22
Irgendwann kamen die Krieger zurück und brachten allerlei Utensilien Kessel, Töpfe, Tiegel mit ausgelassenem Schmalz, frisches Leinen, Blumen und Wurzeln, Speisen und Wasser.
Dazu noch mehr Felle und Decken.
„Der Dragon-Lord wünscht dass ihr euch umgehend an die Arbeit macht und die Frau heilt, die er für sich beansprucht hat, Alte.
Er wird später kommen und selbst nachsehen, was hier geschieht.
Ich rate euch ihn nicht durch Ungehorsam zu reizen. Wenn ihr der Frau etwas antun wollt wird er schneller über euch kommen, als dass ihr blicken könnt. Sieht die nicht an und gehorcht seinen Befehl. Ganz egal was auch immer er befehlen mag.
Eure Pflicht ist nun Gehorsamkeit und eurer neuen Herrin zu Dienen", Ein jüngerer der Krieger Gathera schließlich noch einmal an, bevor er sich zur Verwunderung der beiden Frauen kurz vor ihnen verneigte... so wie auch alle anderen Wächter, und dann schlicht ging. Wieder zurück, und raus aus der Drachenhöhle.
Mera wäre Ihnen nun so gerne gefolgt, doch Gata untersuchte bereits den Inhalt der Töpfe und zu gedeckten Körbe und richtete ihr rasch eine Mahlzeit in einer Schale.
Hunger!
Sie hatte so lange nichts zu essen gehabt. So lange nicht. Ihr Magen knurrt heftig, und als sie sich dann aufrichtete und die große Portion Fleisch und gesottene Möhren mit Kohl her machte, war es ihr, als hätte sie im Leben noch nie etwas Besseres genossen, als eben dieses eine Mahl.
So viel Fleisch.
Und das spielte dabei noch nicht einmal eine Rolle, dass sie ihre Hände noch immer nicht benutzen konnte. Ihre Fingerspitzen genügend völlig.
Und auf Manieren legte sie inzwischen ohnehin keinen Wert mehr.
Auch Gathera nahm sich etwas vom Mahl und aß ebenso schweigend und schnell, bevor sie sich schließlich an die Arbeit machte, und die Blumenköpfe der Ringelblume von den Stielen brach, derweil sie das ausgelassene Schmalz bereits in einem Kessel über dem Feuer schmelzen ließ.
Hernach zerstieß sieht die Blumen auf dem Stein und stellte so einen Brei her.
Das Schmalz nahm sie dann vom Feuer und stellte einen kleineren Kessel darauf mit nur wenig Wasser, das schnell zu sieden begann.
Sie gab den Blumenbrei hinein und sah dann minutenlang zu, wieder Masse köchelte und das Wasser schließlich gelblich einfärbte. Sie ließ die ganze Mischung noch ein wenig einkochen, bevor sie schließlich ein linnenenes Tuch über einer weiteren Grossen Schale ausbreiteten und den Brei darüber gut abseihte.
Schließlich mengte sie den ausgedrehten Pflanzensaft in etwas Schmalz ein und kam damit zu Mera hin, ihr einen Umschlag zu machen und die Winde neu zu verbinden.
„Diese Salbe muss jetzt eine Weile einziehen, derweil bereite ich einen weiteren Breiumschlag und auch einen Tee aus der Brennnessel und Weidenrinde vor, um die Entzündung noch wirkungsvoller, aus deinem Fleisch herauszuziehen.
Doch dies hier sollte zunächst die Schmerzen ein wenig lindern, Kind", sprach sie ernsthaft mit ihr.
Oh ja... dachte Mera bereits erleichtert fühlend.
Obschon die Salbe noch warm war, ließ das Brennen bereits nach.
Und nachdem sie den Tee getrunken hatte ging es ihr schon bald viel besser, so dass sie sich nun auf den Fellen ausstrecken und die Augen schließen konnte.
Gathera machte derweil nur immer weiter mit der Vorbereitung von Tinkturen und Tee beobachtete dann aber auch das schon etwas heller gewordene Gesicht ihres Schützlings. Das Fieber ließ ein wenig nach. Gut... das war gut...
Es wirkte.
Feste Schritte erklangen.
Gathera wandte sich erschrocken um.
Der Drache kehrte in Menschengestalt wieder. Hastig machte die Ältere im Platz neben den Fellen und kümmerte sich wieder am Feuer darum noch mehr Wasser aufzukochen, um die Kräuter, darin zu sieden, während der Drache nun schweigend über Meras Lager stand und auf die nun schlummernde Gestalt herabblickte.
Seiner Miene konnte man keinerlei Regung entnehmen. Doch etwas in seinen Augen flackerten kurz, als Mera sich dann einmal ein wenig zur Seite drehte und dabei unterdrückt aufstöhnte.
Gathera senkte sogleich den Kopf tief über ihre Arbeit herab und hoffte bei Leibe keine solch intensive Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wie das arme Kind sie gerade genoss... oder besser gesagt zu ertragen hatte.
„Leidet sie starke Schmerzen?", brummte der Drache plötzlich unmittelbar neben Gathera, die erschrocken zusammenzuckte. Doch wieder war dem Drachen darüber keine Regung anzumerken. Gatheras Blick schweifte kurz ängstlich zu Maras Gesicht hinüber, doch das Mädchen hatte wohl nichts gehört.
Hastig rührte sie mit einem Stock
„Ein kleiner, schwacher Mensch leidet immer qualvoll, wenn da viele Knochen im Leibe gebrochen sind und Schnittwunden sich entzünden. Doch das Mahl, die Salbe und der Tee haben es besser gemacht. Nun kann sie zumindest ausruhen und schlafen.", brachte sie heiser und mit stark pochenden Herzen heraus.
„gerade bereite ich einen weiteren Kräuterbreiumschlag vor um die Entzündung noch wirkungsvoller herauszubziehen. Dann wird es ihr bald schon wieder besser gehen ... sofern nicht noch weitere Verletzungen hinzukommen.", versprach sie dem Drachen eilig.
Doch wagte sie nicht ihn dabei auch direkt anzublicken.
Die Götter mochten ihr vielleicht zürnen, weil sie so wenig Mut bewies, doch es gelang ihr einfach nicht des Monsters Blick standzuhalten. Nicht so wie Mera es vermochte.
„Tu was du kannst, Frau. Doch wenn es doch wieder schlimmer wird erwarte ich die Wahrheit von dir zu hören!", warnte er sie bedrohlich leise. Gathera zerpflückte die Blume vor lauter Hektik, riss sich dann aber zusammen und atmete erst einmal tief durch. „Es wird oft erst noch mal schlimmer, bevor es dann besser wird. Ein Fieber brach bereits aus und dies zu bekämpfen ist nicht leicht. Es sofort oder sie gar über Nacht zu heilen liegt nicht in meiner Macht, wohl eher in jener der Götter.", gab sie leise zu „Jedoch habe ich schon schlimmere Wunden erlebt und geheilt.", fügte sie noch leise hinzu.
„Ich lasse es nicht zu dass sie stirbt, Weib! Niemals!", Knurrte der Drache nun wieder finster. Gathera widmete sich nun wieder dem Sud und ihrem Atem. Bewusst langsam... Einatmen - ausatmen, umrühren. Einatmen - ausatmen, umrühren. „Ich habe es vernommen, Herr.", flüsterte sie schließlich leise, als sie sich sicher war das ihre Stimme nicht sogleich versagen würde. „Aber nun wisst ihr zumindest, was euch erwartet... und auch sie.", stellte sie ganz leise fest.
„Mera erwartet den Tod!", knurrte er rau und nun hob die Ältere sich mal erstaunenden Kopf und blinzelte ihn verwirrt an.
Doch er beachtete sie nun gar nicht mehr, sondern hockte sich nun vielmehr neben das Lager um der jungen Mera eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht zurück zu streichen. „Ständig kämpft sie gegen mich und erwartet den Tod. Denn sie sieht mich als denjenigen an, der ihre Familie ermordete.
Das tat ich aber nicht.
Sie floh vor anderen Kämpfern, anderen Dragonvasallen, welche sich das Land ihrer Väter nahmen. Sie floh dann selbst zu mir auf mein Territorium und ich rettete sie, anstatt sie zu töten, oder zuzulassen, dass sie sich selbst tötet. Doch das sieht sie nicht.
Sie kämpft gegen jeden an. Das ist wohl sehr mutig, doch zugleich auch sehr dumm.", flüsterte er leise und wandte sich anschließend mit einem monströsen Laut von der überraschten Gathera ab, die inzwischen aufgehört hatte im Kessel zu rühren und still zuhörte.
„Ihr alle kamt zu uns gelaufen, Weib. Meine Leute fingen euch dann nur ein, wie sie jeden Eindringling einfangen der sich auf meinen Grund verirrt. Denn wer da rennt und kreischt der weckt den Dragon in mir. Ich gab Befehl nicht zuzulassen das ich zu wild werde und wahllos töte.
Dazu habe ich mich schließlich nicht bis hierher in den hintersten Winkel der Berglande zurückgezogen.
Doch musst ich an jenem Tag da draußen sein um zu verhindern das Aldorn und Andromeda sich in ihrem Wahn noch zu viel Grund einverleiben. Oder gar auch meine Krieger angreifen.
„Das, was da draußen in den Bergregionen geschieht, war und ist nicht mein Kampf, ist auch nicht mein Wille. Denn Was kümmert mich das Land oder Leben der Menschen?
Ich war ebenfalls zornig über die allzu rasche Verbreitung von Tod und Blut, so nah an meinen Pfründen.
Gerade wollte ich ausfliegen und die Krieger erlegen, die es gewagt hatten mir zu nahe zu kommen... Da sehe ich diese junge Frau durch den Fluss auf mich zu kommen. Sehe sie, ihre entschlossenen Augen, ihren wilden Blick.
Und dann sieht sie mich... sieht meine Krieger, die sie auf neuen Befehl hin aufhalten wollten. Und statt nun in eine andere Richtung zu flüchten oder sich von mir abzuwenden ergriff sie ihren Dolch und hob ihn gegen sich selbst. So entschlossen, so kühl und überlegen und mutig, hat sie mich dabei angeblickt ..."
Er knurrte ganz leise grollend auf.
„Was geht da in ihr vor, wenn sie so etwas tut?", fragte er Gathera schließlich stirnrunzelnd.
„Wie kann ein Mensch wie Sie, ein Mensch voller Leben, sich selbst vor den Augen anderer rein als eine Herausforderung meinend, töten wollen?"
Gathera hob nur beunruhigt die Schultern.
„Ein Drache ist kein Mensch. Darum versteht ihr uns wohl nicht. Doch ich denke, wenn ein Kind wie sie in einem Atemzug die gesamte Familie verliert und im nächsten eine Horde lüsterner Krieger um sich herum auflauern sieht, tut sie das was Ehre und Pflicht ihr gebieten.
Sie sagte zu mir, ihr geehrter Herr Vater hätte sie eher getötet, als sie grausamen Kriegern zur Beute zu überlassen. Ich denke sie folgte nur noch seinen Willen, als sie keinen anderen Ausweg mehr für sich sah, Herr.
Auch ich hätte gerne diesen Weg beschritten, doch ich wurde gleichfalls zu schnell gefangen genommen und all meine Kinder getötet.
Menschen vergeben und vergessen solches Leiden nicht. Und sie ist auch noch eine Fan!
Diese war die stolzeste Sippe überhaupt genesene den Bergen, wie ich hörte. Also sind ihre Wurzeln sehr stark und stolz.
Nimmt man einem Menschen wie ihr dann diese Wurzeln, ist es so, als ob ihr einem Baum die Krone Abschlag.
Doch die Krone allein kann nicht mehr weiter blühen, wenn der Stamm und die Wurzeln vergangen sind. Es ist genauso wie mit einer Blume, die man unbedacht pflückt.
Sie muss ohne jeden nährenden Boden, dem sie entwuchs zwangsläufig verwelken, auch wenn sie natürlich noch für eine kurze Zeit lang weiter blüht.
Wenn sie jedoch keine neue Wurzeln austreiben lassen kann... oder gar einen neuen Grund zum Leben findet, ist es nurmehr eine Frage der Zeit.
Doch wer findet schon Gründe zum Leben in Gefangenschaft und ständiger schmerzender Verletzung, obendrein auch noch der Willkür, Grausamkeit und Brutalität eines Eroberers ausgesetzt, statt unter sanftem Schutz und Geborgenheit im Schosse einer liebenden Familie gedeihen zu können?", meinte Gathera noch flüsterleise und nahm dann den Topf mit den siedenden Kräutern vom Feuer.
Fast schon bereut sie es nun so viel gesagt zu haben. Doch der Drache erwiderte nichts darauf, bestrafte sie auch nicht für ihre Worte.
Im Gegenteil. Als sie schließlich wieder aufblickte war er verschwunden...
Oh...
Sie hielt sich erleichtert das Herz und sah dann erst wieder besorgt zu Mera hinüber, die sich aber noch nicht nicht regte.
Gut so befand sie für sich. Sollte das Kind nun wenigstens im Schlafe ein wenig Ruhe finden.
Seufzend wandte sie sich also wieder ihren Kräutern zu und werkelte weiter vor sich hin.
Was sie aber bei Meras abgewandelt liegender Gestalt nicht sah, waren die halb geöffneten Augen ihres Schützlings, die sie verwirrt geöffnet hatte, als der Drache von ihrer ersten Begegnung und seinem Anteil an ihrer Gefangennahme erzählte.
Ihr Herz schlug seitdem erheblich schneller.
Sie konnte seine beinahe schon vorwurfsvolle Erklärung kaum fassen.
Sie war zu ihm gekommen?
... Und er hatte sie tatsächlich gerettet?
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Was haltet ihr davon?
Sorry, wieder zwei Tage zu spät.
Aber ich habe mir leider eine Erkältung zugezogen. Und die wurde in den letzten Tagen erst mal schlimmer.
Ich glaube, das hier ist jetzt nicht mein Monat, auch wenn ich gerade ja wieder ein neues Buch rausgebracht habe.
Wer es noch nicht kennt:
Takolia - Zwischen Licht und Schatten
Zu finden als E-Book bei eurem Händler
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LG
Bea
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