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Im Reiche Sadark, im Jahre des Blutes
Mera rannte so schnell sie nur konnte.
Dichte Büsche kratzten über ihre Haut. Ihr Keuchender Atem war unter dem panischen Rasen ihres Herzens kaum noch zu vernehmen. Hinter sich hörte sie das sich entfernende Kreischen der anderen Mädchen und Frauen, das bestialisch-triumphierende Brüllen der Krieger die sie wie die Tiere hernahmen oder an den Haaren mit sich zu den Käfigwagen rissen, wo sie ihre so gefangenen Sklaven einsperrten. Sie schaute nicht zurück, sondern wurde nur noch mehr angespornt, schneller zu rennen, duckte sich unter den hochwachsenden Baumwurzeln hindurch übersprang Stämme, kroch durch die dichtesten Büsche und rannte dann wieder weiter, immer weiter, bis die qualvollen Schreie schließlich nicht mehr zu hören waren.
An einem Bachlauf schließlich blieb sie zitternd stehen, sah in die quirligen schwarz-schlammigen Fluten hinein, die sich an den gerundeten Bachsteinen brachen.
So ähnlich wie das hüpfende Wasser schossen gerade auch ihre Gedanken hin und her.
Wo sollte sie sich denn nun hinwenden? Was war das nur für ein dämonenhafter Stamm, der sie so frühmorgens unmittelbar und ohne jede vorherige ehrenvolle Kampfansage überfallen hatte?
Die Fann waren große Krieger, starke Männer, hervorragende Kämpfer. Doch diese Berserker hatten sie nie n einfach überrannt.
Und sie hatten alle Männer und Jungen auch augenblicklich getötet, die Tiere ignoriert, die Häuser und Scheunen bis auf den Grund abgebrannt, um die verborgen liegenden Frauen und Kinder herauszutreiben...
Ja, sie hatten es tatsächlich nur auf die Mädchen und Frauen abgesehen. Auch auf sie!
Doch warum?
Immer noch zitternd schaute Mera sich um, zog das Stammes-Tuch der Mutter, das sie sich vorhin noch rein spaßeshalber übergeworfen hatte, enger um ihre schmalen Schultern herum, raffte das lange Hemd und watete dann ohne noch weiter zu zögern durch den tiefen Bachlauf hindurch.
Denn wenn die Berserker Hunde hatten und ihre Verfolgung aufnahmen, würden sie im Wasser, wenn sie eine Weile darinnen bliebe und dort ging ihre Spur verlieren, wusste sie von den wenigen kurzen Jagdausflügen mit Angum und Izan, ihren großen Brüdern.
Also folgte Mera nun weiter dem Bachlauf hinauf, betete zu den Göttern, dass diese sie bitte retten mögen, wenn sie gerade nichts Besseres zu tun hatten.
Eine Weile lang hörte sie dann auch nichts anderes mehr als das Rauschen des Wassers und ihren eigenen schluchzenden Atem. Sie brauchte ein Versteck... und jenes ihrer Brüder, wohin sie ihnen einmal gefolgt war, schien ihr durchaus geeignet ... eine tiefe Höhle mitten im Wald. Konnte sie das erreichen hatte sie eine geringe Chance zu überleben. Denn dort gab es noch Vorräte.
Sich zu verstecken war gerade wohl der einzige Ausweg, ja...
Den Gough hatte es schließlich auch nichts genützt zu kämpfen, wie der Vater vor einigen Monden am Feuer den Kriegern erzählt hatte.
Ja, sie hatten von den Berserkern gewusst, aber auch das diese wohl zuvor von einigen Stämmen provoziert worden waren.
Die Berserker hatten sich zur Strafe, für eine Beleidigung alle Frauen und Mädchen geholt und die Männer ihren Herrscher-Dämonen geopfert, die enorme Bestien sein sollten.
Den Doug war es kurz darauf jedoch ähnlich ergangen.
Diesmal hatten die Berserker sie herausgefordert und deren Frauen waren aber geblieben, waren nicht gerannt oder hatten sich versteckt, im Gegenteil. Sie hatten an der Seite ihrer Gefährten, Brüder und Väter bis zuletzt gekämpft und waren darum ebenso wie jene getötet worden.
Denn auch all jene welche die Berserker später zu verschleppen suchten richteten sich selbst hin, mit eigener Hand, Messer oder Schwert. Lieber tot als das Leben einer Sklavin zu führen.
Götterzorn über diese Monster... diese unsäglichen Bestien!
Warum kamen sie auch in die Berge?
Nur wegen dem Sklavenhandel? Waren sie alle nur kochenden Ware, so wie ein Stück Vieh für diese Verbrecher?
Ja natürlich!
Das war anscheinend wirklich der Grund.
Und die Sklaverei war schlimmer als der Tod, viel schlimmer als das Feuer der Götter, das aus der Erde kam, schlimmer noch als alles was man nur schlimm finden konnte.
Mera hielt erneut inne, als ihr Fuß an einem schartigen Flussstein aufriss und zu bluten begann. Keuchend watete sie rasch ans andere Ufer, setzte sich, keuchend hin um die Verletzung zu begutachten. Ohm Fann hatte seinen Fuß durch eine solch kleine Verletzung eingebüßt, erinnerte sie sich schaudernd. Ama Isrel hatte gemeint, das sei nur deshalb so gekommen, weil er hernach nicht auch mal kurz angehalten hatte um die Wunde zu versorgen.
Nein, er war damit durch den tiefsten Schmutz hindurchgegangen, unerschütterlich, unverwundbar... so wie alle Fann-Krieger es hielten. Sie waren störrisch, sie hatten Mut. Doch nichts davon half nun gegen die Berserker.
Nur noch die Flucht.
Die Flucht oder der Tod.
Meras Hand zuckte zu dem Dolch des Vaters in ihrem Gürtel. Den hatte sie mit sich genommen für den Fall das die Berserker sie doch noch einholen würden. Es war nur mutig diesen Weg zu nehmen, hatte Ohm Fann neulich am Feuer gesagt und die Frauen der Doug lobpreist. Es war der einzige Weg den eine stolze Stammes-Frau nehmen konnte, wollte sie ihre Ehre auf ewig bewahren.
Und Mera hatte nichts anderes vor.
Sie war eine Fann, blieb eine Fann. Würde es immerdar sein.
Links vom Flussufer knackte es plötzlich laut.
Mera stürzte sich augenblicklich wieder zurück ins eisige Wasser und tauchte unter, ließ sich von den Fluten mitreißen, der hier etwas schneller flossen. Erst eine gute Zeit später, als ihre Lungen platzen wollten, wagte sie es kurz aufzutauchen und Atem zu schöpfen.
Oh, Feuer... da waren Fackelfeuer entlang des Flusses. Die Berserker hatten sie eingeholt!
Mera schoss aus dem Wasser heraus. Dunkle Gestalten kamen unglaublich schnell auf sie zugerannt. Das Wasser spritzte hoch auf.
Sie brüllten los ...
Mera aber brüllte nun ebenfalls und riss den Dolch aus dem Gürtel heraus, schwang ihn gegen den ersten Angreifer und hieb ihn tief in seine Brust hinein. Er viel hinterrücks ins Wasser, gurgelnd und röchelnd. Mera riss den Dolch gerade noch rechtzeitig aus seiner Brust heraus und wandte sich dann keuchend zu den anderen näher kommenden Angreifern um.
Es waren indes Hunderte... keine Chance mehr ihnen zu entkommen... keine Gelegenheit mehr, nur noch das eine zu tun.
Sie schrie: „Für die Fann!!!", so laut sie nur konnte und hob das Messer nun mit der Spitze auf sich selbst gerichtet, auf ihre eigene Brust... legte all ihre Kraft in den Stoß... sie war entschlossen, sie würde nicht wanken, sie tat, was getan werden musste, sah die Angreifer mit unbändigen Hass an...
Wurde jedoch von hinten gepackt und niedergerissen. Mera gelang es gerade noch den Dolch in ihre Seite zu stoßen, schrie laut und riss ihn sofort wieder raus. Frisches Blut fährt ihre Hand. Sie sah noch über sich das Gesicht eines jungen Mannes... Schwarzes langes Haar, glühende Augen.
Er entschwand ihr den Dolch, noch bevor sie ihn ein zweites Mal gegen sich benutzen konnte...
Doch das hätte sie nun ohnehin nicht mehr geschafft. Der Schmerz raubte ihr bereits die Sinne, wurde noch von der eisigen Kälte des Wassers betäubt. Mera wusste dass sie nun sterben würde... Es fühlt sich so an... kalt und einsam... Aber triumphal.
Sie hatten sie nicht bekommen!
„Nun könnt ihr sehen, wo er noch ein weiteres Sklavenmädchen her bekommt, ihr Bastarde!", stieß sie im Stammesdialekt heraus und spukte dem schwarzhaarigen Krieger mit letzter Kraft ins Gesicht.
Doch er regte sich nicht, hielt sie nur mit unbewegter Miene und unbewegten Augen fest im Arm. Mera keuchte, schmeckt Blut auf der Zunge. Genauso hatte Ohm Fann ausgesehen, bevor er etwas früher am Tag in die nächste Welt gegangen war.
Genauso wie sie sich jetzt fühlte.
Es war gut.
Sie lächelte, keuchte, hustete. „Ihr... kriegt mich nicht... Ich bin stärker... Ich bin... eine Fann!", keuchte sie zu dem reglos über ihr aufragenden Krieger auf. Warum tat er nichts anderes, als sie so merkwürdig anzusehen?
Mera ärgerte es, der Schmerz wurde indes schlimmer. Sie blinzelte, schloss dann die Augen und sackte in sich zusammen. Spürte noch einzig wie die Arme des Berserker unter sie schoben... sie aufhoben.
Zu spät hätte sie gerne noch einmal gerufen und lächelte schwach.
Sie hatte den Kampf gewonnen... sie war eine stolze Fann ... doch dieser Stolz tat echt weh, ja... er tat sogar entsetzlich weh.
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Hallo Ihr Lieben, wie man mir jetzt schon des Öfteren zugetragen hat, reichen vielen von meinen Lesern, die wöchentlichen Updates und auch täglichen Kapitel in den laufenden Geschichten nicht aus.
Also habe ich hier noch ein weiteres wöchentliches Update, dass ich nun immer Montags hinzufügen möchte. Denn ich überarbeite es gerade noch mal komplett.
So habt ihr noch mehr Lesestoff und ich hoffe auf eure gute Unterhaltung.
Und ja, wer diese Geschichte hier schon einmal unter anderem Namen, mit anderem Titel, und auch ein bisschen anders geschrieben, gelesen hat (2022). Der irrt sich nicht.
Ich setze es nun wieder ein, wenn auch in anderer Aufmachung und noch mal komplett überarbeitet.
- Und es ist auch tatsächlich nur für Ü18 Leser geeignet!
- Triggerwarnung!
- Gewaltsame und auch sexuelle Inhalte!
Also bitte darauf achten, denn ich möchte nicht wieder gemeldet und gelöscht werden!
Vielen Dank 🙏🏻
LG
Bea
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