Streit
Natürlich wollte ich nicht mit Draco streiten. Aber was er da gerade getan hatte, war nicht zu verachten.
"Also, was bleibt noch auf unserer Liste?", fragte er und ließ sich auf die Couch neben mich fallen. Ich warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. "Du bist doch so ein Genie. Dann merke es dir 'mal", fauchte ich, worauf er die Augen verdrehte. Harry wetzte auf dem Sessel, auf dem er saß, hin und her. Es war ihm anzusehen, dass ihm die Situation unangenehm war. "Den Smaragden der Vergänglichkeit, Schlangenhaut einer Kobra, zwei Sickel, drei Blutstropfen der Ausführenden oder des Ausführenden, die Träne von jemandem mit gebrochenem Herzen, einen Schnatz und einen Menschen", zählte ich auf und lehnte mich zurück. Im nächsten Moment kam Ron in den Raum gehumpelt. "Guten Abend", nuschelte er und setzte sich auf einen Stuhl. "Abend", grüßte Draco genüsslich und schlang seinen Arm um mich. Ich erwiderte nichts darauf. Stur starrte Ron in das prasselnde Feuer und kratzte sich am Nacken.
"Gut, wer will sich opfern?", scherzte Malfoy belustigt und sah in die Runde. "Das Feuer brennt, aber der Kessel ist leer...", murmelte Harry und ich warf dem blonden Jungen einen bösen Blick zu. Vorsichtig nahm er meine Hand in seine kühle und meinte:"Jetzt fall' nicht gleich wieder vom Besen." "Mache ich gar nicht", schnaubte ich und versuchte gedanklich meine Hand von ihm loszureißen. "Ihr seid wirklich unglaublich", lachte Harry kopfschüttelnd, "nun gut. Ihr braucht einen Menschen, der sich für alle opfert." Ich schluckte. Es klang tapfer und furchtbar zugleich. "Lasst uns zuerst mit dem angenehmen Teil anfangen. Die Schlangenhaut, zwei Sickel und den Schnatz. Das sollte einfach werden!", räusperte sich Draco und stand auf, wobei er mich mit hochriss. "Narbengesicht, du kümmerst dich um den Schnatz, das kannst du ja soo gut, nicht wahr?", er wendete sich an Ron, "und zwei Sickel solltest sogar du armer Schlucker auftreiben können." "Sei nicht immer so", rügte ich ihn empört und seufzte laut. "Dann lass uns die Kobrahaut aus der Vorratskammer holen", sagte Draco zwinkernd und wir verließen den Gemeinschaftsraum.
Die Korridore waren wie leer gefegt. Kein Wunder, das ganze Gebäude knarzte, quietschte und niemand durfte mehr alleine durch die Schule gehen. Ich fragte mich, warum die Schüler nicht einfach nachhause geschickt wurden.
Wir waren bei der Kammer angekommen, wo wir uns die besagte Schlangenhaut erhofften. Gerade als Draco behutsam seine Hand auf die Türklinke legte, erschien McGonagall plötzlich neben uns. "Miss Granger, Mr Malfoy, was soll das werden?", ihre Worte zerschnitten scharf die unheimliche Ruhe. "Professor, Sie haben doch gesagt, dass Sie uns vertrauen und uns unterstützen werden", antwortete ich gehetzt. Unsicher beäugte sie mich. Ein Hauch von Zweifel hatte sich um ihre Iris gelegt. Ob Damian ihr etwas gesagt hatte? Panik breitete sich in meinem Körper aus. "Gut, aber, wenn ihr es nicht innerhalb einer Woche schafft - was auch immer ihr hier tut - werde ich alle Schüler nachhause schicken und euch zu einer Befragung ins Ministerium!" "O-o-okay", erwiderte ich und sah zu Draco. Seine Miene wirkte wie versteinert. Ich wollte mich wieder an McGonagall wenden, doch die war bereits verschwunden. "Ich habe Angst, dass sie etwas herausfindet...", flüsterte ich und ein Heulen des Windes drang an mein Ohr. "Was soll sie denn nicht wissen?, erwiderte Malfoy stutzig. Ich zeigte fast undeutbar auf meinen Arm. "Oh", machte er nur und zuckte die Schultern. "Geh nicht so leichtsinnig mit diesem Thema um!", murmelte ich aufgebracht. Er beugte sich über mich, drückte mich gegen die Tür.
"Glaube mir, ich gehe nicht leichtsinnig mit diesem Thema um. Du weißt nicht, wie sowas wirklich ist. All diese Jahre...", zischte er und ließ wieder von mir ab. Mein Atem ging stoßweise. Ich durfte nicht vergessen, wer Malfoy war - was er für eine Vergangenheit hatte. Denn oft waren diese Auseinandersetzungen, welche wir hatten, doch nur ein kleines Staubkorn auf einer Linse und kaum ein wirklicher Dorn in meinem Auge. Ich musst zugeben, dass es mir sogar manchmal Spaß machte, ihn etwas hinzuhalten. Doch, wenn er wirklich gereizt war, dann packte mich die Angst und ich wusste, dass ich kein falsches Wort über meine Lippen gehen lassen durfte.
Wortlos öffnete er die Tür. Große Regale mit vielen Gläsern bestückt, erstrecken sich vor uns. Draco murmelte nur ein paar Worte und schon schwebte ein kleiner Briefumschlag auf uns zu. Ich griff danach. Kobra war darauf geschrieben. Neugierig öffnete ich den Umschlag und schon konnte ich eine alte, vertrocknete Schlangenhaut sehen. "Appetitlich", meinte Draco und schob mich wieder aus der Kammer. Erleichtert atmete ich aus. Die Spannung war endlich wieder aus der Luft gewichen.
"Draco", setzte ich seufzend an, denn ich wusste, dass mir die folgenden Worte nicht einfach fallen würden, "ich will nicht, dass wir streiten. Du weißt, wie sehr ich dich mag, wie sehr ich dich liebe. Deswegen solltest du mich nicht so bloßstellen, wie du es vorhin getan hast und meine Freunde respektieren. Ich weiß, dass du es ganz und gar nicht böse meinst, aber mich schmerzt es trotzdem." Unsicher wartete ich auf seine Reaktion, welche jedoch nicht folgte. "Draco?", hakte ich verwirrt nach und wachelte mit meiner Hand vor seinem makellosen Gesicht, worauf er sie fest umklammerte und meinem Akt ein Ende bereitete. Scharf sog ich die Luft ein. Viel zu oft konnte ich seine Handlungen nicht deuten. "Was ist los?", wagte ich es zu sagen.
Im nächsten Moment zog er mich an sich heran und der Duft von frischer Minze umhüllte mich verführerisch. Ich hob eine Augenbraue. "W-w-was?", stotterte ich. "Ich mag es, wenn du so bist", erwiderte er mit flüsternder Stimme und ein Schauer jagte meinen Rücken hinab.
"Wie?"
"So ehrlich...", meinte er und sah mir tief in die Augen. Wie ich den starken Sturm von grau und blau in den seinen liebte... Ewig konnte ich darin versinken. "Du liebst mich und das finde ich einfach nur wunderbar", sagte er schmunzelnd. "Ach.. Das weißt du doch", versuchte ich die Sache peinlich berührt herunterzuspielen und locker zu wirken. Locker. Locker? Ich war ganz und gar nicht locker. Mein Herz hatte gerade beschlossen einen Marathon zu veranstalten und ich musste versuchen, meinen Atem in einem leisen Maß zu behalten. "Ich finde es trotzdem schön", überraschte er mich. Eigentlich hatte ich mit einer neckenden Antwort gerechnet, doch diese überwältigte mich komischerweise. Deswegen legte ich meine Lippen einfach zärtlich auf seine.
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Ja, mich gibt es noch. Tada.
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