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„Beeil dich!" rief der Krieger ungeduldig, als ich gerade eins seiner Hemden flickte. Er wollte in den Saal um mit der Königsfamilie zu speisen, ich sollte aber diese Arbeit noch erledigen bevor wir heruntergehen würden und so musste er warten bis ich es fertig hatte. Die Nadel flog förmlich durch den Stoff während er unruhig und unzufrieden im Raum auf und ab lief. Auch wenn er mich mit seinem herum Gerenne ziemlich nervös machte, arbeite ich so ordentlich wie möglich mit dem feinen Stoff. Gerade beendete ich meine Aufgabe als er auch schon an der Tür stand und auf mich wartete.
Mit gesenktem Blick folgte ich ihm durch die Flure. Irgendwo mitten im Flur stoppte er auf einmal und drehte sich zu mir um. Abrupt blieb auch ich stehen, was war denn jetzt wieder los? Eben konnte es ihm doch noch nicht schnell genug gehen?
„Du musst zurück zum Zimmer! Dort liegt ein Dokument, bring mir das so schnell wie möglich!" Ich erinnerte mich auf dem Tisch ein Stück Papier gesehen zu haben. Ich wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen, als er mich plötzlich am Arm packte, mein Gesicht musterte und mich dann lachend in den nächst besten Raum schob.
Es war ein kleiner Aufenthaltsraum mit Sofa und Bücherregalen und in der Ecke war gerade ein Dienstmädchen damit beschäftigt die Regale abzustauben, ich wusste nicht mehr ihren Namen, doch war sie eine mit denen ich mich verstand. Sie hielt erstaunt inne, als wir den Raum betraten und Semerian schickte sie dann mit einer Entschuldigung zum Königspaar, er wäre verhindert und könne nicht am Abendessen teilnehmen, sie blickte noch mal zurück und als ich ihr zunickte erwiderte sie es, erst dann schloss sie die Tür hinter uns.
Ich war nun nur noch verwirrt. „Wer hätte gedacht dass es die ganze Zeit vor meinen Augen war und ich es erst jetzt bemerke! Wie blind ich doch war!" Er betrachte aufs Genauste meine Augen und so starrte ich in seine wunderschönen braunen Augen, während er murmelte: „ Ein klarer Goldton, das habe ich noch nie gesehen! Und von welcher Familie stammt sie ab? Irgendwo muss doch ihr Zeichen versteckt sein."
Gold? Was sollte das ich hatte schon immer braune Augen was erzählte er hier gerade und von welchem Zeichen redete er? Und wie passte da noch die Abstammung dazu? Perplex stand ich im Raum und versuchte meine Gedanken zuordnen so dass sie mir verständlich erscheinen, doch ich fand darin nichts zusammenhängendes. „ „Nein, ich sehe ihr Symbol nicht." Und immer noch murmelte er so vor sich hin, ich zuckte förmlich zusammen als er dann das Wort nochmal an mich richtete.
„Zieh dein Kleid aus!" Hatte ich mich gerade verhört? Ich würde mein Kleid bestimmt nicht vor ihm ausziehen! Ich ging langsam einige Schritte zurück, doch er kam weiter auf mich zu. „Hast du nicht verstanden? Zieh dein Kleid aus!" Widerwillig zog ich mir mein Kleid aus, ich wusste ja was die Konsequenz war, wenn ich es nicht tat und das sollte nicht noch einmal geschehen, denn ich erinnerte mich nur zu gut an die Schmerzen.
Bis auf ein dünnes Hemdchen stand ich nun nackt vor ihm, sein Blick glitt über meinen Körper. Ich fühlte mich entblößt und unbehaglich, aber ich versuchte einfach nur still zu stehen und nicht an den Krieger zu denken. Kühle Finger berührten mich am Nacken und strichen meine Haare sanft nach vorne.
„Da, Da ist es! Das Auge kenne ich, doch was war das nochmal für eine Familie und was bedeutet das andere?" Er sprach die ganze Zeit mit sich selbst! Nach dem er noch etwas auf meinen Rücken gestarrt hat und irgendetwas auf meinem Rücken mit dem Finger nach gemalt hatte, durfte ich mir mein Kleid wieder überziehen. Semerian stand nachdenken in der Mitte des Raumes und schickte mich in mein Zimmer, wo ich dann auf ihn warten sollte.
Das war gerade sehr seltsam gewesen und so dachte ich die ganze Zeit auf dem Weg zurück darüber nach was das denn jetzt schon wieder gewesen war, außerdem hatte ich noch immer das Gefühl als würde Semerian mit dem Finger über meinen Nacken streichen und ich bekam dieses Gefühl auch nicht abgelegt.
Im Zimmer angelangt entschloss ich mich, zu überprüfen ob sich wirklich etwas an meinen Augen verändert haben sollte. Mein Spiegelbild schaute mir entgegen, doch ich hätte mich fast nicht wieder erkannte und das nur wegen der seltsamen Augenfarbe.
Ich hatte tatsächlich gold-farbende Augen. Der Anblick war so ungewohnt und woher soll diese Veränderung kommen. Das Gold schimmerte förmlich, es war kein Altgold so wie die Bilderrahmen im Schloss, es war ein klares glänzendes Gold. Und was war mit meinem Rücken? Der Prinz hatte da doch auch irgendetwas gesehen. Also zog ich mir wieder das Kleid aus und versuchte meinen Rücken im Spiegel zu betrachten.
Zuerst sah ich nur meine helle Haut doch als ich den Blickwinkel leicht veränderte, sah ich es. Das Zeichen war auf meinem rechten Schulterblatt und zeigte ein schwarzes Auge welches von einem goldenen Drachen umrahmt war. Der Drache schmiegte sich mit dem Körper an den Rand des Auges und auch der Schwanz umschloss das Auge mit.
Wo lag der Grund dafür, ich hatte auch noch nie von so einer oder auch nur einer annähernd gleichen Veränderung gehört, das stellte mich als vor ein weitere Rätsel. Irgendwann fiel mir aber ein wann sich die Veränderung zugetragen haben musste, den ich erinnerte mich an den Schmerz der meine Augen und mein Schulterblatt erfüllt hat nachdem die flammende Hitze mich überkommen hatte. Es war im Garten passiert!
Da ich ja nur noch warten musste versuchte ich nun wieder mehr von den aufgehäuften Geheimnissen zu durchschauen. Und so saß ich da machte Notizen und versuchte hinter alles zukommen und meine Gedanken auf das zu lenken was meiner Meinung zur Lösung beitragen könnte.
Semerian kam nach einiger Zeit in sein Zimmer und bevor er in mein Zimmer kam und meine Notizen entdeckte ließ ich sie schnell in meiner Truhe verschwinden, gerade schloss ich den Deckel als er den Raum betrat. „Wir werden übermorgen abreisen!"
Einen Moment schaute ich ihn verdutzt an, was meinte er mit wir? Warum sollte ich ihn begleiten, ich war schließlich hier im somarischen Schloss eingestellt und nur für den Aufenthalt von ihm sein Bediensteter. Ich sah ihn fragend an. Meinen Blick bemerkend sagte er: „Ja, du wirst mit mir nach Telara reisen, ob du willst oder nicht, ich habe bereits mit dem Königspaar geredet und sie fanden es eine wundervolle Idee, schließlich konnten durch mich Telara und Somaria endlich Verbindung herstellen und so wurdest du mir sozusagen als Geschenk übergeben."
Ich sollte ein Geschenk von König Pavol an Semerian sein! Ich starrte ihn entgeistert an, ich bekam kein einziges Wort heraus, ich konnte einfach nicht fassen, dass das wahr sein sollte. „ Ach ja, Morgen bekommst du bis abends frei, so dass du dich hier noch von den Leuten verabschieden kannst." Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ das Zimmer so dass ich ungläubig zurück blieb. Ich sollte jetzt für immer bei Semerian sein müssen, schon der Gedanke ließ mich erschaudern.
Dann erinnerte ich mich daran wie Semerian gelacht hatte als er die Veränderung gesehen hatte, war ich also diejenige die er gesucht hatte? Das würde auf jeden Fall Sinn machen da er mich ja jetzt zwang mit ihm zukommen. Aber er hatte doch immer nur von einem Es geredet?
War das einfach nur so weil er nicht wusste ob Es männlich oder weiblich war? Oder lag es wieder an einem anderen Grund? Naja ich war mir auf jeden Fall sicher, dass ich nicht so einfach mit ihm mitgehen würde. Und während ich im Bett lag dachte ich über Möglichkeiten nach, das ich hier in Somaria bleiben konnte. Doch wie sollte das möglich sein schließlich wusste der König, das ich das Land verlassen würde.
Egal wie ich mich anstrengte mir fiel nichts ein was darauf hinauslaufen würde, dass ich in Somaria bleiben konnte. Mir blieb also nichts anderes übrig, doch ich war mir sicher, ich würde aber auf keinem Fall mit Semerian nach Telara reisen. Mit diesem Gedanken schlief ich letztendlich ein.
Ich wachte mit der Wärmewelle auf, doch blieb ich einfach liegen und genoss das weiche Bett und die Wärme, denn es war das erste Mal, dass ich die Zeit hatte und nicht nur Aufgaben erledigen musste. Ich entschied mich bei Mei und Zenia vorbei zuschauen schließlich waren sie doch die ehesten welche ich als Freundinnen bezeichnen konnte.
Der Abschied von ihnen war kurz aber ich sah ihnen an das sie geschockt von meiner baldigen Abreise waren. Zenia kamen sogar die Tränen als sie mich umarmte, ich hätte nie gedacht dass sie mir so wichtig waren. Langsam ging ich dann zum Trainingsplatz, ich würde heute meine letzte Schwertkampfstunde bei Evion haben. Ich war zwar traurig doch nahm ich mir auch vor so viel wie möglich von dieser Stunde mit zunehmen.
Ich zog meine Ausrüstung an und verbarg mein Gesicht unter dem Wesir des leichten Helms, so ging ich dann auf den Platz und trainierte mit Ged. Wir trainierten bis er und ich nur noch schwer atmend und schwitzend auf dem Platz standen und Evion uns zu sich rief. „Du hast dich wirklich verbessert, Squila! Und Ged, wenn du so weiter machst wirst du bald zu den besten Schwertkämpfern im Königreich gehören. Arbeitet einfach weiter an eurer Technik!" er sah sich um sicher zu gehen das niemand lauschte, dann nahm er mich beiseite.
„ Ich habe gehört, dass du morgen Somaria verlassen wirst, stimmt das?" ich nickte nur und mein Helm schwankte bei der Bewegung. Er wirkte unglücklich als ich dadurch das Gerücht bestätigte. Und ich merkte auch selbst das es mir innerlich schmerzte vor Evion zuzugeben das ich wirklich fortgehen würde, denn nun war das wie in Stein gemeißelt.
Der Gedanke Evion verlassen zu müssen, war für mich das schlimmste, denn er hatte für mich die Vaterrolle übernommen und das bedeutete ich würde meinen Ersatzvater verlieren. So wie ich meinen leiblichen Vater nie kennengelernt hatte und Evion hatte mir ja so gut wie nichts über meine Eltern erzählt. Mein Meister führte mich zu einer der kleineren Räume in denen die Übungswaffen lagerten und ließ mich für kurze Zeit alleine dort zurück. Dann kam er mit einem länglichen Gegenstand zurück, welcher in ein schwarzes Tuch gewickelt war.
„Hier das habe ich für dich aufbewahrt. Es gehörte deiner Mutter und dein Vater übergab es in meine Obhut um es dir dann zugeben, wenn du bereit bist. Da du Somaria jetzt verlässt, dachte ich, dass der rechte Zeitpunkt gekommen ist. So wie es deine Mutter von ihrem Vater bekommen hat, gebe ich es jetzt im Namen deiner Mutter an dich weiter, möge es dich beschützen." Ich wusste nicht was ich sagen sollte ich hielt gerade einen Gegenstand in der Hand der meiner Mutter gehört hatte.
Behutsam faltete ich das Tuch auseinander und fand eine schwarze Schwertscheide vor welche mit goldenen Symbolen verziert war. Die Zeichen waren mir gänzlich unbekannt aber sie strahlten ein mir bekanntes Gefühl aus.
Mit einen leisen Geräusch zog ich die Klinge heraus, das Schwert war wunderschön, die golden marmorierte Klinge glänzte in vielen verschiedenen Goldtönen von einem matten Gold hin bis zum schimmernden Gold. Der Griff bestand aus einer Gold-schwarzen Spirale und am unteren Knauf befand sich ein goldener Stein in einer schwarzen Fassung. Am gesamten Griff wand sich ein kleiner Drache empor, dieser war so detailliert gearbeitet, das man meinte er würde einen mit seinen schimmernden Augen anstarren.
Ich war überwältigt ich bekam nicht nur ein eigenes Schwert nein ich bekam auch noch so eines, es war so schon ziemlich wertvoll, doch da es meiner Mutter gehörte war es für mich unbezahlbar. Ich wog das Schwert in der Hand, und es war so als wäre es für mich gemacht, noch nie hatte ich so ein Schwert in der Hand gehabt. Es lag passgenau in meiner Hand und es kam mir so vor als wäre es bereits ein Teil von mir. Zärtlich strich ich über das kalte Metall und schob es dann zurück in die Schwertscheide, ich trug es nun an meiner Hüfte und das Gefühl war zwar ungewohnt doch auch angenehm.
Dieses Schwert machte mir meinen Weg leichter, denn jetzt würde ich mich auf meiner Flucht vor Semerian verteidigen können. Ich fiel Evion um den Hals, dabei fiel mir mein Helm vom Kopf, ich hatte ganz vergessen, dass ich ihn immer noch trug. „Danke, für alles!" Evion hielt mich einige Zeit in den Armen und als er sich von mir löste und sich von mir verabschieden wollte stockte er kurz, dann gratulierte er mir. „ Oh, ich hatte es noch gar nicht bemerkt aber herzlichen Glückwunsch zum 16. Lebensjahr. Endlich ist dein Erbe hervorgekommen!"
Mein Erbe, meinte er meine veränderte Augenfarbe? Wusste er woher das kam? „Meister, was hat das alles zu bedeuten?" Er sah mich an und sagte dann, entschuldigend: „ Das kann ich dir leider nicht sagen, ich bin nicht die richtige Person dafür. Nur die Elfen in Ewalfa können dir auf alle deine Fragen eine Antwort geben, außerdem hat mir dein Vater gebeten dir einen Brief zugeben sobald dieser Tag kommen sollte.
Ich werde ihn dir dann vorm Bankett geben, du wirst ja durch Semerian vermutlich da sein, ich weiß nämlich im Moment nicht wo ich ihn hingetan habe" sagte er mit einem gequälten Lächeln. Ich bedankte mich nochmal bei ihm und dann trennten sich unsere Wege, ich wusste ja dass ich ihn auf jeden Fall bevor ich das Land verlassen würde noch einmal sehen würde.
*
Was es mit der Veränderung wohl auf sich hat, und warum muss Squila Somaria mit Semerian Verlassen? Ich würde mich über eure Vermutungen sehr freuen!
LG Owaya
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