Kapitel 5 - Experte
Sobald Louis im heißen Wasser vor sich hin dümpelte, nahm Harry sich das Buch wieder zur Hand.
Insgesamt konnte er feststellen, dass Louis' "Erfinder" Recht unzufrieden mit dessen schmächtiger Figur und seiner empfindlichen Haut war. Insgesamt war ihm Louis zu zart. Innerlich wie äußerlich.
Gut, Louis sah nun wirklich nicht aus, wie eine Kriegswaffe. Aber das musste er ja auch nicht. Er sah... Niedlich aus. Und war in vierlei Hinsicht eben klein. Seine menschliche Seite war ein Kind. Seine Drachseite vermutlich noch ein Baby. Was Harry definitiv bestätigen konnte war, dass Louis treu war. Er hatte eben nicht versucht zu Gemma zu kommen, obwohl die viel netter zu ihm war, als Harry. Aber er schien verstanden zu haben, dass er Harry eben gehörte.
Harry ließ Louis eine ganze Weile einweichen und nahm ihn dann mit zum Mittagessen. In Drachenform verspeiste er wieder die Pampe und irgendwie überlegte Harry, ob er in seiner Menschenform nicht auch normales Menschenessen essen könnte. Er sollte das dringend Mal ausprobieren.
Sobald sie fertig waren, machten sie sich auf in den grünen Salon. Der Drachenexperte müsste bald auftauchen und davor hatte Harry noch etwas vor.
Louis hing, wie gefühlt immer, halb und halb auf Harrys Arm herum. Er mochte es, getragen zu werden und Harry war warm und er roch gut. Außerdem war er ja Louis' Besitzer und Louis wusste, dass es besser war, seinen Besitzer zu mögen. Noch besser natürlich, wenn der einen auch mochte. Harry konnte er noch nicht so ganz einschätzen. Er wusste nicht, ob der ihn mochte. Aber Louis wusste, dass Harry ihn unbedingt hatte behalten wollen. Also müsste er ihn mögen, oder?
"Ich will nicht die Aufmerksamkeit des Menschen auf dich lenken, der gleich kommt. Mach dich ganz menschlich.", Sprach Harry, sobald sie in einem großen Saal angekommen waren und Harry sich in einen ausladenden höher gestellten Sessel gesetzt hatte.
"Ja, Sir.", Sprach Louis und wandelte sich.
Sofort schob Harry ihn von seinem Schoß. Louis guckte traurig, aber Harry ignorierte das.
Er zog an einem Seil neben seinem Sessel und nahezu augenblicklich eilten zwei Frauen ins Zimmer.
"Kleidet ihn ein. Einen Mantel, der ihn wärmt. Vorn zu schließen, sodass sein Körper verdeckt ist. Mehr nicht.", Sprach Harry, noch bevor sie ihn nach seinen Wünschen fragen konnten.
Sofort verneigten sie sich tief. Der Blick der einen fiel auf das zitternde Kind.
"Komm-"
"Nein. Hier. Wo ich es sehe! Ihr habt ihn nicht anzusprechen.", Zischte Harry wütend.
Schon kurz darauf stand Louis auf einem Hocker. Eine Frau rannte um ihn herum, nahm Maß und tat Dinge, die er nicht verstand.
Harry hatte auf Stoffe gezeigt und ignorierte die Frau ansonsten.
Sobald sie aber eine Nadel zur Hand nahm, sprach er: "Es ist in deinem Interesse, dass du weißt was du tust. Finde ich nachher auch nur eine kleine Schramme an ihm, wird das Konsequenzen für dich haben."
"Sehr wohl, Majestät.", Sprach die Frau nervös und Louis machte die Augen schnell zu, als sie näher kam.
Harry mochte es nicht, wenn jemand eng bei seinem Louis war. Es war seltsam. Er war zwar irgendwie nervig, aber irgendwie auch niedlich. Und seine Haut war so unendlich weich und er gehörte eben Harry.
Er duldete die Schneiderin gerade so lange, wie es sein musste. Louis hatte nun ein Mäntelchen und dazu passende Schuhe an. Vier weitere Sätze sollte die Schneiderin in ihrer Kammer nähen.
Harry wusste selbst nicht, wieso er ihm nicht Hosen und so weiter anfertigen ließ. Wobei... Louis war ein Haustier. Vernünftige Hosen und so weiter waren Menschen vorbehalten. Mäntel auch. Aber er konnte Louis ja schlecht ewig nackt herum laufen lassen.
Er beobachtete Louis. Offensichtlich mochte er sein Mäntelchen, denn er kuschelte sich hinein.
"Komm her Louis. Knie neben mir."
Louis kam dem sofort nach und kniete sich neben den Thron, den er selbst nicht als solchen erkannte. Er kniete da und freute sich. Ihm war warm. Der Stoff umhüllte ihn wie eine Decke. Warm und weich. Und er durfte nah bei Harry sein. Harry musste ihn sehr mögen.
Harry strich mit seiner Hand durch Louis sehr sehr weichen Haare und wartete. Allerdings klopfte es schon bald und ein Mann trat ein. Inklusive vier Wachen. Die Wachen waren üblich und würden den Besucher auch wieder hinaus begleiten.
Während des ganzen Gesprächs blieb Harrys Hand in Louis' Haaren, der sich doch tatsächlich zufrieden anlehnte. Er hatte damit auf jedenfall kein Problem damit, vor Harry zu knieen.
Der Mann, den die Wache herein geleitet hatten, war in den dreißigern und sehr muskulös. Seine Haut war von der Sonne gegerbt und er hatte sehr rauhe Hände und viele Narben. Wohl ein Risiko, wenn man sich Drachenexperte nennen durfte.
"Ich will einige Informationen über Drachen haben und hoffe, sie können Sie mir geben.", Sprach Harry nach den üblichen Begrüßungszeremonien.
"Ich stehe zu ihren Diensten."
"Fliegen junge Drachen von Anfang an?"
"Nein. Die ersten Jahre haben sie scheinbar keine wirkliche Kontrolle über ihre Flügel. Die Mutter hindert sie sogar eher daran und hält sie zurück."
"Sie übt also nicht mit dem Nachwuchs?"
"Nein. Irgendwann können sie es einfach und dann tun sie es eben."
"Verstehe... Schwimmen?"
"Schwimmfähige Drachen sehen Wasser als ein für sie natürliches Element. Im Normalfall können sie direkt schwimmen. Nicht schwimmfähige-"
Mit einer erhobenen Hand stoppte Harry den Mann und nickte langsam. Keine Flugstunden mehr für Louis.
"Wie gehen die Mütter generell mit den Jungen um? Sind sie... Grob mit ihnen?"
"Keinesfalls. So gefährlich sie für uns und alle anderen Kreaturen sind, so beschützerisch sind sie für ihren Nachwuchs. Sie versorgen ihn gut. Erziehen ihn und spielen mit ihm. Sie stehen sich sehr nah."
"Bleiben Drachenjunge auch Mal allein?"
"Allein eher selten. Sie sind ja in der Regel aus einem größeren Gelege und haben ihre Geschwister bei sich, wenn die Mutter auf Futtersuche geht. Die Jungen untereinander kuscheln viel und sind immer eng zusammen."
"Sind Drachen treu?"
"Eine schwierige Frage... Sie lassen sich nicht wirklich gut zähmen... Sind nicht wie Hunde oder so..."
"Und untereinander?"
"Das ist abhängig von der Art. Es gibt welche, die sich nur zur Paarungszeit einen Partner suchen und dann gibt es welche, die ihr Leben lang zusammen verbringen und sogar ihre Jungen gemeinsam großziehen."
"Gibt es mehrere die Fliegen und Schwimmen können?"
"Einige ja."
"Mir geht es um einen blau-silbernen."
"Das sind meist Lapis Lazuli. Sie haben relativ weiche Schuppen und bevorzugen warmes Wasser."
Jap. Das klang nach Louis.
"Ja. Was ist mit der Art? Sind sie treu?"
"Ja. Sind sie. Sehr."
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