15
Während ich schweigend hinter Semerian her trottete, hing ich meinen Gedanken nach. Warum hatte ich diesen Weg gewählt? War Der Prinz wirklich so eine große Bedrohung für den Stamm gewesen, wie ich angenommen hatte, oder war das Risiko viel geringer gewesen? Hätten die Nomaden der Bahai es geschafft ihn zu schlagen? Was wäre passiert wenn ich mich nicht zwischen Timanis Pfeil und ihn gestellt hätte, wäre ich dann noch immer im Stamm? Was hatte mich dazu gebracht ihm zu folgen?
Verdammt, ich sollte mir diese Fragen nicht stellen, ändern konnte ich sowieso nichts mehr. Ich hatte schließlich eingewilligt Semerian zu folgen. Doch was wäre passiert wenn ich mich anders entschieden hätte?
Es wäre so leicht mich, nachts wenn er schlief, davonzustehlen. Doch brachte ich es nicht über mich, mein Schwert und Timanis Bogen bei ihm zulassen, er hatte sie mir schließlich fast sofort abgenommen. Ich könnte mich mit den Waffen ja sonst noch verletzen, und das wolle er ja nicht. Außerdem würde ich wahrscheinlich nicht weit kommen, bei meiner ersten Flucht hatte er nicht damit nicht gerechnet, doch jetzt? Semerian war mir schließlich nicht einfach so den ganzen Weg gefolgt, anscheinend war ich zu wichtig. Warum wusste ich zwar immer noch nicht, doch das würde ich noch herausfinden!
Unsere Wanderung lief ruhig ab, wir beide schwiegen, ich versuchte nicht sein Missfallen und Ärger zu erwecken und wir legten eine Meile nach der anderen zurück. Würde er nicht so ein Tempo einschlagen wäre es einfacher für mich, denn meine Muskeln schmerzten, ich hatte Blasen an den Füßen und die Anstrengung breitete sich in meinem gesamten Körper aus. Aber ich würde ihn nicht bitten langsamer zu gehen, ich wollte keine Bestrafung, wie damals als ich eingeschlafen war. Ich musste mich also irgendwie da durchbeißen.
Es wurde immer schlimmer, lange würde ich nicht mehr durchhalten. Wir waren Tage durchgelaufen ohne wirklich zurasten, das wurde mir zu Viel. Mein Fuß knallte gegen einen Stein, ich stürzte und fiel hart auf den steinigen Boden. Ich versuchte mich so schnell wie möglich wieder aufzuraffen, doch meine Muskeln streikten. Der Krieger drehte sich um und kam auf mich zu, als er vor mir stand erwartete ich bereits den Schlag der nun kommen würde, doch er kam nicht. Er stand einfach schweigend vor mir und blickte auf mich hinunter.
„Ruh dich was aus, es bringt nichts wenn wir nicht mehr vorwärts kommen nur, weil dich deine Kräfte verlassen haben." Ich brachte nicht mehr als ein Nicken zustande, nahm er gerade etwa Rücksicht auf mich? Seitdem ich nun mit Semerian reiste, fiel mir auf das er sich verändert hatte. In Somaria war er immer angespannt, brutal, kalt und auf sein Ziel fixiert, doch jetzt war es anders. Es gab keine Bestrafung für mich als er mich gefunden hatte, er hatte gerade Rücksicht auf mich genommen und er redete nicht mehr so herablassend mit mir, naja er redete so gut wie gar nicht mit mir, aber darüber konnte ich mich definitiv nicht beschweren.
Wahrscheinlich hing er selbst seinen eigenen Gedanken nach, so wie ich den meinen nachhing. Doch ich fand sein Verhalten echt seltsam und irgendwie auch beunruhigend, denn vorher wusste ich was passierte wenn ich was falsch gemacht hatte, aber jetzt?
Ich lehnte mich gegen einen Baum um mich auszuruhen, es tat richtig gut einfach mal zu sitzen und nicht die ganze Zeit nur hinter Semerian herzulaufen. Er ging währenddessen in den Wald und sammelte Feuerholz. Das hieß wir würden bis morgen hierbleiben und das obwohl wir gerade erst Mittag hatten; endlich machte wir mal eine längere Pause. Sie war auch bitternötig.
In der Nähe hörte ich Wasser plätschern und als ich mich umsah, entdeckte ich einen kleinen klaren Flusslauf in Sichtweite. Das fließende kühle Nass, kam mir gelegen. Zuerst trank ich das erfrischende Wasser, schließlich war das Wasser in unseren Trinkbeuteln nicht sonderlich kühl sondern eher warm. So konnte ich die Kühle des Wassers das meine Kehle runter rann, einfach nur noch würdigen. Als mein Durst gestillt war, tauchte ich vorsichtig meine Füße in das Wasser. Durch die Kälte wurden alle Beschwerden weggewischt und endlich fühlten sich meine Füße wieder wie ein Teil meines Körpers an und nicht wie glühende Kohlen auf denen ich herum lief.
Genauso fand Semerian mich vor, als er vom Holzholen zurückkehrte. Er ging ohne mich eines Blickes zu würdigen an mir vorbei zum Lager und begann damit das Holz anzustochen, diese Pause würde also wahrscheinlich auch ein warmes Essen mit sich bringen. Meine Füße ließ ich noch einige Zeit im fließenden Wasser ruhen, bis ich aufstand und mich an die Feuerstelle setzte. Semerian saß gegenüber von mir und mischte verschiedene Zutaten in eine Schale über dem Feuer. So wie er dort saß, sah er nicht wie ein Krieger aus. Er schien eher ein Abenteurer zu sein, verstrubbelte Haare, verschmutzte Kleidung, nur seine Rüstung und sein Schwert passte nicht zu diesem Bild.
Irgendwann reichte er mir den frisch zubereiteten Eintopf, es war etwas Warmes zum Essen und nur das zählte. Es war einfach schön etwas anderes als trockenes Brot und ein Stückchen Käse zubekommen. Denn das war die meiste Zeit unser Hauptlebensmittel auf dem Weg gewesen.
Wir saßen schweigend vor dem Feuer und starrten in die lodernden Flammen. Ich hatte keine Intention mit ihm zureden schließlich gab es nichts worüber wir reden konnten. Wenn ich ihm Fragen stellen würde, würde ich auch keine Antwort bekommen, das wusste ich einfach. Bis jetzt hatte er mich schließlich auch im Unwissen gehalten, warum sollte er das jetzt ändern?
so vergingen die nächsten Stunden schweigsam und irgendwann bemerkte ich, dass ich nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen wollte, die langsam immer weiter meinen Körper in Beschlag nahm. Das beruhigende Plätschern des Wassers und das leise Rascheln der Blätter tat sein Übriges und ich legte mich zum Schlafen hin. Semerian hatte anscheinend nur darauf gewartet, den kaum das ich mich auf dem Boden ausgestreckt hatte, lehnte er sich an einen Baum. Bis jetzt hatte er nur steif und unbeweglich dort gesessen, doch nun schien etwas der Anspannung von ihm abzufallen. Bevor mir meine Lider zufielen, blieb dieses Bild Semerian der vom Feuer angeschienen am Baum lehnte und mit seinen braunen Augen in die Flammen starrte. Er sah so ruhig und gelassen aus, wie er so dort lehnte.
Der Sichelmond stand hoch am dunklen bewölkten Himmel, als ich spürte wie jemand an meinem Arm rüttelte. Blitzartig war ich hellwach und starrte Semerian an, der direkt vor mir saß. „Was...?" doch der Krieger zeigte mir das ich still bleiben sollte. Langsam setzte ich mich auf, darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen und horchte, genau wie der Prinz in den Wald hinein. Ich hörte den Bach, ich hörte die Blätter aber kein Laut drang an meine Ohren, der meiner Meinung nicht in den Wald gehörte. Doch anscheinend vernahm Semerian etwas, doch egal wie ich meine Ohren auch spitzte, ich bemerkte nichts, dass ihn so vorsichtig werden ließ. Abwartend und unruhig blieb ich still sitzen und hoffte das es nichts Schlimmes war, dass den Krieger so misstrauisch in den Wald starren ließ.
Die Glut glomm noch und im Dunkel der Nacht, erhellte es unser Nachtlager mit flackendem Licht. Das würde man wahrscheinlich bereits aus der Ferne sehen. Es war vermutlich gar nicht zu übersehen. Ich vernahm ein leises Knacken und Rascheln, irgendwer oder irgendetwas war hier. Ich hatte nichts um mich zu verteidigen, falls ein Angriff folgen sollte, Semerian hatte schließlich noch meinen Bogen und mein Schwert. Semerian konnte kämpfen und würde auch siegen, falls es sich um Mehrere handeln sollte, doch ich war nicht gewappnet. Ohne einen Laut wies ich mit meiner Hand auf mein Gold-schwarzes Schwert, doch Semerian schüttelte nur den Kopf. Na toll, ich würde mich also nicht verteidigen können. Ein Versuch war es schließlich wert gewesen auch wenn ich es bereits vermutet hatte, dass ich es nicht so einfach zurückbekommen würde.
Wir lauschten weiter angespannt in den Wald hinein, ab und zu hörte man das Knacken kleiner Äste. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich darauf wartete, was auch immer da kam. Doch dann tat Semerian etwas womit ich nicht gerechnet hätte. Er atmete hörbar erleichtert aus und ging genau auf das Geräusch zu. Eben war er noch vorsichtig gewesen, doch nun ging er mit schnellen Schritten und einem Gesichtsausdruck den ich nicht zu ordnen konnte in den Wald hinein.
Unschlüssig saß ich auf dem Waldboden, was sollte ich jetzt tun? Es war angenehm den Krieger nicht um mich zu wissen, doch falls etwas im Wald sein sollte, wäre ich ohne Waffen auf mich alleine gestellt. Ich könnte auch versuchen vor ihm zu flüchten doch brachte mir das etwas? Es war unbekanntes Terrain, ich wusste ja noch nicht einmal in welchem Land wir uns befanden und dann müsste ich das Erbstück meiner Mutter und das Geschenk von Timani dem telarischen Prinzen überlassen. Und das wusste ich könnte ich nicht, also folgte ich ihm. Denn alleine am Feuer sitzen wollte ich auch nicht.
Semerian stand bei einem auf dem bodenliegenden Mann.Der Mann trug eine Soldatenuniform unter einer zerrissenen Schicht, schmutzigerKleidung. Die Uniform war schwarz und hatte rote Nähte und auf seiner Brustprangte ein Wappen das mir irgendwie bekannt vorkam, woher wusste ichallerdings nicht. Seine Haut war ungesund weiß und als ich näher kam sah ichauch den Grund dafür. Der Krieger hatte es bisher verdeckt, doch jetzt sah ichdie klaffende Wunde die an seiner Seite hervorstach und seine Seite und denBoden mit Blut tränkte. Es schienen Klauenmarken zu sein, sein restlicherKörper wies ebenfalls tiefe Wunden und Blessuren auf. Eine blutige Spur führte in den Wald hineinund sprach von dem Versuch des Soldaten sein Leben zu retten. „ Ist er..."Semerian nickte stumm und betrachtete die Wunde. Dann richtete er seinen Blickauf mich: „Irgendetwas ist in diesem Wald. Wir sollten von hier verschwinden!"Ohne den Leichnam ein weiteres Mal anzusehen, drehte ich mich um und folgte demLichtschein der Glut zu unserem Lagerfeuer. Irgendetwas ist in diesem Wald,etwas anderes hätte er auch nicht sagen können.
*
Endlich habe ich es nochmal geschafft bei Drachenbann weiter zu schreiben und ich hoffe auch das die Zeit es mir erlaubt jetzt wieder regelmäßiger daran zu arbeiten, ich werde mich bemühen:)
LG Owaya
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