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Der arme Herr

Spätsommer im Jahr 979.

Die Ernte wird in diesem Jahr noch erträglich werden. Nicht mehr lange und die Bauern haben die arbeitsreichste Zeit des Jahres. Von früh bis zum Ende des Tages wird es nur noch darum gehen, die Ernte einzubringen.

In der Siedlung an der Burg ruhten sich die Leute nicht aus.
Die Schmiedeeisen wurden nun auch wieder in der hergerichteten Schmiede in die Feueröfen gelegt. Schmied Jacob Richling hatte dort nun mit seiner Familie eine Heimstätte.
Bruder Ademar hatte nun eines der guten Grubenhäuser bezogen im Frühjahr- dort, wo auch die neue Kapelle entstehen soll. Ein Fundament dafür ist gesetzt worden, aus Stein soll das Gotteshaus werden.
Clemens Haus und ein schönes, größeres Grubenhaus bereiteten Menz und Wernherr für die Familien ihrer Schwester vor. Auch Gatter standen schon bereit für Vieh.

Mit dem Fertigstellen des Palas für seine Familie war es auch Herr Arno dieses Jahr ruhiger angegangen.
Die Arbeiten an einem Graben waren früh zur Ruhe gekommen. Ein Kellerraum für den Bergfried jedoch war ausgehoben, freigeschachtet und vorbereitet. Nur auf einen Steinmetz wartete man.

Die Aufgabe, welcher sich Arno im Frühjahr zu stellen hatte, bewirkte, dass die beabsichtigten Bündnisse mit den Slawen der Ostmark gut gehalten haben.

Kaiser Otto der Zweite marschierte wirklich in Polen ein.
Doch der Polenherrscher Mieszkov der Erste stand nun allein, ohne die von ihm angestrebten Bündnisse und ohne die beabsichtigten weiteren Auseinandersetzungen in der Ostmark. Damit war der Kriegsschauplatz nur noch auf Polen begrenzt.
Der Feldzug blieb- bis auf kleine Gemetzel mit unbelehrbaren örtlichen Rittern- fast ohne die erwarteten Gefechte.
Der Polen- Herrscher Mieszkov lenkte ein. Friedlich einigte man sich und die Unterwerfung Polens sorgte für Frieden und eine gewisse Stabilität im Nordosten und gute Warenlieferungen als Ausgleich in die deutschen Lande.

Die stolze Armee der Sieger befand sich nun auf dem Rückweg.

Gerüchte, welche vom Regenstein zu hören waren, besagten, dass - wenn der Franzose Lothar auf Lothringen verzichtet- damit für Kaiser Otto den Zweiten der Weg für einen Italien- Feldzug geebnet war.

Auf der Draburg gab es dieser Tage andere Sorgen für einen Rittersmann- Schmerzen! Zahnschmerzen!

Arno hatte vor zwei Tagen seine Kinder in die Gäste Kammer geschickt.
Einfach nur, um Ruhe für sich selbst finden zu können.

Seit gestern war der Medikus nun stetig beim Herren Arno.
Allerlei zur Beruhigung der Zahnwunde war seither unternommen worden.
Doch alles hatte versagt.

Arno hatte in Gedanken oft an Bruder Ademar gedacht und dessen Gesicht. Nach einer eigenen Behandlung, welche Ademar vor Jahren gemacht hatte, um seine Zahnschmerzen zu bekämpfen, blieb der Kiefer deformiert.

Arno war nur von einem Wunsch beseelt: 'Macht, dass der Schmerz aufhört.'

Der Medikus hatte gestern Abend das Fleisch am Zahn eingeschnitten und daraufhin war eine ekelhaft riechende Brühe in den Mund geflossen.

Ein Lindenblüten- Oel hatte der Medikus in der Nacht aufgetragen.
Arno hatte danach endlich wieder- und sicherlich auch aus Erschöpfung- schlafen können.
Wickel gegen Fieber bekam Arno dennoch, dies tat ihm gut.

Der Zahn musste heraus. Heute noch!

Barbara brachte Wein, vom Guten.

Der Wein wirkte bereits sehr, als auf Geheiß des Arztes Tobias und Christian in die Stube gerufen wurden.

"Die Geburt findet hier nicht statt, Männer. Geht dazu ins Dorf. "

Christian sah seinen Herrn besorgt an. "Wir sind schon richtig hier. Man sagte uns, ihr sorgt heute für die Musik? Herr?"

Arno knurrte zur Antwort.

"Am besten wäre, wenn einer den Kopf und die Schulter nimmt, der andere Mann die Beine fest macht. " sprach der Medikus nun mit besorgter Miene.

Magd Barbara brachte heißes Wasser und einige Tücher aus Leinen.

Arno stand der Schweiß auf der Stirn und am Leib.

"Oh, der arme Herr.", hatte die Magd Barbara noch gesagt.

Dann begann die Prozedur.
Der Arzt verstand sein Handwerk.
Dennoch liefen Arno die Tränen, dennoch zuckte sein Körper unter den Schmerzen und dennoch fiel ein starker Manneskörper unter Tränen, Schweiß und Blut aus dem Munde fast in einen Ohnmachtsschlaf.
Auch wenn der Zahn schon mal raus geholt war, der Medikus schien an der Zahnwunde beschäftigt.
Lange beschäftigt.

Irgendwann lösten die Knechte den Griff von ihrem Herrn.
Arno war bleich im Angesicht.

Die Kinder haben sich Zugang erbeten.
Die Sorge trieb sie um.
Arno konnte nicht reden und blickte sie nur noch trübe an.

"Ich kann dir deine Stirn immer mal abwischen, hat mir die Barbara gesagt.", sprach Lisbeth zur Beruhigung des Vaters.

"Viel Neues gibt es auch nicht zu berichten, Vater. Neue Leute sind im Dorf. Die Schwester von der Frau Barbara mit der Familie ist gestern Abend noch angekommen. Wernherr und Menz helfen, deren Haus in der Siedlung zu beziehen. Arbeit findet sich, sagte der Wernherr schon." Lukas gab sich, wie ein Alter.

Arno versuchte zu lächeln.
Arno griff die Hände seiner Kinder und blinzelte auch aufmunternd.
Auch der Leonhardt bekam ein zwinkern, auch wenn er ein wenig abseits stand.

Als die Kinder hinaus gingen, hörte Arno noch die Jungen reden.
"So schlimm sieht es gar nicht aus.", sprach der junge Leonhardt.
"Na, doch. Vater hat aber laut gejammert diesmal. Und lange hat es auch gedauert." Lukas schloss die Tür zur Kammer.
"Der arme Vater.", hörte man Lisbeth sprechen im Treppenhaus.

Mit der Zunge suchte Arno die wunde Stelle im Mund rechts.
Alles schien klaffend, geschwollen und blutig.
'Der vierte Backenzahn, der nicht mehr da ist. Alter Mann. Andere in deinem Alter sind schon nicht mehr. Bitte Herr, gib mir noch einmal einige gute Jahre. Bitte! '
Mit diesen Gedanken rollte sich Arno auf die Seite.
Dann schlief er ein.

Ab und zu klapperte es in der Kammer. Lisbeth und Barbara- und wie es Arno erschien auch noch eine weitere Person- sahen nach ihm. Auch des Nachts, denn einmal bemerkte Arno einen Lichtschein flackernd am Bett. Die Stirn wurde vorsichtig mit nassem und kühlen Tuch gewischt, ein kühler Wickel auf das Gesicht gelegt.

Barbara stellte am nächsten Morgen eine Grütze und Brot auf den Tisch.

Hunger war da, doch sorgte sich Arno wegen der Wunde.
Er nahm einige Happen hier und da, aber das Lager zog ihn zurück. Es war vermutlich auch besser so.

Lukas erschien mit Leonhardt gegen mittag in der Stube.
Arno ließ sich von den Jungen deren Umgang mit dem Schild und dem Kampfstab vorzeigen.
Offenbar hatten die zwei Jungen dafür allein geübt, um den Vater und Ritter zu beeindrucken.
Arno lobte, korrigierte wenig.

Arno fröstelte und daher zog es ihn nicht aus der Kammer, auch wenn die Neugier da war.
Am Abend schlief er schnell und fest ein.
Der Wundschmerz hatte nachgelassen.

Hell ist es- der Tag hatte schon lang begonnen.

Doch heute wollte Arno nicht wieder liegen bleiben.
Sich den Kindern und Leuten zeigen.
Stimmen hatte Arno schon im Innenhof der Burg gehört.
Bewegen kann nicht schaden.
Wenn es aber zuviel für Arno sein sollte, so konnte er sich in die Kammer zurück ziehen.

Arno zog sich an. Hose und Leinenhemd mussten heute reichen.
Wie steif sich seine Knochen gaben. Ungelenk und müde.
Er ging aus der Kammer, schloss die Tür und tastete sich die Treppe hinunter.

Benommen wagte Arno einen Blick in den Saal.

Eine Frau schruppte dort mit beiden Händen seinen Esstisch. Wer ist das?

Die Frau war um die 30 Jahre, war groß gewachsen, hatte aschblondes und mittellanges Haar und- was Arno auffiel- sie hatte sehr freundliche und schöne, lachende Augen.

"Guten Morgen." sprach Arno verunsichert.

"Guten Morgen, Herr Voigt." antwortete die Frau mit einem Lächeln. Sie unterbrach ihre Arbeit, im Angesicht des schwachen Arno. "Geht es Euch heute besser?"

Arno streichelte sich über die Wange. Es schien alles noch sehr geschwollen und dick.

"Ja. Danke der Nachfrage. Ich möchte mich zumindest einmal etwas bewegen, was - so denke ich- wohl ein gutes Zeichen ist."

Die für Arno fremde Frau lächelte.

"Der Medikus ist zu einer beschwerlichen Geburt nach Hasselfelde gebeten worden. Er versicherte jedoch, heute Nachmittag noch einmal nach Euch sehen zu wollen.", sprach die Frau mit netter, freundlicher Art- als würden Arno und sie sich schon ewig kennen.

"Entschuldigt meine Neugierde, junge Frau- aber, wer seit ihr?"

"Mein Name ist Katharina. Ich bin die Nichte von Frau Barbara Rötlein. Entschuldigt, dass ich mich nicht vorstellte, ich dachte, es geziemt sich für mich nicht."

"Die Nichte von der Barbara?"

"Ja, Herr. Wir kamen erst vor einigen Tagen aus dem Stolbergischen hierher. Vielen Dank, dass ihr meiner Mutter ,die Gitte Baldasar, mir und auch der Familie meines Bruders so gute Häuser im Ort zur Verfügung stellt. Wir haben es hier doch erheblich angenehmer als in unserer alten Kate am Neuwerk."

Arno wankte ein wenig. "Schön, wenn Euch die Unterkunft zusagt."

"Benötigt ihr Hilfe? Soll ich Euch zu essen bringen?"

"Ja. Essen wäre schon gut- bitte jedoch etwas weiches, was einfach durch den Mund geht."

"Meine Tante- entschuldigt Herr- Frau Barbara hat eine Brühe vorbereitet. Mit eingedicktem Brot sollte es für Euch bekömmlich sein. Ich hole es schnell."

Arno ging zu seinem Sitzplatz an der Tafel, als die Katharina schon zur Tür ging.

"Herr Arno? Ich freue mich sehr, Euch bei Kräften zu sehen. Ich habe Euch selbst immer die Wickel gemacht und auch die Stirn abgewischt und benässt."

"Ihr ward dies? Auch des Nachts?"

"Aber ja. Wir wollen Euch doch bei Kräften wissen." Die Frau Katharina zwinkerte Arno aufmunternd zu.

"Hmm." Arno ließ sich in seinen Lehnstuhl fallen. Erneut rieb er sich die Wange. Seine Zunge suchte erneut die Wunde im Mund. Ungewohnt war diese Leere an den Zähnen.

Katharina brachte eine größere Schüssel mit Holzlöffel und hielt zudem einen Brotlaib. Auch die gute Barbara kam herein.

"Armer Herr Arno. Habt ihr das Gröbste überstanden?"

"Danke Barbara. Ich denke schon. Obgleich ich große Furcht hatte, diese Schmerzen im Gesicht sind das Letzte, was ich armer Kerl zu fühlen habe."

Barbara kam an den Tisch heran.

"Meine Nichte kennt ihr bereits? Katharina ist eine Gute. Und ich möchte Euch bitten, dass die Katharina anstatt der Gitte in Euren Dienst als Magd hier eintreten darf. Meine Schwester, die Gitte, ist leider nicht ganz so gut bei Gesundheit. Die Katharina ist dagegen eine sehr große Hilfe für mich- jetzt schon."

Katharina stellte sich der Barbara mit bittender Haltung zur Seite.

"Barbara, wenn ihr es für richtig anseht? Ich weiß, ihr benötigt etwas Hilfe hier. Und wenn ihr die Katharina zur Hilfe haben wollt? So sei es !"

"Danke Herr." kam fast wie aus einem Munde von den beiden Frauen.

"Wo sind die Kinder? Es scheint mir recht ruhig im Hause."

"Die jungen Herren begleiten den Tobias zum Fischen am Fluss heute morgen. Sie baten selbst darum. Die Lisbeth ist bei meiner Schwester im Dorf. Soll ich sie holen gehen?" erklärte Barbara.

"Nein, Nein. Lasst sie ruhig. Gibt es sonst Neuigkeiten?"

Barbara überlegte. "Nein Herr. Eigentlich nicht. Die ersten Drudensteiner Bauern sind auf den Feldern zur Ernte. Die Männer haben gestern vom Mittag bis zum Abend wieder Holz mit dem Ochsenkarren hergeschafft. Ein Mann aus Drudenstein wollte vorsprechen bei Euch- wegen der Viehabgaben. Und Bruder Ademar war vorgestern auch einmal hier- sagte jedoch nicht, was sein Anliegen war."

"Hmm. Danke. Die Brühe ist im Übrigen gut mit Brot zu essen."

"Sehr schön. Wir sind wirklich sehr erleichtert, dass ihr auf dem Weg einer Genesung seid. Alle hier.", gestand die gute Barbara. Die Katharina nickte freundlich lächelnd zur Zustimmung.

"Ja. Ich hoffe auch, es bleibt so."

"Herr? Dann gehe ich zurück in die Küche. Wenn ihr etwas benötigt, ist die Katharina ja hier noch im Haus, ja?"

Arno nickte, um die Barbara nicht zu viel Zeit von der Arbeit abzuhalten. Barbara ging hiernach mit Kopfnicken. Und Katharina ging mit dem Waschsand und dem Tuch, um den nächsten Tisch abzuscheuern.

Die Brühe und das eingetunkte Brot taten Arno gut- sie waren auch leicht zu schlucken. Behutsam achtete Arno darauf, nicht an die Wunde im Mund zu gelangen. Die Mahlzeit schien ewig Zeit zu nehmen, nicht zu enden.

"Was riecht hier so?" fragte Arno die Katharina.

Sie musste über die Frage lächeln. "Ich habe gestern den Boden hier sauber gemacht. Da habe ich auch Blüten ausgestreut und damit gefegt. Lavendelblüten und Kamille. Ich hoffe, es ist euch nicht unangenehm."

"Nein. Nein. Im Gegenteil." Arno staunte.

Irgendwie jedoch hatte er sich auch auf seinem Krankenlager ein wenig verlegen, denn der Nacken schmerzte. Vielleicht war es auch noch vom derben Herausholen des Zahnes.

Es war an der Zeit, einmal hinaus an die Luft zu gehen- nach dem Rechten zu sehen dort draußen. Doch Arno spürte körperliche Mattheit.

Dennoch erhob er sich, ging langsam zur Tür des Palas. Ah! Frischer Luftzug! Wie wohltuend. Die Burg lag ruhig in der Hitze des Tages.

Arno ging zum Torhaus.

Der Andreas versah dort den Wachdienst.

Wortlos kletterte Arno die Stufen hinauf- unter Andreas Blicken.

"Herr? Geht es?", fragte der Andreas.

"Ich geb mein Bestes." - das entsprach der Wahrheit. Auch wenn es langsam ging- Arno war froh, einmal wieder unter die Leute zu kommen.

"Nicht viel los. Einige Händler sind auf dem Drogweg unterwegs. Tobias ist mit den Jungen und einem Jungen aus dem Dorf zum Fluss gegangen. Der Menz schafft sich mit Stephan dort vorn. Sie beschauen die neuen Stämme. Der Christian schläft, er hatte die Wache zur Nacht." erstattete Andreas Bericht.

Arno setzte sich auf den Schemel, den er für die Wache hatte hier oben in die Ecke einbauen lassen. Die Männer sollten nicht nur stehen müssen. Auch im Sitzen konnte man von hier alles gut einsehen. "Andreas? Warst du schon einmal so erkrankt, dass du zum Herrgott sprichst und um weitere Lebensjahre bittest für Dich?"

Andreas lächelte. "Einmal ging es mir so. Mit einem furchtbaren Fieber. Ich dachte damals, ich mache meine letzten Tage. Gott hat mir zugehört und die Engel wieder zurückgerufen. Das ist jetzt aber schon einige Sommer her."

"Als das mit dem Gesichtsschmerz jetzt kam und so schnell immer schlimmer wurde, ging es mir so. Ich hatte Sorge, ich würde Euch alle zurück lassen müssen. Glaub mir- das möchte keiner haben- solche Schmerzen. Ich bin immer noch ganz zittrig auf den Beinen." Arno schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonne im Gesicht. Immer noch pochte es ab und zu an der Wange- jedoch diese stechenden Schmerzen waren weg.

"Herr. Man sieht Euch im Gesicht noch an, dass ihr Furchtbares überstehen musstet. Wir haben Euch auch noch niemals so jammern gehört- entschuldigt, wenn ich das so frei heraus sage."

"Hmm." knurrte Arno billigend- jedoch mit festem Blick. "Die Dienste stehen? Sind alle gut eingeteilt?"

"Ja. Alle wissen, wann sie dran sind."

"Gut. Ich werde hier mal ein wenig dösen in der Sonne. Lass dich nicht davon stören."

Nach einiger Zeit kam die Katharina aus dem Palas heraus und kippte den Eimer mit Wasser am Ende des Rinnsal an die Palisade. Arno winkte die Magd heran, als sie zu ihm auf dem Torhaus blickte.

"Würdet ihr mich in die Siedlung bringen? Ich möchte einmal die neuen Bewohner am Ort begrüßen."

Die Magd Katharina lächelte. "Sehr gern. Ich sage nur noch kurz in der Küche Bescheid."

Arno stand von seinem Schemel auf und kletterte die Stufen wieder herab. Dem Andreas winkte er freundlich. Ein Blick zu den Pferden wurde vom Grauen erwidert. Der Graue kaute sein Gras, schnaufte zufrieden und stellte die Ohren hoch. Alle Tiere also auch gut versorgt.

Katharina kam zurück, wischte ihre Hände an der kurzen Schürze ab. "Bereit?"

Arno nickte. So gingen beide langsamen Schrittes hinaus zum Tor und den Weg entlang.

Arno erschien es auf dem Weg zum Ort so, als wollte die Katharina vielleicht reden. Aber irgendwie fiel ihm kein Gespräch so recht ein. "Wie lange hat die Anreise hierher gedauert?"

"Einen ganzen Tag, Herr. Aber wir hatten es ja auch lange und gut vorbereitet. Und mit Hilfe vom Onkel Wernherr gelang alles gut- auch weil sich das Wetter hielt."

"Hmm." brummte Arno bestätigend.

Die fröhliche Katharina wollte jedoch weiter reden. "Ich durfte vor Jahren schon einmal auf der Draburg meiner Tante für einige Wochen aushelfen- damals war sie gestürzt und benötigte Unterstützung. Wenn ich daran zurückdenke- wie die Burg damals aussah- und auch der Ort. Seitdem ihr die Herrschaft hier habt, Herr Arno, hat sich so viel verändert- ihr habt hier so viel Gutes bewirkt."

"Die Leute haben das erreicht. Und es war ein sehr harter, arbeitsreicher Weg."

Katharina merkte wohl, dass Arno der Lobgesang gefiel. Die Magd hatte auch die Wahrheit gesagt. Draburg- Ort und Burg- hier hatte sich sehr viel gewandelt.

"Wo wohnt ihr jetzt mit Eurer Familie, Frau Katharina?"

"Ich lebe mit der Mutter in einem Haus, welches wohl vorher einem Clemens gegeben war. Mein Bruder, der Detlef mit seiner Frau und den zwei Kindern, lebt in einem großen Grubenhaus gleich nebenan."

"Aha, das große, neue Haus- gleich dahinter. Doch entschuldigt, ich dachte ihr habt eine eigene Familie."

"Dies hat sich leider nicht ergeben. Neuwerk war klein. Es gab Männer, die um mich freien wollten- ja. Aber die Männer haben mir nie zugesagt. Ich bin ungebunden. So bin ich dann bei meiner Mutter im Haus geblieben."

Arno war verwundert. Die Katharina war freundlich und ansehnlich an Gesicht und weiblicher Figur. Warum hatte die Frau nicht den passenden Mann gefunden? Nun ja, wer weiß?

Die Magd Katharina hatte wohl die Verwunderung Arnos bemerkt. Dies schien die junge Frau ein wenig zu belustigen- sie lächelte schüchtern.

An der Schmiede machten die Zwei zuerst auf Arnos Wunsch einen Halt. Arno unterhielt sich dort kurz mit dem Jacob Richling. Dieser zeigte sich zufrieden über Haus und Geschäft, zeigte Arno einige anstehende Arbeiten- Arno war voller Bewunderung für die gute Handwerksarbeit.

Hiernach gingen Katharina und Arno zu den zwei neu bezogenen Häusern.

Die Katharina stellte in dem älteren Haus ihre Frau Mutter vor, die Gitte Baldasar. Die Gitte war ebenso freundlich und herzlich, wie es die Barbara Rötlein war. Aber vom Angesicht hätte man nicht vermutet, dass beide Frauen Schwestern waren, denn die Gitte war größer und auch nicht so zierlich. Dankbar zeigte sich die Gitte dafür, dass sie und die Katharina das gute Haus erhalten haben, auch darüber, dass soviel vorbereitet war und die Leute im Dorf sie herzlich willkommen hießen.

Ebenso freundlich wurde man nebenan beim Bruder der Katharina, einem Detlef Baldasar und dessen Familie aufgenommen. Der Detlef war ein gestandener Mann mit dünnem Haar, freundlich- jedoch ein wenig verschlossen. Er wollte in diesem Jahr sich um das Vieh kümmern, den anderen Bauern beim Einbringen der Ernte helfen und danach auch den Holzfällern zur Hand gehen. Mit dem Hanjo hatte er hierzu schon gesprochen. Der Detlef ließ aber auch erkennen, dass er als Bauer ein Dasein mit der Familie finden wolle.

Lisbeth wurde in dem Haus auch angetroffen. Die Tochter von dem Detlef Baldasar war mit 18 Jahren in Lisbeths Alter- dem Anschein nach verstanden sich die Mädchen sehr gut.

Arno- dem schon immer daran gelegen war, für Lisbeth eine gleichaltrige Freundin gefunden zu wissen- freute diese neue Bekanntschaft der Tochter Lisbeth. Insgeheim schwor sich Arno, den beiden Mädchen- wenn es deren Arbeiten zuließ- auch Zeit miteinander zu geben, wo es ging.

Die Familie des Detlef Baldasar hatte auch noch einen 15 jährigen Sohn, wie Detlefs Frau Agnes erklärte. Eben dieser Sohn Felix sei es auch, der den Tobias , den Leonhardt und den Lukas zum Fluss hinunter begleite.

Arno war nach den freundlichen Gesprächen mit den Neuankömmlingen mehr als zufrieden. Sechs neue Anwohner- viele gute Leute mit fleißigen Händen.

Ein großer Zugewinn.

Einen letzten Besuch aus Neugierde machte Arno in Begleitung der Katharina bei Bruder Ademar.

Wie sich herausstellte, hatte Ademar nur die Sorge um das Wohl Arnos in die Burg getrieben. Wohl auch, da Ademar selbst nach einem ähnlichen Zahnschmerz doch nachwirkend gezeichnet blieb. Die Freude über das Wohlauf sein des Freundes und Voigtes war jedoch nur kurz- Arno hatte sich wohl doch für den ersten Spaziergang zu viel zugemutet.

Arno war ein Schwindel im Kopf aufgekommen und die Knie waren ihm weich.

Gestützt auf die Magd Katharina und einen von Ademar zur Hand gegebenen Stock ging Arno zurück zur Burg.

Katharinas Hilfe war Arno auch hierbei sehr willkommen.

Er nahm es der neuen Magd auch später in der Kammer nicht übel, dass Katharina ihn- den Voigt- maßregelte, sich doch noch zu schonen und erst einmal noch in der Kammer - auf dem Bett zu ruhen.

In Abständen schaute die neue Magd nach Arno, brachte auch zu trinken und zu essen in die Kammer. Auch den Arzt begleitete die Magd Katharina und ließ sich anweisen, wie dem Herrn geholfen werden könne.

Arno war froh, diese schwere Zeit überstanden zu haben.

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