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» Jungkook «
Der Abgesandte war ein schmächtiger Mann mittleren Alters. Er trug wie der Abgesandte, der zu dem Anwesen meines Onkels gekommen war sowie der, den Taehyung vor unserer ersten Begegnung getötet hatte, ein rotes, bräunliches Gewand. Und genauso wie damals, als man vorgehabt hatte, Haeun zu holen, um sie ihrem Schicksal mit dem verfluchten Kronprinzen des Reiches zu überlassen, begleiteten ihn Soldaten der kaiserlichen Garde in ihren weißen, bläulichen Uniformen.
Einen entscheidenden Unterschied gab es allerdings. Es waren nun weitaus mehr Männer in unserem Hof als es bei meinem Onkel der Fall gewesen war. Und sie hatten alle ihre Hand an das Schwert an ihrer Seite gelegt, als würden sie das Schlimmste erwarten, und sich kampfbereit machen wollen.
Dem Abgesandten war ebenfalls deutlich anzusehen, wie ungern er gerade in diesem Moment hier sein wollte. So angespannt und nervös, vollkommene Furcht auf seiner Miene, die er versuchte hinter der Schriftrolle zu verstecken. Diese befand sich noch zusammengerollt in seinen Händen, die merkbar zitterten.
Normalerweise gehörte es sich, dass diejenigen, die den Besuch eines kaiserlichen Abgesandten erhielten, vor ihm auf die Knie gingen. Der Grund dafür war, dass der Abgesandte einen Erlass weiterreichte, der direkt von dem Herrscher des Kaiserreichs stammte. Man zeigte also nicht dem Abgesandten selbst den Respekt, sondern dem Kaiser.
In unserem Fall jedoch stand Taehyung mit ausdrucksloser, starrer Miene kerzengerade vor den eingetroffenen Gästen, während alle anderen Bediensteten sich widerwillig im Hof versammelt hatten und ihren Herren ehrfürchtig und gleichzeitig abwartend anstarrten. Soobin und Beomgyu waren hinter mir auf die Knie gegangen, und ich wollte es ihnen gleichtun, aber Taehyung griff nach meinem Arm.
Ich schaute mit großen Augen zu ihm, aber sein Blick haftete noch immer auf dem Abgesandten.
Wollte er nicht, dass ich niederkniete?
Nach kurzem Zögern ließ ich es sein und guckte den Gesandten des Kaisers erwartungsvoll an. Dieser beobachtete mich mit einem gewissen Argwöhn und einer Spur an Skepsis. Fast so, als hätte er nicht mit mir gerechnet. Als hätte er geglaubt, dass ich längst tot sein müsste.
„Seine kaiserliche Majestät-" Der Abgesandte hatte fest und laut angefangen zu sprechen, allerdings wurde er unter dem intensiven Blick des Kronprinzen unsicher. Die Lautstärke seiner Stimme nahm deutlich ab, als er fortfuhr: „...möchte, dass sein Sohn, der Kronprinz, Kim Taehyung, in den kaiserlichen Palast kommt, um an dem Geburtstag seiner kaiserlichen Konkubine teilzunehmen."
Neben mir loderte eine dunkle Präsenz auf, doch als ich meinen Kopf zu Taehyung drehte, stellte ich fest, dass kein einziger Muskel in seinem Gesicht sich geregt hatte.
Der Kaiser wollte Taehyung bei einem offiziellen Bankett dabei haben? Und dann auch noch ausgerechnet bei dem Geburtstagsbankett seiner Konkubine? Dabei handelte es sich sicherlich nicht um eine kleine Feier unter engen Freunden und Familie.
Als Taehyung nichts erwiderte, wirkte der Abgesandte ratlos. „Eure Hoheit...?"
„Warum?", kam es dann doch stumpf und tief aus ihm heraus.
„W-Warum...?" Der Mann zuckte ein wenig zusammen, als er seine Stimme das erste Mal hörte. Auch, wenn er auf eine Antwort gewartet hatte, hatte er trotzdem nicht mit einer gerechnet.
Ich studierte weiterhin Taehyungs Gesichtsausdruck, um wenigstens annähernd einzuschätzen, wie diese Situation ausgehen würde. Und obwohl nichts in seiner Miene verriet, was sein nächster Schritt sein würde, bekam jeder Anwesende eine gewisse Bedrücktheit zu spüren, die drohte zu eskalieren.
Die Soldaten schienen ihre Hände zeitgleich an dem Griff des Schwertes zu verkrampfen. Der Abgesandte hatte unbewusst oder bewusst einen Schritt nach hinten gemacht.
„Warum?", stieß Taehyung mit messerscharfem Nachdruck hervor.
Der Abgesandte zuckte zusammen. Auch auf unserer Seite wichen die Bediensteten bei dem harten Tonfall ihres Herren ein Stück zurück. Sogar Soobin und Beomgyu linsten sorgenvoll zu ihm herüber.
Es fühlte sich so an, als würde Taehyung neben mir immer dichter von einem dunklen Schleier umhüllt werden, der die Luft um uns herum zu Eis gefrieren ließ. Die Spannung war zum Greifen. Ein schmaler Grat zwischen Frieden und Unruhe erstreckte sich zwischen beiden Seiten. Auf einer Seite die Soldaten und der Abgesandte, der vom Kaiser geschickt worden war, und auf der anderen Seite wir, die Bewohner des Palasts des Kronprinzen. Fast so, als würde eine falsche Regung oder ein falsches Wort für einen Massenmord sorgen können. Man wäre blind, wenn man die Mordlust nicht wahrnehmen würde, die von dem Prinzen ausging.
Bevor jedoch irgendetwas eskalieren konnte, umfasste ich zaghaft Taehyungs Hand.
Sämtliche Blicke richteten sich auf mich, dann auf unsere nun ineinander verschränkten Hände.
Ich suchte nach Taehyungs Augen, und obwohl er nicht auf meinen Versuch Augenkontakt herzustellen, einging, spürte ich, dass ich seine volle Aufmerksamkeit hatte.
Seine Hand lag kühl und kräftig in meiner. Dazu in der Lage mich innerhalb eines Wimpernschlags zu zermalmen.
Es war lange her, seitdem ich Taehyung so völlig außer Fassung erlebt hatte. Der Vorfall mit der Teekanne, sein Ausbruch, bei dem er sich scheinbar von seinem eigenen Selbst abstrahiert hatte, und die Schwäche, die er mir daraufhin in seinen dunklen, verwüsteten Gemächern offenbart hatte, war das letzte und einzige Mal gewesen, wo ich eingesehen hatte, dass er möglicherweise den Gerüchten zumindest in einigen Punkten gerecht wurde.
„Taehyung."
Wären der Abgesandte und die kaiserliche Garde nicht dermaßen von ihm eingeschüchtert gewesen, hätten sie bei meiner Anrede schockiert die Augen aufgerissen. Denn es gehörte sich, dass selbst die Partner ihren Prinzen mit Eure Hoheit anzusprechen hatten. Die Vertrautheit des Ansprechens mit den Geburtsnamen blieb den Eltern vorbehalten. Insbesondere in der Öffentlichkeit.
Als ich mir sicher war, dass Taehyung sich wieder gefasst hatte und ein potenzielles Übel verhindert werden konnte, wandte ich mich mit einem höflichen Lächeln an den Abgesandten. „Der Kronprinz und meine bescheidende Wenigkeit fühlen uns geehrt, eine Einladung zum Geburtstag der kaiserlichen Konkubine zu erhalten. Ihr könnt Seiner Majestät berichten, dass wir da sein werden."
Der Abgesandte drehte seinen Kopf zu mir. In seinem Gesicht lag immer noch etwas Verunsichertes, während seine Augen immer mal wieder zwischen meinen Worten zu Taehyung herüberhuschten.
Er wischte sich den Schweiß von seiner Stirn und murmelte nervös: „In fünf Tagen wird eine Kutsche Euch abholen..."
Der überforderte Mann hatte kaum ausgesprochen, da setzten er und die Soldaten sich bereits in Bewegung, um so schnell wie möglich die Flucht zu ergreifen und von dem Gelände des verfluchten Prinzen wegzukommen.
Soweit sie von dem Hof und hinter den Toren verschwunden waren, drehte ich meinen Kopf zu den Bediensteten. „Ihr könnt gehen."
Sie erhoben sich zügig, verbeugten sich vor Taehyung und mir und schlugen ebenfalls die Flucht ein, um sich wieder an die Arbeit zu machen. Und vermutlich auch, um sich von dem Schock zu erholen. Lediglich Soobin und Beomgyu blieben bei uns. Auch sie waren verwirrt von der Situation.
Als ich zu Taehyung hochschaute, bemerkte ich, dass er noch immer fixiert in die Richtung blickte, in die die kaiserliche Garde gegangen war. Seine Augenbrauen zuckten unbemerkt und waren leicht zusammengezogen. Der finstere Ausdruck war nicht fortgegangen.
„Taehyung", sprach ich behutsam zu ihm und drückte seine Hand in meiner leicht.
Sein Kiefer spannte sich an. „Warum plötzlich?"
Seine Frage schien an niemand bestimmten gerichtet zu sein und er erwartete auch keine Antwort von uns dreien.
Ich richtete meine Augen nun ebenfalls geradeaus.
Warum ließ der Kaiser auf einmal Taehyung in den kaiserlichen Palast rufen?
Ich konnte es nicht sicherlich wissen, aber nach Taehyungs Reaktion zu urteilen, aber in der Vergangenheit war wohl so etwas noch nie vorgefallen. Es war verständlich, warum er so aufgewühlt reagierte.
Statt Freude über eine Familienvereinigung fühlte er wahrscheinlich lediglich Misstrauen.
Und dann war es auch noch das Geburtstagsbankett der Konkubine seines Vaters.
Es beunruhigte mich, nicht zu wissen, was sich der Kaiser dabei gedacht hatte. Und wessen Idee es war, den Kronprinzen aus seinem Exil zu entlassen und zurück in die Öffentlichkeit zu bringen.
„Taehyung, lass uns für heute Schluss machen. Ich bin müde", sagte ich mit einem kleinen Lächeln.
Bei meinen Worten wandte er sein Gesicht, das sich ein wenig entspannte, sofort zu mir und nickte.
„Dann werde ich zurück in meine-"
„Bleib bei mir,"
Meine Augen weiteten sich.
Die beiden Jüngeren starrten ihn ebenso verdutzt an.
„Wa-"
„Heute Nacht." Taehyung schaute mir mit einem Hauch Verlegenheit, die ich noch nie anihm gesehen hatte, an. „Ich möchte, dass du heute Nacht bei mir schläfst."
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Out of context, aber spielt/kennt jemand den Dating Sim "Love and Deepspace"? Und wenn nicht, dann warum noch nicht? Ich sag nur super realistische, hotte Love interests 👀
Hoffentlich gefällt euch das Kapitel ^-^
Mei~
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