Kapitel 28: Duell gegen Mashimo
Kirishimas PoV
Unruhig ging ich in meinem Zimmer auf und ab. Es war früh am Morgen und ich hatte kaum geschlafen. War es wirklich richtig gewesen, auf das Duell einzugehen? Aber mir war keine andere Wahl geblieben, oder? Fest stand jedenfalls, dass es jetzt kein Zurück mehr gab, ohne dass ich als ein Feigling dastehen würde. Seit meiner Einwilligung war ein Tag vergangen und die Nachricht, dass Mashimo und ich um die Nachfolge kämpfen würden, hatte sich im Palast schneller verbreitet als mir lieb war.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. War es wirklich schon so weit? Ich kämpfte meine Nervosität nieder, ging zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Davor stand Kurini. Sein leicht ergrautes Schuppenkleid wirkte beinahe unscheinbar in dem Dämmerlicht des Flures.
Komm mit mir Eijirou., sagte er sanft. Ein kalter Schauer durchfuhr meinen Körper. Hatte er gerade besorgt geklungen?
Der alte Drache führte mich die Flure entlang und überquerte mit mir zahlreiche der Brücken zwischen den einzelnen Türmen, bevor wir zu einem niedrigeren Turm herunterflogen. Er hatte einen deutlich größeren Durchmesser, als alle anderen und als wir uns ihm näherten, sah ich auch warum.
Eine Arena. Auf dem Gipfel des Gebäudes war eine gewaltige Arena. Der Ring war groß genug, dass zwei Drachen in Kurinis Größe mit genug Bewegungsfreiheit kämpfen konnten. Ringsherum war eine große steinerne Tribüne, auf der sich schon zahlreiche Drachen mit den verschiedensten Schuppenfarben eingefunden hatten. Ich schluckte schwer. Ich hätte nicht gedacht, dass unser Kampf so öffentlich stattfinden würde.
Als hätte das Clanoberhaupt meine Gedanken erraten, warf er mir einen beruhigenden Blick zu. Es wird schon alles gut werden. Aber selbstverständlich ist es für die ganze Stadt von Interesse, wer von euch beiden die Nachfolge antreten wird. Einer von euch wird zukünftig für das Wohlergehen der Einwohner verantwortlich sein. Die Leute kennen Mashimo, aber dich haben sie wohl noch nie gesehen. Du musst damit rechnen, dass sie dir gegenüber skeptisch sind.
Ich nickte stirnrunzelnd. Mir wurde bewusst, dass er hohe Erwartungen an mich stellte. Er ergriff weder Partei für mich noch für Mashimo, aber es war ihm wichtig, wie sein Clan dastand und blamieren durfte ich mich auf keinen Fall. Nicht vor so vielen Drachen.
Er flog mit mir zu einer der Plattformen, die sich etwas unterhalb der Arena befanden. Geh, den Gang hinunter zu dem Warteraum. Bleib bitte dort, bis das Signal ertönt. Ich sehe jetzt nach Mashimo. Mit einem Schlag seiner gewaltigen Flügel, hob er wieder ab und begann den Turm zu umfliegen.
Ein wenig Rauch stieß aus meinen Nüstern, als ich vor Nervosität heftig ausatmete. Wie das Clanoberhaupt es mir befohlen hatte, folgte ich dem Gang und ging in den angrenzenden Raum. Die Wände waren karg und der Raum war leer. Er bot keinerlei Ablenkung, die ich gerade wirklich dringend benötigt hätte. Aber ich musste mich konzentrieren. Das hier war wichtig.
Das Geräusch von schweren Pranken und Krallen, die über den steinernen Boden schabten, riss mich wieder aus meinen Gedanken. Ein wenig ungehalten drehte ich mich um, um zu sehen, wer mich störte. Doch als ich die silbernen Schuppen Tetsutetsus erblickte, begann ich zu lächeln.
Was machst du denn hier?, fragte ich freudig überrascht.
Der Wachmann hat sich erinnert, dass wir zusammen zum Palast gekommen sind und uns daher kennen. Nachdem ich eine Weile auf ihn eingeredet habe, hat er mich zu dir vorgelassen., sagte er schwer atmend, bevor er vor mir stehen blieb.
Wie geht es dir?, fragte ich lächelnd, froh um die Ablenkung vor dem bevorstehenden Kampf.
Doch Tetsu runzelte die Stirn. Das tut jetzt nichts zur Sache. Wie geht es DIR? Was hast du dir eigentlich dabei gedacht Mashimo herauszufordern?, fragte er eindringlich.
Ich starrte ihn überrascht an, verwundert von der Intensität seiner Worte. Ich ... uhm. Ich habe ihn nicht herausgefordert, sondern er mich. Mir blieb nichts anderes übrig als es anzunehmen, wenn ich meine Mission erfüllen möchte.
Ist es diese Mission wirklich wert, dass du da rausgehst und dein verdammtes Leben riskierst? Was ist, wenn du dabei umkommst? Es gibt immer einen anderen Weg!, sagte er aufgebracht. Die Sorge in seinen Augen, war kaum zu übersehen.
Wie kommst du darauf, dass ich dabei sterben könnte? Natürlich birgt ein Kampf gewisse Risiken. Aber FALLS er die Oberhand über mich gewinnt, gebe ich natürlich auf., fragte ich verwundert.
Du bist ein naiver Idiot!, schimpfte er auf einmal. Es ist Mashimo verdammt! Wenn er die Oberhand über dich gewinnt, bist du tot! Er wird dir gar nicht genug Zeit lassen, dich zu ergeben. Ich weiß nicht was du so drauf hast, aber er ist ein verdammt guter Kämpfer!
Ich verkrampfte mich und die Nervosität, die ich beinahe vergessen hatte, verwandelte sich in Angst. Meinst du das ernst?, fragte ich beinahe flüsternd.
Tetsutetsu schloss kurz die Augen. Ja, Eijirou. Bitte versprich mir, dass du alles geben wirst. Kämpfe, wenn dir dein Leben lieb ist., sagte er eindringlich.
Doch bevor ich ihm mein Wort geben konnte, hörte ich den blechernen Ton eines Gongs, der geschlagen wurde. Unzählige Drachen begannen zu brüllen, in der Erwartung des bevorstehenden Kampfes. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen. Jetzt ging es los. Ich warf einen letzten Blick auf den besorgten silbernen Drachen, dann ging ich an ihm vorbei hinaus.
Als ich in die Arena einflog, wartete Mashimo schon auf mich. Ich landete ihm gegenüber und sah in seine kampfhungrigen Augen. Erst jetzt, wo wir uns direkt gegenüberstanden, fiel mir auf, dass er deutlich breitschultriger und sicherlich einen Meter größer war als ich. Das mag für einen Drachen nicht viel sein, aber wenn es um reine Kampfkraft ging konnte es ihm einen gewaltigen Vorteil bringen.
Die Menge beruhigte sich allmählich und eine beinahe beunruhigende Stille legte sich über die Arena, während Mashimo und ich uns gegenseitig musterten. Dann trat Kurini vor, voll aufgerichtet und somit seine ganze Macht demonstrierend. In dem heutigen Duell treten zwei Mitglieder des Clans der Kirishima, um die Nachfolge als Oberhaupt an. Mashimo Kirishima! Das Clanoberhaupt nickte dem schwarzen Drachen zu. Mashimo brüllte und gebärdete sich flügelschlagend und die Menge tobte. Hier und dort hörte ich, wie einzelne seinen Namen riefen.
Ich schluckte. Kurini hatte recht gehabt. Die Leute kannten Mashimo und ich war nur jemand, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und sich plötzlich in die Politik der Stadt einmischte. Doch ich musste sie von mir überzeugen! Ich konnte nicht jetzt schon klein beibeben!
Und Eijirou Kirishima!, kündigte Kurini mich an und nickte mir zu. Ich brüllte aus Leibeskräften und schlug mit den Flügeln. Nein, ich ließ sicherlich nicht zu, dass die Leute mich abschrieben, ehe wir überhaupt angefangen hatten zu kämpfen! Die Menge war bei der Nennung meines Namens zwar nur halb so enthusiastisch, aber das machte mir nichts aus.
Meine Muskeln waren bis zum Bersten gespannt, abwartend dass es endlich losging. Und auch Mashimo war in Kampfstellung gegangen. Dann trat Kurini zurück und eröffnete somit den Kampf.
Mashimos erster Angriff kam wahnsinnig schnell und ich hatte es nur meinen guten Reflexen zu verdanken, dass ich dem Prankenhieb um Haaresbreite ausweichen konnte. Doch der schwarze Drache ließ nicht locker und attackierte mich mit seinen Zähnen. Doch bevor seine scharfen Fänge meine Schulter aufschlitzen konnten, machte ich einen halben Schritt zurück und schlug mit meinen Klauen nach seinem Gesicht.
Ich zog den Kopf ruckartig zurück, doch eine meiner Klauen erwischte ihn noch an der Schnauze. Dunkles Drachenblut tropfte zischend zu Boden und der schwarze Drache stieß ein wütendes Geheul aus. Jetzt wo ich ihn getroffen hatte, schien er geradezu rasend vor Wut.
Mashimo war schnell und trotz dessen, dass er ausbesprochen breit gebaut war, war er auch äußerst wendig und flink. Gegen so jemanden hatte ich noch nie gekämpft. Nein, ich hatte überhaupt noch nie gegen einen Drachen gekämpft und hatte somit im Gegensatz ihm keine Erfahrung. Konnte ich dieses Duell überhaupt gewinnen? Ein kurzer Moment der Unsicherheit überkam mich und schon war es geschehen: Ein gezielter Prankenhieb und eine Drehung Mashimos, durch die er neben mich gelangte, verfehlte seine Wirkung nicht und die scharfen Klauen meines Gegners rissen mir die Seite auf.
Der Schmerz betäubte für einen Moment meine Sinne. Erst als ich das Maul wieder schloss, wurde mir klar, dass gebrüllt hatte. Ich hörte einen Moment nur meinen eigenen Herzschlag und ein dumpfes Rauschen. Meine Sicht verschwamm ein wenig und ich blinzelte mehrere Male, um wieder scharf zu sehen. Gerade rechtzeitig kam ich wieder zu mir und sprang zur Seite, um den scharfen Zähnen des schwarzen Drachen auszuweichen.
Es war schon wieder meine Unsicherheit gewesen. Schon wieder hatte ich einen Moment an mir selbst gezweifelt und es anschließend bitter bereut. Ich brauchte Katsuki. Katsuki hatte mir immer Mut und die Stärke gegeben, um das Beste aus mir herauszuholen. Allein der Gedanke an ihn gab mir die Kraft, trotz meiner Schmerzen weiterzukämpfen. Das warme Blut lief mir die Seite hinunter und jede Bewegung schmerzte. Verdammt. Verdammt!
Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mich zu konzentrieren. Am Rand meines Bewusstseins registrierte ich, dass ich wohl sehr stark verletzt sein musste, und ich mehr und mehr Blut verlor. Aber ich wollte, ich konnte nicht jetzt schon aufgeben!
Ich wich seinen Attacken aus, und versuchte selbst noch einige Treffer zu landen. Doch ich musste mehr und mehr zurückweichen. Dann stieß ich mit den Hinterbeinen an den Rand der Arena. Meine Augen weiteten sich, als ich realisierte, dass Mashimo mich in die Enge getrieben hatte. Und da setzte der schwarze Drache zum Sprung an. Das Maul weit geöffnet, stieß er von oben auf mich herab und zielte auf meinen entblößten Nacken. Und ich konnte nicht weg. Nicht nach rechts, nicht nach links. Ich saß in der Falle.
In diesem Moment wusste ich, dass ich sterben würde. Egal was ich tat, er würde mich erwischen. Ich schloss die Augen und dachte an Katsuki. Meinen Katsuki. Eine Welle von Energie durchfuhr mich, als ich an den Mann dachte, den ich über alles liebte.
Dann spürte ich den Druck von Mashimos Zähnen an meinem Hals.
Knack.
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