Kapitel 3
Erschrocken setzte ich mich auf, als ein Geräusch mich aus meinen Träumen riss. Es waren wirklich seltsame Träume von Drachen und Männern mit schwarzen Schuppen und ...
Mein Blick glitt umher, während sich meine Augen weiteten. Das war gar kein Traum oder träumte ich noch?
Mein Atem ging schneller und als ein erneutes Klopfen ertönte, schnappte ich nach Luft und sprang aus dem Bett. „J-Ja", brachte ich hervor, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Daher stand ich auch wie bestellt und nicht abgeholt im Zimmer herum, als sich die Tür öffnete.
Der Drachenmann trat ein Stück ein und schenkte mir ein Lächeln. „Das Essen ist fertig."
Essen.
Es dauerte einen Moment, bis die Erinnerungen ganz zurückkehrten.
„Danke", sagte ich zögerlich. War es richtig, dass ein Drache für mich kochte?
Sollte nicht eher ich für ihn das Essen machen?
Als ich zu ihm trat, um ihn zu folgen, legte er mir plötzlich ein Schultertuch um. „Hier im Gebirge ist es kühl. Ich habe immerhin Speiseraum zwar ein Feuer entfacht, aber es ist trotzdem sicher noch zu kalt für dich."
Er klang, als würde er sich Sorgen machen. Etwas, was ich gar nicht mehr gewohnt war.
Diese Tatsache löste ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus.
Ich zog das Tuch enger um mich und schenkte ihm ein dankbarer Lächeln, bevor ich ihm folgte.
Wieder ging es durch die Flure und schließlich in einem großen Raum mit langem Tisch.
Ich suchte diesen nach Tellern ab, fand aber nichts. Dafür vor einem der Fenster ein Feuer und frisches Fleisch.
„Entschuldige, ich bin nicht gut im Kochen", gestand Foscar plötzlich. „Darum dachte ich mir, wir braten es einfach zusammen."
„Das ist eine wunderbare Idee", sagte ich erfreut. Es hätte mich nicht gefallen, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, mich zu bekommen, weil er ein Kaiser war.
Ich sah, wie er sich sichtlich entspannte. Scheinbar hatte er erwartet, dass es mir nicht gefiel. Aber warum machte ihm das solche Sorgen.
Foscar lächelte leicht, während ich mich niederließ und mir das Fleisch ansah. Es war sehr frisch und sehr gut ausgenommen und gehäutet. Etwas, was ein Drache wohl sehr gut konnte.
Er ließ sich neben mir nieder und stumm bearbeiteten wir unser Fleisch. Salz und ein paar Kräuter hatte er auch mitgebracht.
Als beide Hasen auf den Stöcken angebracht und über dem Feuer platziert waren, leckte ich das Salz von meinen Fingern.
„Hier", sagte Foscar und hob seine Hand. Zuerst wollte ich fragen, was er meinte, als sich in dieser Wassertropfen sammelten, die langsam zu einer Kugel wurden.
Meine Augen weiteten sich beeindruckt. „Ich wusste gar nicht, dass sowas geht."
„Wasch dir deine Hände", sagte er lächelnd und ging nicht weiter darauf ein, dass ich nicht verstand, was er da tat.
Brav kam ich seiner Aufforderung nach. Es fühlte sich interessant an, aber auch wie normales Wasser. Nur in einer Form, wie ich es noch nie gesehen hatte.
„Darf ich etwas fragen?", wollte ich wissen, während wir vor dem Feuer saßen und dem Fleisch beim braten zusahen.
„Natürlich. Du wirst jetzt hier leben und meine Frau. Deine Fragen sind mir wichtig", antwortete Foscar.
„Moment", schnappte ich nach Luft. „E-Eure Frau?" Davon hatte niemand etwas gesagt! Ich dachte ich wäre hier als eine Art Dienstmädchen oder nur als Hilfe für den Körper.
Foscar blinzelte mich an. „Oh. Das hat dir niemand erzählt? Nun, du bist seit vielen Jahrhunderten die erste Frau an meiner Seite und das bedeutet wiederum, dass du meine Kaiserin wirst."
Ich schnappte nach Luft. Ich sollte was?
Mein Entsetzen war mir anzusehen, da war ich mir sicher, denn Foscar lachte und legte mir eine Hand an die Wange. „Mach dir keine Gedanken. Das wird sich alles finden. Zuerst sollten wir einmal alles hier wieder auf Vordermann bringen und aufbauen."
„Warum bin ich überhaupt hier?", fragte ich zögerlich. „Was ist meine Aufgabe?", versuchte ich zu spezifizieren, da der Grund für meinen Aufenthalt eigentlich schon genannt wurde.
Foscar schien einen Moment nachzudenken und starrte zum Fenster hinaus. „Um mir zu helfen", sagte er schließlich. „Das trifft es wohl am Besten."
Ich wurde unruhig. Irgendwie verstand ich nicht, was hier los war.
„Ich versuche es dir einmal zu erklären. Normalerweise habe ich als Drachenkaiser einen ganzen Hof um mich herum. Aber auf Grund meines Schlafes hat sich dieser aufgelöst. Du bist wichtig, damit ich meine menschliche Form annehmen und so meinen Aufgaben als Beschützer nachkommen kann."
Ich nickte, denn soweit verstand ich das durchaus.
„Und was genau erwartet Ihr jetzt von mir?", wollte ich zögerlich wissen, denn diese Frage war immer noch nicht geklärt.
Foscar legte ein wenig den Kopf schief. „Ich denke als erstes, dass wir ein paar der Zimmer für die Dienerschaft herrichten und dann, dass wir entsprechende Menschen, die hier arbeiten sollen, auswählen. Das wäre wohl ein guter Anfang."
Ich testete, wie weit unser Fleisch war, um mir seine Worte durch den Kopf gehen zu lassen. „Das heißt, das Ihr wünscht, dass ich Euch dabei helfe, Euren Hof wieder aufzubauen?", fragte ich zögerlich. Hatte ich das richtig verstanden?
„Genau. Das trifft es", nickte er zustimmend. „Und sobald das alles geklärt ist, wirst du mich heiraten."
Erschrocken ließ ich das Fleisch fallen, bevor ich schnell versuchte, es aus den Flammen zu retten. Bevor ich mich jedoch verbrennen konnte, schwebte es zu mir, was ich mit großen Augen wahrnahm.
„Heiraten?", fragte ich mit atemloser Stimme.
Foscar fuhr mir sanft durch die Haare. „Genau, heiraten", sagte er sanft und gab mir sogar einen Kuss auf den Kopf.
Mein Herz beschleunigte sich und erneut kribbelte mein Bauch aufgeregt.
Weil ich einfach nicht wusste, was ich mit dieser Information anfangen sollte, konzentrierte ich mich wieder auf das Fleisch und die anderen Sachen.
„Das heißt, wir versuchen heute ein paar Zimmer herzurichten und gehen dann in ein Dorf?", fragte ich zögerlich und hoffte, er bekam nicht mit, dass ich das Thema wechseln wollte. Ich wollte nicht, dass er glaubte, ich wäre undankbar. Ich war lediglich überfordert.
„Ja. Ich gebe dir erst einmal einen groben Überblick und dann suchen wir jemanden, der für uns kocht, aufräumt und uns anderweitig hilft."
Foscar sprach ruhig und blickte dabei in das Feuer. „Eine Person, mehr erst einmal nicht. Zu viel auf einmal wird nur unnötiges Chaos heraufbeschwören. Zudem will ich den Tag nutzen, um über mein Gebiet zu fliegen und mir anzusehen, was sich alles getan hat. Ich bin aus einem bestimmten Grund erwacht, doch ich weiß noch nicht, was uns dieses Mal droht."
Bei diesen Worten versteifte ich mich. Was hieß wir wurden bedroht?
Ich wollte gerade nachfragen, als er mir das Fleisch hinhielt. „Das ist durch", verkündete er. Ich wollte protestieren, weil das gar nicht genug Zeit war, doch ich nahm es, um zu testen. Tatsächlich hatte er Recht, weshalb ich mich fragte, ob er nachgeholfen hatte.
Wir genossen unser Fleisch und erst, als ich begann zu essen, wurde mir bewusst, wie groß mein Hunger eigentlich war. Zudem fühlte ich mich langsam immer wohler. Das war gut, denn sonst würde es schwierig werden.
„Wir werden gleich ein paar warme Sachen für dich besorgen gehen. Damit du die Reise in die größeren Städte überstehst", bemerkte Foscar, der seinen Teil schon gegessen hatte.
Weil ich selbst nicht so viel schaffte, bot ich ihm den Rest meines Hasens an. Zu erst wirkte er, als würde er ablehnen, doch dann nickte er mir zu, nahm ihn und verspeiste das Fleisch.
„Werden wir ... fliegen?", fragte ich unsicher.
Foscar nickte. „Anders kann man dieses Gebiet auch nicht verlassen. Das heißt auch, dass diejenigen, die zu uns kommen, nicht wieder nach Hause können."
Ich nickte. Das klang logisch. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, wieder nach Hause zu kommen.
Foscar musterte mich. „Du bist mir zu frisch angezogen, weshalb wir im ersten Dorf Halt machen", sagte er ernst. „Dort wirst du dir warme Kleidung besorgen. Geld spielt keine Rolle."
Das überraschte mich und scheinbar sah man mir das auch an, denn der Drachenkaiser lächelte. „Ich habe genug Schätze in meiner Höhle. Es hat Vorteile so lange zu leben. Gold verliert nie seinen Wert."
Das klingt gut aber irgendwie auch nicht. Wenn er ein Drache mit einem großen Schatz war, wollte man diesen sicherlich finden und an sich reißen. War das vielleicht der Grund, warum es so viele Legenden über Drachentöter gab?
„Ich werde tun, was Ihr von mir verlangt", antwortete ich, weil ich gar nicht wusste, was ich sonst tun sollte.
„Du musst nicht so unterwürfig sein. Deine Meinung ist mir durchaus wichtig", sagte Foscar, wobei er ernst klang.
Ich lächelte schief. „Ich sage ungern etwas zu Dingen von denen ich keine Ahnung habe", erwiderte ich und griff seine Hand, als er mir half, aufzustehen.
Er legte meinen Arm so, wie ich ihn wohl anfassen sollte. Es fühlte sich an, als würde ich mich bei ihm unterhaken. Das gefiel mir sehr.
„Dann werden wir dafür sorgen, dass du lernst, was du brauchst, um deine Meinung dazu zu sagen", entschied Foscar, während er mir durch meine neue Heimat führte.
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