Kapitel 1
Das Tal Imladris
Ich sah den Zwerg vor mir etwas genauer an.
Aus kalten blauen Augen starrte er mir entgegen.
Seine Haare waren schwarz und einige Zöpfe waren hineingeflochten.
Nichts davon gab mir Auskunft darüber, um wen es sich bei ihm handeln könnte, bis auf eine Sache.
An seinem linken Unterarm, war mit einigen Riemen ein ausgehöhltes Stück einer Eiche befestigt.
"Thorin Eichenschild?", stellte ich verwundert fest, anstatt auf seine Frage zu antworten.
"Ja der bin ich. Wärt Ihr nun auch so freundlich und würdet uns Euren Namen verraten, Elbenweib?"
Wenn es noch möglich war, wurde sein Blick noch finsterer.
"Nicht gleich unfreundlich werden, Herr Zwerg. Gandalf meinte zwar, dass ich euch kennen würde, er verriet mir allerdings nicht, mit wem ich reisen würde.", gab ich zurück und verbeugte mich dann mit einem sarkastischen 'Liluith, zu Euren Diensten.'
"Meine Herren, darf ich vorstellen, das 15. Mitglied unserer Gemeinschaft.", versuchte dann Gandalf die Situation zu retten bevor wir uns in die Haare bekommen würden.
"Eine Elbin? Wieso sollte sie uns helfen, wo ihr Volk sich doch damals von uns abgewandt hat.", schimpfte Thorin.
"Ich bin nicht wie sie, bin es nie gewesen. Wenn ich gekonnt hätte wäre ich losgestürmt und hätte Smaug eigenhändig erlegt. Doch ich tat was mein König mir befahl und beging einen der schlimmsten Fehler meines Lebens."
Langsam senkte ich den Kopf und blickte den Zwergen vor mir einem nach dem anderen in die Augen.
Bei einigen sah ich Verständnis, doch in den Augen ihres Anführers war nur blanker Hass zu erkennen.
"Wir wollen euch nicht bei uns haben Elbenweib. Geht und lasst uns in Ruhe, bevor wir euch töten."
"Du hast mich gebeten den 14. und 15. Teil der Gemeinschaft zu finden und ich habe dir diese beiden gebracht. Akzeptiere sie oder ich verspreche dir, diese Unternehmung wird scheitern." Eine bedrohliche Stille legte sich über uns, während Thorin mich nun nur noch mit Blicken zu erdolchen versuchte.
"Jetzt lasst uns weiter gehen. Bevor es Dunkel wird will ich aus diesem Tunnel heraus sein.", fiel Gandalf einem der anderen Zwerge ins Wort, bevor er etwas sagen konnte.
Daraufhin schwiegen alle und einige der Zwerge sahen betreten zu Boden.
Dennoch schulterten alle ihre Waffen und gingen los.
Ich reihte mich als eine der letzten neben dem Bogenschützen ein, der anscheinend Kili hieß.
"Du darfst meinen Onkel nicht all zu ernst nehmen, er hat keinen Grund den Elben Sympathie entgegenzubringen. Als wir um Hilfe baten wiesen sie uns zurück. An diesem Tag, an dem Smaug unser zu Hause zerstörte, kam nichts von den Elben und auch an keinem anderen Tag seither."
Ich nickte verständnisvoll.
"Auch ich habe an jenem Tag Freunde verloren, Zwerge die mir mehr bedeuteten als sonst jemand. Mein König verstieß mich, als er von meiner Freundschaft, die ich eurem Volk gegenüberbringe erfuhr. Es ist nicht das gleiche, doch auch ich verlor damals meine Heimat."
Eine ganze Weile sagte niemand etwas, jeder schien seinen Gedanken nachzuhängen, bis sich vor uns der Tunnel öffnete und einen atemberaubenden Anblick preisgab.
Von der inzwischen im Westen stehenden Sonne wurde die steile Felswand beleuchtet, die diesem Ort seinen Namen verlieh.
Wasserfälle stürzten hinab ins Tal und alles war grün und lebendig.
Doch das Herzstück war ein Haus, dass in diese Szenerie hineingewachsen war.
Kein Abbruch tat es den strömenden Wassermassen, die unter Balkonen und Brücken hervorsprudelten.
Schlanke Türme und und hohe Dächer reckten sich gen Himmel, doch wirkten sie winzig in dem riesigen Tal.
"Meine Herren, willkommen im Tal Imladris. Besser bekannt ist es aber unter einem anderem Namen.", sagte ich, als ich alle Eindrücke in mich aufgenommen hatte.
"Bruchtal.", entwich es dem kleinen Hobbit, bei dem ich davon ausging, dass er auch von Gandalf hierzu angestiftet wurde.
In seiner Augen konnte ich das selbe Staunen erkennen, welches auch mich ergriffen hatte.
Das erste Mal war einfach atemberaubend.
Den einzigen, denen man dies wohl erklären musste, waren die Zwerge mit denen wir unterwegs waren.
Zwar waren sie von dem Anblick beeindruckt, doch spürte man deutlich ihren Unwillen dieses heimelige Haus zu betreten.
Eine Außnahme bildete Thorin. Er schaffte es nicht sich im Zaum zu halten und beschimpfte Gandalf.
"Das hattest du von Anfang an vor. Zuflucht bei den Feinden suchen!"
"Der einzige Groll, Thorin, den man in diesem Tal findet ist der, den man selbst hegt..."
An seiner Stimmlage erkannte ich, dass er zwar mit Wiederstand gerechnet hatte, aber wenig Lust hegte, dagegen anzureden.
Ich aber wollte mir die gute Laune, die dieser Ort jedes Mal bei mir auslösen konnte nicht verderben lassen.
Ich klemmte meine Hände unter die Riemen meines Rucksacks und stapfte fröhlich pfeifend los.
"Hey! Wo wollt ihr hin?", rief mir ein ziemlich großer Zwerg mit Halbglatze und erstaunlich langen braunen Haaren in kranzform nach.
Ich hielt inne mit meinem Lied und drehte mich zu der Gruppe um.
"Ich weiß nicht, wie lange ihr vorhabt zu diskutieren. Daher werde ich vorgehen und unsere Ankunft ankündigen. Außerdem muss ich zwei gewisse Elben betreffend noch etwas erledigen. Bis später!"
Ich nahm die Füße in die Hand und rannte den schmalen Kieselpfad hinunter.
Hinter mir hörte ich noch wie Gandalf lachte und ich spürte die Blicke der verwirrten Zwerge in meinem Rücken.
Als ich durch das Tor von Imladris rannte, kam mir ein nur all zu bekannter Elb entgegen, den ich sogleich lachend in die Arme schloss.
"Lindir! Wie lange ist es her das wir uns gesehen haben?"
Auch er lachte auf.
"Wie mir scheint zu lange, wenn du mich so stürmisch begrüßt." Sofort ließ ich ihn los.
"Tut mir leid, du bist im Dienst und darfst keine Umarmungen annehmen.", sagte ich gespielt ernst und musste ein Lachen unterdrücken.
Auch Lindir grinste.
"Ich hab dich auch vermisst Liluith."
Noch einmal schlossen wir uns in die Arme bevor ich ihm den Grund meines Kommens nannte.
"Also Zwerge?", fragte er als ich geendet hatte.
"Ja und nicht die freundlichsten ihrer Art. Aber ich glaube man kann sie ertragen, wenn man muss. Ach ja, der eigentliche Grund warum ich nicht zusammen mit ihnen gekommen bin wartet noch auf mich." Ein fieses Grinsen schob sich auf meine Lippen.
"Wo sind Elladan und Elrohir?" Lindir unterdrückte ein Lachen, da er genau wusste was nun kommen würde.
"Sie sind mit Herrn Elrond unterwegs. Du hast also freie Bahn für was auch immer du dir diesmal hast einfallen lassen."
"Warn mich vor wenn sie kommen damit ich mich verstecken kann."
"Das wird kein Problem sein."
Also stieg ich die Treppe in die Eingangshalle hinauf und bog dann in Richtung der Gemächer ab.
Da angekommen schlich ich zuerst in Elladans Zimmer und dann in das angrenzende Bad. Dort öffnete ich eine der Seifenflaschen und gab eine lilane Pflanze hinein, die ich auf einer meiner Reisen gekauft hatte.
Dann stellte ich die Flasche zurück und tat das selbe im Bad seines Zwillings Elrohir.
Als sie zuletzt etwas ausgeheckt hatten, war ich wochenlang in pinken Tuniken durch Imladris gelaufen, also musste diesmal auch von mir etwas drastisches kommen.
Auf die Sekunde genau hörte ich von draußen ein Horn gefolgt von lautem Geschrei und Hufgetrappel, dass die Ankunft des Hausherren ankündigte.
Ich beobachtet das ganze von einem Balkon aus und ging erst nach unten, als die meisten Reiter, unteranderem auch die Zwillinge, sich verabschiedet und den Platz verlassen hatten.
Mit weit geöffneten Armen und einem breiten Grinsen im Gesicht schritt ich die Treppe herunter.
"Mae govannen Herr Elrond, wie geht es Euch?" Angesprochener drehte sich um und deutete eine Verbeugung an.
"Mae govannen Liluith, wie ich sehe habt Ihr es Euch schon im meinem Haus bequem gemacht." Er sah an mir herab.
"Nun ja, ein neues Kleid hätte zumindest nicht geschadet."
Eingeschnappt verschränkte ich die Arme vor der Brust, konnte mein Grinsen aber nicht verbergen.
"Ich hatte noch etwas wichtiges zu erledigen bevor Ihr, beziehungsweise Eure Söhne, wieder zurückkehren."
Wie auf Stichwort ertönten zwei nicht sehr männliche Schreie aus Richtung ihrer Gemächer.
"Keine Angst, sie sind noch vorzeigbar, allerdings ein bisschen aufgehübscht."
Elrond fing an zu Lachen und die Zwerge, die immer noch mit gezückten Waffen im Vorhof standen sahen mich fragend aber auch verstört an.
"Ich wollte deine Begleiter gerade zum Essen einladen, was haltet Ihr davon, mellon?", fragte Elrond.
"Also ich sterbe vor Hunger, wieso nicht.", nickte ich und wir gingen gemeinsam in das beeindruckende Gebäude.
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