Lückenschluss
Langsam und gemächlich, jedoch unter hoher Kraftanstrengung zog der Ochsenkarren die 3 dicken Baumstämme den ansteigenden Drogweg zur Burg hinauf.
Die fleißigen Waldarbeiter hatten nicht nur Wort gehalten, die Mittwochssuppe dankten Sie durch 4 zusätzliche gute Stämme an der Drogfurth.
Knecht Christian trieb den Ochsen leicht an. Welch Glück- heute Morgen waren keine Reisenden, Boten von Bodfeld oder Handel suchende Leute unterwegs. Kein Stop für einen Reiter- kein Halt bis andere Karren ausgewichen waren.
Ein seltsames Bild mussten sie wohl abgeben. Knecht und Ritter bei der gemeinsamen Arbeit. Für Fremde vielleicht ungewohnt- für Arno jedoch zumeist üblich, denn Arbeit war in seinen Augen zum Leben wichtig und vor dem Herrn ehrend.
Dennoch, wenn gut gekleidete Fremde erkannt wurden, gab sich Arno so, als würde er die Arbeit der Gemeinen nur kontrollieren.
Das Wetter zeigte sich freundlich und trocken.
Die Arbeit an der Palisade ging viel schneller voran, als erwartet. Man hatte zuerst die älteren morschen Stücke und die zerschlagenen Palisadenpfähle ausgetauscht und vor den Palas abgelegt. Zwei Männer holten vormittags die Stämme von der Furth. Fünf bis sechs Mal musste gefahren werden, je nach Stärke und Gewicht der Stämme. Lurz und Hanjo, die Holzfäller und Waldarbeiter waren über die Maßen fleißig.
Arno von Gebra hat nun auch den Lurz in der letzten Woche kennen gelernt, ein ruhiger Mann mit starken Armen. Auch die grauen Haare verrieten ihn.
Zur Suppe gestern hatte die Magd Barbara auf Arnos Geheiß einen Krug Bier abgefüllt und mit Leder überdeckt. Die Männer werden das sicherlich zu schätzen wissen.
Die anderen zwei Männer und Lukas verblieben in der Burg, spitzten die Pflöcke, hoben tiefe Gruben zum Versenken der Pfähle neu aus, wenn die vorigen Gruben nicht mehr taugten, flochten Seile auf oder spalteten gleich die alten, maroden Pflöcke zu Feuerholz, wenn andere Verwendung unmöglich erschien.
Heute Nachmittag gingen die Frauen in die Wälder, die jetzt reich an Pilzen waren. Tobias wurde mitgeschickt, hielt sich zumeist in deren Rufnähe auf. Tobias suchte wenn möglich die Nähe zum Flusslauf, um dort nach Fischen Ausschau zu halten.
Arno war trotz des Fortgangs der Bauarbeiten und der breiteren Bevorratung der Burg mit sich unzufrieden. Er wollte schon viel mehr erreicht haben. Doch Arno ging den schweren Weg, wie der Vater seiner verstorbenen Frau Eleonor ihn einstmals ging. Ritter Baldo, der Nachfolger als Voigt, ging da lieber den leichten Weg. Baldo wies an und die anderen, egal welchen Standes unter ihm, hatten die Anweisung umzusetzen.
„Herr, welcher Tag ist heute? Ist heute Donnerstag?" fragte Waffenknecht Christian.
„Ja, Donnerstag."
„Donnerstag. Und ich klage nicht?"
Arno blickte fragend vom Wege auf. „Soso. Du klagst also nicht. Aber du spottest dann bitte auch nicht, Christian."
Christian drehte sich im Gehen um, trieb den Ochsen weiter. „Herr wir mühen uns hier Tag für Tag mit Arbeit und ohne Waffenaufgaben. Wir holen die Stämme und Hölzer morgens, fertigen nachmittags die Pflöcke und Gruben, die wir danach bis zum Abend besetzen und verzurren, Festmachen. Das schon seit 10 Tagen."
„Sehr richtig, Christian, und die Arbeit hat sich gelohnt, denn heute schließen wir mit Glück die Lücke ganz!"
„Herr, es steht mir nicht zu darüber zu befinden, aber der Tobias sehnt sich nach Weib und Kindern. Lasst doch den Tobias erstmal die letzten zwei Karren abholen und auch seine Familie herbringen. Und je länger die beiden anderen Waffenknechte Manthey und Andreas bei Ritter Baldo auf Herrmannsburg sind, desto fauler werden sie bestimmt. Sogar der Manthey noch mehr."
Christian machte eine kurze Redepause. Da sein Herr Arno jedoch nicht gegensprach, führte er seine Gedanken fort: „Und wer weiß- vielleicht gefällt es Baldo sogar, die Männer allesamt doch noch zu behalten?"
Arno erhob die Stimme: „Du führst ein freches Maul, Christian!"
„Ja Herr.", sagte Christian mit frechem Lachen „Und Gott wird mich dafür sicherlich später strafen. Doch denke ich, ihr wisst die Offenheit zu schätzen."
„Zumeist schon!" antwortete Arno. Er überlegte kurz.
„Also gut! Du hast wohl Recht. Zum Mittag werde ich verkünden, dass Tobias Nachmittag heute ein Haus für sich herrichten kann. Altes Holz der Palisaden kann er verwenden. Aber er soll ein Haus in Burgnähe wählen."
„Der Tobias wird's euch danken, Herr!"
„Wir sind es ihm schuldig. Und das andere Gesagte stimmt bestimmt auch, dass Gott dich eines Tages strafen wird."
Die Männer lächelten sich zu und trieben das Tier voran.
Neben dieser Ankündigung zu Tobias Reisevorbereitungen gab Arno noch eine Entscheidung beim Mittagstisch bekannt.
„Gute Leute. Ich werde mit Lukas für meinen Handgang zum Regenstein gehen. Ich habe es lange genug aufgeschoben und es ist meine Pflicht. Am Samstag brechen wir in der früh auf. Ich nehme den Grauen als mein Reittier. Christian, du geleitest uns mit dem mittleren Wagen. Lukas, du sitzt mit obenauf. Der Schwarze soll euch ziehen. Den Wagen nehmen wir, weil ich vorhabe, um einige Vorräte für den Winter zu bitten. Mit Gottes Hilfe bekommen wir noch etwas vom Einbehalt zurück. Lisbeth fettet uns das Leder, bis es am Wams glänzt, auch das Geschirr der Tiere hat dies nötig. Wernherr, da ich Euch vertraue, führt ihr die Geschicke hier fort, sorgt für Hof und die Frauen. Und gebt uns reichlich Futter für die Tiere mit, auch dem Tobias. Gute Barbara, nach dem morgen am Samstag nehmen wir Brot und Käse mit, also backt morgen gut. Putzt und trocknet mein gutes Hemd bitte auch, ich lege es euch hin."
Frau Barbara beugte sich zu ihrem Mann Wernherr herüber, flüsterte leise: „Was ist der Handgang? Ich will vor dem Herren nicht als unwissend stehen."
Wernherr erklärte: „Ich hab das Wort schon lang nicht mehr gehört. Als Vasall bestellte Ritter müssen am Lehensherren persönliche Pflichten leisten oder Dienste. Der Handgang ist das gegenseitige Treue versprechen mit der gegenseitigen Verpflichtung dazu durch Handschlag. Aber ich denke, der Herr legt wohl die Hände mehr in die Hand der Regensteiner. Das kann für den Herren ein besonderer Moment werden. Ich denke, den Lukas nimmt er mit zum Lernen und zusehen. Vielleicht auch, dass er dem Grafen vorgestellt werden muss, wegen der Erbfolge und künftigen Verpflichtungen. Oder der Herr sucht nach einer neuen Anstellung im Pagendienst für Lukas"
Und so wurde alles vorbereitet.
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