16
Nachdem ich Cedric zum dritten Mal verloren hatte lief er plötzlich wieder vor mir.
"Cedric bitte!" rief ich komplett außer Atem.
Meine Füße taten unglaublich weh, doch er lief als hätte er nie etwas anderes getan. Er wurde immer schneller, rannte beinahe durch die Gänge, raus aus dem Schloss und über die Brücke in Richtung des verbotenen Waldes.
"Mein Gott." fluchte ich vor mich hin und blieb stehen, meine Füße schafften es einfach nicht mehr.
"Cedric!" startete ich einen letzten erbärmlichen Versuch meinen Freund zum Stehen zu bringen.
Was erwartete ich?
Ich hatte Draco Malfoy im Spiegel der Wünsche gesehen – er war mein tiefstes Verlangen – und es war nur logisch, dass Cedric verletzt war und mich nicht sehen wollte. Cedric liebte mich, doch ich konnte es nicht erwidern. Noch nicht.
Ein letztes Mal rief ich seinen Namen, tatsächlich verlangsamte sich dieses Mal sein Tempo und er blieb langsam stehen. Ich konnte sehen wie schnell sich sein Brustkorb hob und senkte. Das Knarren der Holzdielen der Brücke unter meinen Füßen war das einzige Geräusch welches zu hören war, als ich langsam auf ihn zulief.
"Cedric" flüsterte ich vorsichtig und blieb nur wenige Zentimeter von seinem Rücken entfernt stehen. "Es tut mir so leid."
Eine eiskalte Träne lief über meine Wange, als Cedric sich langsam zu mir umdrehte. Seine Nasenspitze und Wangen waren von der Kälte gerötet und ihm liefen ebenfalls vereinzelt Tränen über das Gesicht.
"D/N, ich will dich." sagte er überraschend ruhig. "Ich will dich mehr als alles andere, aber wenn du noch Gefühle für Draco hast, dann kann das zwischen uns nicht funktionieren. Es ist egal wie sehr ich dich liebe, wenn du nicht das gleiche für mich empfindest. Ich möchte wirklich, wirklich nicht, dass alles was wir über die Jahre aufgebaut haben kaputt geht, aber ich kann und will nichts erzwingen."
Erneut liefen mir Tränen über die eiskalten Wangen. Es war unheimlich frisch heute und ich hatte keine Jacke übergezogen, lediglich die Sommerschuluniform schütze mich vor der Kälte.
"Hast du noch Gefühle für ihn?" fragte er leise.
"Cedric, ich-"
Er nickte und sah zur Seite, doch ich konnte genau sehen wie die Tränen über sein Gesicht strömten und es tat fürchterlich weh. Ich sah dabei zu, wie unsere Freundschaft und alles was wir je hatten auseinanderbrach.
"Ich kann nicht sagen, dass ich nichts mehr für Draco empfinde. Das wäre einfach nicht richtig." sagte ich leise. "Aber genauso wenig könnte ich meine Gefühle für dich leugnen, Cedric, glaub mir."
"Nein. Du willst ihn! Du verlangst nach ihm! Nicht nur ich sehe das. Deine Freunde, meine Freunde. Sie alle haben mir geraten mich nicht zu sehr auf dich einzulassen, weil jeder einzelne von ihnen sehen konnte, dass du ihm noch immer hinterher siehst, wenn ihr euch auf dem Flur über den Weg lauft. Deine Gefühle sind bei einem anderen Mann, D/N und so kann ich nicht mit dir zusammen sein, das geht einfach nicht."
Mit jedem Wort das er sprach, zerbrach mein Herz ein wenig mehr und ich konnte in seinen Augen sehen, dass es ihm genauso ging.
"Es tut mir leid, aber ich kann das nicht." sagte er so leise, dass ich es kaum hören konnte.
Er ging einige Schritte rückwärts.
"Nein." flüsterte ich, während sich mein Hals immer trockener anfühlte. "Cedric, bitte. Wir können das hinbekommen."
Er schüttelte mit dem Kopf und eine letzte Tränen fiel zu Boden, dann drehte er sich um und lief davon. Als er nicht mehr zu sehen war ließen meine Knie nach und ich sackte auf den kalten Boden der Brücke. Zitternd zog ich meine Beine an und legte meinen Kopf auf meinen Knien ab.
"D/N!" eine tiefe Stimme rief mich.
Schritte kamen näher und eine kalte Hand legte sich auf die meinen. Ich sah langsam auf und erkannte zwei eisblaue Augen vor meinen eigenen.
"Du bist eiskalt." hauchte er und sein Atem bildetet Nebel über unseren Köpfen.
Ich konnte in diesem Moment nicht klar denken, starrte nur in seine Augen und griff nach der Hand, die er mir entgegenstreckte. Vorsichtig stand ich mit seiner Hilfe auf und spürte wenige Sekunden später seinen Umhang um meine Schultern.
Er sagte einige Worte, doch ich hörte nicht hin.
Minuten später erreichten wir das Schloss und liefen durch das große Tor nach innen. Seine Hand lag auf meinem Rücken, drückte mich sanft vorwärts.
"Danke, Malfoy." waren die letzten Worte die ich hörte, bevor seine Hände meinen Körper verließen und ich vor ein Kaminfeuer gedrückt wurde.
Ich starrte in die Flammen des lodernden Feuers und umfasste mit meinen Händen die warme Decke, welche um meine Schultern gelegt wurde.
"Wie geht es dir?" hörte ich meine beste Freundin hinter mir fragen, doch ich antwortete ihr nicht oder sah auf, als sie sich neben mich setzte und ihren Kopf auf meine Schulter legte.
Minuten lang saßen wir schweigend da und sahen dem Feuer dabei zu, wie es stück für stück immer mehr des Holzes verschlang.
"Denkst du wir werden je wieder Freunde sein können?" flüsterte ich.
Hermine schien intensiv darüber nachzudenken, bevor sie nach meiner Hand griff und sie fest drückte.
"Ich weiß es nicht, D/N. Jetzt musst du erstmal mit der Trennung klarkommen, dann seht ihr weiter." sagte sie leise und strich mit dem Daumen mehrmals über meinen Handrücken.
"Ich wollte ihn nicht im Spiegel sehen." flüsterte ich nach einer Weile und meine Augen wurden wieder glasig.
Hermine nickte vorsichtig. "Ich weiß." murmelte sie und legte ihren Kopf wieder auf meiner Schulter ab.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mich selbst zu bemitleiden und in meinem Bett zu weinen, während Hermine mich mit Unmengen an Eiscreme versorgte.
Ich wusste nicht einmal wirklich, wieso ich weinte. Es war nicht die Trennung an sich, die mich traurig machte, eher der Fakt, dass die Freundschaft mit Cedric zerstört war und wohl nie wieder so sein würde wie sie einst war. Ich hatte Cedric verloren. Ich hatte meinen besten Freund verloren.
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