Kapitel 29: Der Fluss Kuma
Kirishimas PoV
Eine Weile lagen wir in stiller Eintracht nebeneinander und genossen einfach die Gegenwart des anderen. Doch tief im inneren wussten wir, dass es unvernünftig war allzu lange zu verweilen. Schließlich waren wir immer noch Gejagte und auf dieser weiten Ebene, waren wir schon aus einiger Ferne auszumachen.
Seufzend richtete ich mich auf, und die Decke, die ich über meinen nackten Körper gezogen hatte, glitt von meinen Schultern.
„Baku ... was machen wir jetzt? Ich weiß, wir hatten grob gesagt, dass wir Richtung Norden ziehen sollten, aber im Gegensatz zu dir kenne ich mich in diesem Land nicht aus.", fragte ich nachdenklich.
Der Drachentöter seufzte und richtete sich ebenfalls auf. „Wir sollten noch ein Stück weiter in Richtung des Kuma-Flusses ziehen und dem Strom dann in Richtung Norden in die Berge folgen. Zwar müssen wir dann an einer der drei großen Städte vorbei, Kyotawa, aber wir werden Wasser brauchen. Außerdem ist das Ufer recht fruchtbar und es wird Bäume und Tiere geben. Der Fluss zieht sich wie eine Oase in Richtung Norden, der ansonsten ziemlich karg ist."
Ich nickte und lächelte ihn an. Ohne seine Kenntnisse wären wir aufgeschmissen. Ich stand auf und betrachtete nachdenklich die Kleidung der Landwache. Kurz überlegte ich, ob ich sie nicht einfach zurücklassen sollte, da sie ja eigentlich nur zusätzliches Gepäck wäre. Doch dann besann ich mich eines Besseren. Wir waren noch nicht am Ende unserer Reise und vielleicht konnten wir sie noch einmal gebrauchen.
Ich suchte in unseren zusammengeschnürten Bündeln, die wir gestern am Körper getragen hatten, meine Sachen heraus und zog mich wieder an. Das erste Mal griff ich nach der Rückenhalterung für die Doppelschwerter, steckte diese in ihre Scheide und schnallte sie mir auf den Rücken. Probehalber griff ich nach hinten und zog eines. Ich lächelte zufrieden. Auch wenn ich damit nicht recht umgehen konnte, fühlte ich mich nun sicherer in meiner menschlichen Gestalt.
Währenddessen hatte auch Bakugou seine Kleidung gewechselt. Er sah fast wieder genau so aus, wie damals als ich ihn kennengelernt hatte. Nur dass er jetzt seinen neuen Umhang trug, und seine nackte Brust von einem Hemd bedeckt war.
„Ist es wirklich klug weiterhin den Umhang der Landwache zu tragen?", fragte ich vorsichtig.
Bakugou schnallte sich gerade sein Schwert an den Gürtel, als er mit gerunzelter Stirn zu mir her blickte. Er griff sich mit nachdenklich an das Fell an seinem Kragen. „Vielleicht ist es das. Aber ich mag den Umhang.", brummte er.
Ich runzelte ebenfalls ein wenig die Stirn. Nicht, dass ich es wirklich bedenklich fand, dass er den Umhang weiterhin tragen wollte, aber ich spürte, dass hinter seiner Antwort mehr steckte. Ich beschloss ihn ein anderes Mal darauf anzusprechen. Aber jetzt sollten wir wirklich aufbrechen.
Wir suchten unsere letzten Sachen zusammen und aßen von dem wenigen Proviant, den wir hatten. Dann ebneten wir die Reste des Lagerfeuers und bedeckten die rußgeschwärzten Stellen auf dem trockenen Boden mit etwas von der frischen Tonerde, sodass unser Lager zumindest nicht von weitem auszumachen war.
Dann verwandelte ich mich wieder in einen Drachen, damit wir uns auf den Weg machen konnten. Die Verwandlung wurde von Mal zu Mal weniger unangenehm und schmerzhaft. Ein wenig, als ob meine Muskeln sich an die Anstrengung gewöhnt hätten. Ochakos Ring leuchtete wieder auf und bewahrte in seinem Zauber meine Kleidung und meine Habseligkeiten auf, während der Zeit wo ich ein Drache war.
Ich wandte mich Bakugou zu und spürte, wie sein Blick über meinen Körper fuhr. „Ich habe deine Drachengestalt noch nie am helllichten Tag gesehen. Du bist wirklich beeindruckend.", sagte er leise und strich mit der Hand über die harten Schuppen meines Halses. Ich spürte seine Berührung kaum, aber ich hielt still, während er mich leuchtenden Augen betrachtete.
Schließlich seufzte er und kletterte auf meinen Rücken. Ich vergewisserte mich kurz, dass er wohlbehalten auf meinen Rücken Platz gefunden hatte. Dann wandte ich meinen Blick wieder nach vorne, breitete die Flügel aus und sprang mit einem gewaltigen Satz in die Höhe.
Fliegen war wirklich etwas Wunderbares. Die Luft umspielte meinen stromlinienförmigen Körper und der Wind strich unter meinen Flügeln entlang. Ich flog relativ hoch, damit mich jemand, der zufällig hochschaute nicht sofort als Drache identifizierte. Bei einem flüchtigen Blick könnte man mich in dieser Höhe sicherlich glatt für einen großen Vogel halten. Nun ja. Einem sehr flüchtigen Blick.
Bakugous PoV
Die Luft hier oben war verdammt kalt und ich zog den Umhang fester um mich. Aber ich wollte mich nicht beschweren, so hoch zu fliegen war schließlich vernünftig. Auch wenn die Ebene unter uns karg war und nicht besonders viel hergab, wurde ich nicht müde die Landschaft unter mir zu betrachten. Einfach nur der Blick in die Ferne und der kühle Wind, der mir durch das Gesicht strich reichte mir, um ein Gefühl von Freiheit zu schenken.
Nach einer ganzen Weile sah ich in der Ferne den Fluss näherkommen, der sich wie ein dunkles Band durch die Landschaft zog. Ich seufzte erleichtert. „Red? Sobald wir den Fluss erreicht haben, lass uns erst einmal landen!", rief ihm zu. Der Drache unter mir gab ein zustimmendes Schnauben von sich.
Kurze Zeit später landete Red schließlich ein Stück vom Ufer entfernt. Direkt an dem Fluss standen einige Bäume, die dem Drachen den Zugang verhinderten. Ich rutschte von seinem Rücken hinunter und der mächtige rote Drache verwandelte sich in den Mann zurück, den ich über alles liebte. Sofort ging ich auf ihn zu, um ihn zu küssen. Red erwiderte etwas überrascht den Kuss und lächelte, als ich mit wieder von ihm löste.
„Womit hatte ich den denn verdient?", fragte er mit einem Funkeln in seinen großen leuchtenden Augen.
„Einfach nur so.", brummte ich. Es stimmte. Manchmal überkam mich meine Liebe für diesen Mann einfach und ich sah keinen Grund darin es zu unterdrücken.
Gemeinsam gingen wir durch saftiges grünes Gras und zwischen grünbelaubten Bäumen zum Flussufer. Der Kuma war ein breiter Flusslauf, der die gesamte Vegetation in unmittelbarer Umgebung versorgte. Das Wasser war klar und der Fluss floss träge an uns vorbei. Wir füllten unsere Wasserschläuche auf und schöpften etwas mit der hohlen Hand.
Seufzend ließen wir uns am Ufer nieder. Auf dem Gesicht des Halbdrachen lag ein nachdenklicher Ausdruck, während er seine Umgebung betrachtete.
„Worüber denkst du nach?", fragte ich neugierig.
Ertappt sah er zu mir und lächelte mich an. „Es ist wunderschön hier. Die meiste Zeit meines Lebens habe im Heim verbracht. Doch auf meiner Reise habe ich gesehen wie schön das Land eigentlich ist. Da war dieser tiefe stille Wald zwischen Nirakawa und Tamio. Dann war da das Meer, die weite Ebene und nun sitze ich hier in grünem Gras und lausche dem Fluss." Er wurde ein wenig rot. „Vielleicht klingt das ein wenig kitschig."
Ich schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht. Die Natur kann atemberaubend sein. Ich bin deswegen früher gerne wandern gegangen."
Red lächelte und wollte etwas sagen, doch die Stille wurde von seinem lauten Magengrummeln unterbrochen. Er kicherte ein wenig und hielt sich den Bauch.
„Ich schätze jemand sollte jagen gehen.", meinte ich amüsiert. „Du oder ich? Oder möchtest du zusammen losziehen?"
Red grinste. „Darf ich es versuchen?"
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