Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Der eigenwillige Geistliche

Arno von Draburg beschlich ein Gefühl der Unsicherheit, doch trieb Arno sein Pferd erneut zum Schritt an.

Der Graue folgte dem schmalen Weg an dem kleinen Bach weiter, jedoch schien sich die Unsicherheit des Reiters auch auf das Pferd zu übertragen.

Lange würde Arno auch nicht mehr im Sattelsitz bleiben können, denn mehr und mehr Geäst hing über den Weg, immer unwegsamer wurde es hier.

„Komm Grauer! Um der alten Zeiten willen! Bis zum nächsten umgestürzten Baum, mein Guter! Ich versprechs Dir!" Arno klopfte aufmunternd den Hals des Tieres.

Arno war in Gedanken bei dem Gespräch mit dem Regensteiner Gottesmann. Ein seltsamer Mönch sei dies, der hier allein und zurückgezogen von allem Weltlichen leben soll. Ein Enttäuschter. Ein Gescheiterter. Ein Gottesdiener- ja, und sehr glaubensfest auf eine eigenwillige Art und Weise. Ein Diener des Herren, der nicht von hier stammte und auch weit gereist sein musste.

Arno von Draburg hatte dabei nur deutlich machen wollen, dass es nicht nur seinem Glauben, sondern dem guten Christenglauben aller Menschen auf Draburg gut stehen würde, einen Geistlichen auf Draburg zu wissen. Hierbei dachte Arno auch an seine eigenen Kinder, an den Holzfäller Hanjo und dessen Familie, an die einfachen Bauern und Leute der Ansiedlung.

Mit einem Pallas auf Draburg würde auch eine kleine Kapelle entstehen können.

Arno wollte Gott nur näher an die Menschen in seiner Gegend und seiner Burg heran bringen.

Doch hierfür konnte der Geistliche auf Regenstein kein Fürwort sprechen, er flüchtete sich in unsicher wirkende Dialoge. Wenn man Gott nahe ist, kann man zum Gebet sein Heim nutzen und zum Kirchgang vom Harz herunter in die großen Siedlungen wie Halberstadt, Quedlinburg oder Gernrode ziehen, falls man nicht zurück im Thüringischen den Kirchgang suchen möchte.

Arno übersah diese kleinen Anspielungen im Gespräch mit dem Mann auf Regenstein. Der Mönch sitzt am Tisch mit seinem Herrn Graf Kuno und lauscht tagtäglich dessen Mund- so dass er Graf Kuno danach reden konnte.

'Wenn ihr einen eigenen Weg für Draburg sucht, dann versucht doch Euer Glück bei Einem, der sich auf einen eigenen Weg begeben hat, wie Bruder Ademar. Bruder Ademar lebt schon seit Jahren seinen eigenen Weg, um Gott zu ehren!', hatte der Geistliche, der auf Burg Regenstein Gottes Wort verkündete zu Arno gesagt.

Dabei schien er sich mit abfälligen Bemerkungen bewusst zurück zu halten, als er über den frommen Mann hier im Wald sprach. Ja es schien fast ein wenig Mitleid und Sympathie für diesen gottesfürchtigen Einsiedler vorhanden zu sein.

Nun, wenn dies mein Weg sein soll, dann werde ich ihn gehen! Dies hatte sich Arno nach dem Gespräch mit dem Regensteiner Bruder fest vorgenommen und sich bei einem Waffenknecht nach dem Aufenthaltsort des Eigenbrötlers aus dem Wald erkundigt.

Dem Wege nach von der Mühle am Teich dem Bachlauf in das Tal dahinter hinauf, bis ein weiterer Bachlauf von rechts einfließt. Dann diesem Bachlauf in die Berge hinauf folgen. Steil sei es dort oben, auch felsig. Dann komme man auf eine Lichtung mit einem kleinen See. Der Bruder wohne dort in einer Höhlung in der Nähe.

Doch was für einen Mann würde Arno dort antreffen? Einen Verwirrten, mit dem man nichts anfangen konnte? Einen traumseherischen Eremiten? Einen Gebrochenen? Einen aufsässigen Lästerer? Einen Wunderlichen?

Man habe den Mann vor fünf Jahren einmal in Halberstadt am Dombau gesehen, Leute des Bischofs hätten sich jedoch nicht gewagt gegen den Bruder vorzugehen. Vor vier Jahren habe der Mann auf Regenstein um Saatgut vorgesprochen und vor gut 3 Jahren soll er still und unvermittelt einem Gottesdienst zu Christi Auferstehung beigewohnt haben.

Nun, was ist dies für ein Mann- dieser Bruder Ademar?

Arno sah nun ein Stück weiter den nächsten Baum, der quer im Wege lag.

'Nun denn, mein alter Freund! Versprochen hab ich es dir.' Arno stieg vom Pferd ab. Ein lautes Knacken unter seinen Füßen verriet, dass er auf einen morschen Ast abgestiegen war. Ein Schmerz fuhr ihm durch den linken Fuß- ein unglücklicher Auftritt war dies, denn Arno war nach links auf dem Ast abgerutscht. Arno biss die Zähne zusammen und verzog sein Gesicht vor Schmerz.

„Ah!" entfuhr es seinem Mund. Der Graue stand ruhig, aber er drehte seinen Kopf seinem Wegbegleiter zu. Die großen, runden und tiefbraunen Augen des Pferdes blickten Arno an.

„Ja, mein Guter. Du hast ja Recht. Was machen wir beide hier? Jetzt schmerzt auch noch mein Fuß." sprach Arno zu sich und dem Grauen, streichelte dem Pferd beruhigend über den Kopf an der Nase.

Arno befreite seine Hände aus den Handschuhen und blickte sich um. Der Wald gab kaum Geräusche von sich. Das Rauschen des Blätterdaches über ihm ließ lautlos erneut einige Blätter fallen und kleinere Pflanzenteile rieselten wie feiner Schnee hier und dort herab.

Die Zügel wurden über den Kopf des Grauen nach vorn geworfen. Arno nahm die Zügel lang und ging, leicht humpelt weiter vorwärts in das Tal. Vorsichtig umschritt das Pferd den umgestürzten Baum.

Ein Weg war hier nicht mehr zu erkennen.

So ging es hin und her langsam zwischen den hohen Bäumen entlang und immer tiefer in das Tal hinein. Arno sah und fühlte, wie der Boden merklich anstieg und das Tal um den Bachlauf immer höher hinauf führte in die Berge.

Es musste schon weit nach der Mittagszeit sein. Arno hatte Hunger und sicher könnte auch der Graue gut eine Pause gebrauchen. Doch wo?

Arno erspähte eine gute Stelle oberhalb, wo einiges Gras und Moos wuchs. Dorthin bewegte Arno das Tier. Zufrieden rupfte sich der Graue etwas Gras aus. Erfreulicherweise lagen an einer Stelle daneben auch in Unmengen Bucheckern. Arno sammelte einige davon, brach die Schalen auf und aß die Inhalte zu einem Stück Brot.

Arno setzte sich auf das Moos, zog den Stiefel vom linken Fuß. Die linke äußere Seite am Fuß war es die weh tat- die Stelle war leicht geschwollen. Arno wollte jedoch weiter, daher zog er den Stiefel schnell wieder darüber. Das Moos war weich, jedoch kalt und nass.

Durch den langen Anstieg im Tal war Arno durstig. So zog er das Pferd vom Gras weg zum Bach, wo beide etwas Wasser trinken konnten.

Der Weg war schon lang bis hier. Der Abzweig zum anderen Bachlauf musste doch bald einmal gesehen werden. Fragen konnte Arno hier nur die Bäume in diesen von Menschen leeren Umgebung. Also musste Arno seinem Gefühl trauen- einfach immer weiter bergan im Tal schreiten, den Grauen am Zügel.

Arno sah nach einer weiteren Wegstunde endlich den einmündenden Bachlauf von der Rechten kommend aus einem Tal. Doch schon der erste Blick in dieses Tal verkündete ihm, dass es nun noch unwegsamer, felsiger und steiler bergan gehen musste.

Kein Weg und kein Steg waren hier.

Was sucht ein Gottesdiener hier die Einsamkeit? Bestimmt ein Verrückter- und alle Mühe und Entbehrungen waren umsonst.

Nur der innere Wille, sein Ziel zu finden, trieb Arno an. Auch der Graue ließ sich nun nur noch widerborstig führen, musste mit viel Kraftanstrengungen immer höher in das Tal gezogen werden.

'Was für eine Prüfung für Dich und mich!'- führte Arno im Geist die Zwiesprache mit dem Pferd. 'Verzeih mir, alter Freund.'

Nur nicht stehen bleiben oder aufgeben.

Das Tal verengte sich zu einer felsigen Aufwerfung. Der kleine Bach plätscherte einen kleinen Wasserfall gleich weiter hinten über eine Felskante oberhalb. Hier ging kein Weg mehr weiter. Also wieder zurück und noch weiter rechts einen begehbaren Weg für Ross und Mann finden.

Der Fuß schmerzte immer mehr. Kein Wunder, denn er kam nicht zur ersehnten Ruhe. Es war schon Nachmittag und Arno seit mehreren Stunden unterwegs.

Ein Umweg war gefunden und man kam weit oberhalb wieder zum Bachlauf zurück in einer erneuten, Engen Felsenschlucht. Das Wasser war ganz klar, so dass erneut eine kurze Rast gemacht werden musste. Arno steckte den blanken linken Fuß hinein in das eiskalte Wasser, um den Fuß zu beruhigen. Die Kälte des Wassers verdrängte den Schmerz kurzfristig.

Dann ging es erneut weiter.

Und endlich öffnete sich nach einer weiteren Stunde das Tal – ein kleiner Teich war zu sehen.

War er hier am richtigen Ort? Irgendwann musste doch eine Wohnstätte zu sehen sein?

Hinter dem Teich eine kleine, lichtüberflutete Wiese.

Doch wo war die Höhlung, von der dieser Knecht gesprochen hatte? Oder war dies nur Gerede und er hatte sich etwas zu Recht geredet? Nichts war hier.

Arno ging weiter. Es musste ja auch bald die Helligkeit der Sonne nachlassen. Entweder diese Wohnstätte mit dem Mann finden oder ein Lager suchen. Rechts erhoben sich Felsen. Mit dem Pferd nicht zu überwinden. Es blieb nur am Bach weiter zu folgen oder auf der anderen Seite der Lichtung sein Glück zu versuchen oder umzukehren.

Arno versuchte sein Glück weiter am Bachlauf. Noch weiter in das Tal hinein. Doch schon nach einigen Wegschritten war rechts am Fels eine sehr markante überstehende Felsnase zu erkennen, dahinter ein breiter Spalt im Fels.

Der Boden davor sah aus, als ob hier jemand in Bewegung hin und her gegangen war, Äste waren beräumt worden, über dem Felsspalt hatte jemand ein Dach aus Hölzern geflochten und durch breitere Pflöcke leidlich abgestützt.

Hier musste es sein! Endlich- nach fast einem Tag des Weges zu Fuß vom Regenstein kommend.

„Hallo?" rief Arno in die Felsenspalte hinein.

Noch näher heran kommend erkannte Arno unter dem Überdach einen Vorhang durch eine dicke graue Decke.

„Hallo? Ist hier jemand?" rief Arno erneut in diese Felsenspalte hinein, ohne nach dem Vorhang etwas zu sehen. „Ich bin auf der Suche nach Bruder Ademar?"

Keine Antwort, keine Bewegung.

Arno klopfte den Grauen ab. Dann sattelte Arno das Pferd ab, legte den Sattel an die Felsspaltenseite. Dann ließ er sich auf Sattel und Decke nieder und befreite seinen linken Fuß erneut vom Stiefel. Der Fuß war immer noch geschwollen und der Schmerz biss darin.

Dennoch wollte Arno nicht hinter die Decke schauen, ob hinter ihr der Gottesmann war.

Der Graue riss sich wieder einiges Gras aus, das Pferd war es erstmal zufrieden. Sein Schweif ging nach oben und er äppelte reichlich ab.

'Oh nein!', dachte sich Arno. 'Wenn dies nicht der rechte Ort ist, sondern der Falsche vielleicht?'

Arno konnte genauso gut auf ein Lager von Räubern gestoßen sein. Die Pferdeäpfel würden verraten, dass hier jemand war und den Ort gefunden hat. Arno gefiel dies in diesem Moment nicht. Er stand auf und humpelte mit linkem Barfuß zum Grauen herüber.

„Lasst ihn gewähren!" hörte Arno eine Stimme von rechts.

Ein Mann in einer alten, dicken und lumpig wirkenden Mönchskutte mit mehreren Holzscheiten auf den Armen kam dort am Fels entlang geschritten.

„Der Mist dichtet gut gegen Wind ab! Und.." – der Mann warf die Hölzer vor die Felsspalte – „und die Natur muss doch ihren Lauf nehmen. Nicht wahr?"

Der Mann in der lumpigen, schmutzigen Kutte war um die 35 Jahre, hatte einen kurzen Vollbart und zotteliges dunkles Haar, an einer Stelle an der rechten Kopfseite grau.

„Nun, wenn es Euch nützlich erscheint, soll der Graue ruhig weiteräppeln!" sprach Arno lächelnd und streckte dem Mann die Hand zum Gruße aus. Der Mann schlug mit rauen Händen ein.

Arno entspannte sich schlagartig. Solch eine Gestalt hatte er nicht erwartet, eher einen noch viel Älteren. Einen, der vielleicht ums Feuer tanzt vor Wahnsinn. Oder einen Schweigsamen? Arno wusste nicht mehr genau, was oder wen er erwartet hatte- einen solch großen, noch jungen Mann nicht!

„Guter Bruder- ihr seid Ademar, nehme ich an?"

Der Mönch nickte, wies auf die Decke, als ob er eine Einladung aussprechen wollte.

„Ihr habt mich gesucht?" fragte der Mann.

„Ja. Und gefunden!" gab Arno zu.

Der Bruder Ademar musterte den Sattel und die Ausrüstung, die Arno daneben abgelegt hatte.

„Ihr seid ein Waffenknecht oder Ritter, mein Herr?"

„Ja, so ist es."

„Kommt herein und erzählt mir von Euch."

Arno blickte zu seinem Pferd.

„Oh. Noch geht es ihm gut und so ihn keine Wölfe reißen, geht es ihm auch morgen noch gut. Ihr jedoch..." der Mönch deutete auf Arnos blanken linken Fuß „.. solltet erst einmal am Feuer ruhen. Seit also für heute mein Gast."

Mit diesen Worten schlug der Mönch die Decke zurück und eine kleine Felsenhöhle, erhellt von etwas Restglut im Feuer wurde dahinter sichtbar. Ein paar Habseligkeiten lagen in Felsnischen, Stroh auf einer Liegestatt aus Weiden und eine Decke bildeten das Bett. Ein alter Metalltopf lag an der Glut. Einladend waren Lagerstatt und Höhle nicht, jedoch um einiges wärmer als der Spätherbsttag hier draußen. Also folgte Arno der Einladung.

„Mich wundert, dass ihr nicht allein eingetreten seid? Wie lang wartet ihr schon?"

„Einige Zeit. Aber es schickt sich nicht, uneingeladen ein fremdes Haus zu betreten, wenn kein Hausherr da ist."

Der Bruder Ademar blickte Arno verwundert an. „Die Ritter, die ich sonst kenne, hätten sich gesetzt und mein weniges bereits aufgefressen, mein Herr!"

„Ja, guter Mann, solche Ritter kenne ich auch!" sprach Arno und humpelte, den Stiefel in der Hand in die Höhle hinein.

Der Mönch bedeutete Arno, sich auf einen Strohsack zu setzen.

„Dann zeigt mir einmal den Fuß!" Der Mönch begutachtete die Schwellung. „Ihr habt sicher den Fuß überbeugt."

„Ja. Ich bin abgerutscht."

Der Mönch tunkte einen Leinenlappen in ein Gefäß. dann legte er den kalten Lappen auf die Schwellung. „Nichts gebrochen, nur überbeugt. In vier bis fünf Tagen und mit Ruhe seit ihr der Alte."

„Geht bitte zu meinem Sattel. Anbei ist ein Beutel mit Brot darin. Lasst uns das Brot brechen und reden."

Arno streckte sich auf dem Strohsack aus, bis es ihm bequem war. Der Bruder holte den Sattel, die Decke und die Ausrüstungen in die Höhlung herein, reichte Arno den Beutel. Arno nickte und lächelte dann. Der Mönch verschwand nun erneut nach draußen und brachte das Holz herein, wobei er gleich einiges in die Glut legte. Dann setzte sich Bruder Ademar auf sein Bett und nahm begierig das gereichte Brot.

„Danke euch, Herr. Das letzte Brot hatte ich vor zwei Wochen, als eine Alte hier war, um Rat zu bekommen. Ab und an bringen mir Leute dann auch etwas mit. Aber ich denke auch, ihr habt ein Anliegen?"

„So ist es, guter Mann." Arno kaute auf einem Kanten.

„Mein Name ist Arno. Seit kurzem bin ich Lehnsvoigt der Draburg- einen guten Tagesmarsch von hier."

„Ein Burgherr also? Herr Ritter Arno von Draburg nach dem Titel dann? Was führt Euch zu mir?" der Bruder Ademar blickte verwundert.

„Ich will von Anbeginn offen mit Euch reden, Ademar. In meiner Burg und in der nahen Siedlung sind gute, fleißige Leute. Wir arbeiten hart für unser Leben. Und unter uns sind viele, die Gottesfürchtig sind, nicht nur den Zehnten entrichten dafür. In mancher Stunde sind Gebete tröstend. Auch ich habe solche Stunden zur Genüge selbst erlebt. Daher habe ich die Bitte und die Hoffnung, Euch Bruder Ademar als Gottesdiener für uns zu gewinnen."

„Ihr wollt, dass ich bei Euch eine Gottesherde schaffe?" fragte Ademar irritiert. Das hatte er nicht erwartet, dem Augenschein nach.

„Nein, guter Mann. Die Herde ist schon da- viele Kinder Gottes. Ich suche einen Mann, der uns allen aus Gottes leben predigt, die Psalmen mit uns spricht und- wenn es Gott gefällt- ab und an auch mal mit zupackt und nicht vor der Not der Armen wegschaut."

Arno blickte gebannt auf den Mönch. Der Mann überlegte, augenscheinlich jedoch wollte auch er offen sprechen. Nach kurzem Zögern und langem Durchatmen erzählte Ademar.

„Dann bin ich wohl der Falsche, Herr Arno von Draburg. Ich bin Benediktiner. Ich komme aus dem Land am Fluss Rhein, dem Schwarzwald. Dort wurde ich als Junge in ein Kloster gegeben. Ja ihr vermutet richtig, auch ich bin aus gutem Stand. Aber mit zunehmender Reife hatte ich Fragen- Fragen, die niemand beantworten wollte, und ich hatte früh Zweifel an der Einmischung in das Weltliche gewonnen. Das Kloster, dem ich diente, hatte Macht und hatte anschaulichen Reichtum- es war ein- auch Besitz- großes Kloster. Ich bin sehr gottesfürchtig gelehrt worden, aber Erlebtes und das Besitztum widersprechen nach meinem unliebsamen Denken den in vielen Klöstern gelebten Ordensregeln. Als Mönch widersprach dies meinen eigenen Vorstellungen der Grundsätze des Ordens. Ich bat, auf Pilgerreise gehen zu dürfen- was man mir zur Verwunderung gewährte- aber ich kehrte nie mehr in mein Kloster zurück."

„Ein Benediktiner also?" Fragte Arno nach.

„Ja." sagte Ademar und tunkte sein Stück Brot in eine Flüssigkeit, die in dem kleinen Topf am Feuer war und nach Getreidebrei aussah.

„Ich bin mit Euren Ordensregeln nicht so bewandert. Aber Euer eigener Weg hat Euch, mein Herr Ademar, weit von den Grundsätzen der Benediktiner entfernt- verzeiht, wenn ich dies sage."

„Nein, Ritter. Ihr habt Recht. Ich bin der gemeinschaftlichen Beständigkeit meines Klosters entflohen, habe dem klösterlichen Lebenswandel den Rücken gekehrt, um Gott auf meine eigene Weise durch Arbeit und Gebete nahe zu kommen. Und das Gelübde der Oboedientia, also des Gehorsames? Ich bin nur mir und Gott zur Zeit Gehorsam."

„Aber Herr Mönch- Gott ist überall, Gott ist in allem und kann auch in allem verherrlicht werden. Seht nur die Einfachen bei mir in der Siedlung. Gott ist auch bei diesen Menschen. Und diese Menschen beten und arbeiten, Tag für Tag. Als ich zu den Einfachen gegangen bin, habe ich wenig Klage gehört, obschon in jedem Haus die Armut als Gast am Feuer saß. Auch diese Menschen würden mit einem Gottesmann gern ihr Brot teilen, so wie wir es hier in dieser Höhle tun. Gott ist auch in der Natur, selbst der Graue draußen ist ein Geschöpf Gottes. Ihr zeigt mir selbst gewählte Einsamkeit, ihr seit – wenn ich mich hier umschaue- arm an Besitz und eure Hände verraten mir, dass ihr für euer Auskommen hart arbeitet- wie die Menschen meiner Siedlung."

Arno bedeutete mit seinem Brot auch in den Getreidebrei tunken zu wollen. Der Mönch nickte. Arno kostete den fade schmeckenden Brei mit dem Brot. Ein süßlicher Nachgeschmack blieb auf der Zunge haften

Arno lehnte sich auf den Strohsack zurück.

„Je mehr ich darüber grübele, desto sicherer bin ich meiner Bitte: Kommt zu uns und predigt den einfachen Menschen das Wort Gottes. Sie werden Euch zuhören- ihr seid der Richtige dafür, Herr Bruder Ademar."

„Das würde dem Bischof aber sicherlich missfallen und anderen Geistlichen ebenfalls!"

„Seht es als Prüfung des Herrn." Arno musste lächeln. Vielleicht überlegt es sich Ademar ja. „So, und nun erlaubt mir die Frage: Was ist mit Eurem Gebiss? Es sieht ein wenig- verzeiht mir- unansehnlich aus?"

Unter dem Bart musste der Bruder lachen, er fasst sich an die linke fordere Gesichtshälfte.

„Nun Herr Ritter, ich hatte vor zwei Jahren im Winter den bösesten Schmerz, den ein Mensch nur haben kann im Gebiss. Ich bin vor Schmerz im Wald einfach umgefallen, erwachte irgendwann halb erfroren. Doch alle Gebete nützten nichts, so behalf ich mir im Gespräch mit Gott damit, mit einem kleinen Eisenhebel den Zahn selbst auszubrechen. Ich fiel danach in eine lange Ohnmacht, doch Gott gefiel es, mich wieder aufzurichten. Ich lag in einer fest gewordenen Lache aus Blut und Eiter mit langem Fieber."

„Gott wollte, dass ihr lebt. Ich habe auch eine Geschichte dazu. Nach einem Gefecht mit Ungarn im Bayerischen hatte ich eine tiefe Dolchwunde hier am linken Arm. Zwei Knechte hielten mich, als sie ausgebrannt wurde. dann umfing mich auch zwei Tage die Nacht."

Noch lange redeten die Männer am Feuer in der Felsenhöhlung. Am nächsten Morgen war auch der Graue noch nicht von Wölfen gerissen- er nahm sich Futter auf der Lichtung.

Zusagen gab es von Bruder Ademar nicht, dennoch war Arno von Draburg der Meinung, der Mönch würde über das Angebot nachdenken.

Ademar seinerseits zeigte Arno einen weniger beschwerlichen Weiterweg auf dem Bergplateau, so dass er am Abend über Susenburg kommend die Furthen durchqueren konnte und der Graue zur Nacht im Stall des Burghofes stand.

Arno von Draburg hatte viel zum Nachdenken.

Seine Schwellung am Fuß hielt noch weitere zwei Tage der Ruhe an.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro