Italien- Die zwei Enden eines Feldzuges
Aus gesicherter Entfernung sah man die westliche Stadtmauer selten, denn Pfeile und Bolzen flogen zumeist gut gezielt aus den Nischen und von den Mauern.
Die Feste Tarentum schien- gleich einer harten Walnuss- an der harten Schale trotz Gewalt und starken Beschuss nicht zu knacken zu sein.
Auch kleinere an den Flanken geführte Unternehmungen blieben erfolglos und hatten Blutzoll gefordert.
Ein Nachteil, wenn man auf ein Heer aus Panzerreitern baut, ist der Nahkampf an der Stadtmauer. Gut durch Rüstung geschützt kam man bis zu 300 Meter fast unbeschadet, doch dann gab es einen Hagel an Geschossen- je näher man kam, um so mehr Geschosse kamen hinzu und umso mehr Kraft und Durchschlag hatten diese Geschosse.
Tarentum hielt- trotz Entschlossenheit- Stand.
Am östlichen Tor wurden die kriegerischen Handlungen ausgesetzt- hier gab man den Parlamentariern einen Ort. Doch erste Gesprächsversuche verliefen fruchtlos.
Tarentum erhoffte sich womöglich Nachschub an Truppen und Material aus Griechenland und Byzanz. Und Tarentum hatte genug Zeit gehabt, sich auf die Belagerung einzustellen.
Im Lager wurde vermutet, dass man alle Garnisonen aus dem Umfeld hier zusammen gezogen hatte und die Stadt gut an Vorräten und Verteidigern stand. Auch schienen Pfeile und Bolzen zu Hauf in der Stadt zu sein.
Mit starkem Aufgebot zur See sollte den weiteren Lieferungen Einhalt geboten werden. Italienische Verbündete suchten, den Hafen von See zu blockieren.
Ende Februar wurde ein großer Ansturm der Kaiserlichen am Nordtor vorbereitet. Die Blüte der deutschen Ritterschaft- Sachsen, Schwaben, Franken und deren Waffenknechte waren hierfür bestimmt worden. Vorausgehen sollte ein Ablenkungsangriff am westlichen Tor- der bisherigen Hauptangriffsrichtung, der nur die Kräfte der Stadt dorthin verlagern sollte.
Christian und Andreas würden jetzt zum ersten Mal mit eigener Hand in den Kampf eingreifen. Während Andreas den Ansturm kaum erwarten konnte und voll Tatendrang schien , war Christian sehr in Gedanken und Sorge.
Christian Ganz hatte nun auch schon das 47. Lebensjahr erreicht- ein Alter, dass andere Männer in der Heerschau nicht erwarten würde- auch unter friedlichen Zeiten. Mit 35 oder 40 Jahren galt man schon als alt und jedes Lebensjahr darüber schien ein Gottesgeschenk zu sein.
Manch einer war vor Tarentum schon auf einer Bahre vorbeigetragen worden ins Lager oder hatte wimmernd eigene Wunden geleckt.
Dies alles lies Christian über sein Leben nachsinnen. Im Gespräch mit Arno und Andreas bedauerte Christian gegenüber Arno, 'die Eine' für sich im Leben nicht recht gefunden zu haben. Die Bäuerin aus Neustadt damals- an ihr hingen seine Gedanken noch heute. Sie war vielleicht die Richtige, 'die Eine' gewesen.
Andreas schien nicht von derlei Gedanken geplagt zu sein, dennoch ließen ihn die Worte auch nachdenken.
Für Christians Offenheit war Arno immer sehr dankbar.
Auch Arno von Draburg lauschte den Worten seines Knechtes und langjährigen Freundes gut- und auch Arno kam in Grübeln und Reden.
"Eleonor- sie war die richtige Frau für mich. Immer hatte ich das Gefühl, ihrer Herzlichkeit nicht genügt zu haben, auch nicht gut genug damals gewesen zu sein. Und wenn dies so war- Eleonor hat es mir nie belegt. Unsere Kinder sprechen auch mit ihrer Güte und Herzlichkeit, der Lukas wie die Lisbeth. Und zu spät erkannte ich, dass auch Luisa von Bodfeld eine Edle war, die diese Güte hatte. Doch nunmehr- seit dem Tage als ich die Jungfer Katharina damals in den Dienst als Magd nahm- denke ich, Katharina ist 'die eine Frau' nun, die noch mehr Güte, Herz und Liebe zu geben vermag, als es je ein anderer Mensch für mich konnte."
"Herr Arno, wir alle haben gespürt, dass Katharina stark für Euch empfindet. Wohl auch vom gleichen Tage an!"
Andreas Offenheit überraschte Arno. Eben noch schärfte Andreas seinen Spieß an der eisernen Spitze an und schien in Gedanken beim blutig anstehenden Kampf- doch auch er war hier mit Geist und Seele bei seinen Mitstreitern- nicht so abwesend lustig wirkend wie sonst, auch mitfühlend.
Arno klopfte Andreas freundschaftlich auf den Rücken. "Gut gesprochen."
"Herr?" Christian legte einen besonnenen Ton in seine Stimme. "Wenn ihr zurückkommt- so Gott weiterhin mit Euch und uns ist- so gesteht Katharina schnell Eure Gefühle daheim. Auch wenn sie keine Edle ist- sie hat es verdient, um Eure Liebe in Gewissheit zu geraten."
"Was denkt ihr, Männer? Wie wird es zu Hause grade sein?" fragte Arno.
"Arschkalt! Und ein halber Meter Schnee auf dem Hof!"
Andreas hatte damit bestimmt nicht Unrecht. Februar war Winter im Harzgebirge- bitter frostig. Alle werden daheim den Frühling herbei sehnen.
"Um die Feuer werden sich alle finden! In der Halle- und wohl noch häufiger bei der Barbara und der Katharina am Herdfeuer!", gab Christian zu.
"So wird es sein. Nur um für Mensch und Tier zu sorgen, werden die Leute heraus gehen. Sie werden an den Feuern sitzen. Handarbeiten machen. Nur einen Mann am Tor lassen über Tag und Nacht. Hoffentlich geht es allen daheim gut."
Nach gut zwei Jahren in der Fremde- vielleicht noch ein Drittjahr im Heeraufgebot- die sonderlichsten Gedanken kreisen einem im Kopf herum.
Kuno von Kucksburg kam von einer Beredung bei Herrn Gunther von Merseburg zurück. Die Männer am Feuer waren auch ihm nunmehr nicht nur Waffengefährten oder Knechte- die lange Zeit hatte auch ihn 'Freund' zu Christian und Arno sagen lassen. Nur zu dem manchmal wunderlichen Andreas blieb er etwas kühler, dennoch mochte er den Andreas ebenso.
"Was wird beredet an deinem Feuer, Arno?"
"Mein Lukas wird zum Anfang des März schon 17 Jahre. Ich habe vor, ihn noch einmal in die Arme zu schließen."
"Dann habe ich Neuigkeiten- für die Ritter, die seit Anbeginn dabei sind am Feldzug!" gab Kuno offen bekannt- so, dass auch der Bukstatiner, der Susenburger, der Baderslebener an den benachbarten Zelten hellhörig wurden.
Auch Leno von Stapelburg band sein Pferd fest, blickte zum Rund der Ritter am Feuer und kam näher.
"So?" Fragte auch Witkow von Greifenstein und auch der Knecht von Dietmar von Klinto eilte, seinen Herren Karl zu finden.
"Ist Tarentum genommen- und man vermutet, es geht nur mit eiserner Faust- wird man die neuaufgestellten Kontingente aus den deutschen Landen und die Truppen aus der Lombardei und den italienischen Markgrafschaften hier erwarten. Unser Kommandant Gunther von Merseburg hat vom Kaiser die Zusage, dass sodann Diejenigen der Sächsischen Edlen, die seit Anbeginn dabei sind- nach Haus ziehen könnten!"
Raunen ging am Feuer unter den Leuten um.
"Allerdings? Ja. Allerdings- hat der Kaiser keine sächsischen Ersatztruppen nachgefordert, da schon viele der Edlen von dort hier mit in Italien sind. Daher stellt er wohl alsbald die Wahl: Heimkehr? Oder sodann mit gegen die Araber ziehen und erwartbare, kostbare Beute dort machen. Die Araber haben reich Gewürze, Stoffe und beste Metalle. Sie sollen Unmengen an Schätzen in den Garnisonen auf Sizilien und bei Scyllae haben. Es würde der Mühe also in hohem Maße Wert sein, dabei zu bleiben. Ein Jeder soll sich nach der Besetzung von Tarentum alsbald entscheiden."
Herr Thilo von Susenburg war der Erste, der kein Blatt vor den Mund nahm: "Dann bleibe ich in der Legion der Sächsischen Ritter um Herrn Gunther von Merseburg. Bis hier gab es nur wenig zu gewinnen- wenn es Jetzt nach Gold und Silber geht?- Ich bin dabei und hole mir Beute."
Gewinnend sah Thilo von Susenburg in die Runde der interessierten Männer. "Friedel von Michelfeld? Karl? Seit ihr dabei?"
"Ja."
"Ich bin auch dabei!" gab der Baderslebener.
"Ich habe noch gut Platz auf meinem Karren! Obwohl es auch mich nach Hause zieht -nach Bukstatin. Ich werde wohl auch weiterhin folgen." Martin von Bukstatin stand auf, als müsse er damit seinem Bekenntnis Nachdruck verleihen.
Herr Martin sah zu Arno und dem Stapelburger.
Arno überlegte. Ungewisse Beute- schön und gut. Doch die Pflicht scheint hier in Italien getan.
Auch Leno von Stapelburg schien wankelmütig wegen einer Entscheidung. Leno sah Herrn Kuno von Kucksburg unentschlossen und fragend an. "Und Ihr, Herr Kuno?"
"Ich werde den Ansturm abwarten auf Tarentum. Sollte ich diesen überleben, so werde ich mich entscheiden!" Herr Kuno blickte zu Arno.
"Auch wenn ich Eurem Vater versprochen habe- bei meiner ritterlichen Ehre- Euch zu folgen und Euch so gut ich es vermag zu schützen- ich muss nicht länger hier in der Fremde bleiben! In Gedanken bin ich schon seit Rom wieder zu Hause. Meine Tage im Aufgebot sollen hier vor Tarentum dann enden- ob im Kampf mit Euch um die Stadt- oder mit einer Entscheidung für das danach. Wenn der Kaiser uns vom Heerbann entbindet und die Pflicht als erfüllt ansieht- so gehe ich zurück. Und hoffe, den Harz und meine Kinder wohlbehalten zu erreichen."
Arnos feste Entscheidung lies die anderen Ritter im Rund erneut nachdenken.
Gerade der Erfahrenste der Abteilung wollte gehen?
Was dachte sich Arno dabei?
An Mut fehlt es Arno sicher nicht.
"Soll er gehen!" gab Thilo von Susenburg fast sorglos klingend zurück, um die in Gedanken versunkenen Männer erneut wach zu rütteln. "Ich will den Sarazenen mit dem Kaiser den Rest Italiens nehmen und dann deren Hab und Gut! Soviel ich davon nehmen kann!"
Am Abend darauf war Tarentum noch in der Hand der byzantinischen Griechen.
Man hatte durch Beschuss eine Bresche schlagen können am Nordtor.
Das folgende Anstürmen und Aufleitern an der Mauer war blutreich.
Wiegand , der Knecht von Herrn Martin von Bukstatin, war einer der Ersten, der durch schweren Katapultbeschuss der Verteidiger am Kopf verwundet wurde. Auch wenn man ihn bis ins Lager zurück schaffte- er erlag neben den Pferden auf Stroh gebettet dieser Verletzung.
Auch für den fränkischen Ritter Friedel von Michelfeld war der Feldzug an jenem Abend beendet. Irgendwo auf der Mauer- in der Nähe der Bresche- dort lag sein Körper beim Feind und alle beteten, dass die Griechen dem Ritter ein christliches Begräbnis gaben.
Der Grafensohn Kuno von Kucksburg war von Glück beschienen, als er bei der Bresche die Leiter hinauf ging. Ob es der Schild über dem Kopf war oder anderer Grund- der geworfene Stein traf nur mit mäßiger Wucht die Brust von Herrn Kuno.
Mit Atemnot brachte er den Angriff ehrenvoll voran, ging aber auch besonnen als einer der Ersten wieder zurück, als der Rückzug befohlen war.
Mehr Schreck und Schmerz in der Brust ließ ihn am Abend im Lager japsen.
Doch Arno hatte an diesem Abend andere Sorge- sein guter Knappe Andreas, ein guter Jagdmann, Späher, Waldläufer und Freund war bereits beim Vorschaffen einer Leiter durch einen Pfeil ins Bein gestrauchelt.
Er hätte ablassen und zurückweichen sollen- doch wie es seine Art war, stürmte Andreas weiter.
Fiel erneut, stand erneut auf.
Arno hatte auch kein Auge auf ihn- auch auf Christian im Getümmel nicht mehr.
Es galt, das eigene Leben zu schützen und Schaden unter den byzantinischen Griechen zu schaffen. Und dies war im Angesicht der Feindzahl und deren Entschlossenheit notwendig. Im Getümmel auf den Mauern hatte ein Schwertstreich unglücklich seine Schildhand getroffen, seinen Handschuh grob zerstört und am Mittelfinger der linken Hand eine kleine Blutnarbe gerissen- nicht tief, jedoch ordentlich blutend und schmerzhaft.
Erst auf dem Rückweg der zurückgeschlagenen Kaiserlichen zum Lager sah Arno den Andreas- entsetzt aufgerissene tote Augen blickten zum Himmel- neben dem Pfeil am linken Bein auch ein Armbrustbolzen nahe beim Herzen im Leibe.
Während hinter den Kaiserlichen die Griechen über ihren Tagessieg jubelten und schrien, zog Arno den leblosen Körper des Freundes und Gefährten mit aller noch aufbringbaren Manneskraft vom Feld- außer Schussweite erst gab Arno das Ziehen etwas nach und sank neben dem Freund erschöpft nieder- die letzte Kraft gegeben.
Irgendwann kamen Christian und der blutverschmierte Knappe von Herrn Leno hinzu, um Andreas erst einmal zum Lager zu schaffen.
Arno ließ Andreas ans Feuer legen, als müsse der Tote sich erwärmen für neue Taten.
Irgendwann in der Nacht - bei Feuerschein- entkleideten Christian und Arno den Toten, wuschen ihn.
Das neue Lederwams, das Andreas seit Salerno sein eigen nennen konnte, hatte den Bolzen nicht abhalten können.
Tief und Blutreich war die Wunde in der Brust.
Arno wollte das Bolzenstück und das Lederwams im Andenken an den Waffenknecht mit sich nehmen- und auch zur Mahnung für die Leute daheim.
Am Morgen nach dem Gemetzel an der Mauer brachte man Andreas und viele andere unter den Gebeten von Mönchen in die italienische Erde vor Tarentum.
Zwei Tage nach diesem Gefecht erschien zum ersten Mal ein Gesandter Tarentums mit um den Kopf geschlungener Pashima, einem bordenreichen Schal und weiten Hosen am Osttor- ein Byzantiner. Während sie in Tarentum die Bresche wieder mit Holzbalken schlossen, verhandelte man.
Erst Ende März - einen Monat später- ergab sich die Besatzung der griechischen Byzantiner- eine Aufgabe der Stadt mit dem Vorbehalt des unbehelligten Abzuges der Garnison nach Süden.
Ein Sieg?
Wohl kaum- wie viele Ritter empfanden, eher ein Patt mit besserer Stellung der Kaiserlichen.
Doch Tarentum war gefallen und dem kaiserlichen Wohlwollen ausgesetzt.
Man nahm gut Beute in der Stadt- doch hielt man sich lieber im Lager auf.
Kaum jemand vertraute den Tarentern noch,weder Kaiser noch die Ritterschaft, nach dem Erlebten.
Doch als Sieg wollte man es aller Welt proklamieren, die Boten ritten schon nach Rom und nach Norden.
Im April trafen dann die Truppen Pandulfs von Benevent ein- nicht unter Führung ihres Herzoges, sondern mit dem kaiserlichen Schatzmeister Umfried und dem Grafen Algedis an der Spitze.
Nach und nach kamen fast täglich weitere Ersatzkräfte in großer Zahl nach Tarentum. Tausende neuer Gesichter junger Ritter aus dem Norddeutschen Slawenland, Schwaben und Franken- saubere Gewänder- ohne Beulen an Schild und Rüstung. Ohne Blutränder an den Gewändern.
Nun war es an den Leuten, sich zu entscheiden.
Für Arno stand der Entschluss fest, da der Kaiser in der Tat offen Kunde in der sächsischen Legion der Panzerreiter geben ließ, dass er die Heerespflicht mit Hinzukommen der neuen, frischen Kräfte als erfüllt ansah. Arno wollte sich mit Christian auf den Heimweg begeben.
Auch den drei guten Waffenknechten des gefallenen Ritters Friedel von Michelsfeld bot Arno an, sie mit sich zu nehmen. Zwei davon, der Roland Hahnl und der Paul Sternberger, verpflichteten sich Arno und schworen ihm die Treue. Sie hatten in Franken nichts zu holen und keine Familien dort, was ihnen die Entscheidung leicht machte. Auch vertrauten sie Herrn Arno.
Der dritte Knecht Heinz ging mit Herrn Martin von Bukstatin weiter ins Feld.
Kuno von Kucksburg fühlte sich seinen Männern und wohl auch Herrn Gunther von Merseburg zwar stark verpflichtet- doch auch Herr Kuno zog es nun- nach den Kämpfen um Tarentum- wieder nach Hause. Der Brustschmerz hatte nachgelassen, jedoch die Seele dieses guten Ritters hatte Narben vor Tarentum erhalten. Tarentum war die erste große Schlacht- dabei wollte es auch Kuno für sich belassen.
Auch der Herr Witkow von Greifenstein wollte mit dem Erreichten und einer ehrenvollen Entlassung auf der Heerfahrt nach Italien nun zufrieden sein. Ihn zog es auch zurück in das Thüringische- zur Saale und Schwarza auf die Burg des Vaters.
Ein Jeder hatte seine eigene Entscheidung zu fällen.
So blieb es nun bei einem schmerzlichen Abschied von den guten Freunden Leno von Stapelburg, Martin von Bukstatin und Dietmar von Klinto sowie den nach Beute gierigen Herren Thilo von Susenburg und Karl von Badersleben.
Gunther von Merseburg bedauerte, die insgesamt gut Einhundert guten Ritter aus seiner Legion in die Heimat zurück geben zu müssen. Doch dankte er allen Männern persönlich und übergab die entpflichtenden Bullen zur ehrenvollen Entlastung. In einer Rede zu den Heimkehrer unternahm er einen letzten Versuch, durch gute Worte zum Bleiben zu bewegen- jetzt wo man gegen Gottes Feinde und für gute Beute wohl richtig zum Kämpfen kam. Mitte des Monates Mai 982 wolle man losziehen nach Süden, in Kalabrien die Sarazenen und deren griechische Verbündete stellen. Doch kein Mann wich mehr vom Entschlusse der Heimkehr ab.
Zum Monatsbeginn des Mai begann der Heimweg- durch Apulien von Tarentum nach Norden zur Adria und Salerno nördlich umgehend nach Neapel, dann nach Rom, durch die Romagna in die Ebene des Flusses Po. Fast so, wie man hierher gelangt war, ging es nun durch die Lande zurück- schnell nach Hause.
Es muss Ende Juli oder Anfang August gewesen sein, als man von ersten Gefechten des Kaiserlichen Heeres in Kalabrien gegen die griechischen Byzantiner und deren arabische Verbündete unter Emir Abukassim erstmals erfuhr. Garnisonen wurden ausgeräuchert und Rossano genommen.
Als die Heimziehenden von der Markgrafschaft Toskana in die Lombardischen Lande einzogen und dort lagerten, passte man einen Boten ab, der das Unfassbare weiter zu tragen hatte.
Der Bote gab Kunde über den Verlauf einer gewaltig geführten Schlacht der Heere am Kap Colonna nahe Crotone.
Nach Anfangs siegreich geführter Schlacht, erfolgreichen Eindringen der Kaiserlichen in die feindlichen Reihen und auch dem Tod des Emir Abukassim von Sizilien auf dem Schlachtfeld wichen die Araber und Griechen. Daher hatte der Kaiser dem Heerführer der Franken Udo die Nacheile eines Verbandes angewiesen und das Beute suchen den siegfrohen Deutschen und kaiserlich Verbündeten auf dem Feld zugestanden. Doch die Nachhut der Sarazenen formierten sich mit den Griechen neu und die Feinde kamen zurück. Sie schlugen bis in die Nacht hinein auf die Kaiserlichen hart ein. In heilloser Flucht vor dem Feinde bis in die Nacht und bei Rückzug über einen Fluss habe man Freund nicht mehr von Feind im Dunkel unterscheiden können.
Es war eine vernichtende Niederlage der heiligen und kaiserlichen Sache an dem 13. Julitag- eine Niederlage, die sicherlich auch das Unzufriedene in Italien auf ein Neues entfachen könnte, wenn nicht gar in ganz Europa. Der Kaiser konnte unter unglücklichen Bedingungen sein Leben zwar retten, aber viele Edle,Ritter und auch Hilfskräfte sind gefallen- wohl 6000 oder mehr Kaiserliche am Ort der Schlacht und gut 10000 des Sarazenenbündnisses.
Die Nachricht erschütterte und betrübte alle am Lagerplatz. Auch das Herr Gunther, Markgraf des Bistums Merseburg unter den Toten der Schlacht war ließ mutmaßen, dass von den Rittern der sächsischen Legion kaum ein Panzerreiter überlebt hatte. Auch die erfahrenen Abodritischen Panzerreiter von fast 1000 Mann Stärke seien vollständig aufgerieben. Bischof Heinrich von Augsburg gefallen, ebenso zwei hohe Wettiner Herren und der Oberbefehlshaber der italienischen Verbündeten aus Benevent.
Unentschlossenheit machte sich im Lager breit.
Und Wut- auf die sarazenischen Heiden, auf die eigene Entscheidung nach Hause zu ziehen.
So entschieden einige vorerst nach Verona zurück zu gehen und dort weitere Order abzuwarten.
Doch die entschlossenen Heimkehrer- Arno, Kuno und Witkow und viele andere zogen weiter nach Norden- zu den Alpenpässen und dann - endlich- nach Hause in die heimischen Lande.
In Gedanken und Sorgen bei den anderen Männern des Heeres, die man lange begleitet hatte.
Und in einer großen Sorge darum, was noch folgen würde oder bekannt werden konnte.
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