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Nachdem Draco mein Zimmer verlassen hatte, stand ich noch immer in der Mitte des Raumes, ich hatte meine Hand an die Stelle meines Gesichtes gelegt, an der zuvor seine Hand gewesen war.
Was war das gewesen?
Was war da noch zwischen uns? Hatte er noch Gefühle für mich?
Hatte er ein anderes Mädchen mit dem er ausging oder sogar zusammen war und sah mich nur als kleine Freundin? Aber warum war er dann hier?
Nachdenklich ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte die Decke an, als ob sie mir die Antworten geben könnte.
Ich wünschte Hermine wäre jetzt hier und könnte mir helfen.
Hermine...
Würde ich sie jemals wieder sehen? Lebte sie noch?
Später an diesem Abend ging ich in mein Bad, zog meine Sachen aus und ließ sie auf den Boden fallen, dann stieg ich in die Dusche und ließ das Wasser über meinen Körper laufen.
Die Wärme tat gut und ich genoss es, ich ließ einfach alle Gedanken los, jedenfalls versuchte ich es.
Auf irgendeine Weise fühlte ich mich sicher, sicherer als noch vor ein paar Tagen.
Lag es daran, dass Draco hier war oder war das alles nur Einbildung oder Wunschdenken?
Nachdem ich fertig war, stieg ich wieder aus der Dusche und trocknete mich ab, putzte meine Zähne und ging schließlich ins Bett, der Tag war lang gewesen und hatte genug Details gehabt, die ihn zu einem grausamen Tag gemacht hatten.
Langsam zog ich mir die Decke bis unter die Nase und drehte mich so, dass ich aus dem Fenster sehen konnte, der Mond schien heute ziemlich klein zu sein, doch auch das war sicherlich Einbildung.
Schnee fiel vom Himmel und ich war mir sicher, dass es morgen überall verschneit sein würde.
Langsam fielen mir die Augen zu und nach einer Weile war ich eingeschlafen.
Ich hatte Recht gehabt, alles war an diesem Morgen verschneit gewesen und die Welt war in ein helles Weiß getaucht.
Ich saß an meinem Fenster und sah hinaus, auf meinem Schoß lag das Märchenbuch aus der Bibliothek und neben mir hatte ich einen Weihnachtlich riechenden Tee stehen.
Außerdem roch es in meinem gesamten Zimmer nach Zimt, ich liebte den Geruch.
Doch trotz der wunderschönen Winteratmosphäre, sowohl draußen als auch in meinem Zimmer, streiften meine Gedanken ständig in negative Bereiche, zu Draco, seinem Unterarm auf dem nun auch die schreckliche Markierung war und zu meinem Vater, der irgendwo, zwei Stockwerke unter mir, sein Unwesen trieben und wahrscheinlich gerade seinen Plan erweiterte, wie er meine Freunde, meinen Bruder und mein Zuhause zerstören würde.
Draco tat mir so unglaublich leid, zu Mal ich wusste, wie es sich angefühlt hatte, als es gemacht wurde und die ersten Tage danach, eigentlich konnte ich es immer noch spüren, auch wenn es jetzt schon Monate her war.
Vielleicht sollte ich für ihn da sein? Vielleicht brauchte er die Anwesenheit einer guten Freundin, oder einer Freundin, oder was auch immer wir gerade waren...
Ich ließ mich von dem Fensterbrett auf den Boden sinken, griff nach meinem Zauberstab und steckte ihn in die Innentasche meiner Jacke, dann ging ich zur Tür und schloss sie hinter mir.
Als ich an Dracos Zimmer angekommen war, blieb ich davorstehen.
Sollte ich nicht doch wieder gehen?
Was ist, wenn er gerade einfach nur allein sein und niemanden sehen wollte?
Mein Körper handelte schneller als mein Kopf und ich klopfte an der Tür.
Nichts tat sich. Ich blieb stehen und wartete auf ein Zeichen, doch es passierte nichts.
Ich klopfte noch zwei Mal, doch auch diese Male öffnete sie sich nicht, was mich dazu brachte die Türklinke nach unten zu drücken.
Vorsichtig sah ich durch den Türspalt.
"Hallo?" fragte ich. "Draco?"
Keine Antwort, das Zimmer war leer, Draco war nicht hier.
Ich schloss die Tür wieder und lief den Gang zurück zur Treppe, statt nach oben zu gehen, lief ich sie nach unten und durchquerte die Halle zur Hälfte.
"D/N?"
Ich blieb stehen und drehte mich um.
"Draco." kurz lächelte ich bei seinem Anblick. "Hey."
Er kam auf mich zu.
"Was machst du hier?" fragte er.
"Ähm, ich habe nach dir gesucht schätze ich." ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Würde er es komisch finden, wenn ich nach ihm suchte?
Er erwiderte nichts auf meine Antwort und stand einfach nur vor mir.
"Ich- " stammelte ich.
Er ging einen weiteren Schritt auf mich zu, so dass wir uns ziemlich nahe gegenüberstanden. Kurz verunsicherte es mich, doch ich redete weiter.
"Ich wollte nach dir sehen." flüsterte ich.
Eine Schneeflocke direkt zwischen uns stoppte mich nun endgültig.
Schnee? Hier drinnen?
Eine weitere flog zwischen uns zu Boden.
Sie ließ uns beide nach oben sehen.
Dort war ein kleiner grüner Mistelzweig gewachsen.
"Oh nein- " murmelte ich.
Ungläubig sah ich wieder zu Draco, auch er sah mich an, doch er war nicht verwirrt oder so etwas, er lächelte einfach nur, ja er grinste schon fast.
Ein Mistelzweig, direkt über dem Kopf zweier Menschen... Ohne Frage war er magisch.
Der Legende nach bedeutete es, dass wir uns jetzt küssen mussten, eher würde dieser Zweig uns nicht davon lassen.
Erneut sah ich zu Draco, dieses Mal jedoch direkt in seine Augen, auch er sah in meine.
"Wir müssen das nicht machen- " flüsterte er.
Ich grinste mit einem kleinen Blick nach oben.
"Oh Draco, ich glaube wir haben hier keine Wahl."
Er grinste mich ebenfalls für einen Moment an, dann kam er einen weiteren Schritt näher, so dass sich unsere Körper berührten und legte seine Hände um meine Taille. Er zog mich dadurch näher zu ihm. Wir waren nun nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich konnte seinen Atem spüren, doch trotzdem verließen meine Augen nicht für eine Sekunde die seinen. Ich sah all den Schmerz und die Traurigkeit in ihnen.
Dann schloss ich meine Augen und legte meine Lippen sanft auf seine.
Schmetterlinge machten sich in meinem Bauch breit und sämtliche Emotionen überfluteten mich, als wir uns wieder von einander lösten.
Erneut sahen wir uns in die Augen, waren immer noch so nah zusammen.
Unser beider Atem ging schnell, schneller als sonst.
Innerhalb weniger Momente spürte ich erst seine kalten Hände mit den noch kälteren Ringen daran an meinem Gesicht, dann wieder seine Lippen auf meinen.
Er küsste mich erneut und ich erwiderte diesen Kuss.
Ich spürte, wie sehr ich ihn brauchte, wie sehr ich ihn vermisst hatte und wie sehr ich ihn wollte. Noch einmal presste ich meine Lippen auf seine und legte meine Arme um seinen Körper.
Als ich das Klackern von Absätzen im Gang hörte, stoppte ich, für einen Moment sah ich in Dracos Augen, dann entfernten wir uns ein paar Schritte von einander, ein kleiner Blik nach oben verriet mir, dass der Mistelzweig verschwunden war, wie hatten unsere Aufgabe erfüllt.
Genau in dem Moment kam Bellatrix Lestrange, meine Mutter, die allerdings keine blasse Ahnung davon hatte, dass ich ihre Tochter war oder dass sie jemals ein Kind geboren hatte, um die Ecke.
Kurz begutachtete sie uns beide mit zugekniffenen Augen, dann verneigte sie sich leicht vor mir.
Ein schielen in Dracos Richtung zeigte mir, wie verwundert er über diese Reaktion gewesen war, doch trotzdem blieb er still. Seine Reaktion entlockte mir ein leichtes grinsen, doch der Blick in Bellatrix' Augen ließen mich wieder in die Realität zurückkommen.
"Sie werden im ersten Saal erwartete." sagte sie und wartete ungeduldig darauf, dass ich mit ihr mitkommen würde. Ich nickte und lief dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, hinter ihr her.
Was war das eben gewesen?
Hatte Draco mich nur wegen dem Mistelzweig geküsst, oder weil er es wollte?
Hatte er immer noch Gefühle für mich?
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