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Und dann war es soweit – siebenunddreißig Todesser, Lord Voldemort und Draco und ich standen auf der freien Fläche vor dem Malfoy Manor.
Meine Hand hielt die Eiskalte von Draco.
Ich war nervös, mehr als das. Das pure Gefühl der Angst pulsierte durch meine Adern.
Ein letzter Blick zu ihm, in seine hoffnungsvollen Augen, dann ging es los. Ich schloss meine Augen und stieß mich vom Boden ab. Draco und ich waren jetzt beide nichts mehr, als eine schwarze Wolke, die durch die Nacht flog.
Mein Herz raste, mir war schwindelig, doch ich wusste, dass wir es schaffen würden - wir beide zusammen.
Stunden später landeten wir und endlich sah ich es wieder - mein geliebtes Hogwarts. In aller Pracht lag es vor uns, hell erleuchtet von Fackeln und Lichtkreisen.
Ein Lächeln überkam meine Lippen, als ich es betrachtete. Ich hatte es zu lange nicht gesehen und nun lag es vor uns, so prächtig wie eh und je, bereit alle dunklen Mächte abzuwehren und die Guten hinter den starken Mauern zu beschützen.
Wir standen hinter Voldemort auf einer Klippe, vor uns ein riesiger Schutzzauber, der sich wie eine Blase um das Schloss legte.
Ich spürte wieder Dracos Hand, die nach meiner griff und als ich zu ihm aufsah bemerkte ich, dass auch er lächelte, auch er konnte es fühlen – das Gefühl von zuhause, das Gefühl von hier gehöre ich hin.
Diese Glücksgefühle ließen allerdings wieder nach, als Bellatrix begann vor unserer Nase hin und her zu tanzen und ab und zu ihr dämliches Lachen hören ließ. Eines war klar - sie freute sich ebenfalls unglaublich endlich hier zu sein, nur leider aus den falschen Gründen.
"Solche Schwachköpfe" sagte Voldemort in einer belustigten und zugleich verärgerten Stimme. "Sie denken wirklich, dass sie uns mit ihren lächerlichen Zaubern davon abhalten könnten sie alle zu zerstören."
Er lachte und hob seinen Zauberstab an, da trat ein anderer Todesser aus der Menge hervor.
"Mein Herr, denken sie nicht wir sollten warten?" fragte er ohne ihn anzusehen.
Sofort zog er seinen Kopf wieder ein und ging zurück, als er das nicht sehr begeisterte Gesicht meines Vaters sah. Der allerdings begann nur zu grinsen und hob seine Arme langsam.
"Fangt an!" rief er und keine zwei Sekunden später schossen Zauber durch die Luft, geradewegs auf das Schutzschild des Schlosses zu.
"Zerstört es!" schrie Voldemort.
Auch Draco und ich hoben unsere Zauberstäbe und halfen den anderen. Es war egal wie sehr ich mich innerlich dagegen sträubte - ich musste es tun.
Ein Blick nach hinten verriet mir, dass es noch viel mehr geworden waren. Hunderte, tausende.
Alles Menschen, die sich meinem Vater angeschlossen haben, Menschen die auf die dunkle Seite gewechselt sind, Menschen die nichts Gutes im Sinne hatten.
Immer wieder flogen weiße Lichtstrahlen an uns vorbei, beschädigten den Schutz Hogwarts' immer mehr, doch es ging nicht kaputt, egal wie viele Zauber wir darauf legten.
Ich zuckte zusammen, als Voldemort seine Hand ausstreckte, dabei ein riesiger Lichtstrahl auf die Blase losschoss und er schrie.
Dieses Mal wirkte es. Der Schutz verwandelte sich in einen Feuerball und als ich mich nach rechts umsah, konnte ich erkennen, wie die Zuschauertürme des Quidditchfeldes brennend in sich zusammenfielen. Der Druck um Dracos Hand verdoppelte sich, als ich sah, dass er das gleich beobachtete.
Alles wird gut formte ich lautlos und rang mit einem Lächeln.
Sekunden später setzte sich unsere Masse in Bewegung, wie die Irren rannten alle auf die Brücke zu, welche geradewegs auf das Schulgelände zuführte, doch als einige sich ebenfalls in Feuer verwandelten in dem Moment als sie durch die Barriere rannten, blieben wir stehen und ich erkannte den Jungen auf der Brücke - Neville Longbottom.
Mein Herz machte einen Sprung und ich musste mir ein Lächeln verkneifen als er etwas rief.
"Ha! Ihr seid die Loser, nicht wir!"
Doch kurz darauf verschwand mein und sein Lächeln, denn einer der Todesser tat einen Schritt vor und somit durch die Barriere ohne verletzt zu werden.
Einen Schrei später rannten sie wieder wie die Gestörten, doch Draco und ich nutzten die Gelegenheit. Wir kannten das Schloss besser als sie und liefen der Berg hinunter zu einer Falltür, welche direkt in das Innere der Schule führte. Fred und George hatten sie mir eines Tages gezeigt, es war in meinem zweiten Schuljahr gewesen. Wir hatten sie gemeinsam benutzt, um unbemerkt nachts aus dem Schloss schleichen und in den schwarzen See zu kommen.
Hunderte Male versicherten Draco und ich uns, dass uns auch bloß keiner folgte, denn wenn das passierte, dann könnten wir uns gleich verabschieden.
Als ein lauter Knall ertönte, verharrte ich in meiner Bewegung und sah nach oben, dann zu Draco, auch er war perplex, doch dann griff er nach mir und hob mich zu sich nach unten durch die Klappe.
Im Augenwinkel konnte ich erkennen, wie die Brücke Feuer fing und langsam zusammenfiel.
"Komm schon." hörte ich Draco flüstern, dann schloss ich die Klappe der Falltür über mir und wir liefen los.
Die Treppen nach oben und ständig auf der Hut vor allen - keiner durfte uns sehen, nicht einmal unsere Freunde, niemand.
Wir versteckten uns hinter Säulen, drückten uns an Wände, aber nie ließ Draco meine Hand los. Als wir gerade durch den fünften Stock rannten, erhaschte ich einen Blick zum Fenster hinaus. Draußen war die Hölle los - hunderte von Menschen und anderen Kreaturen, von denen man nicht mehr sagen konnte, welcher Seite sie angehörten, rannten durch die Gegend. Zauber flogen durch die Luft und alles stand in haushohen Flammen.
Erst als Draco sprach, fiel mir auf, dass ich stehen geblieben war.
"D/N, wir haben dafür wirklich keine Zeit." murmelte er.
Ein letzter Blick zum Fenster, dann rannten wir weiter. Unser Ziel war der siebte Stock, doch ich blieb stehen, als ich Schreie hörte.
Nervös sah ich zu Draco, doch er schien sie nicht gehört zu haben. Ich entfernte mich ein paar Schritte von ihm und schielte um die Ecke, dort erkannte ich bekannte Gesichter - Freunde aus meinem Haus - sie waren eingesperrt in die Gefängniszellen unter dem Schloss.
"Draco" flüsterte ich. "Wir müssen ihnen helfen."
Er schien kurz mit sich zu ringen, dann griff er nach meiner Hand.
"Du bleibst genau hier, verstanden?" sagte er, drückte meine Hand und mit einem letzten Blick in meine Augen löste er sich in die schwarze Wolke auf.
Ich drückte mich gegen die Wand, hoffte dass niemand kommen und mich sehen würde, als ich einen Knall hörte.
Dann, Sekunden später, rannten unzählige Schüler in grünen Umhängen an mir vorbei und Draco tauchte ebenfalls wieder auf.
"Jetzt komm." sagte er und zog mich an der Hand zu den Treppen nach oben und einen Gang entlang auf der Suche nach dem bekannten Bild von Barnabas dem Bekloppten. Gegenüber von ihm war der Raum der Wünsche.
Ich war viele Male darin gewesen, hatte mit Charles trainiert und von dort aus mein Leben auf den Kopf gestellt.
Endlich fanden wir es und blieben stehen, ich schloss meine Augen und stellte mir genau vor, wie er aussehen sollte - so, wie er ausgesehen hatte, als ich ihn das letzte Mal verlassen hatte. Dort hatten Draco und ich eine Aufgabe, wir mussten seinen Zauberstab wieder bekommen und wenn wir Glück hatten auch den letzten Horcrux finden.
"Draco?"
Ich zuckte zusammen als ich eine bekannte Stimme hinter mir vernahm. Mehr als nervös öffnete ich meine Augen und sah Gregory Goyle vor mir.
Vor Angst fiel mir beinahe mein Herz in die Hose.
Draco sah ebenfalls aus, als hätte er einen Geist gesehen, doch kurz darauf umarmte er Goyle und klopfte ihm auf den Rücken, während ich nur verwirrt danebenstand.
"Was tust du hier?" fragte Draco, vorauf hin Goyle nur mit den Schultern zuckte.
"Euch helfen natürlich." murmelte er mit einem Grinsen.
"Wie geht es euch?"
"Naja, den Ums-"
"Draco! Wir haben jetzt echt überhaupt keine Zeit für sowas. Tut mir echt leid." fluchte ich und zog die Beiden hinter die nächste Ecke, als sich der Raum der Wünsche öffnete.
Nach einem letzten Blick über den Gang verschwanden wir darin.
Wir sahen uns leise um, dann entdeckte ich meinen Bruder auf einer Erhöhung, er hatte uns den Rücken zu gedreht, doch ich war mir mehr als sicher, dass er es war.
Lautlos deutete ich auf ihn und Draco nickte, wir wollten gerade aus unserer Deckung, als ein ziemlich großer Junge hinter uns auftauchte.
"Blaise?" kam es von Goyle, woraufhin ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite rammte und ihn böse ansah.
Zwar hatte ich keine große Lust auf Zabini, doch was sollte man schon machen. Wir brauchten Dracos Zauberstab zurück und ich war mir mehr als sicher, dass Harry ihn hatte.
Als die drei Jungs sich nicht von der Stelle rührten und nur mit Blicken kommunizierten, übernahm ich die Kontrolle. Ich machte deutlich, was als nächstes passieren würde, dann verließen wir unser Versteck.
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