04. Kapitel
Die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden verschwunden, aber noch immer war der Himmel mit den verschiedensten Farben gepinselt. Der Farbverlauf reichte von einem hellen Gelb bis zu einem tiefen Blau, das beinahe schwarz wirkte. Die spiegelglatte Oberfläche des Sees war dunkel und lag wie ein schwarzes Samttuch zwischen Hogwarts' sanften Hügeln. Die Luft war frisch. Ein kühler Wind fegte über den Astronomieturm und ich war froh über meinen Schulumhang, der mich warm hielt.
Immer wieder glitt mein Blick zwischen der Landschaft und der gespannten Leinwand hin und her. Mit gezielten Pinselstrichen vermischte ich die Ölfarbe auf der Leinwand, um die Farben des Himmels einzufangen, bevor ich mich den Detaills widmete. Ich liebte die Dämmerung und hatte schon oft versucht sie aufs Papier zu bringen. Doch noch nie war es mir gelungen die Atmosphäre so einzufangen, damit ich mit meiner Arbeit zufrieden war. Heute jedoch hatte ich ein gutes Gefühl.
Leise summte ich das Lied, das leise aus dem alten Plattenspieler neben mir schallte und vom Wind über die Landschaft zu meinen Füßen getragen wurde. Ich war so vertieft in meiner Arbeit, dass ich Xenophilius erst bemerkte, als er sich vorsichtig neben mich setzte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und konnte den offenen Farbtopf neben mir nur knapp vor einem Sturz bewahren.
"Tut mir leid, Arabella. Ich wollte dich nicht erschrecken", Xenophilius Mundwinkel zuckten verdächtig, als er ein Lachen unterdrückte.
"Idiot", murmelte ich nur, aber konnte das kleine Grinsen aus meinem Gesicht nicht vertreiben. Obwohl ich Xenophilius immer wieder angeboten hatte mich "Ari" zu nennen, bevorzugte mein bester Freund meinen vollen Namen.
"Was gibt es Neues?", fragte ich, während ich mit einem dünnen Pinsel vorsichtig die kleinen Wolken am Horizont einzeichnete. Xenophilius breitete unterdessen einige Bücher auf dem Boden aus.
"Was hältst du von einem Zaubertrank, der dich automatisch um sieben Uhr morgens aus dem Schlaf reißt, wenn du ihn einnimmst?", der junge Zauberer schlug ein Buch auf und deutete mit der Zauberstabspitze auf die Berechnungen und Zutaten, die er aufgeschrieben hatte. Sofort glühten sie in einem schwachen Licht auf, sodass ich sie in der Dämmerung lesen konnte.
"Damit solltest du mal zu Snape gehen. Der kann dir bestimmt bei deinen Plänen weiterhelfen", schlug ich vor. Der junge Zauberer nickte nachdenklich und kritzelte erneut einige Zeilen in das Notizheft.
"Was gibt es bei dir Neues?", wollte Xenophilius nach einer Weile wissen, während er mit einem zufriedenen Lächeln sein Heft wieder zuklappte. Neugierig sah er über meine Schulter, um meine Zeichnung zu begutachten.
"Meine netten Zimmergenossinen haben mal wieder versucht meinen Plattenspieler zu zerstören, aber sie haben immer noch nicht herausgefunden, welche Schutzzauber McGonagall verwendet hat", mein Ton war beiläufig. Mittlerweile hatte ich mich an den Feindseligkeiten der Mädchen aus Slytherin beinahe gewöhnt. Seit der ersten Klasse wollten sie meine jämmerlichen Muggelgeräte zerstören, um mir eins auszuwischen, aber als McGonagall davon erfahren hatte, hatte sie mir geholfen, die Gegenstände mit Schutzzaubern zu belegen.
Xenophilius wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ein Poltern ertönte. Besorgt drehten wir uns um. Es war dunkel geworden und eigentlich sollten wir um dieser Uhrzeit bereits in unseren Gemeinschaftsräumen sein. Hoffentlich lauerten hinter dieser Ecke nicht bereits Mr. Filch und Mrs. Norris auf uns. Der berüchtigte Hausmeister würde uns bestimmt zu Nachsitzen verdonnern.
Doch es war wieder Stille eingekehrt und langsam beruhigte sich mein Herzschlag wieder. Ich widmete mich wieder meinem Bild, als ein unterdrücktes Kichern ertönte. Im nächsten Moment umhüllte mich eiskalte Flüssigkeit. Erschrocken sprang ich auf und stieß dabei einen Farbtopf um, dessen Inhalt sich langsam über den Boden ausbreitete. Die Farbe mischte sich mit dem Wasser, das flutartig auf die Stelle prasselte, wo ich noch vor einigen Augenblicken gesessen hatte. Prustend wischte ich mir das nasse Haar aus dem Gesicht. Der Umhang klebte an meiner Haut und die kalte Luft ließ mich scharf die Luft einziehen.
Wasser spuckend trat Xenophilius neben mich.
"Dort", keuchte er und deutete auf zwei Gestalten, die laufend auf die Wendeltreppe zustürmten, die sich am Ende des Ganges befand.
"Petrificus Totalus", ich richtete meinen Zauberstab auf die kleinere Gestalt, die augenblicklich erstarrte und zu Boden ging. Die zweite Person drehte sich erschrocken um und zog ihren Zauberstab. Bevor sie aber einen Zauber aussprechen konnte, wurde sie ebenfalls von meinem Fluch getroffen.
Aufgebracht sah ich zu meiner Leinwand. Sie war völlig durchweicht. Die Farben waren so vermischt, dass sie nur noch ein dreckiges Braun bildeten. Die letzten Stunden Arbeit waren in wenigen Minuten zerstört worden. Ohne mich länger damit aufzuhalten, mein ehemaliges Werk zu bemitleiden, hastete ich mit geballten Fäusten auf die beiden reglosen Gestalten am Ende des Flurs zu.
"Lumos", Xenophilius beugte sich mit gezücktem Zauberstab neugierig über die beiden Personen. Es überraschte mich nicht, Potter und Black am Boden liegen zu sehen. Am liebsten hätte ich sie einfach hier gelassen und wäre gegangen, aber Xenophilius hatte bereits den Gegenzauber gesprochen, während er weiterhin den Zauberstab auf sie gerichtet hatte.
"Ihr begleitet uns zu McGonagall", Xenophilius war der gutmütigste Mensch, den ich kannte. Aber als er sich nun tropfnass, mit gezücktem Zauberstab und einem zornigen Blitzen in den Augen vor den Rumtreibern aufbaute, machte er einen ungewöhnlich einschüchternden Eindruck. Trotzdem hatte sein Plan einen kleinen Haken. Wir hatte die Nachtsperre ebenso wenig beachtet wie die beiden Gryffindors.
"Das war nur ein kleiner Scherz. Das müsst ihr doch nicht gleich McGonagall melden", Black erhob sich als erstes. Für diesen Kommentar hätte ich ihm am liebsten eine verpasst. Er schien, seine arrogante Art nie ablegen zu können. Ihm ging es gut damit. Er sah nicht wie oft unschuldige Schüler unter seinen Streichen litten.
"Als würde ich mir die Gelegenheit entgehen lassen, dich McGonagall auszuliefern", bemerkte ich spöttisch. Sirius stieß ein freudloses Lachen aus.
"Etwas anderes hätte ich von einer schäbigen Slytherin auch nicht erwartet", entgegnete er verächtlich, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Ich wollte wütend zu einer Antwort ansetzen, aber Xenophilius brachte mich mit einem gezielten Stoß in die Rippen zum Schweigen. Er hatte Recht, das war nicht der Moment für sinnlose Streitereien.
"Sehen Sie, McGonagall, das meinte ich. Schüler nehmen die Regeln nicht ernst und streifen nachts durch die Gänge", ich zuckte unwillkürlich zusammen, als die schnarrende Stimme des Hausmeisters erklang. Im nächsten Moment bogen Mr. Filch und McGonagall bereits um die Ecke.
"Ja, sie hatten Recht, aber die Foltermethoden werden trotzdem nicht wieder eingeführt, Argus", McGonagall klang müde, als hätte sie dieses Thema mit dem Hausmeister bereits oft diskutiert.
"In mein Büro", als sie sich nun an uns wandte, war ihre Stimme schneidend scharf und jegliche Müdigkeit abgefallen.
Ich sah zu Xenophilius, der meinen Blick mit großen Augen erwiderte. Wortlos folgten wir der Professorin.
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