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Schließlich verließen die Wächter und auch der Drache die Höhle. Gathera kam wieder zu ihr zurück und setzte sich erst einmal eine ganze Weile lang nur starr und stumm neben sie an den Rand des Lagers, bevor sie es schließlich wieder wagte zu sprechen.
Doch ihre Stimme war nur mehr ein heißes Flüstern.
„Ich hab schon viel erlebt, in meinem langen Leben. Und ich hab dir auch schon gesagt, dass ich meiner Tochter das Schicksal dieser Gefangenschaft bei diesen Barbaren niemals gewünscht hätte. Doch dein Los Mädchen ist sogar noch viel schrecklicher.
Wie kann dieser Drache nur davon ausgehen, dass ich ein Wunder vollbringen kann? Er tut dir ständig weh, hast du gesagt?" Mera nickte unter Tränen. „Ja. Er schleppt mich rum, in der scharfen Klaue, zwischen den Krallen oder sogar zwischen den Zähnen. Dauernd brechen meine Knochen oder er zerquetscht sie mir. Ich habe Schnittwunden. Ganz zu schweigen von den vielen blauen Mahlen, die sein harter Griff bei mir hinterlässt.", flüsterte sie betrübt, zwängte sich ihr Hemd zwischen Zeige- und Mittelfinger der einen Hand die weniger schlimm gebrochen war, als die andere und hob das Hemd um der älteren Frau die vielen dunklen Flecken an ihren dünnen Leib zu zeigen, die sich in den letzten Stunden schon wieder neu gebildet hatten.
Und Gathera schluckte bei deren Anblick gleich mehrmals hart und entsetzt.
„Ich glaube... er weiß das noch nicht einmal. Er... versucht vielleicht wirklich, mich nicht zu töten oder zu verletzen, glaube ich, aber es gelingt ihm nicht. Immerhin... ist er ein Drache und damit so stark wie einer der alten Götter.
Vielleicht ist er auch ein Gottes Sohn der herabgesandt wurde, uns alle zu vernichten und zu bestrafen. Er kennt keinerlei Gefühle außer dem Zorn, scheint es. Und ... wer weiß schon was er in mir sehen kann oder meint zu sehen.
Ich bin nicht stark, ich war weder tapfer noch mutig, noch kann ich es lassen ihn ständig herauszufordern. Das tue ich schon allein mit der Tatsache, dass ich Atme ... und würde ich es nicht tun wäre auch das ein Ärgernis für ihn, denke ich.", berichtete Mera Gathera schluchzend. „Ich wünschte die Götter würden mich endlich in die nächste Welt gehen lassen.
So oft stand ich nun schon am Abgrund doch hinunterspringen kann ich nicht, weil er es nicht zulässt. Er verweigert mir den Tod, selbst wenn ich so schwer verletzt bin, dass ich denke kein Mensch könnte mir jetzt noch helfen. Dann quält er mich... irgendwie und hilft mir aber auch so weit, dass sich mich zumindest ein wenig erhole, sodass ich nicht umkomme.
Es ist mir rätselhaft und unverständlich. Ich wünschte wirklich ich wüsste, woran ich hier bin. Wäre mein Vater hier, er würde mir gewiss nun rasch die Kehle durchschneiden, um den Drachen daran zu hindern, mir noch weiteres anzutun. Selbst wenn ich ihm nie viel bedeutet habe, weil nur ein Mädchen, doch das ist gewiss. Aber die Krieger des Berserker-Drachens haben ihn getötet, ihn und meine Brüder, meine Familie, den Ohm und die Muhme, die Base und die Vettern..."
„Ihr müsst sie vergessen, Mera.", befahl die ältere Frau leise. „Genauso wie ich meine Tochter vergessen muss und meinen Kevin, meinem Brodick und den Neffen Ian. Sie sind nicht mehr, doch wir sind und solange wir Atmen haben die Götter wohl noch etwas mit uns zu schaffen.
Den Willen der Götter darf man nicht herausfordern noch umgehen, sonst müssen wir Menschen es letztlich schwer büßen. Sei stark, für sie. Mache ihnen Ehre und gesunde Mera. Aufzugeben, hat keinen Sinn in einer solch ausweglosen Lage, in der wir uns beide befinden."
„Aber ich habe doch schon längst aufgegeben, Gathera", flüsterte Mera leise. „Ich kann nicht anders, denn sonst hätte ich nur zu viel Angst vor dem Tod. Ich tue alles was der Drache mir gebietet und ich weiß schon, da ist doch viel mehr, was er mir aufbürden wird. Noch mehr Angst, noch mehr Qual, immer noch mehr... und wozu? Letztlich sterbe ich dann doch.
Es ist der Menschen Schicksal zu sterben, Gathera. Und viele sterben zu jung, sowie meine kleine Base Nessa, sie war erst fünf Sommer alt. Die grausamen Krieger des Drachen hieben sie in Stücke, doch wozu? - Warum?", wimmerte Mera verzweifelt auf. „Und da soll man anschließend gesunden? Bei solch launenhaften Göttern, welche diese Monster auf die Welt los lassen?
- Da soll man noch kämpfen und selbst ehrenvoll handeln, wo doch die ganze Meute dieser Krieger-Berserker noch nicht einmal weiß was Ehre ist, eingeschlossen die Drachen!?
Für ihn bin ich nur ein ... ein Spielding, ich weiß es, Gathera. Nichts anderes kann ich jemals sein. Eine Rindenpuppe, ein Stück morsches Holz. Zerbrechlich und faserig, weil alles an mir zerstörbar ist, ... ich blute, Gathera. Und ich habe gerade das Gefühl noch nie so viel geblutet zu haben. Es ist wie ein Meer voller roter Tränen, die ich vor ihm nicht zu weinen wage.
Doch ich weine sie und sterbe.
Jeden Tag, ein bisschen mehr... Jeden Tag.", unterbrach Mera sich selbst mit einem verzweifelten Schluchzen und die kämpfte sekundenlang mit ihren Gefühlen, bis sie schließlich dann doch wieder aufblicken konnte.
„Am besten ist es wohl, wenn wir beide uns einen Ausweg suchen, uns hinlegen und dann hinnehmen was noch einzig wahrhaftig und ehrenvoll ist. - Den Tod!"
Gathera schüttelte beunruhigt den Kopf.
„Du leidest gerade viele Schmerzen und Fieber, Kind. Du weißt ja gar nicht mehr was du da redest...", murmelte sie beunruhigt und Mera dann wieder mit sanfter Gewalt zurück auf die Felle.
„Das Leben, das uns gegeben wurde, müssen wir leben, so gut wir es eben können. Und wenn es eine schwere Prüfung für uns sein soll, so ist es eben eine schwere Prüfung.
Vielleicht haben wir in der letzten Welt schwer gefehlt und werden nun deshalb so hart bestraft. Die Götter sind indes wankelmütig. Heute kann es dir noch schlecht ergehen, morgen schon deutlich besser, wer weiß das schon?
Ich habe gesehen dass der... Drache zumindest in Sorge um dein Wohl ist. Er handelt nun, um wiedergut zu machen was er dir angetan hat. "
„Doch nur damit er dann so weitermachen kann. Weiter und weiter... noch mehr und mehr Qualen, noch mehr Folter... Ich will zu Vater und den Brüdern, Gathera", weinte Mera leise und rollte sich klein auf den Fellen zusammen. „Ich habe schon die Mutter gesehen, als ich fieberte. Sie stand am Abgrund, bereit mir die Hände zu reichen. Sie ist warm und gut und wartet auf mich..."
„Aber deine Mutter ist doch schon tot!", meinte die ältere Frau nun wieder sorgenvoll und streichelte der jüngeren nun sachte über das Haupt. „Du kannst sie also erst dann wiedersehen, wenn deine Zeit gekommen ist, Kind. Doch hier und jetzt kümmere ich mich an ihrer statt um dich. Ich bin eine gute Heilerin und so sehr mich deine Qual auch dauert und so wenig ich sie mir für meine eigene Tochter gewünscht hätte ... Ich werde dich wieder auf die Beine bringen, Kind. Und dann wirst du deinem Drachenherrn dienen müssen, so gut du es eben vermagst. Denn das ist nun mal dein Schicksal in diesem Leben."
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Verzeiht mir, bitte!
Ich habe es nicht früher geschafft, weil meine chronische Erkrankung mich in den letzten Tagen doch sehr schwer beschäftigt hat. Ich war kaum im Stande, irgendwas zu machen außer herum zu liegen und nur die Tatsache, dass ich am Samstag das Kapitel schon längst fertig hatte (Das Spiel), hat mir geholfen es rechtzeitig zu veröffentlichen.
Aber nun geht es mir langsam wieder besser und ich bitte euch um Nachsicht, wenn ich gerade vielleicht öfters mal zu krank sein sollte um zu schreiben und darum den Termin nicht immer einhalten kann.
LG
Bea
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