Kapitel 33: Oberbefehlshaber Aizawa
Kirishimas PoV
Den ganzen Tag sind wir zwischen den Bäumen am Rande des Niwa-Sees entlanggewandert. Seit dem Katsuki mir von seiner Vergangenheit erzählt hatte, hatte ich seine Hand nicht losgelassen. Seine Vergangenheit und seine Trauer hatten mich bewegt und auch wenn es mir weh tat, ihn so fertig zu sehen, war ich doch froh, dass er mir alles erzählt hatte. Ich verstand ihn nun besser. Ich verstand seinen Hass und seine Trauer. Verstand, was es ihm bedeutete Drachentöter zu sein und wurde mir nur noch mehr bewusst, wie viel es ihn gekostet haben musste sein Bild von den Halbdrachen zu ändern.
Bereits am frühen Abend waren wir beide müde. Wir hatten letzte Nacht nur wenig geschlafen und die Wanderung hatte uns ausgelaugt. Wir suchten uns einen geschützten Ort ein wenig abseits des Seeufers und breiteten unsere Decken aus.
„Soll ich heute jagen gehen?", fragte Katsuki, als ich anfing für ein kleines Lagerfeuer einige trockene Äste zusammenzusuchen.
„Wäre das okay? In dieser Gestalt bin ich nicht gerade ein geschickter Jäger.", ich kratzte mir verlegen den Hinterkopf.
Katsuki lächelte mir kurz zu, zog seine funkelnde Klinge und verschwand zwischen den Bäumen. Ich schichtete das Holz auf, wartete aber damit es anzuzünden. Eigentlich war ein Lagerfeuer in unserer Situation viel zu auffällig, aber uns blieb nicht anderes übrig. Die Nächte wurden inzwischen bitterkalt. In meiner Drachengestalt würde mir das nichts ausmachen, aber da war schließlich noch immer Bakugou und außerdem waren wir uns darin einig, dass ich als Drache in der Nähe von Kyotawa viel zu auffällig war.
Ich ging an das Seeufer und trank etwas von dem klaren Wasser und füllte unserer Wasserschläuche auf. Dann ging ich zurück und setzte mich auf eine der Decken und wartete.
Und wartete.
Nervös strich ich mir durch die roten Haare und stand auf. Wie lange war er schon weg? Die Minuten verstrichen und ich wurde immer unruhiger. Ich lief auf und ab und überlegte. Sollte ich ihn suchen gehen? Vielleicht war das nicht besonders klug, da es leicht passieren könnte, dass wir uns verpassten. Aber als noch ein wenig Zeit verging, konnte ich nicht anders und machte mich auf die Suche.
Bakugous PoV
Ein weiteres Mal war ich froh, dass die Gegend rund um das Wasser so fruchtbar war. Es dauerte nicht lange, da hatte ich ein Kaninchen aufgespürt und erledigt. Das sollte erst einmal reichen. Ich legte mir das tote Tier über die Schulter und machte mich auf in Richtung unseres Lagers. Doch dann zögerte ich und blieb wachsam stehen.
Ich hatte etwas gehört. War es nur ein Tier im Wald gewesen? Oder steckte da mehr dahinter? Konzentriert schloss ich die Augen. Zweifellos. Das waren Hufschläge! Panisch öffnete ich die Augen wieder und lief los. Unsere Verfolger durften das Lager nicht vor mir erreichen, und Red überraschen! Ich lief quer auf den See zu, in dem Wissen, das unserer Verfolger mit Sicherheit den ausgetretenen Pfad entlang des Sees nehmen würden, den wir selbst vor wenigen Stunden gegangen waren.
Doch als das Hufgetrappel lauter wurde, stutzte ich. Waren das wirklich die Schergen des Königs? Denn kein Zweifel: Das waren Hufschläge von nur einem Pferd. Jetzt zögerte ich nicht länger. Wenn es tatsächlich nur einer war, würde ich ihn aufhalten können, ehe er bei Red ankommen konnte.
Ich erreichte den Pfad bevor der Reiter es konnte, versteckte mich aber noch einmal hinter den Bäumen, für den Fall, dass es keiner unserer Verfolger war. Doch schon von weitem sah ich das den leuchtend roten Umhang der Landwache. Ich kniff die Augen zusammen und glaubte kaum, was ich sah. Der Reiter war groß und schlank und hatte langes schwarzes Haar.
Ohne groß darüber nachzudenken, trat ich auf den Pfad und stellte mich ihm entgegen. Der Oberbefehlshaber Aizawa riss an den Zügeln und der Hengst sperrte das Maul auf, aufgrund der heftigen Geste. Einen Moment starrten wir uns an.
Bei näherer Betrachtung sah Aizawa noch müder aus, als er es sonst schon tat. Sein Gesicht war fahl, die Augenringe dunkel und sein Bart war länger geworden.
„Wie hast du es geschafft uns so schnell einzuholen?", fragte ich misstrauisch und legte eine Hand an mein Schwert. Auch wenn wir diesen einen Tag zu Fuß unterwegs waren, hätte ich unseren Vorsprung als größer eingeschätzt.
Aizawa ließ sich mit der Antwort Zeit, stieg vom Pferd, zog seine Waffe und wandte sich mir dann schließlich zu. „Ich bin Tag und Nacht geritten, habe die Pferde gewechselt und auf ihrem Rücken geschlafen. Ich habe nicht gerastet, seitdem ihr aus Ariko geflohen seid. Deshalb bin ich allein, kein anderer war bereit das auf sich zu nehmen. Aber ich musste dich finden."
Ich runzelte die Stirn. „Warum? Willst du mich töten?", fragte ich ruhig. Er war ein hervorragender Stratege, mir aber im Schwertkampf weit unterlegen.
Aizawa senkte sein Schwert und sah mir in die Augen. „Nein Bakugou. Ich ... möchte es nur verstehen.", sagte er ernst. „Bakugou. Wir kennen uns schon so lange. Ich kenne deinen Hass, aber auch deinen Sinn für Gerechtigkeit. Aber ich kann es einfach nicht verstehen. Was hat dich dazu getrieben zu desertieren, all das aufzugeben, was du dir durch deinen Ehrgeiz erarbeitet hast? Ich könnte wie alle anderen glauben, dass du wahnsinnig bist oder dass dich diese verdammte Drachenbrut dazu getrieben hat, aber ich kenne dich zu gut. Ich habe deinen Entscheidungen immer vertraut. Ich frage dich also: Wieso?"
Verblüfft ließ ich meine Hand, die bis eben auf meinem Schwertgriff gelegen hatte sinken. Hatte er wirklich all das auf sich genommen, nur um mich das zu fragen? „Red hat den Tod nicht verdient.", sagte ich leise. „Nein, er ist der beste Mensch, der mich je unter die Augen gekommen ist und verdient auch nur das Be-"
„Nicht Mensch. Drachenbrut.", unterbrach mich Aizawa harsch.
„Halbdrache.", korrigierte ich ihn ebenfalls mit einem scharfen Unterton.
Aizawa schüttelte den Kopf. „Was macht das für einen Unterschied? Er ist ein Feind des Landes!"
„Ist er nicht! Er ist unter Menschen aufgewachsen und hat mit den Drachen nichts zu tun!", schrie ich ungehalten.
„Das sagt er dir zumindest!"
Ich seufzte genervt. „Als du in Tamio die Heimleiterin befragt hast, hast du selbst gesagt, dass dir ihre Version, in der Red nur ein kleines Mädchen beschützt hatte, für wahrscheinlich hältst!", sagte ich bemüht ruhig, obwohl das Blut in meinen Adern kochte.
Aizawa seufzte und fuhr sich über das Gesicht. „Das kann doch nicht dein Ernst sein. Du kennst die Geschichten, sie sind gefährlich!"
„Ja. Ich kenne die Geschichten. Es sind Geschichten! Wie viele Halbdrachen haben die letzten Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte Ärger gemacht und uns angegriffen?", erwiderte ich gereizt.
„Keine. Weil wir es nicht soweit haben kommen lassen.", knurrte Aizawa.
Ich wollte gerade etwas erwidern, als ein Rascheln unseren Streit unterbrach. Wir beide fuhren zusammen, als Red hinter mir auftauchte.
Er erblickte Aizawa zog eine Doppelschwerter und knurrte. Der Oberbefehlshaber hob ebenfalls sein Schwert.
„Dein Ernst Bakugou?", knurrte Aizawa, während er Red von oben bis unten musterte. „Hast du ihm auch noch den Schwertkampf beigebracht? Als ob er sonst nicht schon gefährlich genug wäre!" Scharf beobachtete er jede von Reds Bewegungen. „Glaubst du wirklich du hast dein Haustier so gut unter Kontrolle?"
Schon in dem Moment als er das sagte, spürte ich die Wut, die Red bei dem Wort Haustier ergriff.
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