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Die fremdländischen Gäste

Die fremdländischen Gäste

Die zwei Kutschen waren schon den Weg zur Draburg gekommen und stellten sich nebeneinander vor der Burg an dem Vorfeld auf. Zwei Bodfelder Waffenknechte begleiteten den Tross zu Pferd.

Die Reisenden sind um einen Tag verspätet angereist. Bis zum Aufbruch nach Quedlinburg blieben nun  zwei Übernachtungen für die Damen.

Die meisten Leute auf der Burg waren in heller Aufregung. Fremdländische haben die meisten hier noch nicht gesehen, die wenigsten gar eine fremde Sprache gehört.

Alle hatten sich schon auf den gestrigen Tag für die Ankunft vorbereitet. 

Die Kammern waren für Edle und Einfache bereitet, auch die Hütte im Dorf stand für die Knechte bereit. 

Der Saal war von der Magd Barbara grob ausgefegt worden, auch die Kammern. 

Im Saal hatte Barbara auch einige getrocknete Blütenblätter ausgestreut und mehrere Flieder- Bündel in die Kammern der Damen ausgehängt. Auch Lavendel- gegen unkeusche Gedanken.

Mehrfach hatte Arno seinen Knechten erklärt, dass Arno von Jedem das beste Benehmen und hohe Wachsamkeit erwartet. Sollten die fremdländischen Besucher nach etwas verlangen- so soll man Bemühen zeigen, die Sachen herbei zu schaffen. Die Gäste und auch deren Knechte und Mägde seien respektvoll zu behandeln. Niemandem der Einfachen war es erlaubt, für die Dauer des Besuches, den Palas zu betreten, es sei denn, eine Bewirtung oder gewichtige Aufgabenerfüllungen standen für die Gäste an. Damit sollten die burgundischen Herrschaften unter sich bleiben können. Wollten die Damen dennoch spazieren, so war die Ehrenwache des Palas sofort als Geleit zur Verfügung.

Mit bester Kluft und in guter Ausrüstung standen die Waffenknechte in Erwartung der Gäste. Alle Burgbewohner hatten sich gut gewaschen dieser Tage, Arno und seine Kinder sogar den Waschzuber für ein gutes Bad genutzt.

Die Kinder hatten ihre besten, gesäuberten Gewänder angezogen.

Arno stand den Kindern nicht nach, zeigte sich wehrhaft und mit dem Willen gerüstet, den Damen in seinem guten Lederwams und dem rotbraunen Überwurf zu begegnen und einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Tobias, den ein leichtes Fieber zu schaffen machte, hatte Arno auf das Torhaus eingewiesen.

Unter den anderen Waffenknechten war ein zusätzlicher Wachdienst am Zugang zum Palas mit wechselnden Besetzungen eingeteilt worden. Dies sollte eine Art Ehrenwache für die Gäste darstellen.

Zum Geleit der Kutschen nach Quedlinburg waren neben Arno noch der Christian und der Manthey zu Pferd vorgesehen. Dafür hatten beide Knechte vorab eine wachfreie Nacht in Aussicht.

Die Arbeiten an der Burg ruhten nun bis nach dem Osterfest.

Doch nun waren die Gäste eingetroffen.

Arno ging zu den Kutschen hin.

Aus der zweiten Kutsche entstiegen zwei Dienerinnen der Damen, die leichtfüßig durch den Grasboden zur Kutsche der Edlen hinüber gingen. Ein Trittschemel wurde vor einer Tür der Kutsche sicher hingestellt.

Arno prüfte die Trittfestigkeit des Schemel.

Aus der schweren Kutsche war Gemurmel zu hören.

Unter dem Blick des Kutschers öffnete Voigt Arno die Holztür des Wagens, verbeugte sich sodann kurz und konnte erst dann in den Wagen schauen.

Zu beiden Seiten saßen jeweils zwei Damen. In edlen, weißen Gewändern und mit weißen Hauben, welche mit feinen Arbeiten bestickt waren. Bis auf die blanken Gesichter und die Hände war keine Haut zu sehen, auch die Haare der Damen waren unter den geschlossenen Hauben nicht zu erkennen.

„Auf das herzlichste Willkommen auf der Draburg, edle Damen." entbot Arno seinen Gruß an die angereisten Damen.

Eine Dienerin eilte hinzu.

Wie Arno, reichte auch die Dienerin der ersten Aussteigenden Dame die Hand zum Halt, verbeugte sich zudem ein wenig. Auch sprach die Dienerin in der fremden Sprache kurze Worte.

Eine mittelgroße, junge Dame mit reich besetztem Gewand entstieg dem Wagen zuerst. Sie ergriff beide angebotenen Hände beim Entsteigen. Die Hand der Frau erschien Arno recht klein und hatte einen schönen Silberring mit eingefasstem Stein als Schmuck.

Die Dame redete einige gut betonte Worte in fremder Sprache, dann entstieg die zweite junge Frau dem Wagen. Sie war weniger groß mit kindlich wirkenden Gesichtszügen.

Die Damen schauten sich um und unterhielten sich kurz und wirkten entweder belustigt oder froh, angekommen zu sein.

Die dritte Dame war Arno vom Angesicht bekannt- es war die junge Bodfelder Pfalzvoigt- Tochter Luisa. Von ihrem langem blonden Haar war jedoch unter Haube und Kleidung nichts zu sehen, denn das Haubentuch verbarg darunter alles.

Luisa lächelte Arno kurz beim Aussteigen zu, musterte ihn zudem ein wenig. Auch sie ließ sich beim Aussteigen helfen und Arno empfand Luisas Hand hierbei als sehr angenehm weich.

Luisa von Bodfeld gesellte sich wortlos zu den beiden anderen Damen.

Zuletzt entstieg eine große, schmal gewachsene Burgunderin mit sehr hübschen Gesichtszügen dem Wagen, streckte sich in der Wagentür ins Freie und atmete erst einmal tief durch. Einen fröhlichen Satz aussprechend stieg sie aus und musterte das Umfeld und die Burg erst einmal.

Die letzte Dame hatte das edelste Gewand- soweit Arno dies einzuschätzen vermochte. Es war weiß, mit hellblauen Kordeln, edel bestickt. Auch ihre Haube hatte einen leicht hellblauen Farbton. Am Gewand wand sich eine Kette aus feinen Perlen und Silber.

Arno ging zum Weg und machte eine höfliche Geste, die auffordern sollte, ihm zur Burg zu folgen.

Die Damen redeten- nur Luisa stand wortlos in der Gruppe, machte einen ersten Schritt, um Arno zu folgen.

Die Dienerinnen hüpften zu den burgundischen Damen herbei und wurden wohl von den drei Damen mit Aufgaben bedacht. Eine Dienerin- jung und auch im Alter der edlen Damen, also zwischen 20 und 25 Jahren- ging den Damen voran zur Burg.

Auf dem hölzernen Torhaus der Burg hatten sich alle Waffenknechte eingefunden- bis auf Tobias, der vor dem Tor eine stramme Haltung einnahm. Er ließ sich das Fieber nicht anmerken.

Im Innenhof der Burg winkte Luisa von Bodfeld kurz Lisbeth zu. Auch Lisbeth war von der ungewohnten Gewandung der Bodfelderin überrascht, dennoch freute sie sich über das Wiedersehen und winkte zurück.

Arno baute sich neben seinen Kindern am Palas- Eingang auf.

„Edle Damen. Dies sind meine Kinder, Lisbeth und Lukas. Und ich meine Damen bin der Voigt dieser Burg. Mein Name ist Arno von Draburg."

Arno hoffte, dass die Damen die Ansprache und die Gesten verstanden. Sie sollten wissen, wem sie im Palas begegnen würden und wer der Gastgeber für ihre Herberge ist.

Die Dienerin redete kurz zu den drei Burgunderinnen, bekam einige Worte von der Dame mit dem hellblauen Gewand gesagt.

Dann wandte sich die Dienerin Arno zu: „Castellan Arno. Ich stelle Euch die Comtesse Noble Marie de Bisanzun, Tochter des Duc, Comte de Bisanzun vor. Sie wird begleitet von Demoiselle Comtesse Orianne de Foudeaux und das Demoiselle Comtesse Catherine de Cardanope. Demoiselle Luisa de Bodfeld ist Euch bekannt?"

Arno war innerlich sehr froh, dass jemand im Gefolge der Damen die deutsche Sprache beherrscht.

„Ja. Fräulein Luisa von Bodfeld ist mir gut bekannt. Ich grüße die Damen."

Nach einigem Gerede der Damen fragte die Dienerin, ob Arno der Lateinischen Sprache mächtig sei, was Arno verneinte. Die wenigen Brocken, welche Arno kannte, würden für eine gute Rede nicht taugen. Es war zu lange her, dass er diese Sprache anwenden musste.

Arno erklärte, dass im Saal für die Damen Erfrischungen bereit seien und sich die Damen von der Anreise erholen können. Er wünschte den Damen einen angenehmen Aufenthalt und erklärte, dass man bemüht sei, den Wünschen der Gäste gerecht zu werden.

Alle 4 Damen zogen sich in dann in den Palas zurück, gefolgt von den Dienerinnen und Lisbeth.

Für Arno und die anderen Leute schien der Palas jetzt für den Moment unerreichbar weit weg zu sein.

Das Abendessen haben die Damen in ihrer Kammer eingenommen- unter sich. 

Arno fiel nur auf, dass die burgundischen Damen wohl den angebotenen Käse mochten. Der Käse- Teller im Saal war aufgegessen, kaum das die Damen ihn nach der Begrüßung gesehen hatten. Barbara brachte daher schnell zwei neue Teller mit Käse in den Saal, welchen die Dienerinnen der Damen in das Kammergemach nachholten.

Lisbeth durfte um die edlen fremdländischen Damen sein. Lisbeth erklärte, als sie zwischendurch einmal die Kammer verlassen hatte, dass die Damen sich nur unterhalten, die Haare pflegen, ein wenig dösen und wieder reden und scherzen.

Für Lisbeth sehr interessant, dies zu Erleben. Fräulein Luisa habe Lisbeth vorgestellt und ihr auch einiges erzählt, über die Kemenaten- Gespräche. Jedoch habe auch Fräulein Luisa nur wenig verstanden vom burgundischen Reden, aber Latein ging leidlich.

Nun gegen Abend haben einige Damen noch Handarbeiten. Aber man habe die Dienerinnen schon in die Kammern entlassen. Das bedeutet, der Tag geht zu Ende- und viel wichtiger für Arno: Die Damen waren zufrieden.

Arno und seine Kinder blieben nun auch nicht mehr im Wirtschaftsbau. Alle waren müde. Die drei Draburger schlichen sich an der Kammer im Obergeschoss vorbei bis auf den Dachboden in die große Gästekammer. Luisas Kammer war offenbar schon verschlossen. 

Leise verhielten sich die drei auch beim Zubett- Gehen.

Man hörte die Damen- eine Etage darunter- ab und an erzählen, dann auch einmal kichern, als eine andere Dame wohl etwas beschrieben hatte. Zu einem anderen Moment war es dann so, dass es schien, als ob eine Dame unten schluchzend weinte und die zwei anderen Burgundischen tröstende Worte sprachen. 

Arno ging einiges durch den Kopf- viele Gedanken drehten sich um den besten und sichersten Weg nach Quedlinburg. Auch war Arno besorgt, weil eine Dame offenbar von tiefer Traurigkeit betroffen schien.

Und auch um Luisa von Bodfeld kreisten seine Gedanken. Sie hatte Arno heute kaum beachtet. Die geschlossene Gewandung, welche Luisa heute zu tragen hatte, fand Arno zudem abweisend. Arno musste sogleich an Luisa in ihrem Lederwams denken, welchen Luisa gern zur Jagd und zum Reiten trug. Darin gefiel sie ihm sehr viel mehr.

Am nächsten Morgen war für die Kinder Zeit, lange im Bett zu bleiben.

Arno jedoch hatte sich unruhig an den Kutschen umgesehen, am Torhaus und im Wirtschaftsbau bereits nach dem Rechten geschaut. Er wollte, dass keine Zwischenfälle den guten ersten Eindruck von gestern trübten, prüfte alle Vorbereitungen. 

Gegen Mittag ließ Arno im Saal auftragen- auch da er selbst Hunger hatte. Er hoffte ja, dass sich die Damen vielleicht mit an die Tafel bequemen würden.

Jedoch zeigten sich hier erneut nur die zwei Kammerdienerinnen der Burgundischen im Saal. Die Zofe, die gestern die deutsche Sprache gesprochen hatte, fragte nach Gebäck für die Damen. Auch erbat die Dienerin warme Milch für die Damen, welche bitte in flachen Schalen zu reichen waren.


Barbara schaffte auch dieses schnell herbei. Und erneut den guten Käse.

Palas- Wache Stephan machte einen kurzen Scherz zur Barbara- wegen der Milch in Schalen. Ob die Damen denn Kätzchen seien, fragte er. Barbara reagierte jedoch nicht auf diese Frage.

Erst am frühen Nachmittag kamen alle 4 Damen und die zwei Dienerinnen endlich einmal aus der Kammer herunter. Sie schritten kurz den Saal aus. Lisbeth war als Erste auf die Damen aufmerksam geworden- noch vor Stephan, der als Wache am Palas eingeteilt war.

Dann kamen die Damen auf den Hof und beredeten etwas.

Arno kam aus dem Wirtschaftsbau heraus, gesellte sich im Abstand dazu.

"Die Damen möchten einen Spaziergang in den Wald." erklärte die deutschsprechende Dienerin freundlich. 

"Sehr gern! Ich und mein Waffenknecht Stephan werden Euch zu Eurem Schutze begleiten."

Die Damen gingen langsam voran- wohl auch wegen der edlen und hochgeschlossenen Gewänder. Sie gingen zur Furth hinunter, dann den Weg zurück und dann zu der Klippe über der Furth durch den Wald.

Fräulein Luisa von Bodfeld ließ sich jetzt auf dem Rückweg erstmals zurück fallen aus der Damengruppe.

"Die Damen sind weit weniger Anspruchsvoll und anstrengend, als ich befürchtet hatte." gestand Arno gegenüber Luisa ein.

"Ja. Nicht war? Sittsam und zurückhaltend!" antwortete Luisa.

"Konntet ihr die Reste der Gesandtschaft gut versorgen, Fräulein Luisa?"

"Ich denke schon, aber dies soll nun nicht mehr meine Sorge sein!"

Arno stutzte. Luisa von Bodfeld war doch die heimliche Meisterin der Abläufe auf Burg Bodfeld- sie agierte still und gewissenhaft für ihren Vater. Um so verwunderter war Arno nun auf Grund dieser Bemerkungen.

"Ich verstehe Euch nicht? Wie meint ihr dies, dass es nicht mehr Eure Sorge sein soll? Es war Euch doch bisher immer eine Herzensangelegenheit, die ihr stets gut zu erfüllen wusstet!"

"Da hatte mein Vater auch nicht bestimmt, dass ich die Königin und die Prinzessin begleiten soll. Ich werde womöglich Bodfeld auf Jahre nicht mehr wiedersehen- vielleicht gar nicht, sollte ich vermählt werden in der Fremde."

"Vermählt?" fragte Arno entsetzt. Luisa von Bodfeld fiel dies Entsetzen jedoch auf, wie es schien.

Arno trieb es mit einem Male einen Schmerz in die Brust, die Kehle war wie zugeschnürt. Luisa auf Jahre weg- vielleicht für immer? Sein Schritt wurde langsamer, er strich sich durch seine Haare. Stephan und Lisbeth nahmen Notiz davon, dass der Voigt und Vater mit einem Male am Wegesrand stehen blieb. 

Arno gebot Beiden, der Gruppe der Damen nahe zu folgen.

Insgeheim hoffte Arno, Luisa von Bodfeld würde wahrnehmen, dass er sich zurückfallen ließ. Dann könnten Beide kurz offene Worte wechseln.

Doch Luisa lief unbeirrt in der Gruppe der Damen weiter.

Arno musste seinerseits dann wieder den Anschluss suchen an die Gruppe.

Immer wieder blickte Arno zu Luisa, die jedoch wie erstarrt ihren Weg gerade fortsetzte. Ab und zu redete sie mit Lisbeth oder mit einer Dame und der Dienerin. Manchmal machte sie Gesten zum Gespräch, um sich mitzuteilen.

Es dämmerte schon der Abend. Die Draburg war wieder erreicht.

Noch immer gab sich keine Gelegenheit zum Reden mit Luisa.

Auch jetzt in der Burg nicht- es schien so, als suchte Luisa die Nähe der Gruppe bewusst.

Auch über den Abend hinweg blieb Luisa in der Kammer bei den anderen Damen.

Arno hatte in der Zwischenzeit die Abreise vorbereitet, die Pferdegeschirre kontrolliert, die Ausrüstungen. Bei Tagesanbruch wollte man abreisen nach Quedlinburg. Die Kutschen waren langsam. Dies war zumindest anzunehmen, obwohl die Zugpferde stark und kräftig erschienen.

Lukas durfte sich im Beisein eines Knechtes einmal in die Kutsche der Edlen setzen. Harte Sitzbänke, jedoch viele Felle in der Kasten- Kutsche. Und Lukas war es zu dunkel und unfreundlich in der Kutsche.

Auch heute ließen die Damen sich nicht zum Abendmahl sehen, die Dienerinnen hatten jedoch einige Wege in den Saal zum gedeckten Tisch und die Küche zu nehmen. 

Barbara hatte leichtes Spiel mit den Dienerinnen. Dadurch, dass die Leibköchin der Grafentochter Marie de Bisanzun mit dem anderen Tross weggeleitet worden war, musste Barbara sich nicht einschränken und es gab eine gute scharfe Rübensuppe und frisches Brot zum Abendessen. Zudem erbaten die Damen erneut den guten Käse in Stücken für sich.

Die Barbara hatte gesagt "So lange die Zähne der jungen Damen noch gut sind, brauchen sie sich noch nicht an Pasteten oder Hackfleisch gewöhnen."

Lisbeth erzählte beim Abendessen im Saal, dass Luisa von Bodfeld von Ihrem Vater auf diese Reise bestimmt worden sei. Luisa ist wohl eine Vertraute von Äbtissin Mathilde. Mathilde will mit der Königsmutter zuerst nach Italien reisen- zu Mathildes Bruder Conrad. Nahe liegt, dass man danach im Tross in das Burgunderland weiterreisen wird. Daher auch die Damen im Tross. Die fremdländischen Damen sollen vielleicht mit hohen Edlen vermählt werden. Das sollen politische Heiraten werden- habe Luisa gesagt- Heiraten, die den Burgund und den Adel dort mit dem deutschen oder italienischen Adel noch stärker verbinden. Das sei dem Frieden im Westen förderlich.

Lisbeth erzählte dies nicht freiwillig. Immer wieder musste Arno nachfragen. Doch Lisbeth schien darüber nicht erfreut zu sein.

Arno verstand jedoch das Gesagte. Offenbar war auch Luisa von Bodfeld ein dieser Damen, die eine politische Ehe eingehen sollten oder mussten- ohne eigenes Wahlrecht.

Eine Schande.

Die schöne Luisa.

Ihr zukünftiger Gemahl- und Arno hatte keinen Zweifel, dass sich für die schöne Bodfelderin einige Interessenten finden ließen- würde eine sehr liebevolle und ansehnliche Braut heimführen dürfen.

Wie schade für Luisa.

Wie schade... auch für Arno.

In diesem Moment erklärten sich für Arno einige Ereignisse der Vergangenheit. Luisas Verhalten- seine Zuneigung zu ihr.

Konnte man daran noch etwas ändern?

An Luisas Weggang für -vielleicht- die Ewigkeit?

Arno musste unbedingt noch einmal mit Luisa von Bodfeld sprechen- zumindest war dies zu versuchen. Was, wenn er sich irrte? Arno wollte es auf den einen Versuch zumindest ankommen lassen.

Doch wie war dies anzustellen?

Wenn sich Arno irren sollte, dann würde dies seine Person in den Augen Luisas und der Bodfelder, als auch vielleicht bei den Gästen als ungebührlich angesehen- vielleicht als unritterlich und unziemlich.

Arno hatte Lisbeth und Lukas in der Kammer zu Bett gebracht. Luisas Kammer war verschlossen- ja, aber Arno nahm sicher an, dass die vier Damen noch eine Etage unterhalb zusammen saßen.

Mit einem Kerzenlicht saß Arno nun oben in der großen Kammer, bei offener Tür. 

Er wartete.

Irgendwann dann kurzes fröhliches Gelächter unten und ein Türklappen von der Voigtkammer unten.

Arno vermutete die Verabschiedung.

Doch niemand kam die Treppe hinauf unters Dach.

Es war wie verhext. Oder war Luisa bereits in der Kammer? Aber es gehörte sich nicht bei Gästen zu stören- dies war für den Gastgeber ungebührlich. Schon gar, wenn der Gast eine Frau war.

Arno wollte schon fast die Tür verschließen, als sich doch noch etwas auf der Treppe tat.

Luisa von Bodfeld kam die Treppe langsam hinauf zu der Pagenkammer- ihrer Kammer für diesen Besuch.

"Luisa? Luisa? Habt ihr einen Moment?" flüsterte Arno fragend in Richtung des Treppenhauses, als die junge Frau herauf kam.

Luisa schien dennoch in ihre Kammer streben zu wollen. Ihr stand wohl nicht der Sinn nach reden.

"Fräulein Luisa? Ist es an dem, was meine Tochter mir sagte? Ihr sollt über die Reise in der Ferne vermählt werden?"

Luisa von Bodfeld hielt an der Kammertür inne.

"Und wenn dies so wäre?"

"Aber ist es das, was ihr selbst wollt?" fragte Arno- hoffend auf eine Antwort.

"Mein Vater hat über den letzten Winter mit seiner Krankheit Sorgen gehabt. Er möchte mich versorgt wissen, sagte er mir- er befürchtet wohl, dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt. Noch hat der Adelsname Gewicht- nicht nur dieser Lande, sondern auch in der Fremde. So soll ich denn an einen Edlen...."

"Doch ist es das, was ihr wollt? Luisa?" fragte Arno- leise, aber nachdrücklich genug. Mit der Kerze in der Hand ging er näher zum Flur.

Luisa ließ von ihrer Kammer ab, drehte sich Arno zu. Dann blickte sie im wenig vorhandenen Lichtschein der Kerze in die Kammer der Draburger- Lisbeth lag dort, fest schlafend.

"Was ich selbst will, das spielt nun keine Rolle mehr! Bitte tut Eurer Tochter einen Gefallen- verschachert sie nicht wie unliebsames Vieh in einen besseren Stall. Denn so komme ich mir gerade vor- erspar ihr dies bitte, Arno."

"Luisa, kann nichts Euer Hierbleiben bewirken?" Arno fragte offen. Er hoffte, Luisa würde verstehen, wohin er hinaus wollte.

"Nein. Nichts."

Luisa von Bodfeld nahm Arno das Kerzenlicht aus der Hand.

Die Hände der Beiden berührten sich. Mit der anderen Hand zog Luisa die runde feste Haube vom Kopf. Die blonden langen Haare flogen einmal - wie befreit- umher im Lichtschein. 

Arno bewunderte diese Eleganz und Schönheit.

"Edle Luisa, dann kommt bitte unverheiratet wieder. Und so Gott es gestattet- und ihr es für Euch für möglich anseht- ich würde euren Vater um eure Hand werben. Auch wenn ich niederen Adels bin und vielleicht nicht standesgemäß. Ich würde dann um Euer Herz freien."

Luisa von Bodfeld war ob dieser Offenbarung augenscheinlich wenig verwundert. Weniger als Arno es gedacht hatte.

Traurig stand Luisa vor der Kammer und ging mit gesenktem Kopf hinein. Beim Schließen der Kammertür sagte Luisa nur noch kurz: "Das habt ihr längst, Arno. Mein Herz. Auch der Vater Heneke weiß es, ich habe es ihm gestanden im Winter. Doch er schickt mich nun hinaus mit den anderen edlen Damen- um in der Ferne gefreit zu werden."


Luisa von Bodfeld hatte traurige und leere Augen, als sie dies Arno gestand.

Dann schloss Luisa vor den entsetzten Augen Arnos die Tür der Kammer und Arno stand von einem Moment zum nächsten im Dunkel- ratlos tastete sich Arno zurück in die Kammer auf seine Liegestatt.

Arno fiel nach diesen Worten das Einschlafen schwer, doch die Erschöpfung holte sich die Stunden des Schlafes vom Voigt.

Damit war es wohl aussichtslos, Luisa oder ihren Vater umzustimmen.

Am nächsten Morgen schienen alle Menschen auf Draburg dem Voigt Arno aus dem Weg zu gehen. Oder wenn sie sich bewegten, dann bevor Arno in Bewegung kam. 

Ein furchtbares Gefühl der Leere, dass Arno mit sich herumtragen musste.

Nur gut, dass andere Leute auch Köpfe haben und mitdenken, wenn es dem Herren einmal nicht so gut zu gehen scheint.

Die Kutschen waren vorbereitet worden von den Knechten, Barbara hatte noch einmal Speisen im Hof zur Hand gegeben- keiner sollte hungrig reisen. Auch Käse und Milch sowie Schalen standen bereit.

Christian und Manthey hatten den Schwarzen und den Schecken sich vorbereitet, Wernherr gestellte den Grauen für Arno. Erst am Pferd fiel Arno das gut gepflegte Geschirr des Pferdes auf. Er danke Wernherr dafür. Lukas wurde vor Zeugen als 'Beschützer der Burg' benannt für die Zeit der Abwesenheit Arnos.

So sehr Arno die Aufgabe des Geleites der Gäste zum hoch angesehenen Osterhoftag auch ehrte, so sehr verfluchte er im Moment diese Aufgabe, denn so müsste er selbst Luisa von Bodfeld die ersten Schritte auf dieser Reise begleiten und sowohl für ihr Wohl als auch das der hohen burgundischen Damen sorgen.

Fast wortlos hatten sich die Damen nach und nach in die schwere Kastenkutsche hinein begeben. Luisa von Bodfeld war hierbei mit der  hochgestellten Marie de Bisanzun zuerst eingestiegen.

Die Dienerin der Grafentochter Marie de Bisanzun hatte Voigt Arno noch für die schöne Herberge im Namen der Damen gedankt. Arno hatte hierbei jedoch kaum ein Lächeln zeigen können.

Der Tross fuhr an. Christian und Manthey ritten vor den Kutschen, Voigt Arno schloss das Geleit nach hinten.

Durch die Furthen ging es auch mit den Kutschen überraschend gut. Die schweren Wagen blieben in der Spur, auch wenn der hintere Wagen einmal an einem Stein abrutschte und man ein "Huch! Oh, frayeur!" als Schreck der Dienerinnen hören konnte.

Über Hüttrode kam man vom Plateau herab, hatte alsbald die gut befahrene Straße nach Quedlinburg erreicht.

Hier herrschte auf und an der Straße gutes Treiben, denn viele Edle strömten dieser Tage nach Quedlinburg.

Mehrere Berittene, auch Edle, machten den Kutschen unter Arnos Geleit Platz. Offenbar war man der Wichtigkeit der Personen darin bewusst.

Für Arno war nur eine Person in diesem Tross wichtig.

Doch diese Person zeigte sich über die Pause am Kucksburger Forst nicht, wenngleich die anderen Damen die Pause für einen kurzen Weg in den Wald nutzen mussten.

In Sichtweite der Kucksburg ging die Reise weiter, durch eine kleine Ansiedlung.

Einige Bettler versuchten schon hier Almosen zu bekommen, doch das derbe Auftreten von Manthey und auch Arno hielt diese Leute von den Kutschen fern.

Hinter einem Hügel kam Quedlinburg nunmehr in Sicht. Der Burgberg drohnte auf einem hohem Fels in der Landschaft. Dort war auch das Stift untergebracht. Die Stiftskirche gut zu erkennen. Man kam auf Höhe der Kirche St. Wiperti an das große Königslager.

Zwei Edle Ritter mit weiß- hellblauem Gewand waren urplötzlich in helle Aufregung geraten im Angesicht des eintreffenden Trosses. Die Kutschen hielten. Die deutschsprachige Dienerin schnellte kurz zu den Rittern- redete mit den Edlen, dann zu Arno.

Es stellte sich heraus, dass sie zum restlichen burgundischen Tross gehörten und die Wagen zum Stellplatz geleiten sollten. Sie waren augenscheinlich froh, über die Ankunft ihrer Herrin, der Gräfin Marie de Bisanzun und der anderen Damen des Geleites- so auch der Luisa von Bodfeld.

Obwohl Arno mehrfach an die Kutsche der edlen Damen mit seinem Pferd herandrängte- Luisa zeigte sich nicht.

So übergab Arno die Kutschen aus seinem Geleitschutz- Ohne Abschiedswort von Luisa!

Arno scharrte den Christian und den Manthey zu sich.

Durch Frage erfuhren sie, dass sich das Regensteiner Lager am anderen Ende der Siedlung befand, in einer Niederung, die hier 'der Klei' genannt wurde.

So ritten sie vorbei am großen Lagerplatz des Königs, passierten den engen Weg zwischen Stift und dem Klosterberg, um kurz darauf wieder aus dem Ort nach Westen zu reiten.

Die Regensteiner und deren Zelte waren in der Masse an Lagerstellen kaum auszumachen.

Ein Gewirr an Menschen, Knechten, Edlen, Rittern und Bannerträgern hatten sie bis hierher heute schon gesehen und verschiedene Sprachen gehört.

Man wies Arno und seinen zwei Knechten ein gemeinsames Zelt zu, das gut vorbereitet schien und in der Nähe des Grafenzeltes war.

Ansonsten war die Regensteiner Gesandtschaft bis auf wenige Abordnungen noch auf der Anreise, wie man hörte.

Gelegenheit für die Männer zu einer Pause und Stärkung.

 

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