Kapitel 4: Das Heim der Drachenbrut
Bakugous PoV
Als wir in dem Dorf Nirakawa ankamen, dämmerte es bereits. Wir ritten die Hauptstraße herab und sahen vor einem großen Gebäude eine Menschenmenge stehen. Laute Stimmen stritten miteinander. Ich sah die roten Umhänge der Landwache und runzelte ein wenig die Stirn. Wieso sorgten sie nicht dafür, dass die Menge sich verstreute?
Ein Mann der Landwache erblickte uns. „Ein Drachentöter! Gott sei Dank, die Leute wollen sich einfach nicht beruhigen!" Doch allein sein Ausruf sorgte dafür, dass die Aufmerksamkeit sich auf mich und mein Gefolge richtete.
„Verzieht euch!", keifte ich.
„Bakugou!", sagte Aizawa mahnend.
Ich zog genervt die Augenbrauen zusammen. „Alle die etwas über die Drachenbrut wissen, wenden sich an Herrn Aizawa. Der Rest sollte nach Hause gehen. Wir wollen die Angelegenheit schnell regeln.", sagte ich immer noch streng, aber versuchte diesmal den gereizten Tonfall zu unterdrücken.
Ich lenkte mein Pferd an den Straßenrand und stieg ab, während die ersten Leute anfingen auf Aizawa einzureden. Dieser sprach mit beruhigenden Worten auf die Menge ein. Ich beachtete sie nicht weiter. Ich würde mir Aizawas Bericht später in aller Ruhe anhören. Zunächst widmete ich mich meiner Umgebung. Tief atmete ich durch die Nase ein. Kein Schwefelgeruch. Falls hier irgendwo eine Drachenbrut war, dann hatte sie sich nicht verwandelt. Dafür sprach auch, dass es keine Schäden an den Häusern sah. Alles in allem wirkte es wie ein normales Dorf und nicht so, als hätte hier eines dieser Biester gelebt. Dennoch hatte ich bei dieser Mission ein anderes Gefühl. Es war der Aufruhr der Leute gewesen. Menschen ließen sich gerne von Gerüchten mitreißen, aber echte Panik war kaum zu fälschen.
Tief in Gedanken versunken zuckte ich zusammen, als mich jemand von hinten antippte. Rasch drehte ich mich um und sah in Aizawas dunkle Augen.
„Anscheinend gibt es nur einen einzigen Augenzeugen. Aber er wirkt ziemlich überzeugend.", meinte Aizawa.
Ich nickte. „Wo müssen wir hin?"
„Zu einem Waisenhaus am Dorfrand."
Ich runzelte die Stirn. „Es wurde tatsächlich in ein Waisenhaus gebracht? Wie konnte das nicht auffallen?" Wenn solche Kinder heranwuchsen, dann wurden sie meist von ihren Eltern versteckt, die blind gegenüber dem Fakt waren, dass sie ein Monster aufzogen. Aber diese Kinder waren auffällig. In einem Heim müsste es irgendjemand bemerkt haben.
Aizawa zuckte mit den Schultern. „Das werden wir wohl herausfinden müssen. Zuerst sollten wir uns das Heim ansehen."
Ich nickte und griff nach den Zügeln meines Pferdes, ehe mich in den Sattel schwang. Mit Aizawa an meiner Seite, und der restlichen Truppe im Schlepptau ritt ich auf den Dorfrand zu. Ich wusste nicht was ich denken sollte. Wie alt war dieses Biest geworden, ohne dass es entdeckt wurde? Das war ziemlich ungewöhnlich. Diese Drachenbrut musste jemand bewusst versteckt haben. Aber wieso tat man so etwas?
Wir blieben vor einem kleinen grauen Haus stehen. Ich übergab mein Pferd in die Obhut einem der Truppe und ging mit Aizawa auf die Holztür zu. Dann klopfte ich energisch an. Unmittelbar wurde die Tür geöffnet und vor uns stand eine streng aussehende ältere Frau in einer hochgeschlossenen weißen Bluse.
„Was kann ich für die Herrschaften tun?", fragte sie betont freundlich und mit einem breiten fremdartigen Akzent.
„Wir untersuchen den Fall einer Drachenbrut. Können wir eintreten?"
Die Frau musterte zuerst Aizawa und dann mich ausgiebig. Ihr Blick verweilte an meinem Schwert, das wie ein getreuer Begleiter an meiner Seite hing. Sie versuchte es zu verstecken, aber ich spürte das Unbehagen und das Misstrauen, dass sie mir gegenüber empfand. Vielleicht war es sogar mehr. War es Abneigung?
Doch ich hatte nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn die Frau trat zurück und ließ uns damit wortlos hinein.
Aizawa begann der Frau Fragen zu stellen. Ich jedoch sah mich lieber um. Ich spürte, dass sie mich beobachtete während ich den Raum mit den Augen abscannte und in die benachbarten Zimmer sah. Dann bemerkte ich die kleine Treppe, die nach oben führte. Ich legte gerade eine Hand an das Geländer, als mich die Heimleiterin zurückhielt.
„Was machen Sie da?", fragte sie stirnrunzelnd.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah ich sie an. „Ich werde mich umsehen. Oder haben Sie etwas zu verbergen?"
Kurz sah ich Zorn in den grauen Augen der Frau aufblitzen, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. „Nein. Aber oben befinden sich nur die Schlafräume. Unterlassen Sie es die Kinder zu verschrecken!"
Ich sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Dann werde ich wohl anklopfen.", zischte ich. Wie konnte sie es wagen, mich in meinen Ermittlungen zu unterbrechen?
Ich stieg die hölzerne Treppe empor und ging geradewegs auf die große Tür am Ende des Flures zu, hinter der ich den Schlafsaal vermutete. Forsch klopfte ich an, ehe ich sie schwungvoll aufmachte. Der Raum war klein, beherbergte gerade einmal vier Betten und einen kleinen Laufstall. Zuerst dachte ich, der Raum wäre leer, doch dann raschelte es und unter einer Bettdecke lugte der Kopf eines kleinen Mädchens mit rabenschwarzem Haar hervor.
„Wer bist du?", fragte sie mit großen Augen und musterte mich verängstigt.
Ich antwortete nicht und sah mich in dem kleinen Raum um. Er wirkt gewöhnlich und ziemlich karg dafür, dass hier Kinder lebten. Ich räusperte mich. „Wo hat diese Drachenbrut geschlafen?"
Die dunklen Augen des Mädchens beobachteten mich abschätzig, während ich auf sie zu ging. „Eiji? Hier.", sagte sie zögernd und krallte ihre kleinen Finger in das Kopfkissen, während sie sich tiefer unter die Bettdecke kuschelte.
Überrascht hielt ich inne. „Warum liegst du in seinem Bett?"
„Es riecht nach ihm."
Verwirrt sah ich das Mädchen an. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte. Wollte sie diesem Biest etwa nahe sein? Warum?
„Werdet ihr Eiji finden?", fragte sie und sah mich mit großen Augen an.
„Tch. Darauf kannst du dich verlassen."
Jetzt blitzte auf einmal Angst in ihren Augen auf. Eine kleine Träne lief ihr über die Wange und sie begann zu schluchzen.
„Keine Sorge, wir bringen das Biest zur Strecke.", sagte ich unbeholfen in dem Bemühen sie zu beruhigen.
Sie setzte sich abrupt halb auf und sah sie mich empört an. „Das dürft ihr nicht. Eiji ist ein guter Mensch! Er hat mich immer beschützt!"
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