Jagd und Hatz
Was für ein Jagdglück.
Den guten Holzfällern musste man danken.
Sie waren am Vorabend noch den Anstieg über die Furth gekommen, um Ritter Arno zu berichten, dass sie gut 18 Stück Wildschweine im Wald westlich der Furth gesehen hatten.
Der gute Lurz war zwar ein Mann des Waldes, doch vor den Schwarzdecken schien er mehr als nur Respekt zu haben. Es war Furcht.
Der Lurz war es auch, der die Stelle heute Morgen Ritter Arno und den Männern zeigte. Der ganze Waldboden war frisch zerwühlt.
Arno und alle vier Waffenknechte waren bei der Jagd dabei, selbst Lukas durfte mit- hatte sich aber abseits bei Christian zu halten.
Spieße und Speere, sowie einige gute Langdolche hatten die Männer in den Wald mitgenommen.
Ritter Arno hatte selbst den Keiler erlegen können, einen Speer hatte er gut geworfen, dann mit einem riesigen festen Spieß dem Tier heftig nachgesetzt.
Und Waffenknecht Andreas hatte es geschafft, ein verstörtes Jungtier zu erlegen, welches ihm fast vor die Beine auf der Flucht gelaufen war. Trotz all der Lärmerei der Tiere und der Aufregung der Männer mit einem guten Spießwurf.
Arno war immer noch ganz bleich vom Kampf mit dem Keiler. Obwohl diese Bestie gut getroffen war, war mit dem Spieß viel Kraft nötig gewesen, den Keiler zu einem letztlichen und friedlichen Schlaf zu bringen.
Nun zogen die Männer das Monstrum zum Weg, nur Tobias suchte schon gute Stangen, die Tiere zu tragen. Dabei hielt er die Augen offen, nicht das die restlichen Tiere sich nochmals zeigten oder eine Bache ihr Junges suchte.
Am Weg stand der verschüchterte Lurz mit seiner Axt, daneben der Riese Hanjo.
„Das war ja ein Gebrüll im Wald, Herr." sprach Hanjo.
„Ein grausiges Schauspiel eher!" antwortete Arno.
Manthey warf den Keiler an den Weg. „Aber ein lohnender Tag, der uns allen die Mägen mit Fleisch füllen wird!" Manthey freute sich- diese Aussicht auf ein gutes Mahl ließ er sich ansehen.
Ritter Arno trat hinzu, sichtlich erschöpft. Das Wams und die lederne Weste waren auf der rechten Seite voll Blut. Auch das Hemd war voll getränkt damit. Er schaute an sich herunter.
„Och! Was für ein kräftiges Biest!" sagte Arno, den blutigen Arm anschauend. „Gott sei dafür gedankt, dass es nicht mein Blut ist. Aber ich werde die Sachen auswaschen müssen!"
„Ja Herr." wandte Andreas lachend ein. „Und setzt meine Hose gleich mit ins Bad beim Waschen!"
Nun mussten alle Männer laut lachen, die Anspannung der Jagd verflog.
Lukas musterte Vater und Schwein.
Christian zog das erlegte Jungtier nach. Um die Tiere floss Blut zusammen.
„Heute ist ein kalter Morgen, Herr. Grade richtig, um den Keiler auf die Leiter zu ziehen!" freute sich Manthey und rieb sich die Handschuhe.
„Wir schlagen Euch zwei gute Stangen!" schlug Hanjo vor und verschwand mit dem Lurz im Wald.
„Was für ein Morgen Männer!" gab Arno erleichtert zu.
Tobias kam ohne Stange aus dem Wald. „Die anderen Ringelschwänze sind als Haufen nach Norden getürmt. Drei Bachen waren dabei, der Rest Jungtiere. Mich wundert, dass der Keiler dabei war. Er hätte lieber seinen eigenen Weg nehmen sollen heute Morgen."
Lurz und Hanjo schlugen schon im Wald Holzstangen.
Kurz darauf waren die Tiere aufgebunden und konnten durch die Männer zur Burg getragen werden.
Nur Arno und Lukas trugen nichts, der Vater ging mit seinem Sohn im Schultergriff glücklich hinterher.
Arno hatte immer noch ganz weiche Knie, würde dies jedoch niemals zugeben. Auch Lukas war froh, dass dem Vater nichts geschehen war. Auch er hatte weiche Knie und war nun glücklich über den Ausgang der Jagd.
Auf der Burg sorgten die Magd Barbara und der Waffenknecht Manthey dafür, dass die Tiere gut verarbeitet wurden. Frisches Fleisch war ein kostbares Gut. Schon gegen den späten Mittag hing der Keiler blank auf der Leiter. Die Magd war besonders erfreut, dass Herr Arno aus seinem persönlichen Vorrat Salz zur Verfügung gestellt hatte- sie würde mit dem wertvollen Salz auch gut haushalten, hatte sie versprochen.
Auf der Draburg waren alle guter Dinge und geschäftig eingebunden- einzig Tobias nicht, der die Torwache stellte für das immer noch nicht verschließbare Tor. Tobias sah oben vom Torhaus zu.
Lisbeth verweigerte sich dem blutigen Schauspiel, ebenso Lukas. Arno konnte es beiden nicht verdenken.
Nachdem Arno sein Leinenhemd gegen ein anderes getauscht hatte und er grob die blutigen Spuren vom ledernen Wams gewaschen hatte, war er mit den Kindern zum Sammeln von Nüssen aufgebrochen. Die Stelle war ihm von Wernherr Rötlein gut beschrieben worden, sie lag nicht weit entfernt.
Aus dem Dorf schlossen sich der Hendrik Holzer und seine dreijährige Tochter der Sammelgesellschaft an.
Nüsse fanden sie reichlich- genug um die zwei Körbe von Lisbeth und Lukas zu füllen und den Boden der Kiepe von Hendrik Holzer dick zu bedecken.
Während die Kinder unbefangen sammelten und sich über die größte Nuss einen lustigen Wettstreit boten, hatte Arno die Gelegenheit mit dem jüngeren Holzer über vielerlei Dinge zu sprechen. Holzer schien angetan, dass der Voigt trotz seiner Stellung doch nah an den Leuten war und auch zupackte, wo er konnte. Der alte Herr habe dies vormals kaum gemacht- er war ein anderer Schlag Mensch gewesen.
Das es wohl an dem war bezeugte Ritter Arno auch damit, dass er den Hendrik Holzer bat, die Leute des Dorfes zum Abend an der Burg einzubestellen. Arno wollte Teile des Wildes an die Einfachen geben- jeder sollte etwas vom Jagdglück des Herrn abbekommen.
Am Abend wurden in der Burg und in allen Hütten der Siedlung ein gutes und reichliches Fleischmahl geboten.
Volle Bäuche legten sich zufrieden schlafen.
Am nächsten Morgen wusch sich Ritter Arno am Morgen, als Waffenknecht Christian in die Küche trat.
„Herr Arno? Bitte kommt schnell zum Tor! Reiter sind draußen- vier Mann und gut bewaffnet!"
Arno rieb sich das Wasser aus dem Gesicht. „Haben die Leute gesagt, was sie wollen?"
„Nein Herr. Der eine von denen tat wichtig- wies mich schroff an, ich soll Euch holen. Worum es ging verschwieg mir der Mann!"
„Gut Christian. Ich bin gleich vorn am Tor."
Männer in Waffen? So früh am Morgen? Ein gutes Zeichen scheint mir dies nicht zu sein- dachte Arno bei sich.
Arno warf sich in seine Sachen. Er lief in die Kammer, wo die Kinder noch schliefen und nahm sein Schwert mit- vorsichtshalber, falls Ärger in der Luft lag. Unten trat er aus dem Haus und ging zum Tor, wo Christian mit einem Speer in der Hand schon wartete. Sogar seinen Schild hatte der Knecht sich an die Seite gestellt. Christian hatte sich mannhaft aufgestellt und war bemüht, Gelassenheit zu zeigen. Vor dem Holztorhaus hörte man ein Pferd schnauben.
Arnos Schwert war umgebunden, als er am Torhaus war. Er blickte Christian fragend an, woraufhin Christian mit einem Kopfnicken vor die Burg anzeigte, dass dort die Männer waren. Arno ging schnell hinaus.
Vor dem Tor und der kleinen Brücke standen die vier Pferde. Die Reiter waren abgestiegen. Einer hielt zwei Zügel. Ein anderer Mann stand abseits an einem Baum und verrichtete seine Notdurft.
Ein älterer Mann mit gutem Rüstungskleid, wohl der Anführer dieser Reiter, unterbrach sein Gespräch mit einem Waffenknecht, als er Arno aus der Burg heraus treten sah und kam auf Arno zu- augenscheinlich jedoch nicht in böswilliger Absicht. Der Mann war mittelgroß, gut über 50 Jahre, stabil gebaut. Er hatte einen kurzen Bart. Das Haar war durch die übergeworfene, metallene Brünne kaum zu erkennen- es schien jedoch an den Seiten fast kahl rasiert zu sein. Dem äußeren Anschein nach ein an Waffen erfahrener Kerl.
„Herr Ritter Arno?"
„Der bin ich, guter Mann! Was soll diese Waffenschau am frühen Morgen? Und wer seid ihr?" sprach Arno mit fester und fordernder Stimme und aufgelegtem prüfenden Blick.
„Verzeiht uns die frühe Störung, Herr Voigt. Mein Name ist Heinrich von Maarenfels. Ich bin Erster Waffenmeister und Erster Ritter im Dienste von Graf Gero auf der Susenburg."
„Herr Heinrich?"
„Ich bin im Auftrage meines Herrn unterwegs. Mein Herr hat mir aufgetragen, Euch um Hilfe zu ersuchen."
Arnos prüfender Blick wurde kritisch, verfinsterte sich fast dabei. „Hilfe? Wobei?"
„Einer meiner Waffenknechte hat sich gestern in der Nacht mit einem Beutel persönlicher Habe und bewaffnet mit Dolch und Spieß von seinem Wachdienst in die Nacht davon gestohlen. Mein Herr will den Mann zurück gebracht wissen! Er bittet Euch, bei der Suche nach dem Mann zu helfen. Vielleicht könnt ihr mit ein paar Mann unterstützen."
„Wer ist der Mann und was ist von ihm bekannt? Warum ist der Mann weg?" Arnos fordernder Blick und feste Stimme blieben.
„Der Mann ist der Knecht Stephan. Im Dienst bei mir seit dem Frühjahr. Er hat sich bislang nichts zu Schulden kommen lassen. Streit gab es mit ihm nicht, auch ist ihm keine Ungerechtigkeit wiederfahren. Wir wissen nicht, warum er davon ist."
„Wohin könnte er wollen?"
„Er soll aus dem Oberharz stammen. Vielleicht will er dorthin?"
„Aber Draburg liegt von Euch südwestlich!"
„Ich meine ja nur, Herr Arno. Vielleicht schlägt er einen weiten Haken. Herr Gero ist mit drei Knechten und Herrn Thilo, sowie dem Knappen nach Nordwest geritten. Ich soll gegen Westen gehen. Er bittet Euch, den Süden abzusuchen!"
„Wie erkennen wir den Mann?"
„Ich gebe Euch den Gregor mit." Ritter Heinrich von Maarenfels deutete auf einen Reiter hinter sich, der zur Bestätigung zurück winkte. „Der Gregor wird ihn erkennen, wenn ihr auf ihn trefft. Setzt ihn fest oder bringt den Mann nach Susenburg zurück- wie es Euch beliebt. Die Hauptsache ist, wir bekommen den Mann. Wenn wir ihn bis Morgenabend nicht habhaft haben, schickt der Herr einen Boten in den Harzgau und wir brechen die Suche ab."
„Nun ja. Dann muss es wohl sein. Schickt mir den Gregor in die Burg, ich nehme mir noch zwei Knechte und die Suche geht alsbald los, Herr Heinrich. Geht nun Eurer Wege."
Arno gab dem Heinrich von Maarenfels den Handschlag darauf. Dann winkte er Gregor, sein Pferd in den Burghof zu führen.
Arno blickte den davonreitenden Männern nach, bis sie am Drogweg in Richtung der Furth bergab ritten. Dann ging er zurück zum Burgtor.
„Gefällt mir nicht!" sprach er dort kurz und leise zu Christian.
„Mir auch nicht, Herr. Ich hab es mit angehört. Ich sage euch, da stimmt was nicht."
Arno und Christian tauschten einen vielsagenden Blick.
„Weck mir den Andreas auf und hol mir den Tobias ran. Das sind die besten Leute im Wald. Die sollen sich rüsten. Ich hole den Wernherr, der soll mir den Grauen zum Ritt satteln. Haltet mir hier die Augen offen nach fremden Gesichter, wenn wir weg sind."
„Machen wir. Der Manthey und ich sind wachsam in diesen Stunden."
„Du hast doch auf Susenburg genächtigt, Christian. Kennst du den Mann?"
„Nein Herr. Auch den Gregor nicht. Den Herrn Ritter Heinrich hab ich dann auch erkannt, als er sich vorstellte. Auf Susenburg war er aber weniger wehrhaft gerüstet, eher in den warmen Stuben zu finden."
„Gut. Dann geh jetzt. Weck die Männer."
Binnen einer Stunde und nach einem kurzen und kalten Mahl, gerüstet für einen Tag im Wald standen der Gregor und sein Pferd, Andreas und Tobias auf dem Hof. Ritter Arno winkte Lisbeth und der Magd zu, während Lukas und Christian auf dem hölzernen Torhaus standen. Manthey war auf einer Leiter den alten Bergfried hochgeklettert, um von dort in das weite Tal zu schauen. Die Waffen und Ausrüstungen der Männer klirrten ab und an, als der Trupp durch das Tor gingen.
Arno hatte also den Süden abzusuchen. Wenn der Mann schon über die Drogfurth war, konnte er sonst wo sein- ratsam war es, das obere ostlich gelegene Waldstück abzusuchen, dann gedeckt auf Lauer mit guter Sicht auf die Furth zu liegen. Oder man zeigt sich dann dort offen. Wenn der Mann gefährlich war, konnte man Reisenden oder Querenden der Furth wenigstens Schutz geben.
Schon im ersten dichter bewachsenen Waldstück, welcher hier von den Bauern wegen seiner Steilhanganstiege 'die Kanzel' genannt wird, zeigte es sich, dass die Wahl -die Suche zu Pferd durchzuführen- nicht die allerbeste Art und sehr beschwerlich war. Die Reiter mussten alsbald aus dem Sattel steigen und das Führen der Pferde in dem ohnehin schwierigen Gelände erwies sich als Kraftakt für Mann und Tier.
Arno hatte also schon nach der ersten Stunde der Suche den Grauen wieder zurück in die Draburg geführt und wies den Susenburger Waffenknecht Gregor an, es Arno gleich zu tun.
In der Burg wurde über die schnelle Rückkehr nicht schlecht gestaunt, aber Ritter Arnos Argumente überzeugten auch dort.
Auf dem Rückweg von der Burg zu den wartenden Suchkräften versuchte Arno dem Susenburger Gregor über den geflohenen Knecht Stephan etwas auszufragen.
„Guter Gregor, was kann Euren Mitstreiter Stephan dazu gebracht haben, Hals über Kopf des Nachts zu gehen? Ich kann mir nur vorstellen, dass der Mann einen Grund gehabt haben muss?"
„Herr, ich weiß nichts genaues."
„Aber ihr werdet doch geredet haben? Zumindest bei meinen Leuten kenne ich jede Probleme, welche die Knechte drücken. Und sicherlich seit ihr auch in einer Stube, oder?"
„Ja, Herr. Wir haben zu sechs eine Stube zu teilen, doch der Stephan ist nicht mit in meiner Stube. Geredet haben wir, meist wenn die gleiche Wache war oder die gleichen Dienste anstanden. Ich habe aber nichts gemerkt."
„Falls die jedoch noch etwas einfallen sollte, Mann, dann heraus mit der Sprache!"
„Ja Herr."
Die Absuche der steileren Südhänge am Tal war kraftraubend und verlief ergebnislos.
Am Nachmittag brachte Ritter Arno die Männer daher über die kleine Drogfurth.
Arno dachte sich hierbei, dass der Mann sicherlich nicht den sich windenden Bach an anderer Stelle queren wird. Die Rappbode hat eine gute Fließgeschwindigkeit und führt auch gut Wasser zurzeit. Der Bach ist zwar zumeist nicht tief, aber tückisch an vielen Stellen.
Zuerst besuchte Arno die Holzfäller, um sie zu warnen vor fremden Personen. Da Ritter Arno sich auf die zwei Holzfäller Lurz und Hanjo verlassen konnte, würde er auch von ihnen Information bekommen, sollte sich auf der Ostseite der Furth etwas begeben.
Daher entschloss sich Arno, seinen Suchtrupp in einer weiten Kette vom Fluss weg linksseitig der Furth zu führen, also die Westseite der Furth abzusuchen. Hier ging es parallel dem Weg, welcher hinauf zum Langweg führt, der die West- Ost- Wegachse hier bildet. So konnten sie auch die Furth und den Drogweg hier gut einsehen.
Diese Suche dauerte auch nicht lange und war erfolglos.
In der Nähe des Langweges – und Drogfurthseitig fanden sie im Wald eine gute und tiefer liegende Stelle, von deren oberen Rand man die Kreuzung des Drogwegs zum Langweg gut einsehen konnte. Es bestand jedoch das Problem, dass diese gedeckte Stelle zu weit von der Furth weg im Waldesdickicht lag. Arno wies daher an, in dieser tiefen Stelle ein Lager für die Nacht zu schaffen, wobei jedoch zwei Mann stetig hinunter zur Furth gingen, um den Übergang zu sichern.
Andreas bewies sein Können bei der Schaffung einer guten Randdeckung um die Lagerstelle. Er bewegte Äste und schob Laub auf, um für einen Mann binnen einer Stunde einen guten, gedeckten Beobachtungspunkt auf die Wege und die Kreuzung zu schaffen.
In dieser Zeit sorgte Arno für eine Feuerstelle – tief genug, dass der Lichtschein nicht von den Wegen gesehen wird. Und wenn der Rauch oder Geruch die Stelle verriet, so konnte man sie nur sehen, wenn man ganz nah heran kam, also auch gesehen wurde.
Als Tobias und der Gregor abgelöst wurden, hatten sie schon Probleme, die Feuerstelle zu erkennen.
Das Lager hätte jedem Räuber zur Ehre gereicht, wie die Männer stolz feststellten.
Am Abend waren der Gregor und Andreas an der Furth. Zu dieser Zeit rollte auch ein kleiner Tross aus 3 Händlerkarren bestehend als letzter für diesen Tag hindurch.
Tobias und Ritter Arno wollten gerade zu deren Ablösung aufbrechen, als Arno auf dem Langweg einen Trupp aus 3 Reitern gegen Susenburg zurück galoppieren sah. Herr Heinrich von Maarenfels und seine zwei Begleiter wollten wohl die Nacht nicht im Freien verbringen.
Bei der Ablösung an der Furth wurde darüber gesprochen.
„Wir haben Ritter Heinrich zurück reiten sehen, offenbar nach Susenburg. So ernst nehmt ihr die Suche wohl nicht?" fragte Tobias den Gregor.
„Doch, Doch. Ich glaube, dem Herrn Heinrich ist dran gelegen, den Mann zurück zu bringen. Unser Voigt Gero war sehr ungehalten über dessen Flucht. Würde Herr Gero den Stephan fangen, wäre es nicht gut für ihn. Und auch der junge Herr Thilo von Susenburg würde seine Wut an Stephan auslassen."
„Dann hätte er Glück, uns zu begegnen!" stellte Arno fest.
„Ja Herr, das denke ich auch. Ist Euch denn noch nie ein Waffenknecht davon gelaufen?" fragte der Gregor.
„Mir? Nein. Aber ich lass meine Männer darüber sprechen." antwortete Arno.
Andreas warf als erster ein „Unser Herr Arno ist ein guter Mann. Verlangt, was er selbst leistet. Du kannst alle Fragen- nicht nur hier, auch auf der Herrmannsburg schon- jeder von uns hätte sich im Streitfall vor den Herrn Arno gestellt."
„Arno sorgt nicht nur für uns und unser täglich Brot. Erst vor kurzen, als wir hier herkamen hat Herr Arno vorher schon besprochen, dass ich meine Familie nachholen darf. Der Herr ist klug und umsichtig- blickt auch für uns voraus, damit es allen gut geht." setzte Tobias nach.
„Also bei uns wollen die Herren unter sich sein- sind halt Edle. Und das lassen sie uns auch so manches Mal spüren. Das Essen ist auch für uns reichlich. Doch was bringt es dir, wenn einem der junge Herr Thilo eine herunterhaut, nur weil du mit den Mägden deinen Spaß an der Wache machst, wenn die zurückkehren. Erst neulich hat Herr Gero einen von uns in den Hintern getreten. Nur weil er kurz auf den Knecht warten musste. Und unsere Familien sehen wir kaum- nur einer durfte mal nach Hause, als dessen Vater verstarb, um den Hof zu richten."
„Meine Männer kommen zu mir, wenn sie Probleme haben. Und bisher haben wir dann immer eine gute, gemeinsame Lösung gefunden." sprach Arno. „So und nun ruht Euch erstmal im Lager am Feuer aus. Wir stehen hier unseren Mann."
Die Nacht war ruhig und kalt. Die Männer am Morgen müde. So recht glaubte hier niemand daran, dass der Susenburger Knecht Stephan noch in der Gegend war, denn er hatte gut über einen Tag Zeit gehabt sich zu bewegen- dass brachte einen Mann schon recht weit voran und von hier weg, wenn man wollte.
Arno hatte keine neue Absuche der Waldstücke durchführen lassen. Der gute Kontrollpunkt an der Furth und die Aussicht vom Lager auf die Kreuzung waren mit wenigen Mannen ein guter Weg, die Aufgabe zu erledigen.
Gegen Abend kam ein Reiter langsam über den Langweg und bog in den Drogweg zur Furth ein. Gregor pfiff ihm zu, als er einen der Seinen von der Susenburg erkannte. Der Reiter staunte nicht schlecht, als er das gedeckte Lager beim Näherkommen im Wald sah, hätte Gregor und Andreas dort nie erkannt.
Der Reiter war ein Bote, der zu Arno und Tobias an die Furth gebracht wurde.
Der Reiter teilte den Draburgern mit, dass man die Hatz nach dem Flüchtigen eingestellt habe- der Susenburger Waffenknecht Stephan sei noch auf freiem Fuße- man habe ihn nicht stellen können.
Voigt Gero von Susenburg habe mit seinem Trupp aber den Wohnort des Stephan aufgesucht. Stephans Frau sei wohl hochschwanger dort festgestellt worden, habe den Knecht jedoch seit dem Sommer nicht mehr gesehen. Gero habe der Bauernfrau jedoch gedroht, sie solle dem Stephan ausrichten- so er erscheint- ihn an dessen Pflichten zu erinnern. Eine Strafe würde er in jedem Falle bekommen, wenn er zurückkommt. Und Gero will dem örtlichen Edlen Kunde von Stephan geben, damit der ihn sich hole.
„Dann ist der Mann davon, um bei seinem schwangeren Weib zu sein?" Tobias war entrüstet, sah seinen Herrn Arno an. Tobias selbst hatte immer von seinem Herrn die Zeit für die Familie erhalten- so es ging- um die Niederkunft mitzuerleben.
Arno erwiderte den Blick des guten Knechtes, sagte jedoch nichts dazu.
Es war jedoch Andreas, der noch keine Familie hatte, der aussprach, was hier alle dachten. „Man kann es ihm nicht verdenken! Wenn es irgendwann einmal bei mir soweit wäre, möchte ich auch meinem Weibe beistehen- das eigene Kind sehen! Das kann dem Knecht- eurem Stephan- doch keiner verdenken!"
„Der Herr sieht das ein wenig anders." sprach der Reiter nickte dem Gregor zu, ihm beizupflichten.
Gregor indes hüllte sich auch betroffen in Schweigen. Die Zeit mit den Draburgern hatte ihn eines besseren Gelehrt, ihm gezeigt, dass es auch andere Lösungen geben kann, die Herr und Knecht gemeinsam finden können. Auf Susenburg würde dies jedoch niemand verstehen.
„Reit zurück, guter Mann. „ sagte nun Arno entschlossen. „Euer Knecht Gregor hilft das Lager abzubrechen, dann holen wir sein Pferd von der Burg. Euer Gregor hat hier gut gedient unter mir und soll erst noch einmal eine Mahlzeit und ein Paar warme Füße auf der Burg bekommen. Ich schicke ihn morgen in der früh zu Euch zurück- nicht, dass ihr noch einmal ausrücken müsst, einen der Euren zu suchen!"
„Ich werde dies ausrichten, Herr von Draburg."
„Nun reitet und bestellt Eurem Herrn Gero von Susenburg meinen freundschaftlichen Gruß, sagt dem Ritter Heinrich, der Gregor hat hier guten Dienst gestanden, er ist ein guter Mann."
Gregor war stolz über dies Lob.
An anderem Ort gab es dies weniger.
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