Kapitel 39: Die Markierung des Drachentöters
Bakugous PoV
Red sah so glücklich aus, dass mir das Herz aufging. Alle waren erschöpft von der langen Unterredung und als sie nach und nach die Versammlungshalle verließen, gab es jede Menge Händeschütteln. Ich hielt mich ein wenig im Hintergrund. Nicht nur, dass ich diese Händeschüttlerei nicht mochte, ich wollte auch Red seinen Moment gönnen. Er hatte schließlich etwas Großes vollbracht.
Am Ende blieben nur noch die beiden Prinzen, ich und Deku zurück.
„Werdet ihr schon bald wieder losziehen?", fragte Red Todoroki, nach einem Moment der Stille.
„Ja.", erwiderte dieser. „Aber Izuku würde gerne noch einmal mit Telana reden und außerdem ist es zu spät, um heute noch wieder Richtung Hauptstadt zu ziehen. Wir bleiben noch eine Nacht, aber morgen geht es für uns zurück." Red nickte stumm und einen Moment schwiegen wir alle. „Ich muss dir danken.", sagte Todoroki überraschend eindringlich.
Red runzelte ein wenig die Stirn. „Was meinst du?"
Todoroki schwieg einen kurzen Moment, als müsse er die richtigen Worte suchen. „Diese Reise hat mir Vieles klargemacht.", sagte er schließlich zögernd. „Ich wollte immer meinem Land dienen und wollte meinem Vater beweisen, dass ich das auch ohne seine Einflussnahme schaffen könnte. Du hast mir nicht nur die Möglichkeit gegeben das zu tun, sondern auch die Möglichkeit mich selbst besser kennen zu lernen. Mir ist mein Land wichtig, ich möchte eines Tages ein guter und gerechter König werden. Aber das kann ich nicht sein, wenn ich mich auf ewig meinem Vater aus Prinzip verwehre."
„Meinst du denn, dass der König Schwierigkeiten machen könnte?", fragte Red auf einmal besorgt.
Ein angedeutetes Lächeln legte sich auf Todorokis Gesicht. „Mein Vater und ich mögen unserer Meinungsverschiedenheiten haben, aber auch sein oberstes Ziel ist die Sicherheit seines Volkes. Ich weiß, dass auch er den Frieden will." Er wich Reds Blick aus und sah zur Seite. „Vielleicht werden wir auf diese Weise wieder zueinander finden."
Red schien um eine Antwort verlegen und ich griff nach seiner Hand, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Der Halbdrache sah zu mir und lächelte mir warm an, bevor er mich zu sich heranzog und mir einen tiefen, aber kurzen Kuss gab.
„Wolltest du nicht noch zu Miss Crownway?", fragte ich und strich ihm eine seiner roten Haarsträhnen aus der Stirn. Als Antwort darauf hielt ich ein breites Lächeln und einen weiteren tiefen Kuss.
Und so verabschiedeten wir uns von den beiden anderen, und verließen ebenfalls den Versammlungssaal. Als wir nach draußen traten, zeigte der Stand der Sonne, dass es bereits später Nachmittag war. Hand in Hand gingen wir die kleine Straßenpromenade entlang und suchten nach dem Haus, das Miss Crownway mit Tomoko bezogen hatte.
Nachdem wir ein wenig herumgefragt hatten (die Leute waren mehr als bereit Red Auskunft zu geben), fanden wir schließlich das kleine Haus. In der Vergangenheit war der Orden deutlich größer gewesen, was zur Folge hatte, dass gerade am Rand des Dorfes einige Häuser leer standen. Auch das Haus, vor dem wir standen, war eindeutig alt und war die letzten Jahre unbewohnt gewesen. Nur ein kleines Schild an der Tür und die gestrichenen Fensterrahmen zeigten, dass hier inzwischen wieder jemand wohnte.
Red klopfte an und kurz darauf hörten wir kleine federleichte Schritte auf die Tür zu rennen. Als die Tür sich knarrend nach innen öffnete, stand Tomoko darin. Ihre langen rabenschwarzen Haare waren zerzaust, doch sie hatten ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
„Eiji!", rief sie und warf sich ihm um den Hals. Der Halbdrache lachte und drehte sich einmal mit ihr im Kreis, ehe er sie wieder absetzte. Überraschender Weise wandte sie sich dann mir zu, die Arme ausgebreitet. Als ich nicht direkt reagierte, schmollte sie ein wenig. „Komm schon, Blondie!", maulte sie.
„Tch." Wenn sie eine Umarmung wollte, dann bitte schön. Ich hob sie hoch (Wie schwer konnte man bitte mit acht Jahren sein?) und wirbelte sie herum. Sie lachte vergnügt und einen Moment lang konnte ich nicht anders als zu lächeln. Ich hielt einen Moment inne bevor ich sie absetzte und hob eine Augenbraue. „Zufrieden?", brummte ich.
„Jep!", erwiderte Tomoko freudestrahlend. Nachdem ich sie auf den Boden gestellt hatte, drehte sie sich um und ging voran in das kleine Haus hinein. Ich spürte einen Seitenblick von Red und als ich zu ihm sah, betrachtete er mich mit einem breiten warmen Lächeln.
Er griff wieder nach meiner Hand und zusammen folgten wir dem Mädchen den Flur entlang. Sie führte uns direkt in die kleine Küche, wo die ehemalige Heimleiterin gerade geschäftig Essen vorbereitete. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als mich die würzigen Aromen erreichten.
Miss Crownway begrüßte uns herzlich und bat uns, an den kleinen Esstisch Platz zu nehmen. Wir redeten viel und ich freute mich, wie sehr Red bei dem Gespräch aufging. Gestern Abend erst hatten sie sich nach so langer Zeit wiedergesehen und sie hatten einiges nachzuholen.
Die ehemalige Heimleiterin stellte das Essen auf den Tisch. „Heute schnorren wir uns ganz schön durch.", meinte Red verlegen zu mir. „Wir müssen echt unsere Vorräte aufstocken."
Doch Miss Crownway fiel ihm gleich in Wort, ehe ich irgendetwas darauf erwidern konnte. „Ach Eijirou, ich freue mich doch, dass ihr hier seid. Es ist schön, dass wir uns zukünftig so oft sehen können, wie wir wollen."
„Ja!", strahlte Tomoko. „Kann ich gleich mit zu euch kommen?"
Überraschenderweise verneinte Red das. „Jederzeit, Tomoko. Aber heute muss ich noch etwas wichtiges mit Katsuki besprechen."
Ein neckisches Grinsen legte sich auf mein Gesicht. Meinte er das was ich soeben dachte? Ich spürte den bohrenden Blick der Heimleiterin auf mir. Ich erwiderte ihren Blick und hob eine Augenbraue. Was dachte sie? Dass ich es dem kleinen Mädchen gegenüber erwähnen würde? Ich schüttelte amüsiert den Kopf und Miss Crownway verzog ein wenig den Mund.
Auch als wir fertig gegessen hatten, blieben wir noch eine Weile sitzen. Ich hielt mich ein wenig zurück und beobachtete wie Red mit den beiden interagierte. Es war schön zu sehen, wie vertraut sie sich waren und gut zu wissen, dass es Menschen gab, auf die wir uns verlassen konnten. Dann aber beschloss Red, dass es Zeit war für uns zu gehen.
Wir verabschiedeten uns, obwohl Tomoko ein wenig schmollte, dass sie diesmal nicht mitkommen durfte. Dann gingen wir gemeinsam aus dem Dorf hinaus und betraten den gewohnten Pfad den Berg hinauf.
Ich spürte Reds Seitenblicke, aber mehr und mehr hatte ich das Gefühl, dass er nicht nur wegen dem Offensichtlichen mit mir alleine sein wollte. Ihm lag irgendetwas auf dem Herzen. Nun beobachtete auch ich ihn von der Seite und spürte, dass sein Blick immer wieder zu meiner Drachenklinge wanderte, die ich gewohnheitsmäßig am Gürtel trug.
Das erinnerte mich daran, dass Red schon einmal so nachdenklich gewirkt hatte, als er erfahren hatte, dass sich das Schwert wieder in meinem Besitz befand. Damals wollte ich ihn nicht drängen, aber seine Schweigsamkeit schien etwas damit zu tun zu haben.
Er blieb einige Meter vor unserem Haus stehen und sah zu den Bergen, die in das vertraute orangene Licht getaucht waren, da die Sonne bereits unterging. Ich wusste, dass es etwas Wichtiges war und dass er einen Moment Zeit brauchte. Geduldig stellte ich mich neben ihn und wartete, dass er soweit war.
Schließlich atmete er tief durch und drehte sich zu mir um. Er war unsicher und schien mit sich zu hadern. „Hey.", sagte ich beruhigend und legte ihm eine Hand auf die Wange. „Ich bin's doch nur, du kannst mit mir über alles sprechen."
Ein kleines Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Ich möchte dich um etwas bitten.", fing er etwas unsicher an und fuhr sich verlegen durch die Haare. „Du weißt, dass ich in den nächsten Jahren öfter zwischendurch zu den Drachen reisen werde. Es ist einfach wichtig, zwischendurch vor Ort zu sein, solange der Frieden noch so instabil ist."
Ich runzelte die Stirn. „Möchtest du, dass ich mitkomme? Das steht doch außer Frage oder?"
Red lachte leicht. „Ja, natürlich möchte ich, dass du mitkommst. Aber das meine ich nicht. Ich habe dir doch von dem ... Vorfall mit der Drachendame erzählt."
Ich biss die Zähne zusammen. Ja, er hatte mir davon erzählt und auch wenn nichts dabei passiert war, war es etwas, was mich gewaltig störte. Red gehörte mir und jedem der sich ihm auf ein solche Weise näherte ...
„Das würde nicht wieder passieren, wenn ich markiert werden würde.", sagte er vorsichtig. „Die Sache ist die: Auch in unserer menschlichen Form ist die Haut eines Halbdrachen widerstandsfähiger. Außerdem sind deine Zähne nicht scharf genug, um mir einen sauberen Biss zu verpassen. Nicht, dass du mich mit deinen Zähnen nicht verletzten könntest ... aber es liegt nun einmal nicht in der Natur eines Menschen. Ich finde es auf diese Weise einfach nicht ... richtig? Verstehst du was ich meine?"
Ich runzelte die Stirn. Ja die Vorstellung so tief in Reds Hals zu beißen, dass er eine Narbe davontragen würde, und dies auch noch immer wieder zu tun, war nicht etwas, dem ich mich entgegensehnte. Aber ich würde es dennoch tun, wenn das die einzige Möglichkeit ist zu zeigen, dass er mir gehörte.
„Ich habe es also dabei bewenden gelassen und mich damit abgefunden. Aber seitdem du deine Drachenklinge wiedererlangt hast, kann ich an nichts anderes denken." Schüchtern blickte mir der Halbdrache in die Augen. „Würdest du mich damit markieren? In meiner Drachengestalt?"
Ich atmete tief durch und ich spürte, wie sich ein breites Lächeln auf meine Lippen legte. Ja. Ja! Ich wollte es so sehr. Ich wollte ihn als meins markieren und zwar in der Weise, wie es ein Drachentöter tun würde. „Ja, Red.", sagte ich sanft und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann trat ich einige Schritte zurück, um ihm Platz für seine Verwandlung zu geben.
Schon einen kurzen Augenblick später stand vor mir ein gewaltiger roter Drache. Ich zog mein Schwert und ging langsam auf ihn zu. Mit einer Hand fuhr ich über seine rechte Schulter, an der die zwei kaum sichtbaren Narben auf seinen roten Schuppen zu sehen waren. Dann strich in seinen Hals hinauf, dorthin, wo ich Markierung setzen würde.
„Bereit, Red?", fragte ich ihn sanft und er gab ein zustimmendes tiefes Brummen von sich.
Vorsichtig setzte ich das Schwert an. Die scharfe Klinge konnte ihn ohne Probleme schwer verletzen, also musste ich äußerst achtsam vorgehen. Der Schnitt musste tief genug sein, dass er nicht unmittelbar verheilte, aber er sollte auf keinen Fall tiefer gehen als notwendig.
Aber wie sollte die Markierung aussehen? Ich ließ mein Schwert noch einmal sinken. Ein einfacher Schnitt? Ein X? Ich schüttelte nachdenklich den Kopf, während ich noch einmal über die noch unversehrten Schuppen strich. Dann legte sich ein Lächeln auf meine Lippen und ich setzte das Schwert erneut an.
Als ich geendet hatte, prangte auf den Schuppen ein deutlich sichtbares K.
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