Kapitel 6 - Lernen
"Was können Sie mir sonst über diese Art sagen?", Fragte Harry und hob Louis auf seinen Schoß. Der Kleine hatte angefangen zu zittern. Knien sollte ja sehr anstrengend sein, hatte Harry Mal gehört. Daher wollte er ihn Mal erlösen. Louis schmiegte sich direkt glücklich an ihn. Folgte der wohl dem Gespräch? Harry war sich nicht sicher.
"Nun, der Lapis Lazuli ist eben im Wasser, an Land und in der Luft Zuhause. Das macht sie sehr flexibel. Sie leben Paarweise zusammen. Sie werden bis zu sieben Meter groß. Wobei es auch deutlich kleinere Exemplare gibt. Das liegt daran, dass sie sich an ihren Lebensraum sehr gut anpassen können. Legenden zufolge können sie sich schrumpfen."
"Legenden?", Fragte Harry skeptisch.
"Ja. Um viele Arten ranken sich welche. Beim Lapis Lazuli soll ihre Fähigkeit sich zu schrumpfen dafür verantwortlich sein, dass ihre Schuppen so weich sind. Sie sind nicht wie eine Rüstung. Eher wie eine Art Fell oder Federkleid."
"Sie sind also kein Schutz?"
"Nein. Sie sehen sehr hübsch aus. Es wird viel Geld für abgestoßene Schuppen gezahlt."
"Womit schützt sich diese Art dann? Also wie verteidigt sie sich?"
"Verteidigen? Gar nicht. Sie flieht. Deswegen kann sie sich überall bewegen. Egal ob im Wasser, an Land oder in der Luft."
"Sie kämpft also nicht?"
"Nein."
"Können sie sonst irgendwas besonderes? Haben sie irgendeine spezielle Wirkung?"
"Nicht wirklich, bedaure. Sie sehen hübsch aus, ihre Schuppen sind wertvoll und könnte man sie zähmen, könnte man mit ihnen überall hin gelangen. Mehr ist zumindest nicht bekannt."
Harry nickte langsam und winkte dann, dass der Mann gehen sollte. Vorerst hatte er genug gehört.
Gedankenverloren streichelte Harry Louis und wartete darauf, dass sie wieder allein gelassen wurden.
"Hast du zugehört?", Fragte Harry, sobald sich die Tür endlich wieder geschlossen hatte.
"Ein bisschen. Aber ich habe es nicht ganz verstanden. Ist das schlimm, Sir?"
"Nein. Ist es nicht. Hast du Geschwister? Als Mensch?"
"Ich weiß nicht... Ich war immer im Heim .. glaube ich. Man hat mir nie gesagt, ob ich Geschwister oder Eltern habe. Ich war... Schon immer allein...", Erklärte Louis betreten. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass er solche Dinge über sich selbst nicht wusste.
"Es ist okay. Kannst du ganz klein sein?"
"Was? Wie kommt Ihr darauf?", Fragte Louis mit weit aufgerissenen Augen.
"Das war dann wohl ein ja?"
"Mein Meister hätte das nicht gewollt. Er wollte, dass ich groß und stark bin...", Flüsterte Louis wieder sehr beschämt.
"Zeig es mir.", Sprach Harry ruhig.
Louis wandelte sich und Harry staunte nicht schlecht. Louis sah aus wie sonst auch in seiner Drachenform. Nur viel kleiner. Er könnte problemlos auf Harrys Handfläche sitzen.
"Das ist gut... So kann ich dich besser überall mit hinnehmen.", Meinte Harry, steckte sich Louis in seine Hemdtasche und nahm das Mäntelchen in die Hand, um als letzter den Raum zu verlassen.
Louis könnte er also problemlos mit sich herum tragen. Mit zwei Fingern spreizte er seine Brusttasche. Louis schien sich wohl zu fühlen. Er schnurrte leise und hatte sich zusammengekuschelt. Körpernähe und Körperwärme wären also kein Problem mehr. Vermutlich würde es nicht Mal groß auffallen, wenn er Louis so mit sich herum trug.
Scheinbar war das doch alles gar nicht so kompliziert.
Harry ging seinen üblichen Beschäftigungen nach. Er saß lange in seinem Studienzimmer. Seine Bildung war ihm sehr wichtig. Er hasste es, wie sich immer alle mit Beratern umgaben. Er wollte lieber selbst Wissen anhäufen.
Nach einer Weile streckte Louis seinen kleinen Kopf aus der Tasche.
"Na, auch Mal wach?", Fragte Harry missmutig. Sein Haustier hatte definitiv einen entspannteren Tag als er.
Schnell griff er nach Louis, als der versuchte aus der Tasche zu klettern.
"Was hast du vor?", Fragte Harry, als Louis sich bis zum Boden abmühte und dann plötzlich wieder halb und halb vor ihm am Boden lag.
"Können wir nicht Mal was spielen?", Fragte Louis und rieb sich nochmal die Augen.
"Wie spielen?"
"Keine Ahnung. Was schönes."
"Kind, ich spiele nicht."
"Nie?"
"Nein."
"Sicher?"
"Ja."
"Darf ich trotzdem?"
"Wenn du mich nicht nervst..."
"Okay."
Louis lächelte glücklich. Sein Meister hatte gehasst, wenn Louis hatte spielen wollen. Dagegen war Harry schon nahezu euphorisch.
Louis wandelte sich in seinen Flugdrachen und trabte ein bisschen durchs Zimmer. Viele Bücher und Landkarten. Große Regale und der dicke Tisch, an dem Harry saß.
Louis kletterte auf die Fensterbank, indem er an einem Regal hochkraxelte und sah hinaus. Er sah die Stadt, den Hafen und das Meer. Louis mochte das Meer, ohne jeh dort gewesen zu sein. Es war sooo viel Wasser groß.
Louis beobachtete die Vögel, die am Hafen herum flogen. Möwen. Louis wusste, dass er die fressen könnte. Also nicht die ganz großen. Aber die kleineren. Mantelmöwen könnten ihm hingegen noch gefährlich werden.
"Was guckst du da?", Fragte Harry irgendwann und trat auch an das Fenster heran.
"Das Meer.", Sprach Louis, sobald er sich wieder zu Halb und Halb gewandelt hatte.
"Magst du es?"
"Ja. Es ist aus ganz viel Wasser."
"Ganz viel kaltem Wasser mit großen gefährlichen Fischen drin."
"Echt?"
"Das weißt du nicht?"
"Ich war noch nie am oder im Meer."
"Echt nicht?"
"Nein. Ich war immer im Heim und dann bei meinem Meister im Labor und jetzt hier bei dir, Sir."
"Ich nehme dich mit, wenn ich wieder auf Fahrt gehe."
"Auf einem echten Schiff?"
"Ja. Auf meiner Louis."
"Oh. Das Boot heißt wie ich?"
"Nein. Du heißt wie das Schiff."
"Achso..."
Louis war ein bisschen traurig. Er wollte wichtiger sein als ein Haufen formschön verbundenes Holz.
"Was kannst du sonst?", Fragte Harry einen Augenblick später.
"Äh .. was soll ich können?", Fragte Louis ratlos.
"Kannst du lesen? Rechnen? Kannst du kämpfen?"
"Ähm.... Nein .. ich .. das hat mir keiner beigebracht."
"Pass auf. Du wirst immer bei mir bleiben und wenn ich dich ewig mit in diesen Raum schleppen soll, erwarte ich, dass du auch was lernst. Klar?"
"Ja, Sir."
Louis wollte etwas lernen. Er glaubte nicht, dass er dumm war. Weil sein Meister hatte einen schlauen Jungen haben wollen und er hatte Louis genommen. Er hatte immer gesagt, dass eine bestimmte Hirnleistung von Nöten wäre. Also war Louis nicht dumm. Er wollte auch schlau sein und viel Wissen. Wie sein neues Herrchen.
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