monster schluchzend an.
Aus den Fesseln und vielen Schnitten die sich ihr Gewand ruiniert hatten sickerte Blut...
Blut, Blut und wieder Blut. Als ob das Monster alleine davon leben würde... tat es wahrscheinlich auch, denn nun beugte es sich tief herab und seine Zunge leckte ekelerregend nass über die vielen Schnitte an Armen und Beinen.
Götter!!!
Mera versuchte sich weg zu rollen doch es gelang ihr nicht.
Da nahm der Drache nun auch wieder seine Klauen zu Hilfe um sie einzufangen und zurück an ihren Platz am Boden zu schleifen.
„LASS MICH, DU MONSTER...!!!", schrie sie das Scheusal zornig an und schlug mit den gefesselten Händen auf dessen Klauen ein. „EKELHAFTES DRACHENUNGEHEUER! BRATEN SOLLST DU, IN DEN FEUERN DER HALLAG...!!!"
Der Drache schnaubte erregt, duckte sich plötzlich ganz tief runter und nagelte sie regelrecht mit den Klauen und Gesichts-Dornen am felsigen Grund fest. Eines ihrer Beine wurde dabei sogar von einem Dorn durchbohrt.
Mera schrie erneut ... schrie und schrie. Hörte nun auch nicht mehr auf damit, schlug wieder auf das Monster ein das furchterregend aufbrüllte und dann streckte der Drache plötzlich seinen Kopf vor, hob ihn nach oben und ein gigantischer Feuerball, nein... eine Feuersäule kam aus seinem Rachen heraus, prallte an die hoch oben liegende Felsdecke, dass es da nun heiße Steine zu regnen begann.
Mera aber nutzte die Ablenkung und kroch nur hastig davon, zog sich gar mit Händen und Füßen über den Boden, hastig krabbelnd, schließlich aufstehend und humpelnd, mit immer noch gefesselten Armen, nun wieder stark blutend, erschüttert und fast schon zu Tode erschrocken.
Sie gelangte an den Abzweig wo sie vorhin von dem jungen Berserker angebunden worden war, humpelte daran vorbei in Richtung des Ausganges.
Da... das dunkle ... und dahinter der Ecke war Licht... Sie konnte ihn beinahe schon sehen.
Doch der Drache hatte unterdessen ihre Flucht bemerkt und kam ihr mit Erdbeben verursachenden Stampfern hinterher.
So holte er die natürlich blitzschnell ein und warf sie noch vor dem Ausgang mit einem wisch der Klaue zu Boden.
Mera schrie erneut hoch und schrill und rollte unkontrolliert über den Boden, schlug mit dem Kopf schließlich gegen eine vorstehende Felskante ... und schon wieder wurde alles Dunkel und Still.
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Wie gefällt euch der Auftakt zu meiner Drachen-Berserker -Reihe?
Frohe Weihnachten! 🎄🎁
Und habt eine schöne Zeit!
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