Kapitel 33
Kapitel 33
Ich saß an meinemSchreibtisch und starrte auf meinen Laptop. Ich konnte mich einfachnicht konzentrieren. Mir schwirrte zu viel im Kopf herum. Erst einmaldie Sache mit Marina, dann dieser Druck der auf mir lastet, wegendiesen Typen. Und jetzt auch noch Dejna. Ich hab echt kein gutesGefühl bei der Sache, sie alleine zu lassen, aber ich brauchte Chadund Sven konnte ich nicht mit ihr mit schicken, weil ich weiß, dasssie sich nicht so gut mit ihm versteht, was eigentlich bescheuert war... es sollte hier um ihre Sicherheit gehen und nicht um ihreVorlieben, welcher Bodyguard sie beschützt, aber ich wollte, dasssie wusste, dass ich ihr vertraute. Das musste ich einfach. Ichkonnte sie nicht die ganze Zeit bewachen. Wenn ich das täte, würdeich sie aus meinen Armen treiben und das war das letzte was ichwollte. Ich wollte sie gesund und munter in meinen Armen halten undmein restliches Leben mit ihr verbringen. Und genau deswegen war ichnoch unkonzentrierter. Wir hatten uns noch nicht verbunden und jetztwar sie noch anfälliger als sonst. Eine Kugel und schon ist sie tot.Ich hätte sie noch etwas länger hier behalten sollen. Ich hättemich an sie binden sollen.
Das Klingeln der Haustüreriss mich aus meinen Gedanken. Irgendjemand machte die Türe auf unddann hallte ein hoher und erstickter Schrei durchs Haus. Ich sprangsofort auf und ging zur Haustüre. Ich kam gerade noch richtig, umMimi aufzufangen, bevor sie zu Boden stürzte. Ich sprintete zu ihrund hielt sie in meinen Armen; sie war Ohnmächtig. Jetzt kamen auchdie anderen und sahen dieses Massaker vor unserer Türe.
Dort lagen zwei tote Körper.Sie waren geschunden worden, überall waren lange und tiefe Wunden.Todesursache: eine tiefe Schnittwunde am Hals. Dieser Anblick warschon brutal, aber dann zu sehen, wer diese zwei Personen waren,raubte selbst mir den Atem.
„Oh mein Gott", entkames mir. Ich wollte mich herumdrehen und verhindern, dass die falschePerson es sah, aber da stand Marina schon neben mir. Ich hatteerwartet, dass sie schrie, aber sie blieb reglos und starrte die zweimisshandelten Körper an, die einmal ihre Eltern gewesen waren.
Sven nahm mir Mimi ab undich stellte mich vor Marina, um die Leichen ihrer Eltern zuverdecken.
„Marina?", fragte ichleise und legte meine Hände auf ihre Schultern. Sie war so reglosund das sie atmete sah ich auch nicht. Aber da schluckte sie, dochihr Blick blieb ausdruckslos.
„Sie wissen es", hauchtesie.
„Was war das für einLärm?", ertönte die Stimme meiner Mutter, die aus der Küche kam.
„Bleib stehen", meinteich nur und drehte Marina um; ich drückte sie ins Wohnzimmer.
„Warum was ist ...",fing sie an und da sah sie die zwei. „Charlie ... Rosé ..." Ichpackte Mom und zog sie auch mit. Ich drückte beide aufs Sofa undkniete mich vor sie. „Wie konnte das passieren? Warum haben sie siegetötet?", platzte es aus Mom heraus. Ich achtete einen Momentnicht auf sie. Meine Sorge war Marina. Sie war immer noch reglos undstarrte einfach geradeaus. Plötzlich löste sich eine Träne ausihren Augen. Ich strich sie weg und legte meine Hand auf ihre Wange.
„Dafür werden sie büßen,das schwöre ich dir", versprach ich Marina. Ihre Lippen bebten und dann schloss sie die Augen. Tränen rannen über ihre Wange.Neben mir hörte ich Mom schlucken und dann hielt sie mirTaschentücher hin. Ich nahm mir eins und wischte Marina die Tränenweg.
Langsam kam Sven ins Zimmer.
„Ich habe sie erstmal inden Keller gebracht und dann hab ich die Leichenhalle angerufen. Siekommen sie sofort abholen", informierte er uns. Ich bedankte michbei ihm und wischte Marina immer noch die Tränen weg. Sie nahm sichdie Taschentücher und stand auf. Ich ließ sie alleine gehen, folgteihr aber. Sie wollte bestimmt in ihr Zimmer und genau da ging sieauch hin. Sie legte sich aufs Bett und weinte dort weiter. Ichallerdings blieb im Türrahmen stehen. Das alles war meine Schuld. Eswar ja schon offensichtlich, das diese Typen etwas gegen mich habenund das sie mein Umfeld mit hinein ziehen. Sie verletzten nichtdirekt mich, sie verletzten die Personen um mich herum, damit ichmich schuldig fühle.
„Alec?", hauchte Marinaund zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Ich ging mit schnellenSchritten zu ihr ans Bett und legte mich neben sie. Sie brauchte michjetzt und ich würde immer für sie da sein. Sie kuschelte sichsofort in meinen Arm und krallte sich in mein Hemd.
„Es tut mir so leid",flüsterte ich in ihr Haar. Aber Marina schüttelte nur den Kopf.
Sie weinte jetzt schon einehalbe Stunde. Ich ließ sie einfach weinen und hielt sie in meinemArm. Das brauchte sie jetzt einfach.
„Versprich mir, dass sienicht umsonst gestorben sind", hauchte sie dann plötzlich. Ichschloss die Augen und drückte sie fest an mich.
„Wir werden uns rächen,Marina. Ich werde diese Typen nicht ungeschoren davon kommen lassen,das verspreche ich dir." Sie sah auf und ich strich sanft dieTränen aus ihren Augenwinkeln.
„Aber bitte pass auch aufdich auf." Sie reckte den Hals und küsste mich. Ich erwiderte denKuss nicht und drückte Marina etwas von mir weg.
„Ich weiß, dass du dasjetzt brauchst, aber ich kann das nicht, Marina." Sienickte bloß und vergrub ihr Gesicht wieder in meinem Hemd.
Ichweiß nicht, wie lange ich noch mit Marina hier lag, bis sie von demganzen Weinen eingeschlafen war. Ich deckte sie zu und ging leise ausdem Zimmer. Dann sah ich auf mein Handy. Kein Anruf, keine Nachricht.Das war komisch. Ich hatte Dejna doch gebeten, dass sie mir schreib,wenn sie gelandet war. Ich sah auf die Uhr und bekam ein ungutesGefühl im Bauch. Sie musste schon vor einer Stunde gelandet sein.
Sofortwählte ich ihre Nummer und wartete und wartete und wartete. Es kamnur dieses bescheuerte Tuuut und nach einer Weile meldete sich dieMailbox.
„Verdammt",fluchte ich und lief schnell die Treppe herunter und in mein Büro.Doch als ich dort das Telefon abhob, klingelte mein Handy. Schnellsah ich drauf und atmete erleichtert aus. Dejna.
„Hey",ging ich dran. „Wo warst du?"
„Entschuldige",meinte sie und hörte sich etwas außer Atem an.
„Allesokay?"
„Esgeht. Ich bin noch im Flugzeug. Ich musste mich gerade nur übergeben,deswegen konnte ich nicht ran gehen."
„Istjemand bei dir?"
„DerPilot war bei mir. Er geht mir gerade etwas zu trinken holen."
„Verdammt,ich hätte dich nicht alleine fliegen lassen sollen." Sie hörtesich geschafft und müde an. „Ich mache mich auf den Weg, ich lassedich nicht mehr alleine."
„Nein,bleib in London. Du musst diese Typen finden und dem ganzen Chaosendlich ein Ende machen." Sie hatte ja Recht und dabei wusste sienoch nicht mal von den neuen Toten.
„Dannschicke ich dir aber jemand anderen." Sie seufzte und stimmte dannnach fünf Minuten auch zu. Im Hintergrund sprach jemand mit ihr undwir legten auf. Ich hatte den Pilot vorher noch mal ans Handybekommen und ihm befohlen, sie sicher ins Hotel zu bringen. Zum Glückhatte er keine Proteste gemacht und einfach meinen Befehl angenommen.Ich denke mal, dass Dejna auch nicht gerade gesund aussah und er esnicht verantworten konnte, dass ihr noch mehr passierte. Und darumwar ich froh.
„Wardas Dejna?", erschreckte mich meine Mutter. Ich drehte mich zu ihrum und sah sie an.
„Ja,sie hat sich wieder erbrochen."
„Lassmich zu ihr fliegen, sie braucht eher eine Freundin zum reden, alseinen großen Bodyguard wie Chad." Ich stöhnte und massierte mirden Nasenrücken. „Von mir aus kann ich Chad auch mitnehmen."
„Ja,das wäre mir lieber."
„Ichkümmer mich um alles, damit Chad und ich so schnell wie möglich loskönnen." Ich nickte und setzte mich auf meinen Stuhl. Mom kam nochmal zu mir und küsste meine Stirn. „Wir bekommen diese Typen schonund Dejna wird nichts mehr passieren." Ich hoffe es.
Alec hatte mir gestern nochgeschrieben, dass Jillian sich mit Chad auf den Weg machte, um zu mirzu kommen. Das war zwar keine gute Nachricht gewesen, aber andersging es nicht. Ich wusste ja, dass er sich Sorgen um mich machte unddas ich ein beliebtes Ziel geworden bin. Ich war nun einmal derSchlüssel zu Alecs Herz, wenn mir etwas passierte, würde er richtigausrasten. Und ich glaube, dass wussten diese Typen auch. Abereigentlich mussten sie sich nicht so anstrengen. Ich werde eh nichtmehr lange leben, so wie es aussah. Heute morgen hatte ich mich schonzwei Mal übergeben und jetzt saß ich schon wieder vor der Toiletteund wischte mir den Mund ab. Gedankenverloren sah ich auf denWaschlappen und bekam einen Schrecken. Mein Herz setzte aus. Sonstwar kein Blut mehr da gewesen, aber jetzt schimmerte ein roter Fleckauf dem Waschlappen. Ich befühlte meine Lippen und fühlte etwasnasses. Ich sah es mir an und meine Fingerspitzen waren rot. Sofortsprang ich auf und sah in de Spiegel. Ich hatte Nasenbluten.Verdammt! Schnell wischte ich es weg, aber es kam immer mehr. Immerund immer wieder wischte ich es weg, aber es kam immer und immer mehraus meiner Nase.
Plötzlich klopfte es amTürrahmen und ich wirbelte herum, aber zum Glück war es nurJillian, die im Türrahmen stand. Sie kam zu mir, nahm sich zweiTaschentücher und steckte sie mir dann in die Nase, dann spülte siemein Erbrochenes weg und setzte mich auf die Toilette.
„Alles okay?", fragtesie und ich nickte nur. „Du sahst gerade sehr geschockt aus."
„Ich bin immer geschockt,wenn Blut ins Spiel kommt. Ich hab einfach schlechte Erfahrungendamit gemacht." Sie nickte und sah mich von oben bis unten an.
„Bitte flipp nicht aus,aber ich habe dir einen Arzttermin gemacht." Meine Augen wurdengroß und ich sah sie verständnislos an.
„Warum hast du das getan?"Ich stand auf und lief auf und ab. Ich wollte nicht schon wieder zumArzt. Ich wollte nicht gesagt bekommen, dass die Leukämiefortgeschritten war. Das brauchte man mir nicht sagen, ich sah es ja.
„Dejna, hör mir zu."Sie packte mich wieder an den Schultern und zwang mich, sieanzusehen. „Am Anfang dachte ich auch, es wäre deine Leukämie,aber du übergibst dich nur morgens." Ich verstand nicht, was siemir sagen wollte. „Ich glaube, du bist schwanger." Jetzt war ichBaff. Ich taumelte zurück und blinzelte Jillian an. Wie kam sie aufso einen Schwachsinn? „Bei mir hat das auch so Angefangen. Bei unsist die Schwangerschaft etwas extremer, deswegen brichst du auch soviel und fühlst dich auch müde. Dadurch das du auch krank bist,wollte ich erst warten, aber ich bin mir sicher, dass es nichts mitdeiner Leukämie zutun hat." Ich schüttelte den Kopf und fasstemir an die Schläfen.
„Ich bin nicht Schwanger",meinte ich, aber da traf es mich wie einen Blitz. Mein erstes Mal mitAlec, in Paris ... wir hatten verdammt noch mal nicht verhütet. Ichriss die Augen auf und sah Jillian an. „Das ist nicht dein Ernst."
„Doch, deswegen habe ichIan sofort angerufen, bevor wir los geflogen sind. Wir können gleichzu ihm fahren ... wenn du das willst." Ich wollte nicht, auf keinenFall. Ich will nicht wieder ins Krankenhaus ... aber ich sollte. Ichsollte mir Gewissheit verschaffen, weil wenn Jillian Recht hatte,dann hatte es ja nichts mit der Leukämie zutun.
„Ja, okay", gab ichnach. Sie lächelte.
„Es ist wirklich wichtigund Ian wird dich nur darauf untersuchen, wenn es nichts mit dem Babyzutun hat, kannst du dich entscheiden, ob er weiter forscht, ob esetwas mit der Leukämie zu tun hat." Damit war ich einverstanden.Aber ich musste noch eine Kleinigkeit wissen.
„Weiß Alec davon?"
„Nein, ich wollte, dasswir zwei Frauen das machen."
„Deswegen wolltest du als„Aufpasserin" zu mir." Sie nickte lächelnd.
„Wir müssen doch zusammenhalten."
Also zog ich mich an undging dann runter zu den anderen Frühstücken. Sie hatten michgestern herzlich willkommen, aber als sie sahen, dass es mir nichtgut ging, hatten sie mich in mein Zimmer gescheucht und mich auchnicht mehr heraus gelassen. Nach dem Frühstück hatte ich ihnengesagt, dass ich noch etwas besorgen musste und hatte mich dann mitJillian und Chad in der Lobby getroffen. Die Jungs waren echtenttäuscht gewesen, dass Alec nicht dabei gewesen war. Sie hattenecht einen Narren an ihm gefressen, aber das fand ich nicht schlimm,weil es für mich dann nicht so schwer war, mich für einen zuentscheiden. Bastian hatte zwar mit mir reden wollen, wegen denganzen Anschlägen, aber jetzt stand erst einmal der Arztbesuch anund da konnte ich mich nicht auch noch auf die Gefühle von Bastikonzentrieren.
Ich war total aufgeregt aufdem Weg zu Ian. Ich hatte einfach Angst. Ich meine, ich war schon altgenug für ein Kind, aber war ich auch bereit dafür? Ich hatte mirnie Gedanken um ein Kind gemacht und jetzt sollte es einfach sopassieren? Und wie würde Alec reagieren? Wollte er Kinder? Was, wenner keine wollte und mich deswegen auch nicht mehr wollte? Dann würdeich alleine mit einem Kind da stehen. Meine Karriere wäre vorbei undich müsste zur Hausfrau werden. Allerdings könnte ich es ja auchabtreiben ... nein, könnte ich nicht. Ich kann niemanden töten, vorallem kein kleines Baby, was noch nicht mal die Chance hatte zuleben. Und ob ich es dann zur Adoption frei geben kann, weiß ichauch nicht. Verdammt!
Als wir am Krankenhausankamen ging Jillian sofort zur Rezeption und meldete uns an. DieKrankenschwester führte uns sofort zu einem Behandlungsraum, wo ichmich auf die Liege setzten sollte.
„Dr. Might wird gleich beiIhnen sein", sagte sie und Jillian bedankte sich. Chad hatten wirim Wartezimmer zurück gelassen. Die ganze Zeit, die wir wartenmussten tippte ich auf dem Bett herum und wippte mit meinen Beinen.Es war unerträglich hier zu sitzen und zu warten.
Doch nach fünf Minuten gingdann auch die Türe auf und Ian kam herein.
„Hallo, schön euch wiederzusehen", begrüßte er uns und gab Jillian einen Handkuss. Dannhielt er still und zog die Luft ein. „Oh", sagte er und sah michan. Ich wurde sofort blass und bekam Angst.
„Stimmt etwas nicht?",fragte ich mit zittriger Stimme.
„Nein, alles okay",lächelte er. „Kannst du dich zurück legen und dein Shirt nur einbisschen hoch schieben?" Ich nickte und tat, was er gesagt hatte.Jillian stand von ihrem Stuhl auf und kam auf meine andere Seite. Alssie meine Hand genommen hatte, hielt sie die Luft an. Ian lachte.
„Was ist?", fragte ichpanisch. Ian legte mir eine Hand auf den Bauch und ich sah ganz genauhin.
„Mir ist gar nichtaufgefallen, dass du wieder zugenommen hast, Dejna", meinte Jillianund grinste mich an. Meine Augen weiteten sich.
„Ich bin schwanger",murmelte ich und legte meinen Kopf zurück.
„Richtig. Jillian hat mirgesagt, dass du dich schon übergibst. Hattest du auch schonNasenbluten? Das ist bei Drachen eigentlich mit eines der erstenAnzeichen", meinte Ian und sah mich an.
„Ja, heute morgen",nickte ich und sah wieder zu meinem Bauch. Ich war zwar immer nochdünn und man sah auch noch meine Rippen, durch den ganzenGewichtsverlust, aber mein Bauch wölbte sich leicht.
„Das ist ein gutesZeichen, aber du hast dich glaub ich sehr erschreckt, oder?" Ichnickte. „Okay, es ist auf jeden Fall nicht schlimm", beruhigte ermich. „Du wirst dich noch ein paar Wochen übergeben, aber dannhört das alles auch auf. Weißt du schon etwas überDrachengeburten?"
„Nur das es anstrengendist." Er nickte und rollte das Ultraschallgerät zu uns.
„AlsoDrachenschwangerschaften sind etwas anders, wie normaleSchwangerschaften. Es geht wesentlich schneller. Es wird nicht mehrlange dauern, bis du einen dicken Bauch bekommst, allerdings könnenwir nicht ausrechnen, wann das Baby kommt, das macht es gerade soanstrengend. Das Baby kommt, wenn das Baby kommen will." Ich hörteaufmerksam zu, obwohl ich Jillian jeder Zeit fragen konnte. Ichwollte alles wissen und auch genau zuhören. Hier ging es um einneues Lebewesen, dass in mir wuchs und ich wollte nicht, dass es eineschlechte Mutter hatte ... obwohl ich wirklich überfordert mitdieser Situation war. Ich hatte die ganze Zeit Alec vor mir, wie ermich geschockt ansah und mir dann verklickerte, dass er michverlassen würde. Aber ich konnte dem oder der Kleinen einfach nichtböse sein. Ich wollte einfach alles wissen.
Ian tat mir Gel auf denBauch und nahm sich dann den Cursor, um einen Ultraschall zu machen.Er fuhr über meinen Bauch und drehte mir den Monitor, damit ich wassehen konnte.
„Hier", meinte er undzeigte auf einen Fleck. Ich konnte zwar noch nichts erkennen, aberirgendwie spürte ich, dass da etwas war.
Ichbin also Schwanger.
Zwei Tage waren jetzt schonvergangen, seit ich mit Jillian bei Ian gewesen war und gesagtbekommen habe, dass ich Schwanger sei. Ich war immer noch totalperplex und konnte es nicht fassen. Wie hatte ich nur ohne Schutz mitAlec schlafen können? Ich meine, jetzt weiß ich ja, dass er niekrank wird und so, aber wie Hirnverbrannt war ich, mich nicht zuschützen? Ich hatte einfach nur noch ihn im Kopf gehabt und mirkeine Gedanken über Krankheiten gemacht. Sehr Hirnverbrannt.
Ich hatte Alec auch nochnichts von der Schwangerschaft gesagt, weil ich einfach immer nochAngst hatte, dass er ausrastete. Jillian hat mir zwar versprochen,dass er mich deswegen nicht verlassen würde, aber trotzdem machteich mir Gedanken. Den anderen hatte ich auch noch nichts gesagt. OhGott, die würden ausrasten. Vor allem Bastian. Scheiße, wenn ichihm das sage, werde ich ihm das Herz raus reißen. Und das war dasletzte was ich wollte. Also hatte ich Jillian gebeten keinem etwas zusagen. Sie hatte es mir versprochen und ich vertraute ihr. Wir hattenselbst Chad nichts genaues gesagt. Ich mochte ihn, aber wenn esbrenzlich wird, dann würde er es Alec sagen und das konnte ich echtnicht gebrauchen. Ich musste das langsam mit Alec angehen. Ihnlangsam daran führen. Wir hatten echt andere Probleme, als ein Kind.Allerdings werde ich dieses Kind jetzt mit meinem Leben beschützen.Ich wusste zwar noch nicht, wie genau das klappen soll, mit demkleinen Geschöpf in mir, aber ich werde es nicht hergeben. Jetzt aufkeinen Fall. Diese zwei Tage war ich nur im Bett gewesen und hatteüber meinen Bauch gestrichen. Und irgendwie hatte ich jetzt schoneine Bindung zu dem oder der Kleinen. Es war komisch und doch soeinfach. Und ich hatte sogar schon einen Wunsch, was es werdensollte. Ein Mädchen. Sofort bekam ich ein Lächelnd im Gesicht undmusste mir Alec vorstellen, wie er mit der Kleinen im Garten spielte,wie sie ihn dazu zwang ihre Puppe zu sein, um ihn zu schminken. Oderwenn sie dann älter war, wie er auf Beschützer machte und sie mitkeinem Jungen ausgehen ließ.
Saft strich ich über meinenBauch, der in den zwei Tagen etwas dicker geworden war. Und dankdiesem kleinen Geschöpf, konnte ich auch wieder essen. Ich hatteecht Kohldampf und Chad musste mir echt fast alle zwei Stunden war zuessen bringen.
Ein sanftes Klopfen rissmich aus meinen Gedanken. Schnell deckte ich meinen Bauch wieder zuund bat denjenigen, der vor der Tür stand herein. Es war Basti.Verdammt!
„Hey", meinte ich nurund legte meine Hand schützend auf meinen Bauch.
„Wie geht es dir?",fragte er und kam zu mir. Ich seufzte und schloss die Augen.
„Besser", lächelte ichihn dann an. Basti kam zu mir aufs Bett und legte sich neben mich.
„Warum bist du alleinehier?" Ich boxte ihn leicht auf die Schulter und funkelte ihn bösean.
„Ich bin noch mit Aleczusammen, du brauchst erst gar nicht fragen. Er hat viel zu tun unddeswegen bin ich wieder hier. Ich wollte eigentlich mit den Jungs einpaar Songs schreiben, aber dann bin ich ja etwas krank geworden."
„Ich kann uns ein Studiofür morgen besorgen." Ich nickte heftig.
„Das wäre super. Ich habauch schon eine neue Idee für einen Song."
„Ein Liebeslied?"
„Nicht richtig, es gehtschon in die Richtung. Es geht um ein Mädchen, dass nicht wirklichweiß, wo sie hingehört." Basti sah mich skeptisch an, aber ichlachte nur. „Damit bin nicht ich gemeint. Mir geht es gut, Basti,und ich bin auch glücklich mit Alec, aber wenn ich nur über michschreiben würde, dann wären das nur super gute Laune Songs und daswird auf Dauer langweilig." Er stimmte mir zu und küsste meineSchläfe.
„Ich bin froh, dass duwieder hier bist, ich hab es nicht gerne, wenn du alleine bei ihmbist." Ich seufzte genervt.
„Fängt das schon wiederan?"
„Nein, es geht nicht umihn persönlich, D. Es geht darum, dass er in Gefahr ist und du mitdarein gezogen wirst. Ich liebe dich und mache mir Sorgen um dich,wenn du in seiner Nähe bist."
„Mir passiert nichts, wennich bei ihm bin. Wir haben Chad und Sven, sie passen auf mich auf."Er nickte und stand dann wieder auf. Reflexartig legte ich meine Handauf die kleine Schusswunde, die mir auf dem Ball zugefügt wordenwar. Basti würde es nie verstehen, wo ich drin steckte. Er würdenicht an all das glauben, was jetzt zu meiner Welt gehörte. Aber wiekonnte ich dann weiter machen? Wenn ich mich an Alec band, dann würdeich nicht altern, das heißt, ich müsste meine ganzen Freundeverlassen. Ich würde zusehen, wie sie alt wurden. Jetzt wurde mirerst die ganze Tragweite dieser Entscheidung klar. Ich hatte nur anAlec gedacht, wie schön es war mit ihm zusammen zu sein und wie essein würde, wenn wir ewig zusammen wären, aber ich hatte keinenGedanken an die anderen verloren. Ich würde sie alle verlieren. Aberwäre es einfacher, wenn sie wüssten, was jetzt meine Welt war?Würden sie es überhaupt glauben? War das überhaupt erlaubt? Ichmeine, dafür gab es doch den Rat der Anderswelt, sie sorgten dafür,dass kein Sterbliches Wesen wusste, dass es uns gab. Vielleichtsollte ich mit Jillian oder mit Alec darüber reden. Wohl eher mitJillian, ich wollte Alec nicht das Gefühl geben, dass ich nicht mehrmit ihm zusammen sein wollte, denn das wollte ich. Unbedingt, abereinfach so meine Freunde zurück lassen, konnte ich auch nicht.
Langsam stand ich auf undging ins Bad. Mir wurde langsam übel, das war das erste Mal heute.Als ich dann im Bad ankam, spürte ich es richtig und übergab michauch sofort in die Toilette. In dem Moment kam auch Jillian insZimmer und war bei mir. Sie hielt mir die Haare zurück und strichmir über den Rücken. Nachdem ich fertig war, spülte sie ab und gabmir einen Waschlappen, für meinen Mund und das Nasenbluten. Daranhatte ich mich in den zwei Tagen gewöhnt, weil ich jetzt wusste,dass es nichts mit der Leukämie zutun hatte. Was mir allerdingsSorgen bereitete war, wie sich meine Krankheit auf das Babyauswirkte. Deswegen musste ich dringend mit Alec reden, weil jetztging es nicht mehr nur noch um mich, sondern auch um unser Kind.
„Alles okay?", fragteJillian mich.
„Ja", meinte ich nur undlehnte mich an die Wand.
„Wirklich alles okay?"
„Ich hatte die zwei Tageviel Zeit zum nachdenken und mir ist erst jetzt so richtig klargeworden, was es heißt, mich mit Alec zu verbinden."
„Du willst mir doch jetztnicht sagen, dass du es nicht mehr willst."
„Nein, ich liebe Alec, dasist es nicht, aber ich kann mich nicht so einfach von meinen Freundentrennen. Aber andererseits, weiß ich nicht, ob dem Baby wegen meinerKrankheit etwas passiert, deswegen müssen Alec und ich ganz schnelldieses Ritual durchführen."
„Aber du bist dir nichtsicher."
„Nein", seufzte ich.„Vor allem habe ich immer noch Angst vor Alecs Reaktion auf dasBaby." Jillian schüttelte den Kopf und setzte sich neben mich.
„Er wird dich immer nochlieben und er wird auch das Baby lieben, davon bin ich überzeugt,Dejna. Er liebt dich wirklich sehr." Sie nahm meine Hand unddrückte sie. Ich glaubte ihr ja, aber ich weiß auch nicht, ichhatte einfach ein schlechtes Gefühl. „Jetzt geh erst einmalduschen und dann gehen wir frühstücken und dann sieht die Welt auchschon ganz anders aus." Ich stimmte zu und machte, was sie gesagthatte.
Nach dem Duschen gingen wirrunter in den Speisesaal und frühstückten. Ich hatte den anderenschon gesagt, wer Jillian war und sie verstanden sich auf Anhieb gut.Deswegen war ich nur zu froh. Chad kam auch zu uns an den Tisch.
Chad kam auch zu uns an denTisch und legte mir die Zeitung vor die Nase.
„Was steht denn jetztschon wieder drin?", fragte ich und sah sie mir an. Auf der Seitewar ein Bild von Alec und mir. Es zeigte uns, wo wir uns mit Matt undMarina in London getroffen hatten und darüber stand die Überschrift:Sind sie noch zusammen?
„Ließvor", verlangte Becca. Ich seufzte und fing an, zu lesen.
„Alec Jacobs und DejnaCollins, wo sind sie nur hin? Unser neues Liebespäarchen hat sichschon lange nicht mehr blicken lassen. Das letzte Mal sahen wir siein London. Sind sie überhaupt noch zusammen?"
„Wasfür Idioten", meinte Niko und haute auf den Tisch. „Nur weil ihreuch nicht zeigt, heißt das doch noch lange nicht, dass sie annehmendürfen, dass ihr nicht mehr zusammen seid."
„Lasssie doch schreiben was sie wollen", meinte ich nur und zuckte dieSchultern.
„Dhat Recht, sollen sie doch schreiben was sie wollen. Wir, die esangehen, wissen doch, was los ist", stimmte Flo mir zu. Aber ichhörte gar nicht zu. Was, wenn sie raus bekamen, dass ich schwangerwar? Oh Gott, mein armes Baby. Sofort legte ich eine Hand auf meinenBauch.
„Allesokay?", fragte Basti mich und legte seine Hand auf meine. MeineAugen weiteten sich und ich sah ihn an. Basti sah mir auch in dieAugen und ich sah sofort, dass er schon wusste, was los war. Ichdrückte seine Hand weg und stand auf. „Dejna!" Nein, nein, nein.Mit schnellen Schritten lief ich aus dem Speisesaal, in die Lobby undraus aus dem Hotel. An der Tür warteten schon die Paparazzi aufmich.
„MissCollins, wo ist Mr. Jacobs?"
„SindSie noch zusammen?"
„NehmenSie sich eine Auszeit vom sexiest Man alive?" Ich lief einfachweiter und ging nicht weiter auf die Fragen der Reporter ein.
„Dejna!",rief Bastian mir nach, aber ich rannte einfach los. Ich war dumm zuglauben, dass Basti mich einfach in Ruhe lassen würde. Er lief mirnach und bekam mich auch schnell ein. Er packte mich am Arm unddrehte mich zu sich um. „Was ist denn los mit dir?", fragte ermich und hielt mich an den Schultern fest. „Wie konntest du dichvon ihm schwängern lassen?"
„Bittewas?" Ich sah ihn verständnislos an. „War das gerade dein Ernst?Das hast du gerade nicht wirklich gesagt!"
„Dochklar habe ich das gesagt", schrie er mich fast an. Ich riss michvon ihm los und konnte ihn nur anstarren. „Wie konntest du nur soblöd sein und dich von ihm schwängern lassen? Mal davon abgesehen,wie du nur so dumm sein konntest nicht zu verhüten, was wenn erkrank gewesen wäre?"
„Ohnein, auf keinen Fall, lass ich so mit mir reden", schnauzte ichihn an. „Hör auf damit. Es ist ja wohl meine Sache, was ich macheund was nicht!"
„Ja,aber dich schwängern lassen? Das passt einfach nicht zu dir und woist dein toller Prinz überhaupt? Ihr beide seid in Gefahr und erlässt dich und das Kind alleine, was ist das denn für ein Vater?"Was hatte er da gesagt? Ich glaub es nicht, wie konnte er es wagen?
„Ichhabe erst vor zwei Tagen erfahren, dass ich Schwanger bin. Alec wärehier, wenn ich es ihm gesagt hätte. Es dreht sich nun mal nichtimmer alles nur um dich, Basti."
Plötzlichblitzte es und ich sah erschrocken neben uns. Die Paparazzi waren unsgefolgt und machten jetzt etliche Fotos von mir und Basti. „Dankeund jetzt muss ich es ihm sagen, bevor er es von der Presse erfährt."Ich drehte mich um und ging davon. Die Reporter riefen mir nochhinter her, aber ich ging einfach weiter. Am Straßenrand hielt ichmir ein Taxi an und stieg ein.
Was fällt dem eigentlichein? Tut so, als wäre ich sein Eigentum.
Ich schrie auf und sofortsahen sich ein paar Leute nach mir um. Nachdem ich mich in das Taxigesetzt hatte, hatte ich dem Fahrer gesagt, er sollte mich einbisschen herum fahren und mich irgendwo am Strand raus lassen. Dashatte er dann auch getan und jetzt lief ich am Strand, mit den Füßenim Wasser und meinen Schuhen in der Hand, entlang und regte mich überBastian auf. Wegen ihm kam ich wieder in die Zeitung und wenn sichdas alles noch weiter herumsprach, würden die Paparazzi mich nochmehr verfolgen, weil sie wissen wollten, wie es mit dem Baby aussah.Echt super, anstatt dieser Idiot mal nachdenkt. Nein, es mussnatürlich alles nach seiner Nase gehen. Das hier war mein Leben undich konnte machen, was ich wollte, keiner schrieb mir etwas vor.
„Blödmann", murmelteich und legte den Kopf in den Nacken, damit mir die Sonne ins Gesichtschien. Vielleicht war ich ja doch ein bisschen zu hart zu Bastigewesen, aber ich hatte auch Recht. Er wollte mich nur beschützen,das weiß ich ja, aber er kann nicht erwarten, dass ich still nebenAlec sitzen werde und die brave Hausfrau spiele. So bin ich nicht,ich wollte eine gesunde Beziehung mit Alec führen und den Restmeines Lebens mit ihm verbringen. Ich wollte wirklich Kinder mit ihmund ich wollte ihn auch Heiraten, das war keine Frage, aber das allesging zu schnell ... und trotzdem wollte ich nichts daran ändern. Eswar nun mal so und wenn es wirklich so sein sollte, dass Alec dasBaby nicht wollte, dann würde wohl meine kleine Traumwelt platzen,denn dieses Baby war jetzt ein Teil von mir und niemand auf der Weltbrachte mich dazu, dieses wunderschöne kleine Geschöpf umzubringenoder weg zugeben.
Langsam verließ ich denStrand und zog mir auf der Promenade die Schuhe wieder an. Danach sahich noch mal über das Meer und erinnerte mich an den einen Tag, woAlec mich richtig in der Öffentlichkeit geküsst hatte und dann dasChaos anfing. Seit dem Tag zerriss sich die Presse den Mund darum,etwas über uns zu schreiben. Nur weil Alec nicht nur mit mirbefreundet sein konnte, obwohl er dachte, ich sei ein Mensch. Es warirgendwie romantisch gewesen, als er gesagt hatte, dass er sich vonmir fernhalten musste, es aber nicht hinnehmen konnte, dass er nurmein Freund sein sollte.
Ich kann nur nicht mitdir befreundet sein, Dejna, weil ich immer mehr wollen würde,hallte seine Stimme in meinem Kopf wieder.
Eswar ein unglaublicher Moment gewesen und als er mich dann geküssthatte, hatte ich wirklich gedacht, das könnte was aus uns werden,aber dann kam die Presse dazwischen und es wurde ein bisschenkomplizierter. Oh Gott, was wir seit diesem Tag erlebt hatten. JamiesUnfall, der Schuss auf Alec, Bastis Verrat, die Drachen,Drachengefährten, das Mal, Marina und Matt, der Typ der sich in dieLuft gejagt hatte, der Ball, die Schießerei auf dem Ball und jetztdas Baby. Und was das letztere anging wusste ich noch nicht wirklich,wie ich es Alec erzählen sollte. Auch wenn Jillian mir gesagt hatte,dass Alec mich deswegen nicht verlassen würde, hatte ich trotzdemnoch Angst, dass das etwas zwischen uns ändern könnte. Und daswollte ich auf keinen Fall.
„Einwunderschöner Ausblick, oder?", riss mich jemand aus meineGedanken. Ich zuckte leicht zusammen und drehte mich zu dem Fremdenum.
„Wiebitte?"
„DieAussicht. Ich liebe das Meer. Sie nicht auch?" Ich war totalverwirrt, mich hatte noch nie jemand mitten auf der Straßeangesprochen, außer Paparazzi natürlich. Und eigentlich dachte ich,dass das nur ältere Menschen machten, aber der Mann neben mir warnoch sehr jung. Er war groß, hatte etwas längere braune Haare undtrug Shorts und T-Shirt. Seine Augenfarbe konnte ich nicht erkennen,da er eine dunkle Sonnenbrille auf hatte. Er kam mir ein bisschenkomisch vor, aber es war auch unhöflich ihm nicht zu antworten, alsotat ich es.
„Ja,das Meer ist sehr erholsam, finde ich."
„Esweckt Erinnerungen." Ich sah den Mann überrascht an. Er drehteauch seinen Kopf und lächelte mich an. „Wo die Liebe nicht überallhinfällt, nicht wahr?" Sein lächeln verzog sich zu einem Grinsen.Mir wurde es flau im Magen und ich hatte ein ganz mieses Gefühl,aber ich hatte keine Chance mehr weg zulaufen. Es war zu spät.
Michpackte jemand von hinten und bevor ich schreien konnte, hielt mir derFremde hinter mir ein Handtuch über Mund und Nase. Ich atmetehektisch ein und wurde langsam Ohnmächtig.
„Schlafsüß, Dejna."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro