Kapitel 7: Neues Ich
Kirishimas PoV
Hektisch verließ ich den Weg und versteckte mich hinter einem Felsen am Wegesrand. Die Pferde kamen nur langsam näher, die Truppe schien eine Schrittpause zu machen. Ich wagte es nicht mich zu bewegen und an dem Felsen vorbei zu spähen. Das Adrenalin in meinen Adern machte es mir schwer ruhig zu bleiben und mein Blut rauschte laut in meinen Ohren. Dennoch hörte ich die Stimmen. Ich schloss die Augen und versuchte meine Atmung zu beruhigen, während ich die Ohren spitzte versuchte die Worte zu verstehen.
Obwohl es, laut der Anzahl der Hufe, die ich hörte, deutlich mehr Männer zu sein schienen, sprachen nur die zwei, die an vorderster Stelle ritten.
„Was willst du damit sagen?", fragte der eine ruhig.
„Tch. Ich sage nur, dass Ochako gelogen hat. Das ist alles.", brummte der andere. Seine Stimme war tief und voll und verschaffte mir eine Gänsehaut.
„Du bist zu misstrauisch."
„Hah? Das sagst ausgerechnet du mir? Jemand, der noch nicht einmal Tee von ihr annimmt, nur weil er sicher gehen möchte, dass da nicht mehr dahintersteckt? Stattdessen verlässt du dich auf dubiose Gerüchte, die dieser Halb-und-Halb-Bastard verbreitet.", antwortete die tiefe Stimme gereizt.
„Bakugou! Nenn den Prinzen nicht Bastard!", sagte die erste Stimme scharf.
Mir rutschte das Herz in die Hose. Bakugou? Wie der Drachentöter Bakugou? Die beiden Männer unterhielten sich weiter, aber das Blut rauschte so laut in meinen Ohren, dass ich sie nicht verstand. Ich krallte mich den Stoff meiner Hose und versuchte mich zu beruhigen. Meine Atmung war flach und hektisch und ich versuchte weiterhin keinen Laut von mir zugeben.
Am Rande meines Bewusstseins bemerkte ich, dass die Männer längst weitergeritten waren und man nur noch leisen Hufschlag in der Ferne hörte, als ich in mich zusammensank. Meine Lungen füllten sich wieder mit Luft. Zitternd stand ich auf und strich mir einer meiner roten Strähnen aus dem Gesicht.
Es war schlimmer als ich dachte. Der Drachentöter war mir nicht nur dicht auf den Fersen, er würde sogar vor mir in Tamio sein, was hieß, dass er mich dort in aller Seelenruhe empfangen konnte. Und es war nicht irgendjemand. Es war Bakugou. Der gefürchtetste Drachentöter des Landes. Ich wusste nicht viel über ihn, nur dass er jung war, nur wenig älter als ich, und dass er stark und erbarmungslos war.
Kurz überlegte ich, ob ich einfach doch nicht nach Tamio gehen sollte. Aber das konnte ich nicht tun. Der Proviant, den mir Miss Crownway mitgegeben hatte, würde nicht ewig reichen, ich werde ihn aufstocken müssen. Und vor allem brauchte ich dringend eine Karte. Ich war in meinem Leben noch nie gereist und hatte nur einen groben Eindruck von dem Land, in dem ich lebte. Um ehrlich zu sein wusste ich nur, dass das Herrschaftsgebiet der Todorokis im Norden von einem riesigen Gebirge begrenzt wurde. Von Nirakawa aus wusste ich, dass im Westen das Meer lag und im Osten die königliche Hauptstadt Shiyama. All diese Kenntnisse waren schwammig und ich brauchte einen genauen Plan, wohin ich danach gehen sollte. Ich musste einen Ort abseits der Dörfer anstreben, wenn ich mich verwandelt wollte.
Ich musste nach Tamio. Daran führte kein Weg vorbei. Ich sah an mir herunter und erblickte die graue Kleidung, die ich immer im Heim getragen hatte. Unauffälliger ging es kaum, aber vielleicht suchten sie genau danach. Sicherlich hatten sie dem Heim einen Besuch abgestattet und hatten die Kleidung gesehen, die die anderen Heimkinder trugen. Ich nahm das Bündel von meiner Schulter und suchte nach der Kleidung, die Ochako mir gegeben hatte. Stirnrunzelnd betrachtete ich sie.
Als Oberbekleidung hatte sie mir nur eine hellblaue Weste eingepackt, die an den Rändern aufwendig umgenäht war, und eine kleine Tasche besaß. Dazu gab es eine hellgraue Hose und ein großes rotes Tuch, dass einem Waffenrock ähnelte. Außerdem hatte sie mir einen dünnen Schal eingepackt, der ein etwas ausgeblichenes Tigermuster besaß. Seufzend schaute ich auf die Klamotten. So etwas hatte ich noch nie getragen und wusste nicht, ob ich mich darin wohl fühlen würde. Dennoch beschloss ich, sie lieber anzuziehen. Vielleicht wurde ich damit auffälliger, aber ich distanzierte mich damit optisch von dem Heimkind, das ich eigentlich war.
Schnell zog ich mich um und graue Kleidung verschwand in meinem Bündel. Ich zog ein wenig an dem Saum der Weste, die mir doch reichlich kurz erschien, seufzte dann aber geschlagen. Es ist so wie es ist.
Da ich keine Zeit verlieren wollte, beschloss ich weiter zu gehen. Ich hoffte, dass ich noch heute Abend in Tamio ankommen konnte. Kurz überlegte ich, ob ich vorsichtshalber ab jetzt abseits des Weges laufen sollte, verwarf den Gedanken aber direkt wieder. Es würde nur unnötig viel Kraft kosten durch das Unterholz zu laufen und meine Verfolger waren mir schließlich voraus.
Nach einigen Stunden des Wanderns hörte ich das leise Plätschern eines Baches. Ich folgte dem Geräusch und fand den kleinen langsam fließenden Wasserlauf. Ich nahm den Wasserschlauch vom Gürtel und füllte ihn auf. Dann beugte ich mich über den Bach und schöpfte etwas Wasser mit den hohlen Händen und wusch mir das Gesicht. Durch die Wanderung war ich verschwitzt und genoss daher die Erfrischung besonders. Dann fiel mein Blick auf mein Spiegelbild.
Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, es wäre ein anderer Mensch. Noch gestern hatte ich alles dafür getan so unauffällig wie möglich zu sein und hatte mich hinter meinen schwarzen Haaren und der schlichten Kleidung versteckt. Was ausgemacht hatte mir das nie, aber als ich jetzt auf dieses neue Ich sah, musste ich doch ein wenig Schlucken. Die neue Haarfarbe und der andere Kleidungsstil verliehen mir ein verwegenes und ungestümes Aussehen. Die Weste verdeckte nur zum kleinen Teil meinen muskulösen Oberkörper. Eine unbekannte Welle des Selbstbewusstseins überkam mich. Ich sah gut aus.
Bakugous PoV
Am frühen Abend erreichten wir das Dorf Tamio. Ich atmete die salzige Luft des Meeres ein, das in unmittelbarer Nähe lag. Ich war schon mehrmals hier gewesen, meistens aufgrund von Missionen für den König. Aber ich musste mir eingestehen, dass ich den Ort mochte. Sicher, das Dorf war klein und die Leute ungebildet, aber die Landschaft war einfach schön. Ich kannte keine andere Stelle des Königreiches, an der Wald und Meer so unmittelbar aufeinandertrafen.
„Bakugou, hörst du mir zu?", hörte ich Aizawa mit einem genervten Unterton fragen.
Ich lenkte meinen Blick auf den Mann neben mir. Ich hatte natürlich nicht zugehört und hob daher nur fragend eine Augenbraue.
„Die Herberge hat leider nicht genug Einzelzimmer für uns alle, wir müssen uns ein Zimmer teilen.", wiederholte er.
„Tch. Auf keinen Fall. Ich hab' letzte Nacht kaum geschlafen. Wenn du mich jetzt mit deinem Schnarchen wachhältst, kill ich dich.", knurrte ich.
Genervt betrachtete der Truppführer der Landwache mich. „Und was willst du dann machen?"
„Ich gehe in eine andere Herberge. Am anderen Ende des Dorfes ist noch eine."
„Eine deutlich teurere. Du weißt der König bezahlt unsere Missionen, aber es ist kein Platz für Sonderwünsche!"
„Mir egal. Bezahl' ich's halt selbst.", erwiderte ich müde und drehte mich um. Ich wollte nichts, als meine Ruhe.
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