Kapitel 34: Nahende Bedrohung
Kirishimas PoV
Diesen Mann so über mich und meine Beziehung zu Katsuki reden zu hören machte mich unglaublich wütend. Das Adrenalin in meinen Adern und die Sorge um Bakugou, die mich bis gerade eben umgetrieben hatte, machte es nicht besser. Dies war der Mann, der Katsuki damals dazu getrieben hatte gegen mich zu kämpfen, obwohl er doch sein Schwert schon gesenkt hatte! Ich spürte, wie meine Wut überhandnahm und das Knurren aus meiner Kehle immer animalischer wurde.
Ich machte einen Schritt nach vorne, die Schwerter erhoben, um diesen Mann meine Meinung zu sagen. Doch Katsukis Arm hielt mich zurück. Kurz schloss ich die Augen und kämpfte meine Wut nieder. Eijirou, du bist keine Bestie, also reiß dich zusammen! Ich sah vorsichtig zu meinem Gefährten herüber und fing seinen warnenden Blick auf. Zögernd ließ ich die Schwerter sinken, steckte sie aber nicht zurück.
Der Mann der Landwache beobachtete uns beide aufmerksam und ihm schien allmählich ein Licht aufzugehen. „Bakugou?", fragte er mit gerunzelter Stirn. „Liebst du etwa diese Drachenbrut?"
Ich sah, dass Bakugous Ohren rot anliefen und lächelte in mich hinein. Den Drachentöter erwischte diese Frage aus dem Nichts und ich sah, wie er erst schwer schluckte, ehe er dem Mann in die Augen sah und nickte.
Dieser fuhr sich müde durch seine langen schwarzen Haare und sah dann wieder zu mir. Ich hatte meine Hab-Acht-Stellung aufgegeben, hielt die Schwerter aber noch immer in der Hand. „Wie hast du das gemacht, Kirishima?", fragte er und beobachtete mich eindringlich.
Ich versteifte mich. Unterstellte er mir gerade etwas? „Was meinen Sie damit?", erwiderte ich bissig.
„Der Bakugou den ich kenne, kümmert sich um niemanden und so schnell vertrauen tut er erst recht nicht.", sagte er nur und ignorierte meine Frage.
„Ich bin es leid, andauernd jedem beweisen zu müssen, dass ich nichts im Schilde führe!", rief ich aufgebracht, steckte nun aber meine Schwerter wieder zurück. Dies schien kein Gefecht zu sein, dass mit Waffen geführt wurde. „Jeder begegnet mir mit Misstrauen und erwartet das Schlimmste von mir! Ich bin ein guter Mensch! Ich habe nie jemanden etwas getan!", schrie ich und raufte mir meine roten Haare. Auf einmal war meine ganze Wut wie verflogen und ich spürte nur noch wie tief mich seine Anschuldigung verletzte. Es war einfach so ungerecht! Mühsam versuchte ich die Tränen zurückzuhalten. Jetzt nicht heulen Eijirou! Nicht in Gegenwart dieses Mannes!
Aus dem Augenwinkel sah ich wie der Mann der Landwache einen Schritt auf mich zu machte, doch Katsuki hielt ihn zurück.
„Tut mir leid, Kirishima. Das war unfair von mir.", sagte er leise und ich schaute überrascht auf. Hatte er gerade Einsicht gezeigt?
Ich biss die Zähne zusammen. „Schon okay. Ich bin es ja gewohnt.", sagte ich in einem bitteren Tonfall. Doch ich zwang mich zu einem kleinen Lächeln. Dann spürte ich Katsukis Hand, die nach meiner griff und sie fest umschloss.
„Ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt.", sagte der Mann der Landwache mit einem kleinen Lächeln. „Mein Name ist Shouta Aizawa. Ich bin Oberbefehlshaber einer kleinen Einheit der Landwache. Ich möchte dir nicht die Illusion geben, dass ich dir vertraue, Kirishima. Aber ich vertraue Bakugous Urteil und bilde mir ein, eine gute Menschenkenntnis zu besitzen. Ich spüre, dass du keine schlechten Absichten hast. Du hast Bakugou von dir überzeugt und das ist schon an sich eine starke Leistung."
Er warf dem Drachentöter einen Seitenblick zu, der daraufhin genervt mit der Zunge schnalzte. „Ihr wollt in Richtung Norden aus dem Land fliehen, nicht wahr?", fragte er und sah uns beide an. Ich nickte zögernd. „Dann sollte ich euch sagen, dass auf euch am Ende des Niwa-Sees das halbe königliche Militär erwartet.", sagt er ruhig.
Mein Herz setzte einen Schlag aus und auch Katsuki sah Aizawa mit einem erschrockenen Ausdruck an. „Wie kann das sein?", fragte er.
Aizawa sah ihn stirnrunzelnd an. „Kyotawa ist ein Militärstützpunkt. Nach eurer Flucht aus Ariko wurde eine Botschaft an den leitenden Kommandanten in der Stadt geschickt. Sie haben alle aus der Umgebung zusammengezogen."
„Verdammt!", knurrte Katsuki und ich zuckte zusammen, als er wütend einen Stein wegkickte.
„Das hättest du dir denken können.", sagte Aizawa in einem belehrenden Tonfall und der Drachentöter warf ihm einen genervten Blick zu.
Es herrschte einen Moment angespannte Stille. Aizawa hatte uns vorgewarnt und uns damit einen Vorteil verschafft. Nichtdestotrotz war unsere Lage mehr als Ernst. Denn wie zum Teufel, sollten wir an einem ganzen Heer vorbeikommen? „Was machen wir jetzt?", fragte ich zögernd, als keiner der beiden sprach.
Katsuki knirschte mit den Zähnen, offensichtlich ratlos. Dann sah er Aizawa an. „Du bist doch der Stratege, sag uns also was wir tun sollen.", knurrte er.
Aizawa runzelte die Stirn, anscheinend nicht sonderlich begeistert von Bakugous Tonfall. „Ich versuche euch den Arsch zu retten, aber ich kann auch nicht zaubern.", sagte er ruhig. „Dennoch, es ist nicht euer Ziel, das ganze Heer zu besiegen, sondern nur daran vorbei zu kommen. Und zur Not mitten durch."
Erschrocken sah ich ihn an. „Verstehe ich das richtig, dass Sie vorschlangen, wir sollen uns dem stellen? Wir können doch nicht zur Zweit gegen so viele Soldaten antreten! Selbst wenn es nur darum geht, an ihnen vorbei zu kommen."
Aizawa sah mich ernst an. „Was bleibt euch denn anderes übrig? Wenn ihr weiter gen Norden geht, stoßt ihr unweigerlich auf das Heer. Im Osten ist Kyotawa und ihm Süden erwarten euch die Schergen, von denen ich nur der Vorbote bin. Und wenn ihr in den Westen ausweichen wollt ... ihr müsstet Unmengen an Vorräten haben, denn jenseits dieses fruchtbaren Gebietes erstreckt sich bis zum Meer nichts als Ödland. Das wird logistisch kaum zu machen sein." Er strich erneut durch die langen schwarzen Haare. „Ich kann euch nicht unterstützen, ohne selbst verfolgt zu werden, aber ich kann dafür sorgen, dass sie danach die Suche nach euch aufgeben."
Katsuki sah auf. „Das könntest du tun?", fragte er überrascht.
Aizawa schnaubte. „Du unterschätzt meine Befehlsgewalt. Wenn ich sage, dass ihr nicht mehr einzuholen seid, dann wird man mir Gehör schenken. Aber ihr solltet, nachdem ihr das Heer hinter euch gelassen habt, so schnell wie möglich über die Grenze. Wenn du fliegst, könntet ihr es in einem Tag schaffen. Aber dafür müsst ihr eben erst an dem Heer vorbei." Der Oberbefehlshaber wandte sich mir zu. „Der Schlüssel dazu wirst du sein."
Ich schluckte. „Ich?"
„Ja, du bist durch deine Schuppen gut geschützt und deine Kampfkraft in deiner Drachengestalt ist enorm. Glaubt nicht, dass ihr unbemerkt an ihnen vorbeischlüpfen könnt. Man wird euch bemerken. Das sind aufmerksame, gut ausgebildete Soldaten."
„Könnten wir die ganze Heimlichtuerei dann nicht lassen und sofort losfliegen?", fragte ich stirnrunzelnd.
Aizawa schwieg kurz. „Kann sein. Vielleicht macht das tatsächlich keinen großen Unterschied, aber da eure Lage sowieso schon schwierig ist, würde ich jeden Vorteil mitnehmen, den ihr kriegen könnt."
„Sprich nicht in Rätseln, spuck es aus.", brummte Katsuki.
„Der erste Vorteil wäre das Überraschungsmoment. Sie erwarten euch zwar, wissen aber nicht genau wann ihr kommt. Wenn ihr geradezu auf sie zu fliegt, seid ihr von weitem sichtbar und sie können sich auf euch vorbereiten und euch vom Hinmel holen. Der zweite Vorteil wäre die Dunkelheit. Auch so könntet ihr später entdeckt werden. Jede Sekunde, in der sie euch nicht bemerken ist ein Vorteil.", erklärte er.
Ein weiterer Moment Stille herrschte, während wir über das Gesagte nachdachten. „Okay.", brummte mein Gefährte schließlich. „Dann sollten wir es bis morgen Abend schaffen, die restliche Strecke zu Fuß zurückzulegen."
Aizawa nickte. „Das ist machbar. Aber zuerst sollten wir uns schlafen legen. Habt ihr bereits ein Lager?"
Ich nickte. „Kommen Sie mit."
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