Kapitel 37
Kapitel 37
Ich rief sie jetzt schon zumzehnten Mal an, aber immer wurde ich weggedrückt. Irgendwas stimmteda nicht und das Sven, Jamie und Marina mich am Bett fest gekettethatten, half mir auch nicht wirklich. Ich war nie alleine, sodass ichmal schnell aufstehen konnte, nein, ich musste im Bett liegenbleiben.
Ich hatte auch schon mit Momtelefoniert, die sich mit Basti zusammen getan hatte. Sie hatten injedem Kino nach Dejna gefragt, aber keiner hatte sie gesehen. Unddadurch, dass sie bei keinem von uns dreien ans Telefon ging, war nureine Bestätigung, dass ihr etwas passiert war. Mom war vollkommenausgerastet, als sie gehört hatte, was mit mir passiert war und dazukam noch, dass sie sich riesige Sorgen um Dejna machte. Ich wussteallerdings nicht warum. Also ich fand es schon gut, dass die zweisich so gut verstanden, aber Mom schrie am Telefon immer herum undbrabbelte immer irgendetwas vor sich her. Das war schon etwasmerkwürdig, vor allem wenn ich sie danach fragte, sagte sie immer,dass ich nicht so Neugierig sein sollte. Da war irgendetwas und dasmachte mich noch hibbeliger. Ich musste Dejna finden, sofort.
Mom war auf dem Weg hierher, aber um ehrlich zu sein, wollte ich nicht auf sie warten. Ichhatte die Nummer von diesen Typen, wäre ich nicht ausgeflippt undhätte beinahe dieses Wesen freien lauf gelassen, dann hätte ichdiese Typen angerufen und mich mit ihnen getroffen. Es gab keinen,der Dejna etwas tun wollte, nur diese Typen, die schon mal versuchthatten, mich mit ihr zu erpressen. Aber je länger ich darübernachdachte, fiel mir auf, dass sie beim ersten Mal Dejna gar nichtwirklich haben wollten. Sonst hätten sie mir keinen Hinweis gegeben.Sie wollten mich verunsichern und sie wollten, dass ich beim zweitenMal genau wusste, dass sie sie hatten. Das war das einzige Zielgewesen.
Ich sah neben mich zuMarina, die auf einem Stuhl saß.
„Alles okay?", fragtesie mich.
„Nein, nichts ist okay.Ich würde gerne aufstehen."
„Alec du hast ..."
„Überlebt", unterbrachich sie. „Ich will nur aufstehen, Marina." Sie seufzte undnickte. Ich schwang meine Beine vom Bett und stand auf. Ichschwankte, aber dann ging es wieder. Ich hob die Hand, als Marina aufmich zukam. „Lass es. Ich würde gerne runter gehen und etwasessen." Sie nickte, lief mir aber hinter her, nur um aufzupassen,dass ich auch wirklich in die Küche ging.
Gerade als wir in derEingangshalle ankamen kam Jamie aus meinem Büro gestürzt.
„Gut das du hier bist,Caleb ist am Telefon, es ist etwas schlimmes passiert", sagte Jamiehastig. Ich ahne schreckliches. Wir folgten Jamie in mein Büro undich ließ mich auf dem Stuhl nieder. Jamie stellte auf Lautsprecherund stellte sich dann etwas abseits hin.
„Caleb, was kann ich fürdich tun?", fragte ich.
„Was du für mich tunkannst? Wir sind angegriffen worden." Marina zog die Luft ein.
„Wann?"
„Gestern, als wir nach derBeerdigung von Charlie und Rosé zurück gefahren sind. Wir hattennoch ein Meeting und da ging das ganze Haus in die Luft."
„Geht es allen gut?",fragte ich und stand auf, meine Hände stütze ich auf dem Tisch ab.
„Keith, Clea und Mac sindtot. Samt Partner."
„Oh mein Gott", hauchteMarina und taumelte zurück. Ich ballte die Hände zu Fäusten.
„Was ist mit den anderen?"
„Reneé und Thomas liegenim Koma. Katleen, Mira, Bec und mir ist nichts passiert. Bec und Mirahingen in einem Stau fest. Sie waren erst gar nicht hier gewesen, alsdie Bombe hoch ging." Ich fluchte und stieß mich vom Tisch ab. Ichmusste etwas herum gehen, um das zu verkraften.
„Wo seid ihr, Caleb?"
„Noch im Krankenhaus. Ianwird bald hier sein, ich hab ihn sofort angerufen." Ich fuhr mirdurchs Gesicht.
„Ihr braucht Schutz,Caleb. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen und um ehrlich zu sein,glaube ich, es sind die gleichen Leute, die etwas gegen mich haben.Das kann kein Zufall sein."
„Ich denke auch nichtmehr, dass es zwei verschiedene Sachen sind."
„Ist mein Onkel auch nochim Krankenhaus?"
„Er hat darauf bestandenMira nach Hause zu bringen, damit ihr nichts passiert."
„Ich komme zu dir."
„Nein, mach dir keineUmstände, Alec."
„Das geht uns alle etwasan und wenn wir nicht schleunigst etwas gegen diese Leute tun, dannwerden noch mehr sterben." Da stimmte Caleb mir zu.
„Aber du solltest nichtextra her kommen."
„Stimmt, ich werde etwasanderes tun."
„Nein", meldete sich nunauch Marina. „Das kannst du nicht tun, Alec. Das ist viel zugefährlich." Ich überhörte sie einfach und verabschiedete michvon Caleb. Auch als er noch etwas sagen wollte, beendete ich dasTelefonat einfach. „Alec, das ist Selbstmord." Sie hielt mich amArm fest.
„Anders geht es nicht,Marina. Der halbe Rat ist ausgeschaltet."
„Ja, dann lass es vonLeuten machen, die qualifizierter sind, als du."
„Sie haben Dejna, da binich mir sicher und ich werde keinem Wachmann ihre Sicherheitanvertrauen, weil ich weiß, dass sie mich haben wollen."
„Bitte", flehte sie. „Tues nicht." Ich riss mich von ihr los und ging aus dem Büro, alsplötzlich mein Handy klingelte. Ich blieb stehen und holte es ausmeiner Tasche. Es war eine MMS ... von Dejna. Ich machte sie sofortauf und ein Video öffnete sich ... und was ich sah, gefiel mir keinbisschen. Dejna saß gefesselt auf einem Stuhl, vor ihr ein großerTyp mit Glatze. Er stand mit dem Rücken zu der Kamera und dadurchstarrte seine Drachentätowierung direkt in die Kamera. Und imnächsten Moment schlug er zu. Dejnas Kopf flog zur Seite und sieschrie auf. Erst schlug er immer zu und wartete dann ein wenig ab,aber je länger es dauerte, desto öfter und härter schlug er zu.Nach drei Minuten lief Dejna schon Blut aus der Nase. Sie flehte,dass der Typ aufhörte, aber er schlug weiter zu. Ein letzter Schlagund Dejna sackte in sich zusammen. Der Typ drehte sich um und kam aufdie Kamera zu.
„Ich hoffe, dir hatgefallen, was du gesehen hast. Das hier war nämlich deine Einladung.Kommst du zu spät, dann wird sie sterben und nicht nur sie, sondernauch dein ungeborenes Kind", grinste der Typ mit der Glatze.Ungeborenes Kind? ... Da traf es mich wie ein Schlag: Moms Gebrabbel,die Sorge um Dejna. Schwanger ... sie war schwanger.
„Alec komm nicht, kommnicht her!", schrie Dejna von hinten und riss mich aus meinemSchock. Der Typ drehte sich um und schlug sie noch einmal, sodass siemit dem gesamten Stuhl umfiel.
„Beeil dich lieber, sonstwird es zu spät sein." Damit war das Video zu ende. Dann vibriertemein Handy ein weiteres Mal mit der Sms und der Adresse.
„Alec", hauchte Marinaund legte eine Hand auf meine Schulter. Aus Reflex schlug ich sie wegund knurrte bestialisch. „Alec, bitte."
„Nein!" Mit schnellenSchritten war ich oben in meinem Zimmer und zog mich an. Ich durftekeine Minute verlieren. Als ich angezogen war, war ich innerhalb vonSekunden wieder unten und aus der Tür raus.
„Alec, warte. Ich kommemit dir", rief Sven aber ich hielt ihn auf.
„Ich muss da allein hin."
„Das ist Unsinn, auch wenndu stark bist, du wirst gegen die alle nicht ankommen."
„Bleibhier", bellte ich und Sven blieb sofort stehen. Ich stieg in meinenLotus und raste sofort los. Die Adresse war eine alte Lagerhalle,etwas außerhalb von London. Also brauchte ich etwas länger bisdahin. Allerdings drückte ich auf die Tube und scherte mich einenDreck um Ampeln und sonst irgendetwas. Ich schlängelte mich durchdie ganzen Autos und gab richtig Gas. Ich musste sie retten, ichmusste sie da raus holen. Ich musste es schaffen!
Ich hing in dem Stuhl in demDrago mich zurück gelassen hatte, nachdem er das Video für Alecgedreht hatte. Mir tat das ganze Gesicht weh und das Blut, was mireben aus der Nase gelaufen war, war jetzt leicht getrocknet. Daseinzig gute daran war, dass Drago mir nicht in den Bauch geschlagenhatte, weil ich nicht wusste, ob es dem Baby schon schadete. Er hattemich nach dem Video wieder mit dem Stuhl aufgestellt.
Jetzt zuckte ich immerzusammen, wenn jemand vor der Tür ein Geräusch machte. DieUngewissheit war schrecklich. Ich hatte immer Angst, dass Dragozurück kehrte und da weiter machte, wo er aufgehört hatte. Er hattemir noch mal gesagt, dass er wieder kommen würde und dann war ichdran. Und Alec war auch schon auf dem Weg. Entweder war das gut, denndann kam ich hier vielleicht unbeschadet raus oder es war schlechtund wir beide starben. Und jetzt wusste er von dem Baby. Ich hättees ihm sagen müssen, das ist doch krank, von einem Entführer gesagtzu bekommen, dass die Freundin schwanger war. Es lief alles soschief, zwischen mir und Alec. Ich wollte jetzt einfach in unseremBett aufwachen und einfach sagen können: es war nur ein Traum.Aber so war es nicht und das würde ich jetzt auch zu spürenbekommen.
Dennim nächsten Moment ging dir Türe auf und ich machte mich so kleinich nur konnte, auf meinem Stuhl.
„Jetztgeh's ab zu deinem Romeo", meinte Drago. Er blieb an der Türstehen und ließ mich von einem seiner Lakaien holen. Dieser bandmich von dem Stuhl ab und band mir sofort die Hände hinter denRücken. Dann packte er mich am Arm und zerrte mich aus dem Zimmer.Drago schloss hinter mir die Türe und packte mich dann. Sein Lakaiverbeugte sich und ging schon mal vor. Drago packte mich fester undwarf mich dann über seine Schulter. Ich strampelte und wehrte mich,aber so wie es aussah, interessierte das Drago überhaupt nicht. Ertrug mich einfach in den Keller und in die Garage, wo er mich dann ineine Limousine auf den Rücksitz warf. Ich stieg mir den Kopf undblieb einfach regungslos liegen. Vielleicht ließen sie mich dann inRuhe. Ich sah nicht, wo wir hinfuhren und ich wusste auch nicht, wielange wir fuhren, weil ich das Zeitgefühl verloren hatte. Ich wussteerst das wir da waren, als Drago ausstieg und mich wieder aus demAuto zerrte. Diesmal durfte ich laufen und wurde nicht getragen.Dafür musste ich mit Dragos langen Schritten mithalten und das wargar nicht so einfach. Er hatte mich fest am Arm gepackt, sodass ichmich echt anstrengen musste, neben ihm zulaufen, sonst hätte er michhinter sich her geschleift und mir bestimmt den Arm ausgekugelt.
Wirstanden vor einer großen Lagerhalle in die Drago mich hineinschubste. Ich stolperte vorwärts, konnte mich aber noch fassen, aberwas ich da sah raubte mir den Atem.
„Ach,Dejna, schön das du da bist", lächelte mich Bec an. Ich konnte esnicht fassen, das er hier war. War er auch ein Gefangener? Aberdanach sah es nicht aus. Er trug einen Designeranzug und sah nichtwirklich danach aus, als wenn er hier ohne seinen Willen war.
„Duwarst das die ganze Zeit?", fragte ich ungläubig. Das konnte nichtsein, er hatte Alec vor einer Kugel bewahrt, er hätte dabei sterbenkönnen.
„Wieleicht es ist, euch im Glauben zu lassen, ich sei kein Bösewicht.Ich musste mir nur eine Kugel für den kleinen süßes Alec einfangenund schon würde keiner auch nur daran denken, dass ich hinter derganzen Sache stecke." Er lächelte und zog mir einen Stuhl heran,auf dem er gerade eben noch gesessen hatte. In der Lagerhalle standnur ein Tisch, der für zwei Personen gedeckt war. Was totallächerlich aussah. „Nimm doch platz, meine Liebe." Drago stießmich von hinten an und brachte mich dann zu dem Stuhl.
„Istsie endlich da?", ertönte nun eine weitere Stimme ... eine FrauenStimme, die mir auch sehr bekannt vorkam. Zum Eingang kam Miraherein. Die Hexe des Rates. Sie steckte mit Bec unter einer Decke?Das glaube ich nicht.
Becstreckte eine Hand nach ihr aus und lächelte.
„Euchmuss ich ja nicht mehr vorstellen", meinte er. Mira nahm seine Handan und kam zu uns.
„Ihrhabt das zusammen gemacht?", fragte ich ungläubig. Ich hatte nichtgedacht, dass Mira so etwas hinterhältiges planen konnte. Bec lachteund setzte sich auf den anderen Stuhl.
„Miragab mir nur ein paar ihrer Leute", meinte er dann und nickte. Ichdachte erst, es sei nur eine Geste, aber dann begriff ich, dass esein Zeichen für Drago gewesen war. Blitzschnell stand er hinter Miraund brach ihr das Genick. Ich schrie vor erschrecken auf und presstedie Augen zusammen. „Schafft sie hier weg", meinte Bec nurabfällig. Ich sah ihn sofort an. „Schau nicht so, meine Liebe. Fürdich habe ich auch noch etwas schönes vorbereitet. Na ja, für deinBaby hab ich jetzt nichts, aber ich denke es wird mit dir sterben,also brauche ich mir keine Sorgen zu machen."
„Warumtust du das? Alec ist dein Neffe." Bec schlug die Beineübereinander und betrachtete seine Fingernägel.
„Alsoläuft es doch so ab, wie in alten Filmen? Ich erzähle dir meineLeidensgeschichte, verplempere Zeit und verliere später?" Erlachte auf und sah mich an. „Wir sind hier in keinem Liebesroman,wo der Held das Mädchen rettet und sie dann glücklich bis an ihrLebensende zusammen sind."
„Duwirst Alec nicht besiegen, er ist größer, als alle Drachen."
„Weißtdu überhaupt, was er ist?"
„EinDrache, klar." Bec lachte wieder und stand auf. Er ging um denTisch und blieb dann neben mir stehen.
„Arme,arme Dejna. Na ja, du bist ja noch nicht lange Teil unserer Welt.Lass es mich so sagen, in Alec schlummert eine Macht, die ich gernehaben möchte. Er ist kein gewöhnlicher Drache. Er ist ein vielmächtigeres Wesen, ein Urwesen, was unter uns weilt. Es wechseltimmer den Besitzer, wenn dieser stirbt. Vor 550 Jahren war es ineinem Werwolf und seit dessen Tod ist es in Alec. Dieses Wesen,könnte eigentlich über die ganze Anderswelt herrschen, aber dieZeiten haben sich geändert und man hat sich darauf geeinigt, dassdie stärksten Familien einen Rat gründen und gemeinsam entscheiden.Sehr idiotisch, wenn du mich fragst und genau deswegen werde ich mirAlecs Stärke einverleiben und der Herrscher der Anderswelt werden ...und vielleicht werde ich auch noch die Menschen unterwerfen, dasmache ich glaube ich, aus einer Laune heraus." Er grinste. „Unddadurch, dass Alec diese Kraft besitzt, kam ich nie an ihn heran,aber dann bist du aufgetaucht und ich konnte endlich meinen Planrichtig in die Tat umsetzten. Du wirst dafür sorgen, dass erzerbricht. Also muss ich dir danken, dass du so süß bist, dass duAlecs kleines Herz aufgetaut hast. Selbst Marina konnte das nicht."Meine Augen wurden größer.
„Marinasteckt auch dahinter?"
„Ach,das weißt du ja auch noch nicht", lachte er. „Ich hatte ihreEltern, aber nachdem Maidame Alec erzählen musste, dass wir sieerpressen, musste ich diese leider eliminieren." Oh mein Gott.
„UndMira hast du im Glauben gelassen, dass ihr Partner seid, nur um sieauch zu töten, weil du auch den Rat und seine Familien beseitigenmusst."
„Dubist ein schlaues Köpfchen." Kranker Irrer. Er wird nie gegen Alecankommen. Wenn Alec wirklich außergewöhnlich stark war, dann wirder nur noch stärker, wenn er sieht, was Bec mit mir tut ... wennAlec mich wirklich lieben sollte. Becs Plan konnte gar nichtaufgehen, wenn Alec sauer war, würde er zum Tier werden und nochstärker sein, als irgendetwas sonst ... aber vielleicht war das auchder Plan. Vielleicht musste Alec so ausrasten, damit Bec ihm seineKraft stehlen konnte. Ich musste mir etwas überlegen, wie ich dasverhindern konnte. Ich konnte nicht zulassen, dass Alec von Becgetötet wird. Aber wie konnte ich das verhindern, wenn ich an einenStuhl gefesselt war und sein Lockvogel war. Nur wegen mir tappt Alecin diese Falle und ich hatte keine Chance ihn zu warnen ... wasbestimmt auch nicht geklappt hätte, weil Alec mich so oder so rettenwürde. Es war also aussichtslos ... und dabei hatte ich mich solangsam an den Gedanken gewöhnt mit Alec ein Kind zuhaben.
„Nadann, ich glaube, wir haben genug gewartet", meinte Bec und standauf. Auf dem gedeckten Tisch stand in der Mitte ein Tablett mit einersilbernen Haube, die Bec jetzt herunter nahm. „Das Essen istserviert", lächelte er. Ich sah auf das Tablett und sofort wurdeich nervös. Auf dem Tablett war eine Spritze mit einer rosaFlüssigkeit. „Darf ich dir vorstellen, dein Todesurteil. Es hatlange gebraucht, bis ich es fertig hatte. Es ist eigentlich auf AlecsGröße angelegt, aber meine Pläne haben sich dank dir ein bisschengeändert, also musst du mit einer Überdosis leben."
„Daskannst du nicht tun."
„Nein?Ich glaube schon." Er nahm sich die Spritze und spritze einbisschen von der Flüssigkeit heraus. Ich zog an meinen Fesseln undwollte gerade aufstehen, aber Drago stand schon hinter mir unddrückte mich zurück auf den Stuhl. Und das war nicht gerade sanft.Er drückte mich feste herunter und ich dachte, er würde mir dieSchultern brechen.
„Nicht,bitte. Ich bin schwanger, du kannst doch kein ungeborenes Kindtöten", versuchte ich Bec davon abzuhalten, mir dieses Serum zuspritzen. Drago holte ein weiteres Seil hervor und band mich an demStuhl fest, das hieß aber nicht, dass ich mich nicht gegen ihnwehrte. Allerdings nütze das gar nichts. Er band mich fest, damitich auf dem Stuhl sitzen blieb und er meine Arme, an den Stuhllehmenbefestigen konnte. Meinen Arm drehte er so herum, sodass Bec perfektan meinen Oberarm kam. Ich wurde immer hibbeliger, aber Drago packtenur meine Schulter und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Becspielte jetzt auch nicht mehr mit der Spritze herum, sondern packtemeinen Arm und stach sie mir in den Arm. Ich versuchte trotzdem, michzu wehren, aber es nützte nichts. Bec injizierte mir das Serum. Ichspürte, wie die Flüssigkeit durch meine Adern floss, dann holte Becdie Nadel wieder aus meinem Arm heraus und warf sie auf den Tisch.
„Dirkönnte in den nächsten Minuten etwas heiß werden und vielleichtauch schwindelig. Was noch, Drago?" Dieser zuckte die Schultern.„Ich weiß es auch nicht mehr, für mich ist es ja nicht wichtig."
„MiesesSchwein", knurrte ich. Bec lachte nur und setzte sich auf seinenStuhl.
„Machsie los, ich glaube, jetzt wird sie keine Bedrohung mehr sein. Ichmöchte sehen, wie sie sich gegen das Serum wehrt." Drago gehorchtesofort und machte mich von dem Stuhl los. Ich sah meine Chance,sprang auf und wollte weg rennen, aber da hatte ich die Rechnung ohnedas Serum gemacht. Mir wurde sofort schwindelig und ich strauchelteetwas. Ich schloss die Augen und hoffte, dass mir nur schwindlig war,weil ich so schnell aufgestanden war, aber so war es nicht. MeinKörper fing an, zu zittern. Ich wollte, dass er aufhörte, aber dastat er nicht. Einen Schritt ging es gut, aber dann knickte ich einund landete vor Becs Füßen. Mein Körper zitterte immerunkontrollierter.
Hörauf, bitte. Bitte, bitte, bitte! Aber all das Flehen half überhauptnichts. Ich rappelte mich auf meine Knie auf, aber ich klappte sofortwieder zusammen.
Jetztwurde mir auch langsam warm und ich fing an, zu schwitzen. Ich wolltevor Bec nicht am Boden liegen, aber ich konnte mich kaum bewegen oderich hatte eher nicht die Kraft dazu, mich aufrecht zuhalten. Deswegenlag ich auf dem Rücken, vor Becs Füßen, und atmete schwer. Meinganzer Körper wehrte sich gegen die Flüssigkeit, die Bec mirgespritzt hatte, aber ich hatte einfach keine Chance.
„Alsoso langsam könnte Alec ja auch auftauchen", meinte Bec, stand aufund stupste mich mit seinem Fuß an. „Du siehst nicht gut aus,Dejna. Willst du vielleicht etwas trinken?" Ich überhörte ihneinfach. Er würde mir eh nichts geben. „Oh stimmt, ich hattevergessen, dass du ein schlaues Mädchen bist, du weißt, dass ichdir nichts geben würde." Ich hörte ihm nicht zu, weil die einzigeSorge galt meinem ungeborenen Kind und Alec. Ich war mir egal, aberich wollte nicht, das beiden etwas passierte.
Ich lag jetzt schon längerauf dem Boden und versuchte einfach meine Atmung zu kontrollieren,aber es nützte alles nichts. Mein ganzer Körper sagte mir, dass esnicht mehr lange dauerte und dann war ich tot. Ich hatte von Anfangan keine Chance gehabt und trotzdem habe ich mich daran festgehalten,dass ich es vielleicht doch noch schaffte. Nicht nur, weil ich mitAlec noch etwas Zeit verbringen wollte, auch weil ich unserem Babyeine Chance geben wollte. Aber jetzt würde beides in weite fernerücken ... in ganz weite ferne. Ich hatte nur einen Wunsch, ichwollte Alec noch einmal in die Augen sehen, nur noch einmal.
„Hast du ihm auch sicherdas Video geschickt?", wurde Bec langsam ungeduldig. Drago wolltegerade antworten, da hörte man Autoreifen quietschen. Ich schlosserschöpft die Augen. Er war hier, er war hier. Ich driftete langsamdahin, aber da wurde ich geschlagen und sofort riss ich meine Augenauf. „Jetzt wird nicht geschlafen, Prinzessin", meinte Dragosunheimliche Stimme nur und im nächsten Moment stand ich wieder aufmeinen Füßen. Drago gab mich Bec, der mich schützend vor seinenKörper hielt. Meine Sicht war verschwommen und ich war sehr wackeligauf den Beinen, Bec musste mich richtig fest halten, damit ich nichtumkippte.
„Mal sehen, wie Alec wohlreagiert", flüsterte Bec mir ins Ohr.
„Er wird dich töten",keuchte ich, aber Bec lachte nur.
„Das werden wir malsehen." Er gab mir einen Schubs und ich fiel vor ihm auf die Knie,dadurch, dass ich keine Kraft mehr hatte, knickte ich um und lagwieder auf dem Boden. Dieses Aufstehen und wieder hinfallen, machtemich total kaputt. Ich keuchte und rollte mich auf den Boden. Beckniete sich neben mich.
Plötzlich wurde die Türeaufgerissen und Alec kam hinein gestürmt. Bec lächelte mich nur an.
„Dann lass uns anfangen",flüsterte er so leise, dass nur ich es verstehen konnte. Ich wolltemir nicht den Kopf zerbrechen, was er vor hatte. Ich wollte nur nochAlec warnen. Aber dann ging das Schauspiel los. „Oh mein Gott,Alec. Zum Glück, du bist hier", sagte Bec erleichtert und nahmmeine Hand. Was? Das tat er doch jetzt nicht wirklich? Dieserhinterhältige ...
„Bec? Was ist hier los?",fragte Alec gereizt. Ich merkte an seiner Stimme, dass er auf Hundertachtzig war.
„Es ... es warschrecklich. Gestern wurde ein Anschlag auf den Rat verübt. Mira undich waren zum Glück nicht da gewesen, aber als ich sie nach Hausefahren wollte, wurden wir überfallen. Meine ganzen Bodyguards sindgetötet worden. Wir sind hier her geschleppt worden und heute Morgenschafften sie dann auch noch Dejna her." Bec spielte Alec etwas vor... und ich musste sagen, das machte er nicht schlecht. Er gab seinerStimme einen verletzten Ton und dabei tat er dann auch noch, alswürde er sich um mich sorgen. Ich wollte Alec ein Zeichen geben,aber ich konnte mich kaum bewegen. Bec zeigte auf Miras Leiche undmachte ein trauriges Gesicht.
„Du kanntest Mira, siehatte versucht zu entkommen und dann haben sie sie einfachumgebracht", erklärte Bec weiter. „Und Dejna ... sie schafft esnicht mehr, Alec. Sie haben ihr irgendwas gegeben ... ich hab keineAhnung was es war, aber es hat sie sofort ausgenockt."
„Warum seid ihr jetztalleine?", fragte Alec und kam zu uns. Er kniete sich hin und ichversuchte meine Hand zu heben, aber es klappte nicht. Ich musste ihmein Zeichen geben, irgendetwas musste ich doch tun können.
„Alec", keuchte ichangestrengt, aber für mehr hatte ich keine Kraft.
„Sie sind abgehauen, alssie dein Auto hörten. Ich hab sofort nach Dejna gesehen und nurgehofft, dass es jemand von uns ist und dann bist du hereingekommen." Bec spielte ein böses Spiel und er kam sogar damitdurch. Ich konnte nichts tun, als steif da zuliegen und mir dasSchauspiel an zugucken.
Hinter Alec sah ich einenSchatten. Drago! Nicht! Ich musste das verhindern.
„Hinter...", versuchte ich, aber Bec hielt mir den Mund zu ... aber ichhatte es geschafft. Alec reagierte sofort. Er drehte sich um undpackte Dragos Hand, in der ein Messer war. Dieses stoppte kurz vorAlecs Herzen.
Das war knapp. Ich wusste,das hier etwas faul war, aber ich hatte es nicht glauben wollen. Beczu sehen, war ein Schock. Ich hatte ihm erst seine kleine Geschichtegeglaubt, weil ich zu sehr auf Dejna fixiert gewesen war. Sie lagstill und um Atem ringend auf dem Boden. Sie war leichenblass undzitterte an ihrem ganzen Körper. Ich hatte nur an sie denken können,als ich auf dem Weg hier her war ... an sie und das Baby. Deswegenhatte ich sofort die Wölbung ihres kleinen Bauches gesehen. Ichhatte Bec erzählen lassen, weil es mir nur um Dejna ging, aber jetztmusste ich sie hier weg bringen. Denn das was Bec über dieses Serumgesagt hatte, war Wahr. Sie hatte etwas bekommen, er hatte ihr etwasgespritzt.
Aber jetzt musste ich ersteinmal, diesen Typen los werden, der mir immer noch sein Messer andie Brust hielt. Ich konzentrierte mich und griff auf meineDrachenkraft zurück. Ich hatte schon längst gemerkt, dass auch erseine Kraft benutzte, aber ich war nun mal stärker als er. Alsopackte ich seine Hand fester und brach ihm das Handgelenk. Er gabkeinen Mucks von sich; ließ das Messer einfach los und sprang nachhinten. Ich hielt jetzt das Messer in der Hand und wollte mich zu Becumdrehen, aber er packte sich Dejna und hielt sie vor sich, wie einSchutzschild.
„Ich hätte sie schontöten sollen, bevor du hier aufgetaucht bist, aber ich dachte mir,dass ich dich gerne noch etwas leiden sehen möchte ... mit ihrzusammen, aber das wird wohl nichts", meinte Bec und zuckte dieSchultern.
„Was soll das Bec? Dasalles hier ist doch vollkommener Schwachsinn", meinte ich.
„Ist es das, Alec? Ichhabe alles so geplant, vielleicht nicht alles von Anfang an, aber soin etwa."
„Und wofür? Für denPlatz im Rat? Und nur weil du ihn nicht haben konntest, bringst dujetzt alle um?"
„Es ging mir nicht nur umden Rat, Alec. Ich wollte das sein, was du bist. Erst kam mein Brudermir in den Weg und dann du." Und erst jetzt dämmerte es mir. Daskonnte nicht sein, es konnte doch nicht wahr sein. Bec hatte ihnumgebracht? „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, meinem Bruder denHolzpflock ins Herz zu rammen und ihn dann kümmerlich daran sterbenzu lassen. Es hat lange gedauert, bis er endlich den Geist aufgegebenhat."
Das konnte ich nicht fassen,ich hatte Bec nicht immer gemocht, das muss ich zugeben, aber er warmein Onkel. So etwas hätte ich ihm nie zugetraut. Aber jetzt mussteich einen kühlen Kopf bewahren. Ich musste so schnell es ginghandeln. Ich musste den Typen hinter mir ausschalten und dann Bec vonDejna weg bringen ... und das wohl wichtigste war, ich musste Dejnain ein Krankenhaus bringen. Sie wurde immer blasser und immerschlapper in Becs Armen. Sie war am sterben und wenn ich nichtschnell machte, dann würde ich sie verlieren. Und genau das, brachtemich zum rasen. Aber ich konnte diesem Verlangen nicht nachgeben. Ichhatte mich gerade erst erholt, ich hatte gerade erst gegen das Wesenin mir gewonnen, da konnte ich es nicht einfach heraus lassen, vorallem, wenn Dejna in der Nähe war.
Aus den Augenwinkeln sahich, wie sich der Typ, den ich von dem Video wiedererkannt hatte,sich bewegte. Ich hatte eh schon einen Hass auf ihn, weil er Dejnageschlagen hatte. Ich würde ihm am liebsten die Kehle raus reißenund ihn jämmerlich ersticken lassen. Bei Bec war es nicht anders. Erhatte gewusst, das Dejna noch nicht lange von uns wusste und trotzdembrachte er unschuldige in seinen Plan mit ein. Und wofür das ganze?Um eine Kraft zu besitzen, die er nie bekommen wird.
„Du weißt, dass du dasWesen in mir nie bekommen kannst, Bec", meinte ich und behieltseine Freund im Blick.
„Alec, ich habe jetzt 550Jahre geforscht, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Ichwerde den ganzen Rat vernichten und dann als alleiniger Herrscherüber die Anderswelt regieren. Selbst die Menschen werde ichversklaven." Er grinste mich an und umfasste Dejnas Kinn. IhreAugen flatterten und sie sah mich aus müden Augen an. „Und weißtdu, warum ich mir so sicher bin? Weil ich nur Dejna brauche, um dichzu besiegen." Er drückte ihre Wangen zusammen und das machte michnoch wütender, als ich eh schon war. Er spielte mit ihr, denn siewar für ihn nur ein Mittel zum Zweck.
Die Wut in mir war Riesengroß und ich musste mich richtig anstrengen, nicht auszuflippen. Ichkönnte Dejna dabei verletzten und das war das Letzte was ich wollte.Sie war schon vergiftet, da brauchte sie nicht noch mehr Wunden, diees ihr schwerer machten am Leben zu bleiben. Tatsache war aber, dassich sie hier raus holen musste, so schnell es ging. Das Wesen in mirdrängte mich, es heraus zulassen, aber ich war anderer Meinung. Ichhatte zwar das Messer dieses Typen, aber damit würde ich nichtsausreichen können.
Lass mich raus!
Nein!Du bist unberechenbar, du wirst alles töten, selbst Dejna und daskann ich nicht zulassen.
Lass mich helfen.
Duund helfen? Auf keinen Fall, eher sterbe ich.
Aber ich kann helfen.
Aufkeinen Fall. Ich unterdrückte die Stimme in meinem Kopf. Ich mussteeinen anderen Weg finden, um Dejna hier heraus zu holen.
„Mirwird das hier zu langweilig", meinte Bec und holte mich aus meinenÜberlegungen heraus. Ich sah ihn sofort an und sah ein Messeraufblitzen ... aber ich sah es zu spät. Kaum hatte ich einen Schrittnach vorne gemacht, hatte Bec schon ausgeholt und Dejna das Messer inden Bauch gerammt. Sie schrie auf. Dieses Geräusch zerriss mein Herzund sofort sah ich rot. Es gab keinen Widerstand mehr, ich wollte Becnur noch töten und Dejna so schnell es ging in ein Krankenhausbringen.
Jetztpassierte alles so schnell. Mein Körper explodierte und innerhalbvon Sekunden war ich ein Drache. Sofort schleuderte ich BecsKomplizen mit meinem Schwanz gegen die Wand, sodass er Ohnmächtigwurde. Ich hatte ihn extra mit voller Wucht mit dem Kopf zuerst gegendie Wand geschleudert, damit er mich bloß nicht davon abhaltenkonnte Bec zu töten. Ich wollte ihm den Kopf abreißen, seineGedärme überall verstreuen und am besten noch drauf treten.
„Naendlich", hörte ich Bec wie durch einen Nebel sagen. Ich war nichtmehr ich selbst, denn das Wesen hatte die Kontrolle übernommen.Knurrend ging ich auf Bec und Dejna zu und dann hörte ich, was dasWesen vor hatte. Es wollte Dejna einfach wegschleudern. Das konnteich nicht zulassen, aber ich hatte keine Kontrolle mehr. Es warZwecklos. Sie würde diesen Sturz nicht überleben.
Undschon holte ich mit einer Klaue aus und schnappte mir Dejna ... aberich schleuderte sie nicht weg. Zwar packten wir sie etwas fester,aber nicht dass es ihr wehtun konnte. Das war unglaublich. Wir legtensie auf den Boden und fixierten dann Bec.
Können wir anfangen?
Aufjeden Fall!
Wirbrüllten und dann holten wir aus; die Klauen waren ausgefahren. Wirerwischten Bec und schleuderten ihn gegen eine Wand. Langsam gingenwir auf ihn zu und machten uns bereit ihn mit unseren Krallen aufzureißen. Wir hatten ihm schon eine große Wunde im Gesichtzugefügt. Aber jetzt stand Bec wieder auf und verwandelte sich auchin einen Drachen. Er war nicht so eisblau wie ich, er war nur einbisschen dunkler. Allerdings war er nicht so groß wie ich. Bec flogauf uns zu, aber wir schleuderten ihn einfach mit unserem Schwanzweg. Das Wesen und ich hatten die gleichen Ideen, deswegen war esnicht schwer, Bec zu verletzten. Wir arbeiteten zusammen und das warBecs Untergang.
Errappelte sich wieder auf und sammelte dann Feuer in seiner Schnauze.Sofort breiteten wir unsere Flügel aus, um Dejna vor dem Feuer zuschützen.
„Alec",hörte ich Dejna wispern. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Ich musstesie endlich zu einem Arzt bringen. Schnell!
Wird gemacht.
Ichließ meine Flügel ausgebreitet, aber stürzte auf Bec zu. Wir gabenihm noch nicht mal die Zeit sein Feuer zu speien. Wir packten ihn undwollten ihm den Hals brechen, aber er schlug zu und verletzte eineunserer Hände. Wir mussten ihn loslassen. Bec kam auf dem Boden aufund sprintete auf uns zu. Seine Schnauze riss er weit auf und bissuns dann in den Arm. Seine Zähne verhakten sich in unserem Fleischund rissen es auf. Wir brüllten und schleuderten ihn weg. Bec lachtenur und spie dann sein Feuer in unser Gesicht. Sofort verbrannte dieeine Hälfte unseres Gesichtes, aber wir hielten die Schmerzen aus.Ich konnte nur an Dejna denken. Ich hörte wie langsam ihr Atem gingund das spornte uns noch mehr an. Ich brüllte, packte Bec und rissihn auseinander. Ich sah nur noch rot und es war mir egal, wie ichBec tötete, Hauptsache er war es. Es war mir egal, wie ich esanstellte, Hauptsache es klappte.
Eswar so, als wenn ich daneben stehen würde und zusehen würde, wiemein Drachenkörper Bec auseinander riss. Erste seine Arme und Beine,dann seinen Kopf. Es war wie ein Rausch und erst ein paar Minutenspäter war mir klar, was ich getan hatte. Das Wesen hatte michüberrannt und Bec einfach brutal getötet ... so wie ich eseigentlich auch haben wollte ... aber ohne es, hätte ich es niegemacht. Langsam realisierte ich, was passiert war und starrte aufBecs Einzelteile vor mir. Ich war voll mit seinem Blut und ichschmeckte es auch ein bisschen in meinem Mund.
Aberes dauerte nicht lange, bis ich wieder klare Gedanken hatte. Ichmusste Dejna hier weg bringen. Ich musste sie retten, das war daseinzige, was ich tun wollte. Schnell verwandelte ich mich wiederzurück und lief zu Dejnas leblosen Körper. Ihre Atmung war nochflacher geworden und auch ihre Augen waren geschlossen. Ihre Haut warblass und lief schon leicht blau an. Ich musste sie hier weg bringen.
„Alec",hauchte sie mit letzter Kraft.
„Ichbin hier, ich lasse dich nicht mehr alleine." Ich nahm ihre Handund drückte sie. „Ich liebe dich, okay? Halte durch, ich bringedich hier weg."
Schon wieder Krankenhaus.Schon wieder warten. Schon wieder nicht wissen, wie es ihr geht.
Ich war jetzt schon zweiStunden hier und wartete auf ein Ergebnis, dass es Dejna gut ging.Zum Glück war Ian da gewesen, als ich Jamie angerufen hatte. Er wargerade gelandet und war so schnell er konnte ins Krankenhausgekommen. Er operierte sie jetzt schon zwei Stunden und ich konntedie ganze Zeit nur an sie und das Kind denken. Es war noch keiner zuuns gekommen und hatte uns irgendetwas gesagt. Wir warteten zweiStunden ohne irgendeine Information. Selbst als eine Krankenschwestersich um mich gekümmert hatte. Mein halbes Gesicht war verbrannt, anmeiner Seite hatte eine riesen Wunde geprangt und auch mein Arm waraufgerissen. Ich hatte darüber nicht wirklich nachgedacht, da ichnur an Dejna denken konnte. Ich hatte sie nur ins Krankenhaus bringenwollen und alles andere war egal gewesen. Bis die Krankenschwester zumir gekommen war, um mich zu verarzten. Die Wunde an meiner Seite undauch die an meinem Arm hatte sie genäht, aber ich spürte schon, wiesie heilten. Mein Gesicht allerdings brauchte etwas länger und ichwar mir auch nicht sicher, ob noch Brandnarben oder generell Narbemzurück blieben.
Mom lief im Warteraum hinund her, sie hatte schon fast eine Spur in den Boden gelaufen. Svenund Chad waren nicht hier, sie waren in der Lagerhalle und räumtenauf. Ich hatte keine Sekunde mehr an Bec gedacht, es war unwichtig.Er würde keine Gefahr mehr für uns sein und deswegen konnte ichmich auf Dejna konzentrieren ... auf Dejna und unser Baby.
Ich saß einfach nur aufeinem der Stühle, vorgebeugt, auf meine Knie gestützt. Mein Gesichthatte ich in meinen Händen vergraben und hoffte die ganze Zeit, dassIan in den Warteraum kam und mir sagte, dass Dejna wach war undwieder gesund war. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn sie totwar. Das alles war meine Schuld gewesen, ich hätte das mit ihrlangsam angehen sollen und sie nicht sofort in der Öffentlichkeitküssen sollen, damit sie ins Kreuzfeuer geriet. Nur so hatte Bec vonihr erfahren ... ich hätte mich ganz von ihr fernhalten sollen. Ichfuhr mir durchs Gesicht und verschränkte meine Finger in meinenHaaren. Sie musste wieder gesund werden, sie musste einfach.
Es verging noch eine weitereStunde.
Und noch eine.
Und noch eine.
Es passierte einfach nichts.Und ich drehte hier fast schon durch. Inzwischen war ich auch schonaufgestanden und lief im Warteraum herum. Ich brauchte endlich einZeichen von ihr. Irgendeins, aber ich brauchte etwas. Meine Händewaren schon seit einer Stunde geballt, weil ich einfach so eine Wutin mir hatte. Ich musste irgendwo rein schlagen, aber ich hielt michschon die ganze Zeit zurück. Ich konnte hier nicht alles kaputtmachen. Aber langsam konnte ich es nicht mehr zurück halten.
„Alec?", ertönte MomsStimme und dann legte sie mir ihre zarte Hand auf die Schulter. „Sieschafft das."
„Ja, ich hoffe es."
Meine Fingerknochenknacksten schon, so fest drückte ich sie zusammen, damit ich bloßnichts kaputt schlug. Mom sah mich besorgt hat und strich federleichtüber meine Wange. Die Verbrennung ging mit jeder weiteren Stundeweiter weg.
Wieder war eine halbe Stundevergangen und wir hatten immer noch nichts von Dejna gehört. Ich warso wütend, dass ich Dejna weg geschickt hatte. Ich hätte mit ihrnach Miami fliegen sollen und auf sie aufpassen ...
„Alec?" Ian kam in denWarteraum und sofort waren meine Gedanken dahin. Ich ging mitschnellen Schritten auf ihn zu.
„Was ist? Geht es ihrgut?", fragte ich schnell. Ian sah mich an und ich erwartete schondas schlimmste.
„Sie war schwer verletzt,Alec. Nicht nur das sie diese Stichwunde am Bauch hatte, sondern auchdas Gift, was in ihrem Körper war. Es war wirklich kritisch."
„Aber du hast eshinbekommen. Sag mir, dass du es hinbekommen hast!", schrie ich ihnfast an. Mom legte mir eine Hand auf den Arm.
„Alec, bitte", flüstertesie.
„Ich musste ihr Blutaustauschen, Alec, und sie dann in ein künstliches Koma versetzten.Jetzt müssen wir hoffen, dass sie das Blut annimmt und sich wiedererholt", erklärte Ian langsam. Das hieß, ich musste noch weiterwarten, bis sie aufwachte ... und das würde sie, das musste sie.
„Was ist mit dem Baby?",fragte Mom mit leicht zittriger Stimme. Ian seufzte und sah erst michund dann Mom an.
„Ich versuche mein Bestes,Jillian. Ich hab mir noch mal die Ultraschallbilder angesehen, vonvor drei Tagen. Es war eigentlich eindeutig gewesen", fing er an,aber Mutter unterbrach ihn.
„Heißt das, sie war dochnicht schwanger?"
„Doch, aber das Baby warweiter entwickelter als ich angenommen hatte. Manchmal passiert es,dass man eine unentdeckte Schwangerschaft durchläuft. Dadurch, dassdu gedacht hast, dass Dejna schwanger sein könnte, habe ich denFötus erkennen können, allerdings war er schon viel größer alsich angenommen habe." Was?
„Warte, stopp mal. Wasbedeutet das denn jetzt?", fragte ich.
„Bei Drachen dauert esnicht lange, bis man Schwanger wird, es kann schon fünf Tagen nachdem Sex passieren und anscheinend war das bei euch der Fall.Allerdings bildete sich der Bauch nicht nach außen, sondern nachinnen. Dejna hatte so viel Stress, seit sie dich kennt, dass sie eseinfach verdrängt hat. So etwas kommt manchmal vor, davon malabgesehen, das das Baby immer noch in seinem Ei ist." Oh man. Mirwird richtig schwindelig. Schwangerschaften waren nicht wirklich meinThema, allerdings weiß ich, dass wenn ein Drache und sein Gefährteein Baby haben wollen, das es normal gezeugt wird. Allerdingsentwickelt sich das Kind nicht normal. Am Anfang war der Fötus ineinem Ei, das sich innerhalb der Schwangerschaft auflöste und dasBaby dann normal zur Welt kam. Mir war das alles zu kompliziert undich hatte wirklich gehofft, dass ich dieses Wissen nicht abrufenmusste.
„Was heißt das jetztgenau?", fragte Mom.
„Ich musste das Ei miteinem Kaiserschnitt heraus holen, sonst hätte ich Dejna nichtoperieren können und ihr auch nicht neues Blut geben können. Zudemkommt noch hinzu, dass sie Dejna vielleicht gerettet hat. Es warunglaublich, so etwas habe ich noch nie gesehen. Es kann sein, dasssie, dadurch das Alec das Wesen in sich trägt größereHeilungskräfte besitzt und sich auch schneller entwickelt, alsandere Babys. Es ist noch nie vorgekommen, dass der Wirt des WesensKinder hatte. Ich hab sie in einen speziellen Brutkasten gelegt,damit sie in Ruhe schlüpfen kann, danach geht der Überlebenskampfweiter." Ich war total überfordert. Ich verstand gar nicht was Ianda sagte. Es war ja schon ein Schock für mich gewesen, dass Dejnaüberhaupt Schwanger war.
„Lebt es also?"
„Im Moment ja, aber sieist noch nicht aus Lebensgefahr." Mom schrie auf.
„Du hast es schon wiedergesagt! Sie! Ist es ein Mädchen?" Ian schüttelte den Kopf undlächelte leicht.
„Ja, ein Mädchen. Ich habmit einem Spezialgerärt durch die Schale gesehen und schon leichteEntwicklungen gesehen. Ich kann nichts richtiges sagen, aber es sahaus, wie ein Mädchen." Mein Gehirn verabschiedete sich. Das war zuviel für mich. Langsam taumelte ich zurück und ließ mich auf einStuhl sinken. Das alles war doch surreal.
„Alles in Ordnung?",fragte Ian mich. Mom setzte sich neben mich und nahm meine Hand.
„Ich glaube, er brauchtetwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass er Vater ist", grinsteMom. Das wars. Mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte vom Stuhl.
Ichwar Vater!
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