Kapitel 36
Kapitel 36
Wir waren gerade auf dem Wegzurück in die Villa. Ich saß neben Marina und hielt ihre Hand. Siehatte, seit wir aufgebrochen waren, kein Wort gesagt. Ich hatte dieganze Zeit ihre Hand gehalten und die Fragen der anderen beantwortet,weil Marina einfach nichts gesagt hatte. Sie wollte auch nichts aufder Beerdigung sagen. Es war einfach zu viel für sie. Und ichglaubte, sie gab sich auch die Schuld dafür, dass sie tot waren,obwohl sie mir weiß machen wollte, dass es nicht meine Schuldgewesen war, obwohl ich ihr gerne diese Last abgenommen hätte. Eswäre einfacher, wenn sie auf mich sauer war, als hier stumm zusitzen und nichts zu tun.
Sanft strich ich mit demDaumen über ihren Handrücken. Sie sah zu mir und ich zog siewortlos in meinen Arm.
„Danke", murmelte sie anmeiner Schulter; ich nickte nur.
Als wir an der Villaankamen, war Marina schon längst am schlafen. Also hob ich sie aufmeine Arme und trug sie in ihr Zimmer. Dort legte ich sie ins Bettund deckte sie zu. Ein paar Minuten blieb ich stehen und sah auf ihrfriedlich schlafendes Gesicht herunter. Früher war ich immer früherwach gewesen und hatte ihr beim Schlafen zugesehen, weil ich sieeinfach wunderschön fand. Sie sah im Schlaf so friedlich undunbeschwert aus.
Ich schüttelte den Kopf,ging schnell zum Fenster und zog den Vorhang vor, dann wollte ichgehen, aber Marina gab einen Laut von sich, sodass ich mich noch malnach ihr umdrehte.
„Geh nicht", flüstertesie. Vor einem Jahr wäre ich geblieben, davon war ich überzeugt,aber nicht heute. Ich wollte Dejna anrufen, ich brauchte sie jetzt.Und wäre Marina nicht hier, hätte ich mich sogar in den Fliegergesetzt und wäre nach Miami geflogen. Ich musste in ihr Gesichtsehen und sie einfach küssen ... aber das ging nicht.
„Schlaf weiter, Marina.Ich werde nachher noch mal nach dir sehen", sagte ich und schlossdie Türe hinter mir.
Als ich dann in meinemZimmer war, holte ich sofort mein Handy raus und hatte auch schonDejnas Nummer eingetippt, aber da viel mir ein, dass sie vielleichtimmer noch etwas mit den Jungs machte. Also wählte ich stattdessenMutters Nummer. Diese ging auch nach dem vierten Tuut dran.
„Alec, mein Sohn, eineÜberraschung. Ich dachte, du würdest eher Dejna anrufen, als mich",fing sie sofort an mich zu sticheln.
„Ich hatte sie heuteMorgen schon mal angerufen, aber sie hatte mir ne Sms geschrieben dassie beschäftigt sei, deswegen wollte ich dich erst einmal anrufen,ob du weißt, ob sie und die Jungs schon wieder da sind." Es wurdeleise bei Mom. „Mom, alles okay?"
„Sie hat dir geschrieben,dass sie mit den Jungs unterwegs ist?" Jetzt wurde ich auchstutzig.
„Ja, sie wollten doch neueSongs schreiben."
„Sie bekommen dasTonstudio erst Morgen." Das war das letzte, was ich hören wollte.
„Mom, wo ist sie?"
„Ich hab sie seit heuteMorgen nicht mehr gesehen. Sie hat mir erzählt, dass sie Streit mitBastian hatte und dann etwas Auszeit gebraucht hatte. Am Strand hatsie dann einen alten Freund getroffen mit dem sie den ganzen Tagzusammen sein wollte." Ein alter Freund? Warum hatte sie mir dannnicht geschrieben das ... Nein, nein, nein, raus aus meinen Gedanken.Dejna würde mich nicht betrügen, so jemand ist sie nicht. ... Aberwarum sagt sie mir, dass sie mit den Jungs unterwegs war, obwohl siegenau wusste, dass meine Mutter bei ihr in Miami war? Da passt dochwas nicht zusammen. So dumm wäre Dejna nicht. Sie hätte nicht zweiAusreden benutzt, sie hätte die gleiche Ausrede benutzt, um unsnicht auf dumme Gedanken zu bringen. Da stimmte etwas ganz und garnicht.
„Wann hast du zuletzt mitihr gesprochen?", fragte ich Mom.
„Heute Morgen, als ich sienach dem Frühstück angerufen habe. Sie sagte zu mir, dass sie denganzen Tag mit diesem Typen zusammen blieb, sie wollten ins Kinoglaub ich. Allerdings sollte ich dir auch nichts davon erzählen."Ich kniff mir in den Nasenrücken und schloss die Augen. Das passtedoch alles nicht zusammen. „Alec, meinst du, sie betrügt dich? Daskann ich mir wirklich nicht vorstellen, weil sie ja ...", plapperteMutter einfach drauf los, redete aber dann plötzlich nicht mehrweiter. Das ließ mich aufhorchen.
„Mom? Weil sie was?"
„Nichts, nichts. Das gehtdich nichts an."
„Mom, wenn es wichtig ist,musst du es mir sagen."
„Nein, nein, also wichtigist es schon, aber es kann noch etwas warten, bis du es erfährst."Das gefiel mir gar nicht, aber jetzt musste ich erst einmalüberlegen, was es mit diese zwei Ausreden von Dejna zu tun hatte.„Meinst du ihr ist etwas passiert?", sprach meine Mutter meineschlimmste Befürchtung aus, die ich noch nicht einmal gewagt habe zudenken.
„Ich weiß nicht", gabich zu und schloss die Augen. „Sag Chad er soll nach ihr suchen. Ersoll versuchen in jedes Kino zu kommen, was er schafft und nach ihrfragen."
„Okay, und was machst du?"
„Ich muss sie finden. Ichkomme zu euch."
„Alec ... wenn ihr waszugestoßen ist, dann solltest du zuhause bleiben. Hier geht es immernoch um dich, sie wird nur ein Druckmittel sein."
„Ja."
„Ich werde mit Chad nachihr suchen und dann melde ich mich noch mal."
„Ja."
„Tu nichts unüberlegtes."Ich legte auf und schmiss mein Handy auf mein Bett. Dann schrie ichauf, ballte meine Hand zu einer Faust und schlug gegen eine Wand. Ichschnaubte und Rauch stieg aus meiner Nase empor. Mein Körper hattesich halb in einen Drachen verwandelt. Mein Drachenschwanz fegteSchränke bei Seite. In der Wand war ein riesiges Loch und meine Handwar zu einer riesigen Klaue geworden.
Die Türe wurdeaufgeschlagen und Jamie stand sofort im Türrahmen, hinter ihm standSven.
„Alec?", fragte Jamielangsam und leise. Ich ballte meine Klaue noch mehr und sah diebeiden aus lodernden Augen an. „Ganz ruhig. Alles ist okay."
„Jamie, geh zu Marina undbring sie nach unten", befahl Sven und trat vor Jamie.
„Sven, er schafft das."
„Das glaube ich eherweniger. Wir zwei werden nicht mit ihm fertig, wenn er sich nochweiter verwandelt."
„Du musst mit ihm reden,Sven, nicht drauf schlagen und ihn auch nicht drängen, das hat beimletzten Mal auch nicht geholfen."
„Ich weiß es, ich warauch dabei gewesen." Ich knurrte tief aus der Brust. „Jetzt machschon." Jamie nickte und war dann auch verschwunden. „Alec, hörstdu mich?" Idiot, klar hörte ich ihn, aber um ehrlich zu sein,wollte ich ihn nicht hören. Ich wollte mich nur noch verwandeln undalles zerstören, was mir in den Weg kam.
Alec war schon zur Hälfteein Drache, es dauerte nicht mehr lange, da würde er sich ganzverwandeln und das wäre nicht so gut, weil er einfach zu groß fürdas kleine Zimmer sein würde.
Ich konnte mich noch gut andas eine Mal erinnern, als ich gesehen hatte, wie Alec sich vor Wutin einen rasenden Drachen verwandelt hatte, der einfach alles undjeden zerstörte, was ihm in den Weg kam. Es war vor 500 Jahrengewesen, als Chester gestorben war. Ich war neu bei Alec eingestelltgewesen. Gerade mal einen Monat hatte ich mit Alec zu tun gehabt undhatte echt nicht damit gerechnet, dass er so blutrünstig werdenkonnte. Vor 500 Jahren war Chad hier gewesen und hatte Alecbesänftigen können, allerdings hatte Alec das ganze Hausauseinander genommen. Und nach diesem Vorfall hatte man mir dannrichtig erzählt, was mit Alec war. Er war nicht normal, das wussteich seit diesem Tag an. Er war kein normaler Drache, er war derDrache. Bei uns in derAnderswelt gab es eine Prophezeiung, die besagt, dass es einen wahrenHerrscher gab. Von Jahrhundert zu Jahrhundert wechselte er seineGestalt. Vor 550 Jahren war es ein Werwolf gewesen. Als diesergestorben war, hatte er sich eine neue Hülle gesucht und diese warAlec gewesen. Auf jeden Fall heißt es, dass dieses Wesen dasmächtigste auf der Welt sei, allerdings war es auch unberechenbar.Wenn dieses Wesen aus einem ausbrach, dann war die Hülle verloren,tot, existierte nicht mehr.
Alechatte noch nie richtig mit diesem Wesen kämpfen müssen, seit demTag an dem sein Vater gestorben war. Seitdem hatte er es eigentlichganz gut im Griff ... bis jetzt.
Alecstieß sich von der Wand ab und drehte sich zu mir. Ich schluckte undballte eine Hand zur Faust. Ich musste ruhig mit ihm reden und ihndazu bringen, sich nicht ganz zu verwandeln.
„Alec,es bringt doch nichts. Wenn du mir sagst, was los ist, dann kann ichmich daran setzten, okay?" Er knurrte nur laut. „Ich weiß, dubist sauer und das ist auch verständlich, aber damit hilfst dukeinem. Du musst bei klarem Verstand sein."
„Alec!",hallte Marinas Stimme durchs Haus und im nächsten Moment stand siehinter mir im Türrahmen. Verdammt, Jamie! „Sven, lass mich zuihm."
„Erwird dich töten, Marina."
„Erwird mir nichts tun." Sie wollte an mir vorbei gehen, aber ichhielt sie am Handgelenk fest.
„Daskann ich nicht zulassen. Er hat beim letzten Mal das ganze Hauszerstört, er wird nicht vor dir halt machen, Marina." Sie risssich los und ging langsam auf Alec zu.
„Alec,du darfst dich nicht verwandeln, hörst du mich?" Sie ging immernur einen Schritt weiter. „Ich liebe dich, Alec, hörst du? Dudarfst nicht zu diesem Wesen werden, das weißt du doch. Und willstdu uns das antun? Willst du das Dejna antun?" Wieder knurrte Aleclaut und ging einen Schritt auf Marina zu. Sein riesiger Schwanzbewegte sich schon und ich sah, wie er Marina erfasste und an dieWand schleuderte. Ich packte sie und drückte sie nach hinten, bevorAlecs Schwanz sie erfassen konnte, allerdings erfasste er dann michund ich wurde voller Wucht gegen die Wand geschleudert.
„Sven!",rief Marina. Ich rutschte die Wand herunter und keuchte. Irgendwashatte geknack, als ich gegen die Wand geschleudert wurde und das warirgendwas in meinem Rücken gewesen, aber das interessierte michgerade nicht wirklich.
„Verschwinde,Marina", knurrte ich und auch mir wuchs mein Drachenschwanz.
„Sven,du schaffst es nicht alleine gegen Alec."
„Jetztverschwinde endlich!", knurrte ich sie an. Sie sah noch mal zuAlec, der sich aufbäumte. Es dauerte nicht mehr lange, bis er sichganz verwandelte. Sie unterdrückte aufkommende Tränen und liefschnell aus dem Zimmer.
Ichrappelte mich schnell auf und fixierte Alec. Er stand vor derFensterfront, das war meine einzige Möglichkeit. Also rannte ich aufihn los, packte ihn und flog zusammen mit ihm durchs Fenster. Wirkrachten durch die Scheibe und knallten unsanft im Garten auf. Alecknurrte laut und bestialisch. Ich sprang schnell von ihm herunter undstellte mich in Angriffsposition. Alec rappelte sich auch langsam aufund sah mich aus starrem Blick heraus an. Seine Augen waren nicht wiesonst eisblau. Diesmal waren sie gelb glühende Schlitze. Ich wusste,dass Alec auch einmal ausrasten konnte, aber so hatte ich ihn wiegesagt erst ein Mal erlebt und das noch nicht mal richtig. Man hattemich vor 500 Jahren mit den anderen Angestellten in Sicherheitgebracht. Ich hatte noch nicht mit Alecs glühenden gelben Schlitzenzu tun gehabt. Wie sollte ich ihn nur besänftigt bekommen? Es halfeinfach nichts. Wenn ich es so machte, wie Chad vor 500 Jahren, dannwürde ich verlieren. Ich konnte nicht gut reden, also musste ich esauf meine Art machen ... die mich vielleicht mein Leben kosten würde.Dann wollen wir mal.
Ichschloss die Augen und verwandelte mich in einen Drachen.
„Verdammt,Sven. Was tust du da?", ertönte Jamies Stimme hinter mir.
Ich versuche, ihn wiederzur Vernunft zu bekommen. Du weißt genauso gut wie ich, dass ichnicht reden kann, noch nie. Ich muss es so versuchen,sagte ich Jamie durch Gedanken.
„Aberbitte pass auf."
Mache ich. Keine Sorge.
Alechatte sich noch kein Stück bewegt, aber jetzt rappelte er sich aufund ... lachte. Er fing an, zu lachen. Es war ein grässlicher Laut,den er von sich gab. Ich hoffte nur, dass Alec noch irgendwo dadrinwar und wir ihn nicht schon längst verloren hatten.
Alec, du musst dagegenankämpfen, hast du gehört? Marina ist noch hier, wenn duausrastest, wird sie es nicht überleben. Du willst doch keinem etwastun, das bist nicht du,versuchte ich in Gedanken auf ihn einzureden. Im nächsten Momentstand Alec in seiner vollen Drachengestalt vor mir und überragtemich. Er war bestimmt drei Mal größer als ich.
Ich bin stärker als du!,kreischte es in meinem Kopf. Ich verzog das Gesicht und kniff dieAugen zusammen. Es war nicht Alec, der gerade gesprochen hatte. Eswar das Wesen.
Sven, hilf mir!,schrie Alecs Stimme in meinem Kopf. Sofort hob ich den Kopf wiederund sah den riesigen Drachen vor mir an. Alec! Er war doch noch darinund er kämpfte gegen dieses Wesen an, nur wie konnte ich ihm helfen,es zu besiegen? Ich konnte nur eins tun und das war, es abzulenken.Also fackelte ich nicht mehr lange und lief auf den Drachen vor mirzu. Er fixierte mich sofort, aber ich rannte weiter und sprang kurzvor ihm in die Luft, nur um auf ihm zu landen und ihn zu Boden zudrücken. Ich benutzte all meine Kraft, um den Drachen unter mir festzunageln und nicht los zulassen. Ich würde nicht zulassen, dass erAlec zerstörte. Der Drache wehrte sich heftig gegen meinen Griff,aber ich blieb stur auf ihm sitzen. Das war das einzige, was ich fürAlec tun konnte. Ich wusste nichts, was ich sonst tun konnte.
DerKampf gegen diesen großen Drachen wollte einfach nicht aufhören.Mir schwanden langsam die Kräfte, aber ich rief mir immer und immerwieder ins Gedächtnis, dass ich Alec retten musste. Es kam mir vorwie Stunden, Stunden die ich schon gegen eine ungeheure Kraftankämpfte, als diese mich doch besiegte und weg schleuderte. Ichknallte gegen die Hauswand und rutschte geschafft an ihr herunter.Mein Blick war weiter auf Alec gerichtet, denn ich hatte dieBefürchtung, dass sich der Drache aufsetzten würde und dann davonfliegen würde ... aber das tat er nicht. Er krümmte sich auf demBoden und schrie laut auf. Und im nächsten Moment verwandelte sichder Drache zurück in einen Menschen, in Alec. Dieser krümmte sichvor Schmerzen und krallte sich ins Gras. Ich verwandelte mich sofortzurück und lief zu ihm, aber eine Person war schneller wie ich.Marina.
Sielief mit einer Decke auf Alecs nackten Körper zu und deckte ihnsofort zu. Sie kniete neben ihm und hielt seine Hand festumschlossen. Ich war zu weit weg, um zuhören, was sie vor sich herflüsterte, aber das war mir gerade im Moment auch egal. In mir tobteauch ein Sturm von Schmerzen. Durch den Aufprall gegen die Wand,hatte ich mir zwei Rippen gebrochen. Ich sackte zu Boden und schlossschmerzhaft die Augen.
Plötzlichlegte sich etwas um meine Schultern.
„Allesokay?", fragte Jamie mich. Ich machte mühevoll die Augen wiederauf und sah ihn an.
„Ja,das wird wieder", meinte ich nur. Er nickte und legte mir eine Handauf die Schulter.
„Dashast du gut gemacht. Ich glaube, dass hat Alec mehr gebraucht, alsjemand der auf ihn einredet." Ja, er hatte gegen das Wesenankämpfen müssen und gewinnen müssen, sonst würde es immer undimmer wieder aus ihm herausbrechen.
Jamiehalf mir auf zustehen und zusammen gingen wir zu Alec und Marina. Ichließ mich neben Alec ins Gras fallen. Sein Gesicht war schmerzhaftverzerrt und er krallte sich in Marinas Hand. Diese strich mit ihrerfreien Hand über seine Schläfe und durch sein Haar.
„Wirder wieder oder haben wir ihn verloren?", schluchzte sie. Jamiekniete sich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schultern.
„Wirhaben ihn nicht verloren, Marina. Er hat es geschafft." Ja, erhatte es geschafft, wenn nicht, dann hätte ich mir das nieverziehen.
Ichwar schon wieder betäubt worden, denn ich war nicht mehr in dieserkleinen Zelle, wo ich das erste mal aufgewacht war. Ich hattemitbekommen, als dieser Typ, der mein Handy mitgenommen hatte, wiedergekommen war, um mich wohl irgendwohin zu bringen. Dieser Trottel,der mich mit entführt hatte, hatte seinen Namen gesagt und irgendwasvon einem Flug geredet. Drago, so hieß der Typ mit der Glatze, wardann zu mir in die Zelle gekommen und hatte mich wieder mit einemHandtuch betäubt. Was mir jetzt wieder Kopfschmerzen bereitete.
Ichwar schon etwas länger wach, sodass ich mir meine neue Zelleanschauen konnte. Diesmal saß ich in der Mitte eines Raumes, einesSchlafzimmers. Es war eigentlich ganz nett eingerichtet, es sah auswie ein ganz normales Schlafzimmer. Mit Bett, Kleiderschrank,Schreibtisch und Kommode. Und trotzdem saß ich hier auf einem Stuhlgefesselt, diesmal waren meine Arme an den Lehnen des Stuhlesgefesselt. Ich versuchte wieder, diese zu lösen, aber es war dasgleiche, wie in der anderen Zelle. Das stramme Seil schabte mir nurmeine Haut auf. Ach, und den Knebel hatte ich natürlich auch wiederim Mund, damit ich nicht herum schrie und die Nachbarn michvielleicht hören konnten. Ich nahm an, dass wir schon Nachmittaghatten, da die Sonne durch ein Fenster, das hinter mir war, hereinschien.
Ichmusste mir irgendwie überlegen, wie ich hier raus kam. Ich musstemich und mein Baby in Sicherheit bringen. Und ich durfte ihnen erstRecht nicht Alec liefern. Ich musste verhindern, dass sie michbenutzten, um an Alec heran zukommen.
Ichversuchte den Stuhl etwas zu bewegen, aber das half auch nichtwirklich. Würde ich weiter wackeln, würde ich nur zur Seite fallenund das half mir erst Recht nicht weiter.
„Istsie schon wach?", hörte ich plötzlich jemanden vor der Türfragen. Und nein, es war nicht irgendjemand, sondern Drago. DieseStimme, sie verpasste mir immer und immer wieder eine unangenehmeGänsehaut.
„Ja,sie hat versucht sich mit dem Stuhl zu bewegen", antwortete ihm einTyp. Bitte was? Hängt der mit seinem Ohr an der Türe oder was?
Diesewurde allerdings jetzt geöffnet und Drago stampfte ins Zimmer,hinter ihm ging die Türe wieder zu. Ich sah ihn an und ballte meineHände zu Fäusten. Er hielt wieder mein Handy in seiner Hand undspielte damit.
„Hastdu schön geschlafen?", fragte er mit seiner unangenehmen Stimme.Ich funkelte ihn nur an. „Ach, wir sind heute ein bisschenzickiger. Machst du dir keine Gedanken mehr um dein Kind?" Nein, D,du springst da nicht drauf an, das will er nur. „Hmm, du gefällstmir. Ich hab nur ein Problem. Anscheinend wissen sie, dass duverschwunden bist, weil dein Romeo schon die ganze Zeit anruft undNachrichten hinterlässt." Drago drückte eine Taste auf meinemHandy und spielte eine Voicemail ab.
„Dejna,bitte melde dich. Ich muss wissen, dass es dir gut geht", ertönteAlecs Stimme aus dem Handy. Ich ballte meine Hände noch etwas mehrund biss mir auf die Zunge, damit ich nicht etwas unüberlegtesmachte.
„Wasfür einen Hinweis hast du ihnen gegeben?", fragte er mich, kam aufmich zu und riss mir den Knebel aus dem Mund. Ich schluckte und bekamnoch mehr Angst vor diesem Typen.
„Ich... ich hab nichts gesagt. Ich schwöre." Drago beugte sich zu mirund stützte sich auf meinen Armen ab, die auf der Stuhllehnegefesselt waren. Er stützte sich mit seiner ganzen Kraft darauf undpackte auch fest zu, sodass ich aufschrie. Er hätte mir die Armebrechen können, aber kurz davor ließ er mich los und drehte mir denRücken zu.
„Undjetzt noch mal."
„Ichweiß nicht, wie sie darauf gekommen sind. Ihr Freund hat eine Smsvon meinem Handy an Alec geschickt, kurz bevor Sie gekommen sind",rief ich schnell, aus Angst er könnte mir wieder wehtun. Sofortdrehte er sich zu mir um und sah mich genau an. Dann suchte er inmeinem Handy herum und fluchte. Ich schluckte. Drago stampfte zurTüre und rief etwas. Als nächstes hörte ich schnelle Schritte unddann stand auch schon der Typ in der Tür, der mich entführt hatte.
„Wasist das?", fragte Drago sauer und der Mann vor ihm wurde immerkleiner.
„Erhat angerufen und ich dachte mir, damit er nicht nach ihr suchtschreibe ich ihm etwas", verteidigte sich der Mann.
„Idiot!"Was jetzt geschah raubte mir den Atem. Drago packte den Mann einfacham Kopf und brach ihm das Genick. Ich schrie vor Schreck auf. DerMann fiel leblos zu Boden und bewegte sich nicht mehr. „Bringt ihnweg", bellte Drago und schob die Leiche, mit Hilfe der Türe, ausdem Zimmer; die Türe machte er wieder zu. Jetzt hatte ich noch mehrAngst vor diesem Typen. Ich wollte nur so weit es ging von ihm weg,da wäre noch nicht mal ein riesiges Fußballfeld weit weg genug,wenn er auf der einen Seite stand und ich auf der anderen Seite. Ichpresste meinen Rücken an die Rückenlehne des Stuhles, um weiter vondiesem Mörder weg zu sein, aber es nützte nichts.
Imnächsten Moment klingelte wieder mein Handy.
„Hmm,Bastian. Was machen wir denn jetzt, Dejna? Weiter anlügen kannst dusie nicht."
„Bitte,bitte lasst Bastian da raus", flehte ich. Drago zeigte mir meinHandy und dann drückte er den Anruf weg.
„Gut,dann tut es mir leid", meinte er und drehte sich um. Wie ... was ...was meinte er damit? „Wir müssen dich für das Treffen mit Alecfertig machen." Mir wich alle Farbe aus dem Gesicht. Er hatte jaschon gesagt, dass ich sterben werde, aber so schnell? Ich ... ichkonnte noch nicht sterben, ich musste Alec doch noch ... das gingnicht. Ich wollte ihn noch einmal sehen. Verdammt, ich wollte nochnicht sterben.
Dragoging zur Tür und jemand mit einer Kamera kam ins Zimmer. Nein. Ichwehrte mich gegen meine Fesseln, aber es half alles nichts, ich warihnen ausgeliefert und keiner wusste, wo ich war. Ich würde hier indiesem Zimmer sterben und mein kleines Baby hatte noch nicht einmaldie Chance zu leben.
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